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Geschichte(n) zum Leben erweckt – die jährliche Lesung des Arbeitskreises Geschichte in der Gemeindebücherei Maisach

12. Mai 2025

Einmal im Jahr verwandelt sich die Gemeindebücherei Maisach in einen lebendigen Erinnerungsraum: Der Arbeitskreis Geschichte der Gemeinde lädt zur Lesung aus den „Meisaha“-Heften ein, der jährlich erscheinenden Publikation, die sich mit der Vergangenheit und den Geschichten der Gemeinde und ihrer Ortsteile befasst. Die Veranstaltung ist mehr als eine Vortragsreihe – sie ist ein atmosphärisches Zeitfenster, das die Vergangenheit eindrucksvoll gegenwärtig macht.

Die jüngste Lesung bot ein besonders breites Spektrum an Themen und Schicksalen, die allesamt tief mit Maisach und Umgebung verbunden sind. Sie zeigte auf eindrucksvolle Weise, wie reich, bewegend und manchmal auch kurios die lokale Geschichte ist. Hier die komplette Lesung in einem Stück.

Von Ziegeln und Schicksalen: Die Ziegelei in Rottbach
Den Auftakt machte Stefan Pfannes mit einem detaillierten und lebendig erzählten Beitrag zur Geschichte der Ziegelei in Rottbach. Die Wurzeln der Ziegelherstellung in der Region reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Besonders im Fokus stand das Lebenswerk des Landwirts und späteren Bürgermeisters Michael Pschor, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine moderne Ziegelei mit Ringofen errichtete. Trotz großer Investitionen und anfänglicher Erfolge endete das Unterfangen tragisch – mit einem Großbrand, wirtschaftlichem Niedergang und dem vollständigen Verlust des Familienbesitzes.

Die Erzählung wurde ergänzt durch Anekdoten, persönliche Erinnerungen und sogar einen Einblick in das damalige Personalwesen: Maria Riesenberger, eine ledige Bauerntochter, fuhr als erste Frau die Elektrolok der Ziegelei – eine Leistung, die ihr männliches Umfeld laut ihren Worten schlicht nicht zustande brachte. Hier der Vortrag von Stefan Pfannes.

Der Einmarsch der Amerikaner: Kriegsende in Maisach
Helga Rueskäfer zeichnete anhand zeitgenössischer Pfarrberichte und kommunaler Dokumente das Kriegsende 1945 nach. Sie las aus den Aufzeichnungen des Pfarrers von Maisach, der den Einmarsch der amerikanischen Truppen als Befreiung beschrieb.

Neben Sachberichten über Plünderungen, Beschlagnahmungen und provisorische Verwaltungsstrukturen fanden auch persönliche Schicksale Erwähnung – etwa der eines russischen Wachmanns, der auf der Flucht erschossen wurde. Der Bericht verdeutlichte, wie abrupt der Zusammenbruch der alten Ordnung kam – und wie schwierig der Weg in eine neue, friedliche Zeit war. Hier der Vortrag von Helga Rueskäfer.

Kindheit im Exil: Ein Flüchtlingsmädchen in Gernlinden
Cornelia Schader gewährte mit ihrem Beitrag einen sehr persönlichen Einblick in das Leben ihrer Mutter Brigitte Mann, die 1945 als sechsjähriges Kind mit ihrer Familie aus Ostpreußen nach Gernlinden kam. Die detaillierte Schilderung der Flucht, der ersten Wohnsituation, der Integration in Schule und Alltag rührte das Publikum spürbar.

Mit plastischen Bildern – wie einer aus Fallschirmseide selbstgenähten roten Bluse – wurde deutlich, wie knapp und zugleich hoffnungsvoll das Leben nach der Flucht war. Besonders bewegend: die Erinnerung an die Schulspeisung mit Rosinengrütze und an die Freundlichkeit der amerikanischen Besatzungssoldaten, die Donuts und Schokolade an die Kinder verteilten.
Hier der Vortrag von Cornelia Schader.

Bahnunfälle und der Ruf nach Sicherheit
Karl Muth las mehrere Abschnitte aus seinem Artikel zu dramatischen Zugunglücken in Maisach und Gernlinden. Besonders eindrücklich war die Geschichte eines tragischen Unfalls im Jahr 1969, bei dem eine junge Frau auf einem ungesicherten Bahnübergang ums Leben kam.

Der ehemalige Bahnbeamte Ludwig Paternoster berichtete aus erster Hand über die Ereignisse, was dem Beitrag emotionale Tiefe verlieh. Die Schilderungen machten zugleich deutlich, wie lange in Maisach für die ersehnte Bahnunterführung gekämpft wurde – ein Mahnmal für die Bedeutung von Verkehrssicherheit. Hier der Vortrag von Karl Muth.

