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Schlusskundgebung zur Europawahl der CDU/CSU – meine Eindrücke

8. Juni 2024

Ich wollte mal wieder ein wenig die Luft der großen Politik schnuppern, da kam die Einladung der CSU/CDU zur gemeinsamen Schlusskundgebung zur Europawahl in den Münchner Löwenbräukeller gerade zur rechten Zeit. Alle waren sie da auf der Bühne: Markus Söder, Friedrich Merz, Ursula von der Leyen, Manfred Weber und die Generalsekretäre Martin Huber und Carsten Linnemann.

Dazu waren zahlreiche CSU-Europakandidaten wie beispielsweise Markus Färber, Angelika Niebler und allerlei CSU-Promis wie Edmund Stoiber, Theo Waigel, Markus Blume und Ilse Aigner sowie Landtagsabgeordnete. Ein Who-is-who der bayerischen CSU-Politik war mit Mitgliedern und Sympathisanten zusammen gekommen, um den Europawahlkampf mit zünftigen Reden ausklingen zu lassen. Die Show war hervorragend inszeniert.

Mit Blasmusik kam es zum Einzug der Spitzenkandidaten in den Festsaal. Die Prominenz war geschützt durch einen dichten Kokon von Sicherheitskräften, Personenschützern und Ordner. Da ging es schon etwas rau zu. Die Journalistenkollegen, von denen ich noch einige kannte, drängelten sich um die besten Bilder, dazu kamen die strammen CSU-Fans mit dem Smartphone und das CSU-eigene Medienteam, die natürlich in der Live-Stream-Berichterstattung das optimalen Bild auf die Haute­vo­lee haben wollte. Und ich stelle mich aus alter Gewohnheit einfach dazu und drehte den Einzug mit. Es ist zwar nicht fernsehtauglich, aber gibt einen guten Eindruck von dem Gerangel und der Stimmung.

Die Reden selbst brachten keine Neuigkeiten. Politische Differenziertheit war nicht zu erwarten, mehr grober Populismus. Es wurde sehr viel verbal auf die Grünen eingedroschen, die AfD bekam ihr Fett weg, alle lobten die Arbeit der Rettungskräfte während des Hochwassers und erinnerten an den gewaltsamen Tod des Polizisten in Mannheim, verbunden mit der Forderung nach Abschiebung des Täters. Natürlich durfte der verbrecherische Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nicht fehlen und hier wurde es für mich wirklich etwas emotional im ganzen abgeklärten Politikzirkus.

Als die amtierende Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre Gedanken zur Ukraine ausführte, standen mehrere ukrainische Damen in den Fahnen ihres Landes mit Fahne und Banner auf und bekamen spontanen Applaus. Ich erkannte diese Damen wieder, die immer wieder bei Veranstaltungen auftauchen und an das Schicksal ihres Landes erinnerten. Das war für mich ein emotionaler Moment im sonst eingeübten Wahlkampfgetümmel.

Bei den Parteihäuptlingen Söder und Merz war keine Freundschaft, aber gegenseitiger Respekt zu verspüren. Den Fehler des vergangenen Bundestagswahlkampfes mit dem Sperrfeuer aus Bayern gegen den CDU-Kandidaten Armin Laschet will man nicht wiederholen, aber noch ist ja auch kein Kanzlerkandidat aus dem Reihen der Konservativen für die nächste Bundestagswahl aufgestellt. Da können noch die politischen Messer gewetzt werden. Für mich ist noch nicht alles in sicheren Tüchern, aber dass die gemeinsame Abschlusskundgebung zur Europawahl in München stattfand, ist für mich ein interessantes Zeichen.

Die Fans und Mitglieder klatschten eifrig, auf den Tischen lagen Transparente zum Hochhalten bereit. Das gesamte Equipment und Streuartikel wurden nochmals aufgeboten, denn am Sonntag abend wandern sie ins Altpapier. Ich hab mir ein Lebkuchenherz und eine Europa-Fahne ohne Parteilogo aus Papier mitgenommen. Ich steh schließlich zu Europa. Am Ausgang habe ich fürs Archiv noch Plakate und Streuartikel mitgenommen, auch als Anregung, wenn ich mal wieder für einen Wahlkampf gebucht werde.

