Posts Tagged ‘Slapstick’

Der Partyschreck – Rückblick auf meine Matinee

12. Dezember 2025

Der Film „Der Partyschreck“ („The Party“) aus dem Jahr 1968 ist eine der berühmtesten Komödien mit Peter Sellers und gilt bis heute als Meisterstück des Slapstick-Humors und der Improvisationskunst. Ich besprach den Film in meiner Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Die nächste Matinee am Sonntag, 21. Dezember ist der Weihnachtsklassiker Schöne Bescherung. Karten für das Event gibt es hier.

Unter der Regie von Blake Edwards, der bereits mit der „Pink Panther“-Reihe Comedygeschichte geschrieben hatte, entfaltet sich eine anarchische, episodenhafte Handlung, die weniger auf eine ausgefeilte Story als vielmehr auf situativen Witz, Timing und die Präsenz seines Hauptdarstellers setzt. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags.

Im Mittelpunkt steht der indische Schauspieler Hrundi V. Bakshi, ein unbeholfener, aber gutmütiger Statist, der am Set einer großen Hollywoodproduktion ein Desaster nach dem anderen auslöst. Eigentlich sollte er daraufhin auf die berüchtigte schwarze Liste des Studios gesetzt werden. Durch ein bürokratisches Versehen landet sein Name jedoch nicht auf der Verbotsliste, sondern auf der Einladungsliste zu einer mondänen Party des Produzenten. Damit beginnt der eigentliche Kern des Films: eine Nacht voller Missgeschicke, chaotischer Verwicklungen und sozialer Fauxpas, die Bakshi unbeabsichtigt auslöst.

Die Party, die in einem luxuriösen Anwesen in den Hollywood Hills stattfindet, bildet die Bühne für eine lose Abfolge humoristischer Episoden. Bakshi versucht verzweifelt, sich in die glamouröse Gesellschaft einzufügen, doch seine Unbeholfenheit führt immer wieder zu Katastrophen: Er zerstört ein automatisiertes Bedienpult, löst mit seinem Schuh eine Wasserfontäne aus, missversteht kulturelle Codes der Dandys und Starlets oder gerät in Situationen, die die Absurdität der oberflächlichen Filmbranche entlarven. Viele Gags basieren auf leisen Gesten, Pausen und kleinen Reaktionen – ein Markenzeichen von Sellers, der den schüchternen, höflichen Bakshi mit viel empathischem Humor spielt.

Blake Edwards nutzt die Party als Mikrokosmos für Hollywoods Eitelkeiten und die gesellschaftlichen Kontraste der späten 1960er-Jahre. Die Satire bleibt dabei leichtfüßig, niemals bösartig, und steigert sich langsam zu einem immer größeren Chaos, das schließlich in einer wilden Schaumparty gipfelt. Besonders bemerkenswert ist die visuelle Komik: lange Einstellungen, sorgfältig komponierte Räume und die zunehmende Absurdität der Ereignisse machen den Film zu einer Art modernem Stummfilm, in dem Dialoge zwar vorkommen, aber die visuelle Erzählung dominiert.

„Der Partyschreck“ ist nicht nur wegen seines Slapsticks legendär, sondern auch wegen seiner Improvisationen. Große Teile des Films basieren auf spontanen Ideen von Sellers, dessen Spiel die Mischung aus Unschuld und komischer Katastrophe perfekt verkörpert. Der Film wirkt dadurch trotz seines Alters überraschend zeitlos und hat sich zu einem Kultklassiker entwickelt, der Komödien bis heute beeinflusst.

Insgesamt ist „Der Partyschreck“ eine elegante, chaotische und charmante Komödie, die weniger durch Handlung als durch Atmosphäre, Timing und die brillanten Einfälle ihrer Macher überzeugt. Der Film lädt dazu ein, sich einfach fallen zu lassen und dem unaufhaltsamen Strudel von Missgeschicken zuzusehen, den Hrundi V. Bakshi mit wunderbarer Naivität entfacht. Blake Edwards’ Regie zeigt große Präzision: Der Film ist wie ein choreografiertes Stück visueller Komik inszeniert. Die Kamera beobachtet ruhig, das Tempo steigert sich stetig, bis die Party völlig aus dem Ruder läuft – ein Paradebeispiel filmischer Timing-Kunst.

