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Blŵgras mit Herz: Die Taff Rapids Stringband verzaubert mit walisischem Bluegrass – Privatkonzert in München

7. September 2025

Die Taff Rapids Stringband ist mehr als nur eine Bluegrass-Band aus Wales – sie sind eine musikalische Reise, die das Herz berührt. Ich habe diese Band bei einem Privatkonzert in München genossen. Wenn ihre ersten Banjo-Klänge erklingen, spürt man sofort die Leidenschaft, mit der diese Musiker ihre Songs leben. Verwurzelt in den Traditionen des amerikanischen Bluegrass, aber getragen von der Seele des walisischen Landes, schaffen sie einen unverwechselbaren Sound, der Altes und Neues miteinander verbindet.

Die Taff Rapids Stringband aus Cardiff in Wales zählt für mich derzeit zu den spannendsten Vertreterinnen einer neuen europäischen Bluegrass-Szene, die amerikanische und keltische Wurzeln kreativ verschmilzt und auf internationalen Bühnen für Begeisterung sorgt. In München spielte die Band vor einem kleinen Publikum bei einem Privatkonzert. Die Band besteht aus vier erfahrenen Musikern: Darren Eedens (Banjo), Sion Russell Jones (Gitarre), David Grubb (Fiddle) und Clem Saynor (Kontrabass). Was die Gruppe schon auf den ersten Blick außergewöhnlich macht, ist ihr selbstbewusstes Bekenntnis zur Zweisprachigkeit und zur walisischen Kultur: Im sogenannten „Blŵgras“-Stil, ihrer eigenen Spielart des Bluegrass, finden sich nicht nur englische, sondern auch walisische Songtexte. Musikalisch verbindet das Quartett damit klassische Bluegrass-Einflüsse aus Nordamerika mit der Melodik und den Erzählmustern der keltischen Musiktradition, wodurch ein höchst eigenständiger, modernen und dennoch in beiden Genres tief verwurzelter Sound entsteht.

Entstanden ist die Band ursprünglich aus dem Wunsch heraus, in Cardiff, wo Bluegrass bislang kaum präsent war, eine lokale Szene zu etablieren. Was als Sonntags-Brunch-Konzert in einem Pub begann, entwickelte sich rasant zu einer professionellen Formation, die binnen kürzester Zeit ein umfangreiches Repertoire zusammentrug und erste eigene Originalsongs einspielte. Alle Bandmitglieder bringen Einflüsse aus anderen Genres (Jazz, Country, Pop, Scottish Folk, Indie, Klassik) mit – diese Vielseitigkeit bereichert den Bandsound hörbar. Neben eigenen Songs sind die Konzerte von Taff Rapids stets gespickt mit Bearbeitungen traditioneller Fiddle-Tunes wie „Cherokee Shuffle“ oder „Monroe’s Hornpipe“, aber auch Bluegrass-Standards, die dank mehrstimmigem Gesang und virtuosem Instrumentenspiel ein besonderes Flair erhalten.

Ein Meilenstein für die Band war die Einladung zur IBMA World of Bluegrass Showcase 2023 in den USA – als erste walisische Band überhaupt war Taff Rapids dort vertreten. Inzwischen blickt die Gruppe auf Auftritte bei renommierten Festivals wie La Roche Bluegrass (Frankreich), Didmarton und Gower Bluegrass (UK), dem Festival Interceltique de Lorient (Frankreich) und weiteren in Deutschland, Belgien und den Niederlanden zurück. Die Vielseitigkeit und Energie ihrer Live-Shows wird regelmäßig von Fachpresse und Publikum gelobt; nicht zuletzt spielt dabei die kreative Einbindung des Walisischen eine Rolle, die auch ein breites Publikum für Bluegrass-Musik begeistert.

2025 ist die Band mit ihrem Debütalbum „Blŵgras“ auf europaweiter Tour. Dabei bleibt sie ihren Wurzeln treu: Während die Auftritte internationale Festivals füllen, pflegen die Musiker weiterhin eine monatliche Residency im „Tiny Rebel“ in Cardiff. Der Albumtitel verweist einmal mehr auf die bewusste Synthese aus klassischem Bluegrass und walisischer Identität. Die Stücke reichen von schwungvollen Eigenkompositionen bis zu traditionellen Songs, in denen bekannte Melodien zu mitreißenden Fiddle- und Banjo-Nummern transformiert werden.