Industrielle Spuren: Das Kalksandsteinwerk in Überacker
Stefan Schader präsentierte seinen Text über das heute fast vergessene Kalksandsteinwerk in Überacker. Die Geschichte begann 1960 mit dem Abbau eines Sandhügels, der sich als wirtschaftlicher Rohstoff erwies. Die Fabrik bot neue Arbeitsplätze, lockte Gastarbeiter aus Spanien und Marokko an und veränderte die Sozialstruktur des Dorfes.

Nach der Wirtschaftskrise Mitte der 1970er Jahre wurde das Werk stillgelegt. Heute erinnert nur noch eine Halle an diesen Abschnitt Industriegeschichte. Mit viel Detailreichtum erzählte Schader von Technik, Alltag und Wandel in einem kleinen Ort. Hier der Vortrag von Stefan Schader.

Vom Herzen Maisachs nach Togo
Matthias J. Lange las aus seinem Artikel über die Entstehung der „Aktion PIT – Togohilfe“. Aus einer privaten Initiative entwickelte sich in den 1980er Jahren eine der bedeutendsten Togo-Hilfsorganisationen Deutschlands – ihren Ursprung hatte sie in einem Maisacher Wohnhaus. Mit anschaulichen Geschichten von Schulranzen, Feuerwehrbussen und ehrenamtlicher Hilfe bis hin zu globalem Engagement vermittelte der Beitrag eindrucksvoll, wie eine Gemeinde über sich hinauswachsen kann. Besonders berührend war das Erinnern an Elisabeth, das erste Patenkind mit der Startnummer 100, und an die kleinen Erfolge, die in Summe große Wirkung entfalten. Hier der Vortrag von Matthias J. Lange.

Eine legendäre Rauferei
Zum Abschluss trug Stefan Schader noch eine amüsante Anekdote vor: eine legendäre Wirtshausschlägerei aus den Nachkriegsjahren, bei der Maisacher Burschen und Mitglieder des Boxclubs Fürstenfeldbruck aneinandergerieten. Der Vater der Müllersöhne rief per Telefon zum Kampf auf und versprach, alle Schäden zu bezahlen – was er später auch tat.

Die Geschichte, längst zu einer Art Dorfle­gende geworden, sorgte für Schmunzeln und erinnerte an eine Zeit, in der Konflikte oft noch mit Fäusten, aber auch mit Ehre ausgetragen wurden. Hier der Vortrag von Stefan Schader .

Die Lesung des Arbeitskreises Geschichte war ein eindrucksvolles Beispiel für gelebte Erinnerungskultur auf kommunaler Ebene. Die Beiträge reichten von bewegender Familiengeschichte über Industrie- und Verkehrsgeschichte bis hin zu humorvollen Anekdoten – stets fundiert recherchiert, persönlich erzählt und mit dem Herzen bei der Sache.

Die Meisaha-Hefte sind nicht nur eine Chronik der Vergangenheit, sondern auch ein Fenster in das kollektive Gedächtnis der Gemeinde. Die Veranstaltung in der Gemeindebücherei Maisach zeigte: Geschichte lebt, wenn man sie erzählt. Und Maisach hat viel zu erzählen.

Wenn das Steckerlfischboot bei uns vor Anker geht

11. April 2024

Mit dem Steckerlfisch ist es so eine Sache. Für mich ist so eine Makrele am Stock etwas besonders. Ich verbinde mit so einem Fischgeschmack bestimmte unbeschwerte Jugenderinnerungen und ich bin auch ein wenig anspruchsvoll, wenn es um Steckerlfisch geht. Nur einen Fisch am Stock über Hitze reicht nicht für ein genussvolles Essen.

Und daher freut es sehr, dass Robert Toni Gross, sicherlich der bekannteste und beliebteste Steckerlfisch-Griller im Landkreis Fürstenfeldbruck, nun mehrmals in unserer Gemeinde mit seinem Steckerlfischboot vor Anker geht und seine irischen Makrelen anbietet.

Ich habe Robert Toni Gross zum ersten Mal auf dem Maisacher Volksfest kennengelernt und wenn ich antreffe, kaufe ich seitdem gerne seinen Fisch. Steckerlfisch ist schließlich eine bayerische Spezialität, die besonders bei Volksfesten beliebt ist. Und irgendwie ist das ganze Jahr festlich zumute und daher esse ich das ganze Jahr diesen und anderen Fisch. Das Besondere an Steckerlfisch ist die Zubereitungsweise: Ein ganzer Fisch wird auf einen Metallstab (Steckerl) gespießt und über offenem Feuer gegrillt. Diese traditionelle Zubereitung verleiht dem Fisch ein einzigartiges rauchiges Aroma und eine knusprige Haut.