Aus heutiger Sicht ist die Darstellung eines Inders durch einen weißen Schauspieler im „Brownface“ jedoch klar problematisch. Zwar wird die Figur nicht boshaft verspottet, doch die kulturelle Aneignung und stereotype Anlage sind nicht mehr zeitgemäß. Der Film gilt deshalb als „komisches Meisterwerk“, das man heute nur mit kritischer Distanz genießen sollte.

Die nächste Matinee am Sonntag, 21. Dezember ist der Weihnachtsklassiker Schöne Bescherung. Karten für das Event gibt es hier.

Der Partyschreck am 9. November im Scala Fürstenfeldbruck

7. November 2025

Der Partyschreck von Blake Edwards mit Peter Sellers ist heute ein Kultklassiker – zugleich urkomisch und problematisch. Ich bespreche und zeige diesen wunderbaren Film am Sonntag in der komischen Matinee am Sonntag, 9. November im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Der Film besticht durch seinen zeitlosen Slapstick-Humor: eine fast handlungslose Abfolge perfekt getimter Missgeschicke, die in einem grandiosen Chaos kulminieren. Viele Gags – getragen von Mimik, Timing und Musik – funktionieren auch heute noch erstaunlich gut.

Peter Sellers liefert eine brillante, stark improvisierte Performance. Seine Figur Hrundi V. Bakshi ist ein liebenswerter, unbeholfener Außenseiter, den man trotz aller Tollpatschigkeit sympathisch findet. Schauspielerisch gehört die Rolle zu seinen besten Leistungen.

Blake Edwards’ Regie zeigt große Präzision: Der Film ist wie ein choreografiertes Stück visueller Komik inszeniert. Die Kamera beobachtet ruhig, das Tempo steigert sich stetig, bis die Party völlig aus dem Ruder läuft – ein Paradebeispiel filmischer Timing-Kunst.

ONE DER PARTYSCHRECK, „The Party“, am Montag (01.01.24) um 20:15 Uhr. Der Statist Hrundi V. Bakshi (Peter Sellers) und die Schauspielerin Michele Monet (Claudine Longet) amüsieren sich, während die piekfeine Hollywood-Party im Chaos untergeht. © NDR/Degeto, honorarfrei – Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter Sendung bei Nennung „Bild: NDR/Degeto“ (S2). WDR Kommunikation/Redaktion Bild, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildkommunikation@wdr.de

Aus heutiger Sicht ist die Darstellung eines Inders durch einen weißen Schauspieler im „Brownface“ jedoch klar problematisch. Zwar wird die Figur nicht boshaft verspottet, doch die kulturelle Aneignung und stereotype Anlage sind nicht mehr zeitgemäß. Der Film gilt deshalb als „komisches Meisterwerk“, das man heute nur mit kritischer Distanz genießen sollte.

Filmhistorisch ist Der Partyschreck ein wichtiger Meilenstein der Filmkomödie. Er beeinflusste spätere Komiker wie Sacha Baron Cohen und zeigt, wie Improvisation und präzises Timing zusammenwirken können.

Ein grandios inszeniertes Slapstick-Feuerwerk mit einem genialen Peter Sellers – zugleich ein Zeitdokument, das heute wegen kultureller Stereotype kritisch gesehen werden muss, aber als Kunstwerk der Komik unvergessen bleibt. Ich freue mich auf diese herrliche Matinee. Karten gibt es hier.

Die Ritter der Kokosnuss – Rückblick auf meine Komödien-Matinee

31. Oktober 2025

„Die Ritter der Kokosnuss“ ist weit mehr als nur ein absurder Monty-Python-Klamauk – er ist ein grellbunter Zerrspiegel menschlicher Torheiten, eine gallige Satire auf Macht, Religion, Bürokratie und das ewige Bedürfnis nach Sinn in einer Welt, die längst den Verstand verloren hat. Hinter dem scheinbaren Nonsens liegt ein feines Gespür für die Absurdität gesellschaftlicher Strukturen. Ich besprach und zeigte diesen Klassiker bei meiner jüngsten Komödien-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck.