Die Taff Rapids Stringband zeigt eindrucksvoll, wie musikalische Grenzgänge aussehen können—zwischen Amerika und Europa, zwischen Roots-Musik und zeitgenössischem Songwriting, zwischen englischer und walisischer Sprache. Mit enormer Bühnenpräsenz, technischer Virtuosität und kreativer Authentizität führt die Band einen Dialog zwischen den Genres und bringt dabei Musikfans unterschiedlichster Couleur zum Tanzen, Mitsingen und Staunen.

Es ist diese rohe Energie, die sofort unter die Haut geht: das treibende Banjo, die filigranen Mandolinenläufe, der erdige Bass und mehrstimmiger Gesang, der Geschichten von Liebe, Verlust und Freiheit erzählt. Manchmal wild, manchmal zart – die Taff Rapids Stringband nimmt ihr Publikum mit auf eine Reise durch weite Täler, endlose Straßen und flackernde Lagerfeuernächte.

Ihre Musik ist ehrlich und voller Herzblut. Man spürt, dass hier Menschen auf der Bühne stehen, die nicht nur spielen, sondern brennen für das, was sie tun. Das Konzert in München wurde zu einem Erlebnis, bei dem sich Melancholie und Lebensfreude die Hand reichen. Es ist, als ob man für einen Moment Teil einer großen musikalischen Familie wird.

Privatkonzert Reedy River String Band in München 2025

25. August 2025

Ich geb es ja zu, ich bin ein Fan von Bill Monroe, dem Urvater des Bluegrass und freue mich, wenn ich diese Art von Musik nicht nur aus der Konserve genießen kann. Die Reedy River String Band machte es mit einem phänomenalen Privatkonzert in München möglich, für das ich den sympathischen Musikern sehr dankbar bin.

Die Reedy River String Band ist weit mehr als nur eine Band – sie ist ein Lebensgefühl. Ihre Musik entführt uns als Publikum an einen Ort, an dem Zeit keine Rolle spielt und der Klang handgemachter Instrumente direkt ins Herz trifft. Mit ihrer Mischung aus Bluegrass, Folk und Americana erschaffen die Musiker eine Atmosphäre, die gleichermaßen wild und sanft, rau und zärtlich ist. Jeder Ton trägt eine Geschichte in sich: von staubigen Straßen, offenen Himmeln und den kleinen, kostbaren Momenten des Lebens.

Wenn die Mandoline auf die Fiddle trifft, wenn Banjo und Gitarre ineinandergreifen und der mehrstimmige Gesang sich erhebt, entsteht Magie. Es ist, als würden die Songs alte Sehnsüchte wecken – nach Freiheit, nach Heimat, nach dem Gefühl, einfach dazuzugehören. Die Reedy River String Band schafft es, ihre Zuhörer mitten ins Geschehen zu ziehen, egal ob man vor der Bühne steht, die Augen schließt und die Musik atmet oder ob man längst die Füße nicht mehr stillhalten kann.

Es ist diese ehrliche Leidenschaft, die die Band ausmacht. Keine Effekte, kein unnötiger Glanz – nur pure Energie, Gefühl und Virtuosität. Ihr Konzert in München ist Begegnung voller Wärme und Verbundenheit. Man spürt sofort, dass die Musiker nicht nur zusammen spielen, sondern miteinander leben und atmen.

Ungewöhnlich war neben den eigenen Songs auch die dargebotenen Coverversionen. Born to be wild, war schon interessant umgesetzt, bei dem das Publikum laut mitsang. Die Spucke blieb mir weg bei Bowies Major Tom und vor allem bei Pink Floyds Comfortably Numb aus the Wall.

Die Reedy River String Band schenkt ihrem Publikum etwas Seltenes: das Gefühl, für einen Augenblick alles hinter sich lassen zu können. Nur die Musik zählt. Nur dieser Moment. Dazwischen wunderbare, humorvolle Episoden aus dem Leben der Musiker. Und wenn der letzte Ton verklingt, bleibt etwas zurück – ein leises Nachhallen, ein inneres Lächeln und die Gewissheit, Teil von etwas Besonderem gewesen zu sein. So war ihr Privatkonzert in München und ich kann nur jedem empfehlen, bei ihrer Europatour vorbeizuschauen.