Zu Karfreitag waren in der ganzen Gegend immer wieder Steckerlfische von unterschiedlicher Qualität bei unterschiedlichen Anbietern im Verkauf. Amateure, die nicht wissen, was sie tun, waren ebenso unterwegs wie Grillprofis wie es eben Robert Toni Gross einer ist. Ich hab keine Lust mehr auf Experimente und versalzene Fische und bleibe daher beim Steckerlfisch-Kauf bei meinem angestammten Dealer. Er hat das Grillen optimiert, in einem bestimmten Winkel grillt er die Fische über der Buchenholzkohle. Beim Filetieren kann er überprüfen, ob der Fisch speisefertig ist, wenn er den Stab herauszieht. Leider verrät er nicht, was in seinem Grillgewürz enthalten ist, außer zwölf Gewürzen. Die genaue Zusammensetzung bleibt sein Geheimnis. Der Verkauf seiner irischen Makrelen ist natürlich wetterabhängig und wird jeden Tag auf der Homepage aktualisiert.

Die irische Makrele, auch bekannt als Atlantische Makrele (Scomber scombrus), ist eine weit verbreitete Fischart im Nordostatlantik und im Mittelmeer. Sie ist für ihre charakteristischen blaugrünen Rücken und silbrigen Seiten bekannt. Makrelen sind Schwarmfische, die sich hauptsächlich von kleinen Fischen, Krill und Plankton ernähren. In Irland ist die Makrele ein wichtiger kommerzieller Fisch und spielt eine bedeutende Rolle in der irischen Fischereiindustrie. Sie wird von Küstenfischern sowie von größeren Fangflotten gefangen. Sie ist reich an Omega-3-Fettsäuren und gilt als gesunde Proteinquelle.
Robert Toni Gross bezieht seine Fische aus Irland.

Tour des Steckerlfischbootes
Jetzt hat er seine Tourplan veröffentlicht. Montag: Gernlinden, Dienstag: Maisach vor dem Rathaus, Donnerstag: Olching, Freitag: Günding/Bergkirchen, Samstag: Mammendorf. Für mich ist nun Dienstag Fisch-Tag. Arbeit am Rechner unterbrechen, Spaziergang zum Rathaus, Fisch kaufen und kleinen Ratsch halten und dann den Fisch genießen, bevor es wieder weitergeht. Für mich eine wunderbare kulinarische Bereicherung meines Mittagstisches. Daten auch auf der Website.

Lust auf Geschichte – Arbeitskreis Geschichte im Dorf

27. März 2023

Natürlich bin ich an der Welt- und Nationalgeschichte interessiert und verfolge sie mit großer Aufmerksamkeit. Aber Geschichte findet auch im Kleinen vor der Haustüre statt. Bei uns in der Gemeinde Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck gibt es einen losen Zusammenschluss von geschichtsinteressierten Bürgern zu einem Arbeitskreis Geschichte.

Zwar haben wir in unserem oberbayerischen Dorf nicht Könige und Kaiser, Schlösser und Burgen, aber wer genau hinschaut, findet immer wieder schöne Geschichten. Und als Geschichtenerzähler bin ich sehr angetan, was dieser Arbeitskreis auf die Beine stellt – er gibt sogar regelmäßig eine Publikationsreihe meisaha – Hefte zur Gemeindegeschichte.

Aus dieser Reihe gab es vom Arbeitskreis jetzt eine Lesung im Gemeindeteil Gernlinden, die regen Zuspruch bei den Bürgern fand. Kulturreferent Stefan Pfannes und das Team des Arbeitskreises trugen auszugsweise Texte vor, die von der Geschichte der Gemeinde handelten. Spontan fielen mir auch ein paar Geschichten ein, die ich in den Arbeitskreis einbringen möchte. Ich hab Lust auf Geschichte.

Es gab viele Geschichten zu hören: Darunter waren Ausgrabungen in Gernlinden, der Schwarzbau bei der Errichtung der Maisacher Kirche, die dramatische Situation der Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg, auch die Wirtschaftsgeschichte wurde beleuchtet am Beispiel vom Autohaus Walther samt Tankstelle. Hier war der erste Tankautomat der Gemeinde zu finden, der allerdings nur 5 D-Mark-Stücke annahm. Der Liter Benzin kostete damals aber auch nur 47 Pfennige.