Die nächste Matinee am 9. November ist der Partyschreck, eine meisterhafte Slapstick-Komödie mit Peter Sellers in Höchstform. Als unbeholfener indischer Schauspieler Hrundi V. Bakshi stolpert er durch eine mondäne Hollywood-Party und richtet dort ein herrlich chaotisches Desaster an. Karten gibt es hier.

Großsprecherische Tafelrunde
König Artus und seine ebenso nutzlose wie großsprecherische Tafelrunde reiten – ohne Pferde, nur begleitet vom hohlen Klappern imaginärer Kokosnusshälften – durch ein düsteres, matschiges Mittelalter, das gar nicht so weit entfernt ist von unserer eigenen Gegenwart. Ihre Suche nach dem heiligen Gral wird zum Sinnbild der vergeblichen Jagd nach höheren Wahrheiten, während das einfache Volk, geplagt von Dreck, Hunger und der Willkür der Mächtigen, längst aufgehört hat, an Helden zu glauben. Meine Einführung zum Film hier als Video.

Die Python-Truppe entlarvt mit anarchischem Witz, wie dünn die Fassade der Zivilisation tatsächlich ist. Wenn Bauern ihren König nach der „legitimen Machtgrundlage“ fragen oder Nonnen der Lächerlichkeit preisgegeben werden, schimmert durch den Irrsinn eine erschreckende Klarheit: Unsere Institutionen, Ideologien und Rituale sind oft nur hohle Konstrukte – und wer zu genau hinschaut, sieht, dass hinter all der Ordnung ein absurdes Chaos lauert.

„Ritter der Kokosnuss“ macht sich über alles lustig, was Menschen heilig ist, und genau darin liegt seine radikale Gesellschaftskritik. Der Film erinnert uns daran, dass Humor die schärfste Waffe gegen Dogma und Dummheit ist. In einer Welt, die immer wieder dazu neigt, sich selbst zu ernst zu nehmen, ist dieser groteske Gralsritt eine befreiende Erinnerung: Nur wer lachen kann – auch über sich selbst – hat wirklich verstanden, wie absurd das Menschsein manchmal ist.

Die nächste Matinee ist der Partyschreck mit dem großartigen Peter Sellers. Karten gibt es hier.

Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober im Scala Fürstenfeldbruck

3. Oktober 2025

Es gibt Filme, die man schaut, lacht, und danach wieder vergisst. Und dann gibt es Die Ritter der Kokosnuss. Dieser Monty-Python-Klassiker ist nicht nur eine Parodie auf die Artus-Sage, sondern ein anarchisches Feuerwerk, das mit jeder Szene spürbar macht, wie befreiend Humor sein kann. Ich zeige den Film Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober in meiner Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Schon die ersten Minuten – Ritter ohne Pferde, dafür mit klappernden Kokosnüssen – setzen den Ton: Hier wird nichts ernst genommen, nicht einmal die Grundvoraussetzung für eine mittelalterliche Heldengeschichte.

Schon die ersten Minuten – Ritter ohne Pferde, dafür mit klappernden Kokosnüssen – setzen den Ton: Hier wird nichts ernst genommen, nicht einmal die Grundvoraussetzung für eine mittelalterliche Heldengeschichte.

Was den Film so besonders macht, ist die Mischung aus kindlich-absurdem Klamauk und beißender Satire. Da trifft König Artus auf Bauern, die ihn über Anarchie und Klassenstrukturen belehren, als stünde man mitten in einer politischen Debatte der 1970er-Jahre. Da kämpft ein Schwarzer Ritter unbeirrt weiter, selbst ohne Arme und Beine – ein groteskes Sinnbild für Heldenmut, der in Wirklichkeit nur noch pure Sturheit ist. Und da hoppelt ein weißes Kaninchen ins Bild, das sich als blutrünstiger Killer entpuppt – ein Moment, der bis heute so herrlich überraschend wirkt, dass man sich jedes Mal aufs Neue schüttelt vor Lachen.

Die Monty Pythons schaffen es, mit einfachsten Mitteln – man denke an die legendären Kokosnussschalen – eine ganze Welt zu entwerfen, die vertraut und gleichzeitig völlig absurd ist. Ihr Humor lebt vom Bruch mit Konventionen: der Vorspann, der sich selbst sabotiert, die Ritter, die nur „Ni“ sagen können, oder das Finale, das so abrupt endet, als würde jemand den Filmstreifen einfach aus dem Projektor reißen. All das erzeugt eine Art anarchische Energie, die man beim Schauen regelrecht spürt.