Wenn die Highlands singen: Die ungebrochene Kraft der schottischen Musik

29. Juni 2025

Die Musik Schottlands ist eng mit der Geschichte und Kultur des Landes verbunden und zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt aus. Neben traditionellen Volksliedern und Tanzmusik haben vor allem die Dudelsäcke, auch Pipes genannt, eine herausragende Bedeutung erlangt. Sie gelten weltweit als musikalisches Symbol Schottlands und sind untrennbar mit dem Bild der Highlands und der schottischen Identität verbunden.

Natürlich sind viele Pipes-Spieler für die zahlreichen Touristen da. Vor allem rund um das Edinburgh Castle. Auf dem Weg zum Schloss wird man immer wieder unterhalten. Trotz Touri-Attraktion, mir hat es gefallen, ich bin ja schließlich ein Tourist.

Die Faszination der Pipes liegt in ihrem einzigartigen Klang, der gleichzeitig kraftvoll, klagend und feierlich wirkt. Dieser Klang entsteht durch das Zusammenspiel mehrerer Pfeifen: einer Melodiepfeife (Chanter) und in der Regel drei Bordunpfeifen, die kontinuierlich einen tiefen, gleichbleibenden Ton erzeugen. Der konstante Klangteppich der Bordune bildet den charakteristischen Hintergrund, über den sich die Melodie mit rhythmischer Präzision und ornamentreicher Verzierung legt.

Besonders in der traditionellen Militär- und Zeremonienmusik spielen die Great Highland Bagpipes eine zentrale Rolle. Sie werden bei Paraden, Staatsakten, Begräbnissen und kulturellen Festen eingesetzt und erzeugen dabei eine eindrucksvolle emotionale Wirkung. Auch im zivilen Bereich, etwa bei den Highland Games oder regionalen Festivals, tragen Pipe Bands maßgeblich zur Atmosphäre bei und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Am bekanntesten ist sicherlich das Royal Edinburgh Military Tattoo, vor dem Castle. Ich war gerade da als die Tribünen aufgebaut wurden.

Neben der traditionellen Verwendung finden Pipes zunehmend Eingang in moderne Musikgenres. Künstler integrieren den Dudelsack in Rock-, Pop- oder Folk-Produktionen und schlagen so eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Diese Vielseitigkeit sowie der unverwechselbare Klang machen die Pipes zu einem musikalischen Element, das weit über Schottlands Grenzen hinaus fasziniert. Es gab in verschiedenen Pubs so genannte Open Mics Veranstaltungen. Dort kommen Musiker mit ihrem Instrument und spielen zur Unterhaltung auf. Oft lassen sich dort wahre Perlen genießen.

Die traditionelle schottische Folkmusik bildet das musikalische Herz der schottischen Kultur und ist eng mit dem Alltagsleben, den Landschaften und der Geschichte des Landes verbunden. Sie umfasst ein breites Repertoire an Liedern und Instrumentalstücken, die oft mündlich überliefert wurden und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Oft begegnete ich verschiedenen Straßenmusikanten. Interessant ist, dass man einen Obolus per eCash entrichten konnte. In die Gitarrenkästen wurden weiterhin Münzen geworfen, aber in einem digitalisierten Schottland konnte man überall elektronisch spenden, was auch gemacht wurde.

Ein zentraler Bestandteil der schottischen Folkmusik sind die Balladen – erzählende Lieder, die von historischen Ereignissen, tragischen Liebesgeschichten oder dem Leben der einfachen Leute berichten. Diese Lieder zeichnen sich durch ihre melodische Schlichtheit, eindringliche Texte und eine große emotionale Tiefe aus. Viele der Balladen stammen aus dem späten Mittelalter und spiegeln die mündliche Erzähltradition der Clans wider.

