Archive for Juli 2023

Filmkritik: MISSION: IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING Teil 1

6. Juli 2023

Wir gehen in die siebte Runde mit Ethan Hunt und begleiten ihn und seine Freunde auf ihre unmöglichen Missionen und es wird mit MISSION: IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING Teil 1 schon gleich der nächste Teil des Kino-Franchise angekündigt, also Runde zwei wohl in absehbarer Zeit.

Gleich vorweg: Der Film macht Spaß, aber wenn man ehrlich ist: Kennste einen, kennste alle. Verschwörung, Geheimnisse, drohende Worte, hinterhältige Intrigen – alles schon mal gesehen, aber es macht Spaß den neuen Aufguss wieder im Kino zu genießen, sei es nun in der siebten Wiederholung.
Dieses Mal muss sich Ethan Hunt mit einer Künstlichen Intelligenz herumschlagen und reitet damit vorausschauend auf der aktuellen KI-Welle mit. Wie sagte schon der Philosoph Elon Musk: KI ist gefährlicher als Atombomben. Hier spielt der Film geschickt mit aktuellen Entwicklungen und Ängsten. Das Schicksal der Welt liegt in den Händen des IMF-Agenten und dir fast drei Stunden vergehen ohne Langeweile.

Aber auch hier stellt der geneigte Zuschauer fest: Alles schon mal irgendwie gesehen: U-Boot aus roter Oktober, Fiat 500 aus tödlicher Mission (okay da war es eine Ente), Zug aus dem Orient-Express und diversen Indy Jones-Filmen. Und man fragte sich immer wieder: Ist Ethan Hunt eigentlich der bessere James Bond? Natürlich hinkt der Vergleich, denn Bond ist dann doch eine Klasse für sich, aber irgendwie ähneln sich die Filme unserer Helden immer mehr.

Einen Vorteil hat Ethan Hunt gegenüber James Bond allerdings. Er hat als Regisseur Christopher McQuarrie fast schon dauerhaft an seiner Seite. Christopher McQuarrie hat schon einige Filme mit dem US-Superstar gedreht und harmoniert ausgezeichnet mit seinem Star. Er tut der IM-Reihe und vielen Tim Cruise einfach gut und das vertrauensvolle Zusammenspiel merkt man, seit dem er das 2008 das Drehbuch zum Cruise-Filme Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat verfasst hat. Der IM-Film wurde ja in der Corona-Zeit gedreht und die Unterbrechungen merkt man den Film nicht an – er wirkt wie in einem Guss.

Aber MISSION: IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING TEIL EINS hat einige interessante Sidekicks zu bieten, ob Absicht oder nicht, kann ich nicht sagen. Ein Bösewicht, wenn nicht gar der böseste aller Bösewichte heißt Gabriel. Sofortige Assoziation zum Erzengel Gabriel. Er wird oft mit wichtigen Botschaften und Offenbarungen in Verbindung gebracht, zum Beispiel als Überbringer der Botschaft an Maria über die Geburt von Jesus. Die KI als neue Gottheit und Gabriel ist der Überbringer?
Und nun kommt es knüppeldick. MISSION: IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING TEIL EINS schaut kräftig bei der deutschen Romantik ab. Damals ging es ja entweder um entwendete Briefe oder entwendete Schlüssel. Der Film dreht sich um die Suche nach einem Schlüssel mit dem die KI beherrscht werden kann.

Der Schlüssel hat in der Literatur von Friedrich Schiller und in der deutschen Romantik verschiedene Bedeutungen. Eine wichtige Rolle spielt der Schlüssel als Symbol für das Geheimnisvolle, das Verborgene oder das Unbekannte. Er kann als Metapher für den Zugang zu verborgenen Wahrheiten, tiefen Emotionen oder geheimnisvollen Welten dienen. Der Schlüssel kann auch als Symbol für die Suche nach Freiheit, Erkenntnis oder der eigenen Identität verwendet werden. In Schillers Werken wird der Schlüssel oft als Mittel zur Lösung von Konflikten oder zur Erlangung von Wissen eingesetzt. In der deutschen Romantik wird der Schlüssel häufig mit Elementen wie Naturmystik, Traumwelten und dem Streben nach Transzendenz verbunden. Ist Tom Cruise gar ein Fan vom alten Schiller? Da sollten wir den Herrn mal befragen. Folgt man dieser Interpretation, eröffnen sich ganz neue Perspektiven. Folgt man ihr nicht, dann ist MISSION: IMPOSSIBLE – DEAD RECKONING TEIL EINS ein weiterer solide gemachter Action-Film, der drei Stunden Unterhaltung bringt und bei Kinobesitzer bei der Planung des Programm für einen Nervenzusammenbruch sorgt. Kinostart in Deutschland ist der 13. Juli 2023

Ausstellung Phantome der Nacht 100 Jahre Nosferatu

4. Juli 2023

Ich besuche gerne Ausstellungen und die wichtigste Ausstellung im ersten Halbjahr war für mich Phantome der Nacht 100 Jahre Nosferatu, die in der Sammlung Scharf-Gerstenberg in Berlin zu sehen war.