Persönlich sprach mich die Berichte von Elfriede Böttcher an. Sie berichtete in ihrem Artikel „Ingeborg Ackermann zum 100. Geburtstag“ wie es dazu kam, dass nach der unter dem Pseudonym Teda Bork bekannten Schriftstellerin aus Maisach aus den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Straße benannt wurde. Ich muss zugeben, dass ich zuerst die Verfilmung des Im Namen einer Mutter von Erich Engels von 1960 kannte und später ein paar Erzählungen in die Finger bekam. Das Buch und der Film berührten mich. Eine junge Witwe erschießt den Mörder ihrer kleinen Tochter, weil das Gericht den Sexualtäter, der bereits zwei Kinder umgebracht hat, als Geisteskranken für unzurechnungsfähig erklären musste; sie selbst erhält mildernde Umstände wegen Totschlags im Affekt.

Der Abend machte mir Lust auf mehr Geschichte und mehr Geschichten. Es ist schön, wenn sich Bürger für so ein Thema engagieren.

Bücherflohmarkt im Pfarrzentrum Gernlinden

27. Oktober 2022

Ich hatte eigentlich meiner Frau versprochen, dieses Mal keine Bücher zu kaufen, aber ich habe mein Versprechen gebrochen als ich im Pfarrsaal von Bruder Konrad in Gernlinden im Landkreis Fürstenfeldbruck stand und die Schätze vor mir sah. Ein Paradies voller Bücher.

Einmal im Jahr findet der Bücherflohmarkt in Gernlinden statt, organisiert vom Ortskartell der Vereine. Das ist so eine Art Überverein bei dem alle Vereine des Maisacher Ortsteils Mitglied sind. Das ganze Jahr über werden Bücher gesammelt und dann an zwei Tages den Publikum zum Kauf angeboten. Die Preise sind niedrig, die Auswahl ist groß und der Erlös kommt einem guten Zweck zugute. Der große Spielplatz in Gernlinden profitiert von den Einnahmen.Was also will man mehr?

Der Herr der Bücher Christian Kemether

Der Herr der Bücher Christian Kemether, Gemeinderat und Mitglied des Ortskartells, und das Team machen hier eine vorbildliche Arbeit, die ich gerne unterstütze. Nächstes Jahr möchte ich an der Organisation gerne mitarbeiten, denn ich finde den sozialen Gedanken sehr gut.

Es gab allerhand Arten von Büchern, die grob vorsortiert waren. Das meisten Bücher waren natürlich Romane aller Art – darunter viele Thriller und klassische Unterhaltung. Ich hab auch die Biografie von Jan Fedder gesehen, die von Tim Pröse verfasst wurde. Der Spiegel Bestseller-Autor war vor kurzen zu einer genialen Lesung in unserer Gemeindebücherei. Es gab leider nur ein wenig SF und Fantasy, Horror habe ich keine gesehen – oder sie waren schon weg. Professionelle Buchhändler waren gleich zu Anfang da und haben die Schätze geplündert, aber wer sich die Zeit nahm die Hunderte, nein Tausende von Bücher in mehreren Räumen durchzuschauen, der wurde fündig.

Auch Tim Pröse gab es zu kaufen.

So wie ich, der zwei Taschen voller Bücher heranschleppte. Mich interessierte das politische Buch, ausgewählte Fotobücher, ein wenig Biografien und ich ließ mich treiben und inspirieren. Meine Ausbeute habe ich in einem Video zusammengefasst.


Nochmals Gratulation für ein solches Engagement in meiner Wohnortgemeinde und ihr habt viele Bücherfreunde glücklich gemacht mit dieser Aktion.

Meine Ausbeute vom Bücherflohmarkt Gernlinden

8. November 2021

Als Jugendlicher habe ich regelmäßig Flohmärkte besucht – als Käufer und Verkäufer. Dann war ich ein Besucher auf Filmsammler und Schallplatten- sowie Antikmärkten. Aber es hat sich im Grunde stark in die digitale Welt verlagert. Aber jetzt schaute ich bei uns in der Gemeinde zum Bücherflohmarkt des Ortskartells der Gernlindener Vereine vorbei.