Instrumental spielt neben den Pipes besonders die Fiddle, eine dem klassischen Geigenbau ähnliche Violine, eine bedeutende Rolle. Sie wird oft virtuos gespielt und ist ein zentrales Instrument bei traditionellen Tänzen wie dem Reel, dem Jig oder dem Strathspey. Auch andere Instrumente wie die Tin Whistle, das Akkordeon, die Bodhrán (eine Rahmentrommel) oder die Harfe – insbesondere die keltische Clàrsach – tragen zum typischen Klangbild der schottischen Folkmusik bei.

Charakteristisch ist zudem das Zusammenspiel von Musik und Tanz: Die Musik dient nicht nur dem Zuhören, sondern ist eng mit geselligen Zusammenkünften, sogenannten Ceilidhs, verbunden, bei denen getanzt, gesungen und musiziert wird. Diese Abende sind ein lebendiger Ausdruck kultureller Identität und sozialer Verbundenheit.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die schottische Folkmusik eine Renaissance erlebt. Junge Musiker greifen traditionelle Stücke auf, interpretieren sie neu und verbinden sie mit zeitgenössischen Einflüssen. So bleibt die Folkmusik in Schottland nicht nur ein Zeugnis vergangener Zeiten, sondern auch ein lebendiger, sich stetig weiterentwickelnder Teil des kulturellen Lebens. Hier mal etwas aus meiner Jugend. An einem Abend im Juni trat der schottische Liedermacher Jim Murray in Glasgow in der Bar The Piper Bar auf und sang den Police Song Roxanne.

Großartig: Bill Monroe – Father of Blugrass bei der Bear Family

31. Januar 2010
Im Moment höre ich gerade Bill Monroe. „Bill wer?“ – dies werde ich von vielen Bekannten gefragt. „Ich kenn Marylin Monroe, aber wer ist Bill Monroe?“ So oder ähnlich lauten die Reaktionen.
Nun vom dem gesprochen wird, ist ein amerikanischer Conutrysänger. Er wird von seinen Fans auch „Father of Blugrass“ bezeichnet und hatte ein paar Hits und zahlreiche Ohrwürmer. Die bekanntesten seiner 60jährigen Karriere als Schlips- und Stetsonträger – hier vor allem Western Straw –  sind sicherlich „Blue Moon of Kentucky“ und „Kentucky Waltz“. Monroes Markenzeichen sind schnelles Mandolinenspiel und hoher Gesang. Bei der Beschäftigung mit Bill Monroe erfuhr ich auch, was Blugrass ursprünglich bedeutet. Es ist einfach der blaugrüne, fruchtbare Boden von Kentucky. Die Farbe kommt von den blaugrünen Blätter der Grasart Poa pratensis. Die Musik aus der Gegend bedeutet man als Blugrass. Blugrass-Musik ist entstanden in den dreißiger Jahren, liegen die Wurzeln in der traditionellen Musik aus Irland, Schottland und England. Die führenden Instrumente sind Banjo, Mandoline, Fiddle und Gitarre – und Bill Monroe war einer der Gründer dieser Musiktradition.
Es gibt von dem Musiker einige Compilations, doch bei ein wenig Recherche traf ich wieder auf eine meiner Lieblingsplattenfirmen: Die Bear Familiy. Die weltweit renommierteste Firma für Wiederveröffentlichungen – Country Music und Rock’n’Roll, Schlager der 50er und 60er Jahre, Beat, internationale Oldies, Chansons, Jazz, Kabarett & Kultur. Hier heben Experten und Fans wahre Schätze – einfach wunderbare Aufnahmen, abseits vom Mainstream.
Und so auch von Bill Monore. Die Bear Family hat eine Sammlung aller Studio-Aufnahmen von Monroe als CD-Schuber in LP-Größe herausgebracht. Wunderbar editiert und dazu ein feines Booklet mit seltenen Fotos über den Künstler. Es gibt fünf geniale Boxen: 1936-1949, Blue Grass 1950-1958 4-CD &, Blue Grass 1959-1969 4-CD &, Blue Grass 1970-1979 4-CD & und My Last Days on Earth 1981-94. Was mit 1980 passiert ist, weiß ich auch nicht. Interessant, die Preise im Online-Shop der Bear Family sind oftmals niedriger als bei Amazon. Hier zeigt sich, dass Spezialgeschäfte nicht unbedingt teuerer sein müssen, als Massenhandel. Die Alben liegen nur als CD vor und gibt es offiziell nicht zum Download.