Der Film Nosferatu – eine Symphonie des Grauens (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau ist für mich eine Ikone des deutschen Stummfilms und für mich einer der besten fantastischen Filme überhaupt. Ich habe so viel über den Film gelesen, ihn mehrmals gesehen zuletzt in der wunderbar restaurierten Version der Murnau-Stiftung, ich habe einige Seminare zu diesem Meisterwerk des Grauens gehalten – nun wollte ich ein paar neue Hintergründe entdecken.

Nosferatu ist nicht ohne kunsthistorische Vorbilder zu denken. In den Entwürfen für die Ausstattung befinden sich Motive, die an die Radierungen Francisco de Goyas erinnern, an die deutsche Romantik oder an die phantastische Kunst und Literatur des frühen 20. Jahrhunderts. Anleihen bei Caspar David Friedrich sind ebenso zu erkennen wie bei Alfred Kubin, Stefan Eggeler oder Franz Sedlacek. Darüber hinaus warf die Ausstellung einen Blick auf die Auswirkungen „Nosferatus“ im Bereich der zeitgenössischen Kunst, Alltagskultur und Populärkultur. Nosferatu wirkt noch immer, trotz seiner über 100 Jahre. Werner Herzog drehte eine Neuverfilmung, Shadow of the Vampire erzählt von den Dreharbeiten und im Moment ist die Produktion für einen neuen Nosferatu-Film abgeschlossen.

Für mich sehr interessant waren die Ideen von Albin Grau, dem Produzenten des Films, der sich später ganz den Okkultismus verschrieben hat. In Nosferatu flossen viele seiner okkulten Gedanken ein und es waren viele seiner Zeichnungen zu bestaunen.

Während Murnaus Biografie weitgehend geschrieben ist, weiß man von Albin Grau bislang nur wenig. Dass er Anfang der 1920er Jahre in Berlin einer der führenden Köpfe der esoterischen, der okkulten Szene war, dass er 1924 während der in der satanischen Szene höchst wichtigen Weida-Konferenz auf Aleister Crowley traf und ihm, nach anfänglicher Faszination, die Stirn bot und mit seinem LIBER I einen Alternativ-Entwurf zu Crowleys grundlegendem LIBER AL veröffentlichte, dass er im Dritten Reich eine entscheidende Rolle in Sachen Wehrmacht-Kraftfahrtwesen einnahm, dass er seinen Lebensabend im bayrischen Luftkurort Bayrischzell verbrachte und sich mit Landschaftsmalerei bis zu seinem Tod über Wasser hielt, dass er kurz vor seinem Tod dem O.T.O. beitrat und mit dem Weltbund der Illuminaten in Kontakt stand, all dies wird in einer neuen Biografie erzählt, die irgendwann erscheint und die ich sehnsüchtig erwartete. Bis es soweit ist, lese ich den Katalog zur Ausstellung wieder und immer wieder. Auch wenn man in Berlin nicht vor Ort war und die Exponate live sehen konnte, gibt es einen sehr guten Eindruck und die Gedanken zum Film müssen sowieso mehrmals gelesen werden, um sie komplett zu erfassen.

Wenig zu sehen gab es allerdings über den großen Max Schreck, der den Vampir darstellt. Das kam mir bei der Ausstellung ein wenig zu kurz, wobei die Ausstellung wohl einen anderen Schwerpunkt gelegt hat.

Ich habe zwei VR 360 Grad Filme über die Ausstellung gedreht, damit man einen Eindruck bekommt.

Gourmet-Wirtshaus Heinzinger: BBQ „King meets Fine Dining“

3. Juli 2023

Meine Besuche in Restaurants, Wirtschaften und Gaststätten habe ich nach Corona deutlich reduziert. Oft wurde von ich von der Qualität der Speisen enttäuscht und dafür mit hohen Preisen konfrontiert. Aber meine regelmäßigen Besuche im Gasthof Heinzinger in Rottbach im Landkreis Fürstenfeldbruck lasse ich mir nicht nehmen. Hier passt einfach die Qualität und das Flair, was auch eine neue Haube von Gault & Millau zeigt. Eine Haube steht für ein sehr empfehlenswertes Haus mit ambitionierter Küche.

Vor kurzem war ich wieder zu Gast in diesem einzigartigen Gourment-Wirtshaus als es das Motto BBQ „King meets Fine Dining“ lautete. Und ich schreibe bewusst Gourment-Wirtshaus, denn genau das trifft es: Bayerisches Wirtshaus mit absoluter Spitzenküche.

Dieses Mal stand Chef Denis Michael Kleinknecht nicht alleine am Herd. Er hatte sich Karlheinz Drews eingeladen. Die beiden Köche kennen sich seit Jahren und immer wieder kreuzen sich ihre Wege.