Eigentlich wollte ich vielleicht ein, zwei, höchstens drei Bücher erwerben. Heraus kam ich mit einer ganzen Kiste von Büchern.
Das Ortskartell der Gernlindener Vereine – ein etwas sperriger Name für eine gute Sache – kümmern sich unter anderem um den großen Spielplatz im Maisacher Gemeindeteil Gernlinden im Landkreis Fürstenfeldbruck. Als meine Kinder klein waren, spielten sie oft dort, während ich auf er Bank ein Buch gelesen habe. Ich unterstütze den Verein mit Altpapier und Altkleiderspenden. So ist es halt bei uns im Dorf und das ist gut so. Einmal im Jahr veranstaltet das Ortskartell einen großen Bücherflohmarkt. Das ganz Jahr über spenden die Bürger ihre ausgelesenen Bücher vom Speicher oder Wohnungsauflösungen. Ein Teil wandert ins Altpapier, ein anderer Teil wird für den großen Bücherflohmarkt gesammelt, der jetzt am vergangenen Wochenende stattfand. Christian Kemether vom Ortskartell befragte ich in einem kleinen Video:

Hunderte, was schreibe ich, Tausende von Büchern wurden von den ehrenamtlichen Helfern im Bürgerzentrum auf Tischen aufgebaut. Zuvor wurden die Bücher aus großen Pappkartons geholt, nochmals überprüft und dann nach Genres geordnet: Krimis, Romane, Historisches, Kinderbücher, Horror, Sachbuch, Politik, Geschichte, SF, Garten, Kochen und vieles mehr. Eine wichtige, aber anstrengende Arbeit.

An vier Tagen wurden die Bücher dann der Bevölkerung angeboten. Hardcover für 1 Euro, Softcover für 50 Cent. Am Eingang wurde nach 3G-Regel sorgfältig geprüft – Impfnachweis und Ausweis, dann ging es ans Hände desinfizieren und dann kam der Eintritt ins Bücherparadies. Das Vorhaben, nur ein paar Bücher mitzunehmen, wurde im Hinblick auf die Fülle der Bücher sofort verworfen. Reihe um Reihe klapperte ich ab und zog interessantes aus den Stapeln. Hier ist meine Ausbeute als Video.

Die Weihnachtszeit werde ich also auf dem Sofa verbringen und lesen, viel lesen. Eigentlich bin ich ein Kindle-Leser, aber als Jäger und Sammler konnte ich nicht widerstehen.
Meine Frau, die eigentlich immer meint, dass wir schon ein Buch besitzen und kein weiteres mehr bräuchten, deckte sich übrigens mit Kochbücher ein. Die Bücher von GU mag sie gerne und sie wurde fündig. Nächstes Jahr gehe ich wieder hin, versprochen. Es ist ja für einen guten Zweck.

Corona-Virus: Tag 24 der Ausgangsbeschränkung – Geldautomaten werden täglich gründlich gereinigt

14. April 2020

Die Zweigstelle der Sparkasse in Maisach.

Die Zweigstelle der Sparkasse in Maisach.

Die Versorgung mit Bargeld ist in der Corona-Krise wohl gewährleistet. Für Irritation sorgte die Meldung, dass die Sparkasse Fürstenfeldbruck am 23. März 2020 neun Filialen vorübergehend geschlossen hat. Darunter auch die Zweigstelle Gernlinden im Gemeindegebiet von Maisach.
Dr. Peter Harwalik, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse meinte dazu: „Für die Sparkasse Fürstenfeldbruck ist die Gesundheit ihrer Kunden und Mitarbeiter das Wichtigste! Wir werden alles Mögliche unternehmen, um diese zu schützen. Die Sparkasse wird eine stabile Bargeldversorgung, den Zahlungsverkehr und die Versorgung mit weiteren Bankdienstleistungen aufrechterhalten. Um beides sicherzustellen, bündeln wir unsere Kräfte, in dem wir ab dem 23. März 2020 neun unserer 19 Filialen vorübergehend schließen.“
Über das Osterwochenende benötigte ich trotz Ausgangsbeschränkung ein wenig Bargeld und besuchte die Zweigstelle Maisach, um Geld am Automaten abzuheben. Bargeld ist nicht so mein Ding. Ich bevorzuge in der Regel die elektronische Bezahlweise, doch nicht alle Einzelhändler sind dazu in der Lage. Hat sich durch die Corona-Krise hier etwas verändert? Und wie sieht es mit der Hygiene bei den Terminals aus? Ich frage bei Dirk Hoogen, dem Pressesprecher der Sparkasse Fürstenfeldbruck nach.

Haben Sie durch die Corona-Krise einen Aufschwung an kontaktlosem Bezahlen feststellen können?
Hoogen: Ja, in der Tat stellen wir fest, dass das kontaktlose Bezahlen deutlich zugenommen hat. Kontaktlose Kartenzahlungen sind bis 50 Euro ohne PIN-Eingabe möglich, mobile Zahlungen mit Hilfe des Fingerabdrucks bzw. der FaceID sind mit dem Smartphone unter besonders hygienischen Bedingungen machbar.

