Posts Tagged ‘Thilo Weichert’

Was nun Medienministerin Ilse Aigner?

13. Oktober 2013

In Bayern haben wir mit Ilse Aigner eine neue Medienministerin. Ursprünglich war die Medienpolitik in der Staatskanzlei angesiedelt, aber nach der Kabinettsumbildung durch den Ministerpräsidenten kümmert sich jetzt die Superministerin Aigner um die Medien.

Wir erinnern uns: Ilse Aigner hatte sich als Bundesverbraucherministerin mit Facebook angelegt und gilt ja als Verweigerung des wichtigsten sozialen Netzwerkes. Und mit dieser Einstellung soll Ilse Aigner sich um Medienpolitik und -entwicklung im Freistaat Bayern kümmern. Wir kennen ja die Sprüche Laptop und Lederhose.

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Ich bin da sehr, sehr gespannt, wie die Ministerin jetzt vorgeht. Vor allem weil sich Ministerien und Verwaltungen nicht mehr hinter der Datenschutzargument verstecken können. Der extrem Facebook-kritische Landesdatenschützer von Schleswig-Holstein Thilo Weichert hat vor dem Verwaltungsgericht Schleswig eine Schlappe erlitten. Behördenchef Thilo Weichert wollte Firmen untersagen lassen, die Dienste von Facebook zu nutzen. Jetzt ist klar: Firmen in Schleswig-Holstein dürfen auch künftig Fanseiten in dem sozialen Netzwerk betreiben. Sie dürfen nicht für das verantwortlich gemacht werden, was Facebook mit den Daten seiner Nutzer anstellt. Die Betreiber von Fanseiten haben keinen Einfluss auf die im Hintergrund stattfindende Datenverarbeitung, so das Gericht.

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Eine Schlappe für Weichert und Klarheit in Sachen Facebook. In Bayern nutzt die von der Staatskanzlei betriebene Seite Bayern.de unter anderem Facebook und YouTube. Bei der erstmaligen Nutzung der Webpage können die User die sozialen Netzwerke per Klick aktivieren. Ob es diese Regelung der Medienministerin Ilse Aigner gefällt? Und ich bin mal gespannt, ob sie ihre Haltung als Verbraucherschützerin auch als Superministerin ihren Kabinettskollegen mitteilt. Schließlich sind einige ihrer Ministerkolleginnen wie Hadertauer oder Merk in Facebook aktiv. Und auch ihr Chef Seehofer hält sich in Facebook auf. Und hatte Seehofer nicht eine große Facebook-Party in der Münchner Nobeldisco P1 organisieren lassen? Oder hält sich Aigner an Adenauer nach der Meinung, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?

Es wird spannend, wie die Medienpolitik in Bayern weitergeht und wie sich Ilse Aigner verhält.

 

TV-Kritik: Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft

14. Februar 2012

Es hätte so ein guter Beitrag werden können, aber die ARD hat die Chance vertan, etwas Sinnvolles zum Thema Medienkompetenz zu bringen, als der NDR die Dokumentation „Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft“ ausstrahlte. Die wahnsinnige Erkenntnis: Facebook verdient Geld mit unseren Daten. Überraschung, das ist aber neu und das wusste noch keiner. Mich beschleicht das Gefühl: Die NDR-Kolleginnen Svea Eckert und Anika Giese finden Geld verdienen durch Werbung eine ganz üble Sache – logisch, wenn ich von GEZ-Gebühren lebe.

Die Beispiele des Beitrages waren so wie man es von klassischen Massenmedien gewohnt ist, jedes Klischee wurde bedient. Doch was sollte der Beitrag? Es war kein Wirtschaftsjournalismus, denn es waren zu wenig Finanzfakten genannt. Es war kein Enthüllungsjournalismus, denn dass Facebook an unseren Daten interessiert ist, ist auch nicht gerade neu. Vielleicht war es einfach der Versuch von alten Massenmedien die neuen Massenmedien in eine böse Ecke zu stellen. Was waren es noch für Zeiten, als nur (öffentlich-rechtliche) Journalisten Massenmedien bedienen durften.

Es hätte ein Beitrag über Medienkompetenz werden können, aber dafür waren die Herrschaften beim NDR wohl nicht in der Lage. Qualitätsjournalismus sieht anders aus. Der Beitrag bedient die Vorurteile, die Lieschen Müller hat, die schon immer wusste, dass Facebook was Böses ist. Es fehlten nur noch die Facebook-Parties, um das Maß voll zu machen.

In einem Interview geben sich die Autorinnen geheimnisvoll: „Doch je weiter wir vorgedrungen sind, desto mehr haben wir auch von der dunklen Seite des Geschäftsmodells gesehen.“

Ich verfolgte während der Ausstrahlung Twitter und Facebook und stelle fest: Die Nutzer der Netzwerke hatten nicht viel Verständnis für die Art des Beitrags. Die große Story war es nicht, neue Infos kamen auch nicht zu Tage. Auch aus dem Exklusiv-Interview mit Mark Zuckerberg kam mir zu wenig rüber. Die Erkenntnis, dass Facebook kostenlos ist, aber dennoch etwas kostet ist nicht gerade neu. Das Ganze war für mich ein hilfsloser Versuch die neuen Medien zu erklären, aber aus der Sicht der alten Medien. Zumindest Datenschützer Thilo Weichert hatte wieder einen guten Auftritt.

Netter Nebeneffekt: Schön, war es zu sehen, das die Freunde der Polizei Hannover anstiegen, als bekannt wurde, dass die Polizei über Facebook Bösewichter sucht.

 Hier ist die Doku in YouTube zu sehen: