Ich finde es großartig, mit welchem Engagement Leute ihr Hobby oder Passion vorantreiben. So eine engagierte Person ist die Lost Place-Fotografin Agnes Hörter aus Augsburg. Vor kurzem hat sie im Museum der Gaswerkfreunde Augsburg ihren allerersten Vortrag „Vergessene Welten – Lost Places entdecken“ gehabt und mit Bravour absolviert. Ziel des Vortrages war, ihr Publikum auf eine Entdeckungsreise in „verlassene Welten“ mitzunehmen – visuell und erzählerisch. Das ist ihr gelungen.

Agnes Hörter hat inzwischen ihr drittes Lost Place-Buch herausgebracht. Nach zwei selbstverlegten Büchern jetzt ist das Buch Lost Places in Bayern im Volk Verlag erschienen. An dem nächsten Werk samt Ausstellung 2026 arbeitet die engagierte junge Frau bereits.
Dem Verfall preisgegebene Fabriken, ein wild überwuchertes Thermalbad oder ein verwaister Freizeitpark – die Faszination für Lost Places ist ungebrochen. Ihre morbide Schönheit, aber auch ihre Rolle als Zeitzeugen machen ihren ganz besonderen Reiz aus. Die atmosphärischen Fotos von Agnes Hörter nehmen die Leser mit auf eine Reise zu den faszinierendsten Lost Places in Bayern. Dabei versprühen die verlassenen Orte nicht nur ihren brüchigen Charme, sondern erzählen auch von ihrer früheren Bedeutung. Eine einstige Kristallglasfabrik oder eine aufgegebene Brauerei entfalten hier ebenso ihren Zauber wie verlassene Bauernhöfe oder stillgelegte Rüstungsanlagen.





Der Vortrag im Gaswerkmuseum macht Lust auf mehr. Hier ein Beispiel von der Teppichfabrik in Oelsnitz. „Unsere Reise führt uns als erstes nach Sachen zu den verlassenen Gebäuden der Halbmond Teppichfabrik in Oelsnitz. Der Halbmond im Firmenlogo ist der bildliche Bezug zum Orient. Der starke Verfall der großen Hallen übte einen besonderen Reiz auf mich aus. Nie zuvor boten sich mir derart skurrile Motive. Gegründet wurde die Fabrik 1880 mit anfangs 30 Mitarbeiter. Zehn Jahre später waren es bereits 660.
1930 waren die Halbmondwerke die größte Teppichweberei Europas, In einer Festschrift zum 50jährigen Jubiläum verkündete man stolz, dass der Garnverbrauch im Jahr zu diesem Zeitpunkt 9,13 Milliarden laufende Meter betrug. 1936 statteten die Halbmondwerke Hitlers Reichskanzlei mit edler Auslegware aus.




1945, nach Ende des Zweiten Weltkrieges folge die Enteignung. Aus dem Betrieb wurde im Zusammenschluss mit zwei weiteren Teppichfabriken der VEB Halbmond, ein volkseigener Betrieb der DDR. Weitere Betriebe wurden eingegliedert. Das Werk in Oelsnitz wurde modernisiert und Gebäude wie z.B, ein Kulturhaus und eine Kantine für die Belegschaft errichtet. Auch im 1976 eröffneten Palast der Republik in Berlin (Erichs Lampenladen) lagen Teppiche aus Oelsnitz. Auch ins Ausland wurde exportiert. So stattete man eine Mosche in Jordanien mit 800m2 edelsten Teppichs aus. Bei der Parteileitung der DDR waren vor allem die hochwertigen Wandteppiche mit Gesichter von Marx und Lenin sehr beliebt.
1990, nach der Wiedervereinigung, wurde aus dem VEB Halbmond Oelsnitz eine GmbH. Der Betrieb wurde im modernen Werksteil fortgesetzt. Die alten Fabrikhallen aus der Gründungszeit wurden stillgelegt und verfielen über viele Jahrzehnte. 2020 wurden sie abgerissen.“
Hier übrigens die nächste Veranstaltung der Künstlerin