Was bleibt nach diesem Film? Ein Grinsen, das nicht vergeht. Zitate, die man noch Jahre später lachend mit Freunden wiederholt. Und das Gefühl, dass man Zeuge von etwas geworden ist, das weit mehr ist als eine Komödie. Die Ritter der Kokosnuss ist eine Liebeserklärung an die Absurdität – und ein Beweis dafür, dass Lachen manchmal die schärfste Form der Kritik ist.
Ich freue mich auf den Film Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober in meiner Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Eins, zwei, drei – Rückblick auf meine komische Matinee

26. September 2025

Billy Wilders Eins, zwei, drei ist eine turbulente Komödie vor dem Hintergrund des Kalten Krieges . Im Mittelpunkt steht C.R. “Mac” MacNamara (James Cagney), der als ehrgeiziger Coca-Cola-Manager in West-Berlin 1961 arbeitet . MacNamara träumt davon, das Geschäft hinter den Eisernen Vorhang auszuweiten und eine Beförderung zum Europa-Chef in London zu erlangen.

Doch unerwartet erhält er von seinem Chef in Atlanta einen ganz anderen Auftrag: Er soll einige Wochen lang dessen junge Tochter Scarlett Hazeltine (Pamela Tiffin) in Berlin beaufsichtigen. Ich besprach den Film in unserer komischen Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Die nächste Matinee ist am 5. Oktober zum Monty Python: Die Ritter der Kokosnuss. Karten gibt es hier.

Eins, zwei, drei ist thematisch fest im Kalten Krieg verankert und karikiert pointiert den Gegensatz zwischen westlichem Kapitalismus und östlichem Kommunismus . Wilder nutzt das Aufeinandertreffen der Systeme in Berlin, um Ideologien ad absurdum zu führen. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags.

So steht die amerikanische Coca-Cola-Firma (stellvertretend für Konsum und Kapitalismus) dem strammen Kommunisten Otto und den sowjetischen Funktionären gegenüber . MacNamara möchte Coca-Cola unbedingt in den Osten exportieren – doch die sowjetischen Verhandlungspartner fordern im Gegenzug frech die geheime Rezeptur der Cola, eine absurde Forderung, die die Ideologie-Konfrontation humorvoll überspitzt. Der Film zeigt diesen “Kampf der Weltmächte anhand eines karrierehungrigen Coca-Cola-Filialleiters” in Berlin und macht daraus eine bissige Satire.

Die Handlung spielt im Sommer 1961 im geteilten Berlin, also unmittelbar vor dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 . Diese zeitliche Verortung ist entscheidend: West-Berlin war damals ein Schaufenster des Westens mitten im Ostblock und Schauplatz ständiger Ost-West-Spannungen. Wilder nutzt authentische politische Markierungen, um den historischen Kontext zu verankern. Gleich zu Beginn des Films sieht man etwa staatlich orchestrierte Ost-Berliner “Friedensdemonstrationen” mit Transparenten, die den neuen US-Präsidenten John F. Kennedy schmähen und stattdessen Fidel Castro und Nikita Chruschtschow loben . Dadurch wird klar, dass die Geschichte in jener kurzen Phase spielt, als Ost und West in Berlin noch ungehindert in Kontakt kamen – kurz bevor der “antifaschistische Schutzwall” diese Verbindung kappen sollte.

Die nächste Matinee ist am 5. Oktober zum Monty Python: Die Ritter der Kokosnuss. Karten gibt es hier.

Eins, zwei, drei – Matinee am Sonntag, 14. September im Scala FFB

12. September 2025

Billy Wilders Film „Eins, zwei, drei“ aus dem Jahr 1961 ist eine spritzige Politkomödie, die zugleich als temporeiche Satire auf den Kalten Krieg gilt. Ich zeige diesen Film als Matinee am Sonntag 14. September im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Mit atemberaubendem Dialogtempo, bissigem Witz und pointierter Gesellschaftskritik gelingt es Wilder, die politischen Spannungen der damaligen Zeit zwischen Ost und West in eine rasante Handlung zu kleiden.