Drews beschreibt sich selbst: „Als Wahl-Münchner mit schwäbischer Seele, treibt mich am Herd Motörhead und nicht Mozart zu kulinarischen Höchstleistungen an. Ich bin aber nicht nur Fine-Dining Koch sondern auch Metzgermeister und Barbecue King bekannt aus DMAX.“ Nun, DMAX kenn ich nicht so, aber für mich steht fest. Jemand der Lemmy hört, kann nur ein guter Mensch sein und er zeigte in Rottbach, dass er auch ein ausgezeichneter Koch ist und mit Denis Kleinknecht hervorragend harmoniert. Die nächsten Events von Denis Kleinknecht gibt es hier.
Und das haben wir in netter Runde gegessen:

Konfierter Schweinebauch, Senf-Eis und Blaukraut Gummibärli

Pollo Fino, Thai Spargel, Mango-Chilli-Chutney

Smoked Corn & Lobster Chowder, Cornwall Schinken und Maisbrot

Saint Louis Ribs, Speck-Kraut Püree und Schwarzbier Jus

Surf & Turf deluxe mit Wagyu Cubes, Hummer Ravioli und Hummer Hollandaise

Die Zitrone – Zitronenmousse, Zitronen-Glaze, Zitronen-Crumble, Zitronengel und wilder Ingwer

Heute vor 45 Jahren Bob Dylan in Nürnberg auf dem Nazigelände

1. Juli 2023

Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein Bob Dylan-Fan bin. Ich habe alle regulären Alben und zig Bootlegs auf Vinyl, CD und als Datei. Und heute höre ich ein Konzert, rauf und runter, das sich heute zum 45. Mal jährt: Bob Dylan live in Deutschland an einem ganz besonderen Ort.

Am 1. Juli 1978 trat er zusammen mit seiner Band und Eric Clapton auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände vor 80.000 Fans auf. Gegenüber der Tribüne auf der Hitler seine Ansprachen gehalten hatte, spielte der Jude Bob Dylan seine 1978-Tour. Die Zuschauer auf dem Zeppelinfeld wandten Hitler symbolisch den Rücken zu und feiern Dylan, wie es Konzertimpressartio Fritz Rau in mehreren Interviews ausdrückte. Das muss für Dylan ein sehr starkes emotionales Ereignis gewesen sein und sofort dachte ich an seine Zeile „Don’t follow Leaders“.

Ich habe das Konzert auf mp3 und höre es mir immer wieder an. Gerne, sehr gerne hätte ich diesen denkwürdige Konzert als offizielle Bootleg Series, denn es sollte der Nachwelt zugänglich gemacht werden. „Ich weiß, wo und warum ich diesen Song heute spiele“, hatte Dylan seinen Song „Masters Of War“ kommentiert. Hier eine Aufnahme davon.

Angereist ist Dylan von Berlin nach Nürnberg per Zug mit der damaligen Bundesbahn. Und er hatte einen besonderen Wagon. Es war der Salonwagon von Reichsmarschall Hermann Göring samt Bett und Küche. Wie muss sich Dylan gefühlt haben, als er sich dieser Tatsache bewusste wurde. Er bereiste seine Europakonzerte mit dem Zug, denn er wollte etwas von der Landschaft sehen. Er war ja nur davor 1965 auf seiner Tour durch England in Europa. In Berlin wurde Dylan ausgepfiffen, weil er nicht den Protestler geben wollte. 1978 stand für ihn eher eine Las Vegas-Show mit Chor im Vordergrund. In Nürnberg aus Respekt vor dem Ort allerdings nicht in Show-Klamotten. Die Stimmung in Nürnberg war nicht so feindselig gegenüber Dylan.

Das Nürnberger Konzert war auch gefährdet. Die Wehrsportgruppe Hoffmann mit ihrem Anführen dem Nürnberger Grafiker Karl-Heinz Hoffmann, eine Gemeinschaft bundesdeutscher Rechtsterroristen, hatte angekündigt, das Konzert auf dem Reichsparteitagsgelände zu stören oder gar zu verhindern. Passiert ist offiziell nichts, Gott sei Dank. Ob etwas hinter den Kulissen abgelaufen ist, kann ich nicht beurteilen.

Die Band spielte 30 statt der gewohnten 28 Songs, so die Setlist.
She’s Love Crazy
Baby, Stop Crying
Mr. Tambourine Man
Shelter from the Storm
It’s All Over Now, Baby Blue
Tangled Up In Blue
Ballad of a Thin Man
Maggie’s Farm
I Don’t Believe You (She Acts Like We Never Have Met)
Like a Rolling Stone
I Shall Be Released
Going, Going, Gone
A Change Is Gonna Come
Love Minus Zero/No Limit
A Hard Rain’s A-Gonna Fall
One of Us Must Know (Sooner or Later)
You’re a Big Girl Now
One More Cup of Coffee (Valley Below)
Blowin’ in the Wind
I Want You
Señor (Tales of Yankee Power)
Masters of War
Just Like a Woman
Don’t Think Twice, It’s All Right
All Along the Watchtower
All I Really Want to Do
It’s Alright, Ma (I’m Only Bleeding)
Forever Young
I’ll Be Your Baby Tonight
The Times They Are A-Changin’