Die Sparkasse hat 2019 rechtzeitig ApplePay einführen können. Wie sind Ihre Erfahrungen inzwischen mit dieser Bezahlmethode?
Hoogen: Die Bezahlmethoden mit dem Smartphone „ApplePay“ oder über Android-Smartphones haben sich schnell und gut etabliert. Es gibt keinerlei Probleme damit.

Mir ist im Schaltenraum der Zweigstelle Maisach aufgefallen: Durch Corona vermeiden Menschen das Berühren von Terminals oder Geldautomaten. Einige haben Handschuhe an, andere haben Desinfektionssprays dabei. Wie oft reinigt die Sparkasse ihre Terminals und Automaten?
Hoogen: Die Sparkasse Fürstenfeldbruck lässt ihre Servicegeräte regelmäßig reinigen. Einmal am Tag werden die Geräte gründlich desinfiziert.

Die Automaten der Sparkasse werden täglich desinfiziert.

Die Automaten der Sparkasse werden täglich desinfiziert.

Hat sich der Betrieb der Zweigstelle geändert? Versuchen Sie mehr auf Mail- oder Supportbetrieb auszuweichen oder wie sieht das gegenwärtige Beratungsgeschäft aus?
Hoogen: Die Sparkasse Fürstenfeldbruck ist für alle Kunden erreichbar. Wir haben weiterhin 10 Filialen geöffnet und die Selbstbedienungsgeräte stehen an allen Standorten zur Verfügung. Wir stellen fest, dass unsere Kunden ihre Bankangelegenheiten zunehmend telefonisch, per E-Mail, über unser Kundenservice-Center oder die Internetfiliale der Sparkasse abwickeln.

Die Filiale Gerlinden ist seit dem 23. Marz geschlossen. Wann planen Sie diese Zweigstelle wieder zu eröffnen?
Hoogen: Es ist richtig, dass die Filiale in Gernlinden im Moment geschlossen ist. Wir beobachten die dynamische Entwicklung der Pandemie sehr genau und werden die Filiale so schnell wie möglich wieder öffnen. Ein genauer Zeitpunkt kann noch nicht genannt werden.

Sind Ihre Mitarbeiter durch Plexiglasabtrennungen geschützt oder liegen im weiteren Fall Masken/Handschuhe bereit für den Schalterdienst?
Hoogen: Wir haben in allen unseren Filialen zum Schutz der Kunden und unserer Mitarbeiter Plexiglas-Abdeckungen installiert. Handschuhe für die Mitarbeiter liegen bereit, Masken sind im Zulauf.

Gerade in der Krise braucht die Wirtschaft die Unterstützung der Sparkasse durch Bereitstellung von Krediten, Darlehen usw. Haben Sie unternehmensintern die Ressource für diese Unterstützung bereitstellen können?
Hoogen: Selbstverständlich unterstützen wir unsere Firmenkunden bei Bedarf mit Tilgungsaussetzungen und bei der Beantragung staatlicher Förderprogramme. Unsere Ressourcen sind dafür ausreichend und wir können Anträge zügig bearbeiten.

Corona-Virus: Tag 12 der Ausgangsbeschränkung – Großfamilie mit 5 Kindern im Zeichen der Krise

2. April 2020
Die Spielplätze der Gemeinde Maisach sind wie überall gesperrt. Die Spielplätze der Gemeinde Maisach sind wie überall gesperrt.

„Wir haben keinen Lagerkoller, so schlimm ist es nicht, aber die ganze Ausgangsbeschränkung geht unserer Familie gehörig an die Nieren.“ Petra H. aus Gernlinden in der Gemeinde Maisach imL Landkreis Fürstenfeldbruck schlägt sich mit ihrer Familie tapfer in der Corona-Krise. Zusammen mit ihrem Mann hat sie fünf Kinder, die sie zu Hause betreuen muss.
Da kommt die Familie erst nachts zur Ruhe, wenn Vater und Mutter die Kinder ins Bett gebracht haben. Sie haben einen 8jährigen Sohn, eine 6jährige Tochter, einen 3jährigen Sohn und zwei 18 Monate alte Zwillinge. Eigentlich ist sie Systemingenieurin für Datenübertragungstechnik von Beruf, aber im Moment ist sie zu Hause und kümmert sich um ihre Kinder. Sie wollte eigentlich selbstständig auf freiberuflicher Basis arbeiten, aber das ist im Moment unmöglich. Ihr Mann ist tagsüber auf der Arbeit und kann kein HomeOffice machen. Es bleibt also viel an Petra H. hängen, nachdem Kindergarten und Schule geschlossen sind. Das alte Netzwerk von Oma und Opa ist verständlicherweise weggebrochen. Problematisch ist die Beschulung des 8jährigen Sohnes. Während sie ihrem Sohn mit den Hausaufgaben durchgeht, sind die 6- und 3jährigen Kinder voll aktiv und wollen auch beschäftigt sein. Die Schule schickt neuen Stoff und erwartet, dass Eltern die schulische Betreuung der Kinder mit übernehmen. „Oft fehlt hier die Zeit und der Raum“, so Petra H.