Der Film spielt im geteilten Berlin und erzählt die Geschichte des Coca-Cola-Managers C. R. MacNamara, brillant verkörpert von James Cagney, der sich unvermittelt in einer Kette chaotischer Verwicklungen wiederfindet, als die Tochter seines Chefs sich in einen jungen ostdeutschen Kommunisten verliebt.

Besonders bemerkenswert ist, wie Wilder mit sprachlicher Präzision und perfektem Timing arbeitet: Die Dialoge sind scharfzüngig, voller Doppeldeutigkeiten und lassen kaum eine Atempause zu. Gleichzeitig gelingt es ihm, die Groteske des Kalten Krieges offenzulegen, indem er die politischen Gegensätze karikiert und die Absurditäten auf beiden Seiten entlarvt. Das macht „Eins, zwei, drei“ nicht nur zu einer Komödie, sondern zu einer bitterbösen Satire mit zeitloser Relevanz.

Auch filmhistorisch hat das Werk einen besonderen Rang. James Cagney, der für seine dynamische Darstellung bewundert wurde, lieferte hier eine seiner letzten großen Kinoleistungen, bevor er sich vorübergehend von der Schauspielerei zurückzog. Das Tempo des Films, die Mischung aus Slapstick, Screwball-Elementen und politischem Kommentar sind ein Paradebeispiel für Wilders Meisterschaft, Unterhaltung und Tiefgang miteinander zu verbinden.

„Eins, zwei, drei“ ist damit mehr als nur eine leichte Komödie – es ist ein brillantes Stück Zeitgeschichte in filmischer Form, das die Absurditäten der Blockkonfrontation ebenso entlarvt wie die Oberflächlichkeit des westlichen Konsumdenkens. Wilder gelang mit diesem Film eine seltene Kombination aus politischer Satire, künstlerischer Raffinesse und purem Kinospaß.
Vortrag und Film am Sonntag, 14. September um 10:45 Uhr im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Die Ferien des Monsieur Hulot – Matinee am Sonntag, 31. August im Scala FFB

29. August 2025

Die Ferien des Monsieur Hulot (Originaltitel: Les Vacances de Monsieur Hulot) ist eine französische Filmkomödie von Jacques Tati aus dem Jahr 1953 und gilt als einer der großen Klassiker des europäischen Nachkriegskinos. Der Film markierte Tatis internationalen Durchbruch und begründete seinen Ruf als Meister der visuellen Komödie. Ich bespreche und zeige diese Komödie am Sonntag 31. August im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Im Mittelpunkt steht der charmant unbeholfene Monsieur Hulot, gespielt von Tati selbst, der seinen Sommerurlaub in einem kleinen Badeort an der französischen Atlantikküste verbringt. Mit seinem markanten Auftreten, seiner Pfeife und dem leicht schlurfenden Gang wird Hulot schnell zur auffälligsten Figur in der ansonsten ruhigen Ferienidylle. Sein gutmütiges, aber oft unbedachtes Verhalten führt immer wieder zu kleinen Katastrophen und unerwartet komischen Situationen: Türen klemmen, Boote kentern, Tennisspiele laufen aus dem Ruder, und das Hotelpersonal gerät mehr als einmal an seine Grenzen.

Die Handlung selbst ist bewusst minimalistisch und episodisch angelegt. Statt einer durchgehenden Geschichte entfaltet der Film eine lose Abfolge von Alltagsbeobachtungen und humorvollen Vignetten, die das Ferienleben in der französischen Gesellschaft der frühen 1950er-Jahre widerspiegeln. Dabei richtet Tati den Blick gleichermaßen auf die kleinen Eitelkeiten der Urlaubsgäste wie auf die sozialen Unterschiede zwischen ihnen. Die scharf gezeichneten Charaktere – vom versnobten Großstädter über die Familie aus der Mittelschicht bis hin zum Einzelgänger Hulot – dienen Tati als Spiegel einer Gesellschaft im Umbruch.