Der Ablauf der Veranstaltung war streng durchgetaktet. Reden und Musik in Abwechslung und nach rund zwei Stunden war der Zauber vorbei. Letzter Amtsakt war das Absingen der Bayern-, Deutschland- und Europahymne, wobei ich feststellen musste, dass bei Freude schöner Götterfunken so mancher Landespolitiker nicht textsicher war und sich lieber mit dem Nachbar unterhalten hat. Freunde, dass macht man doch nicht!

Dann kam der Auszug der Prominenz. Ich wollte noch – wie viele andere – ein Selfie fürs Ego von Friedrich Merz haben, aber er wollte nicht und eilte dank seiner Sicherheitsleute zur nächsten Veranstaltung.

Landtagspräsidenten Ilse Aigner und Altministerpräsident Edmund Stoiber waren da schon gelassener. Stoiber vergebe ich den Fehler mit dem G8 in Bayern übrigens nie. Es war eine absolute Fehlscheidung, die für spätere Schülergenerationen korrigiert wurde.

Ein verwackeltes Selfie mit der Kommissionspräsidentin gelang mir auch noch und bekam dafür ein fetten Schupser von einer Sicherheitsdame in den Magen, die völlig humorlos war und ihren Job machte.

Als sich der ganze Saal leerte konnte ich noch mit dem einen oder anderen bekannten Gesicht ein Gespräch führen. Sehr geschätzt habe ich den ehemaligen Finanzminister Theo Waigel, über den ich als Korrespondent in Bonn geschrieben hatte. Als ich meinen Namen und damalige Funktion nannte, erinnerte er sich, was mich gefreut hat. Ob es Show war oder nicht, ist eigentlich egal. Mir hat es geschmeichelt und ich gratulierte ihm nachträglich zum Geburtstag. Und Wissenschaftsminister Markus Blume als Profi lächelte auch immer und zog weiter.

Gewählt hab ich übrigens schon lange per Briefwahl und sowohl sei verraten: Ich habe demokratisch gewählt. Bitte setzen Sie auch ein Zeichen für Europa und gehen zur Wahl.

PR für bayerische Friseure – Vorbereitung ist alles

13. Februar 2024

Wie wichtig eine gute Vorbereitung und Planung für PR und ÖA ist, zeigte sich unlängst bei einer Aktion für den Landesinnungsverband Friseure & Kosmetiker Bayern. Meine Gattin ist Geschäftsführerin dieses Arbeitgeberverbandes und sie bekam über ein Vorstandsmitglied eine Einladung nach Berlin. Dort findet vor der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages ein Wirtschaftsgipfel unter dem Motto „Wir hören zu“ statt.

Wir diskutierten die Möglichkeit und kamen überein, dass das Friseurhandwerk noch mehr in der politischen Öffentlichkeit gehört werden sollte. Ich arbeite nebenbei für den Verband und ich bin davon überzeugt, dass wir in gutem Kontakt mit der Politik stehen, aber so eine Chance sollte sich das bayerische Friseurhandwerk nicht entgehen lassen. CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sowie viele konservative Bundestagsabgeordnete sind auf der Veranstaltung, so dass hier die bayerischen Friseure mit ihren Forderungen Flagge zeigen sollten.
Wir setzten alle Hebel in Bewegung, damit wir nicht nur nach Berlin reisen, sondern auch sprechen könnten. Viele Mails und Telefonate mit den Büros der MdB waren notwendig, viele Kontakte wurden aktiviert.

Parallel liefen die Vorbereitungen für das Statement meiner Gattin. Wir diskutierten, verwarfen, rangen um Positionen. Was ist zuviel, was ist zuwenig? Ist es zu lang? Kann sie die Aufmerksamkeit der Politiker auf sich und damit auf die Forderungen der Friseure lenken? Und sollten wir uns einen Aufmerksamkeitsgag erlauben?

Nachdem in den vergangenen Wochen im ganzen Land Proteste der Landwirtschaft zu verspüren waren, setzten wir auf diese Karte. Meine Frau beschloss mit einem Traktor auf die Situation der mittelständischen Friseure aufmerksam zu machen. Natürlich nicht mit einem echten Traktor, Bulldog, Trecker oder Schlepper, sondern wir entscheiden uns, einen Traktor als Luftballon in den Versammlungsort, das Paul Löbe Haus nach Berlin mitzubringen. Zur Info: Der Sozialdemokrat Paul Löbe wirkte als Mitglied der verfassungsgebenden Nationalversammlung an der Weimarer Verfassung mit. Löbe war überzeugter Europäer mit hohem Engagement für die Einigung Westeuropas und die Wiedervereinigung Deutschlands.