Einkäufe besorgt Petra H. mit dem Lastenfahrrad. Einkäufe besorgt Petra H. mit dem Lastenfahrrad.

Hinzu kommen die täglichen Einkäufe für die Großfamilie. Der Mann fährt mit dem Familienauto in die Arbeit, um sich in der vollen S-Bahn nicht anzustecken. Also tritt Petra H. zusammen mit ihren Kindern in die Pedale. Sie packt die Kinder auf auf ein Elektro-Lastenfahrrad und fährt von Gernlinden nach Maisach zum Einkaufen. „In der Anfangsphase war es problematisch mit den Mengenbeschränkungen“, so Petra H. Eine siebenköpfige Familie braucht eben mehr als ein Single-Haushalt. „Ich wurde als Hamster beschimpft“, berichtet Petra H. Ohne besseres Wissen wurde die Mutter übel angeraunzt. Der soziale Umgang war bodenlos.
Beim Einkaufen muss sie die Kinder natürlich mitnehmen. Das verlangt von dem Familiennachwuchs eine ungeheure Disziplin. „Es ist meinen Kindern klar, dass sie nicht zu anderen Leuten hingehen dürfen, sondern sie sind bei mir“, so Petra H. Es gibt keine Notbetreuung für die Kinder.

Die Bestuhlung muss zu Hause stattfinden. Die Beschulung muss zu Hause stattfinden.

Wenn der Kleinsten den Mittagsschlaf halten, dann kann die Beschulung des 8jährigen gedacht werden. Die beiden jüngeren Kinder beschäftigen sich dann mit Ausmalen. Der Tagesablauf wird irgendwie strukturiert: Malen, Schulstoff, es läuft die Sendung mit der Maus, teilweise macht die Familie die täglichen Albas Sportstunde mit. Das Training findet dann im Wohnzimmer der Doppelhaushälfte statt. „Es ist schon witzig anzusehen, wenn unsere Familie auf einem Bein durchs Zimmer hüpft“, lacht Petra H. „So bekommen wir den Tag schon rum.“
Der Gang zum Spielplatz entfällt, weil die Spielplätze der Gemeinde geschlossen sind. Ab und zu nimmt eine Nachbarin den Kinderwagen mit den Zwillingen in Empfang und schiebt sie an der frischen Luft umher. „Die Zwillinge werden von mir in den Kinderwagen gepackt und vor die Tür der Nachbarin geschoben, die dann den Wagen übernimmt. Direkter Kontakt kommt nicht zustande, denn es gilt ja Kontaktsperre“, berichtet die Mutter.
Die Hilfsangebote, die im Dorf vorhanden sind, will sich Petra H. näher anschauen. Durch den Wegfall eines Gehalts und durch Weiterlaufen der Kita-Kosten ohne Kita-Betrieb sei die finanzielle Situation natürlich ernst. „Da müssen Familie schon genau hinschauen“, so Petra H.

Corona-Virus: Tag 6 der Ausgangsbeschränkung – Maisacher Gastronom: Wir kämpfen ums Überleben

27. März 2020

Dampfnudeln vom Gasthof Heinzinger in Rottach. Immer Donnerstags.

Dampfnudeln vom Gasthof Heinzinger in Rottach. Immer Donnerstags.