Charakteristisch für den Film ist Tatis fast vollständiger Verzicht auf klassische Dialogführung. Gesprochen wird zwar, aber die Gespräche stehen nie im Mittelpunkt. Stattdessen arbeitet der Regisseur mit Körpersprache, Mimik, präzisem Timing und Geräuschkulissen. Die Klanggestaltung ist dabei von entscheidender Bedeutung: Das leise Schlagen von Türen, das Knarzen von Böden oder das Rauschen des Meeres werden zu dramaturgischen Elementen, die die Komik verstärken und den Film zu einem audiovisuellen Erlebnis machen.

Im Gegensatz zu amerikanischem Slapstick ist Tatis Humor subtiler und zurückhaltender. Er lebt von der Beobachtung kleiner Absurditäten des Alltags, von Missverständnissen und dem Kontrast zwischen individueller Eigenwilligkeit und gesellschaftlichen Erwartungen. Gerade dieser Ansatz macht den Film bis heute zeitlos und universell verständlich.

Die Ferien des Monsieur Hulot wurde nicht nur beim Publikum, sondern auch bei der Kritik begeistert aufgenommen. Der Film gewann unter anderem den Internationalen Preis bei den Filmfestspielen von Cannes 1953 und erhielt 1956 eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch. Zudem etablierte er die Figur des Monsieur Hulot, die Tati in späteren Filmen wie Mein Onkel (1958) oder Playtime (1967) weiterentwickelte.

Heute gilt der Film als Meilenstein des französischen Kinos und als Paradebeispiel für die Kunst, mit minimalistischen Mitteln große Wirkung zu erzielen. Tatis feinfühlige Beobachtungsgabe, sein Sinn für Rhythmus und sein Gespür für leise Komik machen Die Ferien des Monsieur Hulot zu einem Werk, das weit über seine Entstehungszeit hinaus relevant geblieben ist – eine poetische Momentaufnahme des französischen Gesellschaftslebens, verpackt in sanften Humor und charmante Leichtigkeit. Ich bespreche und zeige diese Komödie am Sonntag 31. August im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Zwischen Kanu, Kult und Kinozitaten – Bully Herbig paddelt wieder mitten ins Herz der Filmgeschichte mit Das Kanu des Manitu

14. August 2025

Schon in den ersten Minuten von Das Kanu des Manitu wird klar: Hier reitet niemand in einen ernsthaften Western, sondern in eine liebevoll überdrehte Persiflage. Michael Bully Herbig bleibt seiner Mischung aus schrägem Humor, Western-Parodie und deutschem Wortwitz treu – garniert mit popkulturellen Anspielungen, bewusst absurden Situationen und einer gehörigen Portion Selbstironie.

Abahachi (Herbig) und sein Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) sind wieder da – Karikaturen alter Filmhelden, deren Augenzwinkern sofort beim Publikum ankommt. Sonnenüberflutete Landschaften, bunte Kostüme und Kulissen, die an Westernsets erinnern, aber nie zu perfekt wirken, unterstreichen den Comedy-Charakter. Die Gags wechseln zwischen schnell, flach, clever – stets mit dem Ziel, Spaß zu machen, nicht Logik zu beweisen.

Dass der Film ein Publikum findet, steht außer Frage. Doch an den Überraschungserfolg von Der Schuh des Manitu mit 11,7 Millionen Zuschauern vor 25 Jahren wird er wohl nicht heranreichen – die Erwartungen des Verleihs sind dennoch hoch. Herbig wollte sich in der Pressekonferenz im Münchner Mathäserkino nicht auf Zahlen festlegen. Muss er auch nicht: In einem Kinojahr ohne viele finanzielle Volltreffer trägt er den Hoffnungstitel.

Viele Dialoge des Originals sind längst geflügelte Worte geworden – eine Wiederholung dieses Phänomens wird schwer. Kritiker belächeln bisweilen Herbigs Humor, doch wer genau hinsieht, entdeckt eine Fülle an Filmzitaten. Herbig ist ein leidenschaftlicher Kinokenner, der in Das Kanu des Manitu zu einem Ritt durch die Filmgeschichte einlädt: von Karl-May-Anspielungen über Louis-de-Funès-Zitate („Nein! Doch! Oh!“ aus Hasch mich, ich bin der Mörder) bis zu Referenzen an Buster Keaton (Der General), Der rote Korsar (1952), Der Hofnarr (1955), Apollo 13/14 oder Der mit dem Wolf tanzt. Auch das Wasserballett verneigt sich vor Esther Williams’ Aqua-Musicals, während Slapstick-Momente augenzwinkernd auf Star Wars oder Indiana Jones anspielen. Karl May, nicht in der kopflastigen Version von Hans Jürgen Syberberg, sondern in einer lockeren Version als Sky du Mont zum Buch Der Ölprinz greift. Über allem schwebt der Schatz im Silbersee.