Meine Frau kaufte im örtlichen Ballonladen einen Traktorballon und übers Netz eine Ballonpumpe. Während wir auf grünes Licht aus Berlin warteten, arbeiteten wir an dem möglichen Statement. „Bei den (Corona-)Auflagen die Ersten, bei den Hilfen die Letzten, brauchen Friseure Traktoren, um gehört zu werden?“ Wir organisierten die Reise in die Hauptstadt mit dem ICE. Der Bahnstreik war erst wenige Tage vorüber. Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.
Ursprünglich war gedacht, die Stichpunkte des Statements am iPad vorzutragen, wenn meine Frau zu Wort kommen sollte. Auf der Fahrt nach Berlin mit dem Sprinter diskutierten wir das Vorgehen nochmals und sahen die Gefahr, dass es ein Standmikro sein könnte und damit kein Platz für das iPad vorhanden ist. Also schrieb sich meine Frau Stichworte auf nummerierte Stichwortkarten und ging die Rede immer wieder durch.

In Berlin schnell das Hotel bezogen, frisch gemacht und umgezogen. Die Gattin entschied sich für einen grünen Blazer in der Hoffnung, dass die Masse der (männlichen) Besucher der CDU/CSU-Veranstaltung im grauen Zweireiher erscheinen würde. Da sticht die Farbe wunderbar heraus und fällt richtig auf. Zudem rechneten wir damit, dass die Masse der Besucher männlich sein würde und damit stiegen die Chancen auf einen Redebeitrag als Frau.

Ich begleitete die Gattin zum Paul Löbe Haus neben dem Reichstag. Es war schon eine lange, graue Schlange der üblichen Lobbyisten und Interessensverteter anwesend. 700 Vertreter waren angemeldet, die sich alle für wichtig empfanden und zumeist auch etwas sagen wollten. Die Gattin reihte sich in die Schlange ein und ich kehrte ins Hotel zurück, weil ich zur gleichen Zeit ein Online-Seminar halten musste. Ich drückte ihr noch eine Weitwinkelkamera in die Hand, eine Insta360, um den möglichen Redebeitrag irgendwie mitzufilmen. Wir brauchten ja einen Tätigkeitsnachweis und mögliches Material für die Öffentlichkeitsarbeit des Landesinnungsverbandes.

Nach der Sicherheitskontrolle, bei der der Gattin allerdings der Luftballon abgenommen wurde und damit der Einstiegsgag geplatzt war, gab sie ihre Redemeldung ab und wartete. Sie ergatterte einen Platz in der zweiten Reihe zwischen zumeist grauen Männern. Ein paar Fotos hier, ein paar Selfies da und die Nervosität stieg. Und hurra, die Entscheidung ist gefallen: Sie sollte die zweite Rednerin sein. Damit hatte sie und das Friseurhandwerk die geballte Aufmerksamkeit der politischen Vertreter auf ihrer Seite. Sie gab ihr Statement ab und filmte es etwas unglücklich von unten, aber besser als gar nicht.
Die örtliche Stimmkreisabgeordnete Katrin Staffler machte ein Foto von meiner Frau in ihrer grünen Jacke, wie sie von einer Kamera gefilmt wurde. Starkes Foto und danke für das Überlassen des Bildes.
Nach zwei Stunden und zahlreichen Reden war die Veranstaltung zu Ende. Die Wortbeiträge gingen wohl in das Mittelstandsprogramm der CDU/CSU ein, das einige Tage später veröffentlicht wurde. Nachts stellten wir unseren Film auf den YouTube-Kanal des Verbandes. Leider die Perspektive von unten und auch der Ton war nicht übermäßig gut. Aber die Verantworten bei der CDU/CSU hatten die Rede in perfekter Qualität mitgefilmt und wir capturten noch nachts das Material und setzten es in der Kommunikation ein. Das WLAN im Hotel arbeitete hervorragend.

Per Newsletter ging die Meldung an die Mitglieder der bayerischen Friseurinnungen, der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks nahm es in seinen Newsletter auf und die Fachmedien im Friseurhandwerk verbreiteten die Botschaft. Es kam Lob von vielen Seiten und die Aktion war dank einer guten Vorbereitung ein Erfolg. Nun muss sich eigentlich nur noch die Politik für das Friseurhandwerk ändern. Die Hoffnung stirbt zuletzt.