Gerne bin ich mit meiner Familie oder meinen Foodblogger-Kollegen Thomas Gerlach in der Vergangenheit zum Essen gegangen. Aber in Zeiten von Corona gibt es für die Gastronomie klare Einschränkungen, die der Branche weh tun. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hat Ministerpräsident Markus Söder grundlegende Ausgangsbeschränkungen verhängt. Zuvor wurde bereits der Katastrophenfall in Bayern ausgerufen. Seit Samstag, den 21.3., mussten deshalb alle Gastronomiebetriebe schließen, To-Go, Drive-In und Lieferungen sind aber weiterhin möglich.
Ich möchte meine lokalen Gastronomen in der Gemeinde Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck unterstützen – und zudem hab ich von gebunkerten Nudeln und Reis (das war ein Witz) genug.
Einige gastronomische Einrichtungen in Maisach haben ein Lieferangebot bzw. einen Abholservice während der Corona-Krise eingerichtet. Jetzt zeigt es sich, wer rechtzeitig auf die Digitalisierung seines Geschäftsbetriebes gesetzt hat. Die strengen Hygieneregeln in der Gastronomie sind nun wichtiger als je zuvor. Lebensmittel werden aktuell nicht als Überträger von Corona gesehen.
Andere Betriebe haben geschlossen und hoffen auf das Ende der Krise. Meine beiden Lieblingsgriechen, Aleco der Grieche und die liebe Sula von der Sportgaststätte Olympia, haben vorübergehend geschlossen. Auch Deniz Kebap-Haus, mein Döner-Dealer im Dorf, hat die Rollos erst einmal runterlassen.

Ich habe gesehen, dass das Triplico in Maisach eine spezielle Takeaway-Karte eingerichtet hat und Speisen zum Abholen anbietet. Zudem hat das Lokal von 11:30-15 Uhr geöffnet. Lebensmittel, Personal und Geräte können weiterhin sinnvoll genutzt werden. Und auch von vielen anderen Gastronomen höre ich, dass sie sich auf die Krise einstellen, wie die Pizzaria Salerno in Gernlinden (meine Pizzeria als in noch in Gerlinden wohnte) oder Essraum Gernlinden mit Takeaway. Und Alberto verkauft auch to go. Wie mir Klaus Stanke mitteilt, hat das Maisacher Restaurant Ristorante I‘Italiano auch geöffnet.

Mein Lieblingsrestaurant im Gemeindegebiet ist allerdings der Gasthof Heinzinger. Wenn ich anspruchsvolle Gäste habe, lade ich sie zu Denis Kleinknecht zum Steakessen ein. Bei den Steaks setzt er auf Nachhaltigkeit und er legt Wert auf Qualität. Das Roastbeef stammt von der Allgäuer Färse, das Filet vom Simmentaler Biorind, das Filet vom Galizischen Rind, Valles de Leon (21 Tage trocken gereift), das T-Bone vom irish Black Angus (21 Tage trocken gereift), das Tomahawk vom Emsrind (21 Tage trocken gereift).
Aber in Zeiten von Corona hängen die Steaks im Reifeschrank und die wirtschaftlichen Sorgen des Gastronoms sind enorm.
Daher macht Denis Kleinknecht aus der Not eine Tugend und bietet einen Lieferservice an. Zudem verkauft er vorbestellte Speisen vom Fenster in Rottbach aus. Das musste ich ausprobieren und bestellte am Mittwoch für Donnerstag die legendären Dampfnudeln für meine Familie vor. Donnerstag 12:15 Uhr holte ich sie zusammen mit meiner Frau ab. Denis Kleinknecht gab mir aus der Entfernung – Sicherheitsabstand muss sein – folgendes aufschlussreiches Videointerview.

Dabei spricht er über die Lage der Gastronomie, der Zusammenhalt in der Krise. „Wir kämpfen ums Überleben“, so Denis Kleinknecht sehr ernst. Nach Nächten voll Existenzängsten hat er einen Entschluss zum Lieferservice und Fensterverkauf gefasst und eine hochwertige Speisekarte zusammengestellt.

Denis Kleinknecht.

Denis Kleinknecht.

Er braucht wie seine Kollegen den Umsatz, um seine Mitarbeiter vor Kurzarbeit zu bewahren und laufende Kosten zu bedienen. Wie funktioniert es? Alle Sous-Vide-Gerichte (Vakuumbeutel) werden frisch auf Vorbestellung zubereitet und am nächsten Tag gekühlt zum Besteller nach Hause geliefert. Bestellungen können bis 22:00 Uhr angenommen werden. Die Kunden können dann die fertigen Gerichte samt Kochbeutel in einem Wasserbad erhitzen, Beutel aufschneiden und genießen. Haltbarkeit für alle Speisen vier Tage – alle Speisen sind ohne Zusatz- und Konservierungstoffe. Und Denis Kleinknecht berichtet, woher er die selten gewordene Hefe für seine Dampfnudeln bezieht.

Ich würde mich freuen, wenn wir in der Gemeinde an unsere Gastronomie denken und ab und zu mal etwas dort bestellen. Und sonst können wir ja weiter unsere gehamsterten Nudeln essen.