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Moosgrün, Fischgrat und Charakter – mein britischer Modeweg

8. August 2025

Ich mag den britischen Landhausstil in der Kleidung und bei meinem Besuch in Schottland deckten meine Frau und ich uns mit Tweed in allen Formen ein.

Für mich ist der gehobene britische Kleidungsstil mit Tweed mehr als nur Mode – er ist Ausdruck einer Lebenshaltung, die Tradition, Qualität und Understatement vereint. Ursprünglich in den ländlichen Regionen Großbritanniens beheimatet, diente Tweed einst als robuster Stoff für Jagd, Reitsport und Outdoor-Aktivitäten. Heute steht er für mich für eine zeitlose Eleganz, die sowohl auf dem Land als auch in der Stadt geschätzt wird. Mit Tweed fühle ich mich nie falsch angezogen.

In Schottland besuchte ich zahlreiche Herrenausstatter, aber am wohlsten fühlte ich mich in Glasgow bei Walker & Slater. Leider hatte ich nicht die Zeit, um Maß zu nehmen, also kaufte ich nur ein Einstecktuch, aber bei einem längeren Aufenthalt, ist das mein Laden.

Zentrales Element dieses Stils ist das Tweed-Sakko – meist maßgeschneidert, aus schwerem Wollstoff gefertigt und häufig in klassischen Mustern wie Fischgrat, Hahnentritt oder dem berühmten Prince of Wales Check gehalten. Farblich dominieren natürliche, gedeckte Töne wie Moosgrün, Graubraun, Rostrot oder Senf, die sich harmonisch in das britische Landschaftsbild fügen und eine warme, geerdete Wirkung entfalten.

Der typische Look kombiniert das Sakko mit einer passenden Weste, einem Hemd – oft mit Button-Down-Kragen oder dezenter Musterung – sowie einer Krawatte oder Fliege. Dazu werden hochwertige Lederschuhe getragen, etwa Brogues oder Chelsea Boots, die den traditionellen Charakter des Outfits unterstreichen. Wer den Stil vollständig leben möchte, ergänzt ihn mit klassischen Accessoires wie Schiebermütze, Einstecktuch, Tweed-Cape oder sogar einem Gehstock – stets mit Bedacht gewählt, niemals übertrieben.

Was diesen Stil für mich besonders macht, ist seine Haltung: Er wirkt gepflegt, aber nicht affektiert; distinguiert, aber nicht protzig. Er transportiert eine Form von Noblesse, die nicht auf Etikette, sondern auf Charakter beruht. Tweed erzählt Geschichten – von alten Herrensitzen, Teestunden am Kamin, verregneten Herbstjagden und Spaziergängen über nebelverhangene Felder.

Für mich bleibt britische Kleidungsstil mit Tweed aktuell – nicht als Trend, sondern als beständiger Ausdruck von Stil, Qualität und Persönlichkeit. Wer ihn trägt, wählt bewusst: gegen Schnelllebigkeit, für Authentizität.

Lachend losgefahren

29. Oktober 2008

Jetzt beginnt die Zeit des Wartens am Bahnsteig. Es wird Herbst und die Blätter fallen. Und das bedeutet, dass die Züge, vor allem die S-Bahn einen längeren Bremsweg haben und sich so verspäten. Das gab es früher nicht. Früher hatte die Bahn noch Mitarbeiter eingesetzt, die sich um fallendes Laub gekümmert haben. Heute sind die Kosten optimiert, die Mitarbeiter damit entlassen und dem Arbeitskreislauf zugeführt. Ausbaden dürfen es wir Kunden, denn die Bahnticketpreise steigen ja sowieso. Ach ja, Bahn: Am Montag morgen um 8:12 Uhr hab ich meinen wöchentlichen Anfall bekommen. Ehefrau und ich sind gemeinsam zum örtlichen Bahnhof geeilt und stürmen die Treppe hoch, um die S-Bahn zu erreichen. Den Blickkontakt zum Fahrer gesucht, der besagt: „Wir wollen noch mit.“ Wir stehen vor der Tür und was macht der Mensch: „Bitte zurückbleiben.“ Die Türen sind gesperrt und der Zug fährt ab. Und das Höchste: Die Type im Zug grinst uns an. Er hat genau gewusst, was da abgeht. Glaub ich´s noch? Dieses ganze System heißt Dienstleistung und hier spielt die Bahn ganz, ganz weit hinten mit.