Ein Idol von Herbig ist natürlich Louis de Funès und im Kanu des Manitu zitieren drei französische Musketiere, dargestellt von drei Spaniern, den berühmten Dialog „Nein! Doch! Oh!“. Diese Phrase „Nein! Doch! Oh!“ stammt aus dem Film „Hasch mich, ich bin der Mörder“ und hat sich zu einem festen Bestandteil der Popkultur entwickelt. Das haben wir schon im Trailer gesehen, das macht Spaß.

Und dann kommt immer wieder ein Feuerwerk an Filmzitaten – am liebsten hat mir Buster Keatons Zugszene aus „der General“ (1926) gefallen, dann die Anita Ekberg-Szene aus Bond. In „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) ist ein Filmplakat von ihr, auf dem sie für den Film „Bob auf Safari“ (1963) zu sehen ist, an einer Hauswand klebt. Dort dient ihre Mundpartie als Fluchtfenster für einen Bösewicht. In Kanu des Manitu wird aus der langen Nase geschossen.

An das Spiel auf einem Klavier am Boden wird an Tom Hanks in Big von 1988 erinnert wobei sich Bully hier mit Superperforator selbst zitiert. Richtig lachen musste ich an die Anspielung bei der Kanu-Szene unter Wasser an Der rote Korsar von 1952 von Robert Siodmak. Der Hofnarr von 1955 mit Danny Kaye wird mit der Narrenkappe – dieses Mal am Fuß – zitiert. The Ballad of Buster Scruggs (2018) der Coen-Brüder wird mit dem Running-Gag des Komparsen Wolfgang ins Bild gerückt.

Der Adler ist gelandet ist zum einen ein Kriegsfilm von 1976 von John Sturges, zum anderen das berühmte Zitat des Astronauten Neil Armstrong nach der Landung der „Apollo 11 Eagle“ auf dem Mond. Der Esel von Gastronom Dimitri heißt nun Apollo 14, während der Vorgänger in Schuh des Manitu noch Apollo 13 hieß. Der Film nutzte den Namen Apollo 13 für einen Esel, um einen komischen Kontrast zwischen dem technologischen Fortschritt der Raumfahrt und der einfachen, ländlichen Umgebung des Wilden Westens zu schaffen. Es ist eine humorvolle Anspielung, die die Absurdität der Situation unterstreicht. Dimitri muss mit seiner Taverne neu beginnen, daher wird aus Apollo 13 nun Apollo 14. Ach ja Western und Zivilisationskonflikt: Kevin Kostner wird mit seinem Tanz mit dem Wolf zitiert, auf sehr unterhaltsame Art.

Das Namensgebung der Verbrecherbande mit dem Spiel der Zahl sieben ist humorvoll durch Filmgeschichte angereichert: Glorreichen Sieben, Sieben Samurai, Sieben Zwerge und schlussendlich Sieben Geißlein – wunderbare Wortspiele der deutschen Sprache.

Viel Spaß hatte ich auch bei der Schwimmszene und dem Wasserballett. Esther Williams und ihrem Aqua-Musicals, vor allem „Badende Venus“ von 1944 wird von Herbig zitiert, ohne dass es ein Großteil des heutigen Publikums dies bemerken wird. Sie können sich aber an genügend gelungenen Slapstick-Aufnahmen erfreuen, wie das Aufhaben der Tür mit einen Fuß, vielleicht eine Anspielung auf A new Hope in der Müllpresse.

Und natürlich müssen Lucas und Spielberg herhalten. „Ich habe ein ganz mieses Gefühl“ muss einfach genannt werden, wie Anleihen auch Spielbergs Indiana Jones Filmen. So ist es der Balance-Akt auf dem fahrenden Zug oder die Suche nach dem geheimnisvollen Kanu. Am augenfälligsten ist es bei einem Zitat aus dem letzten Kreuzzug, wo nur ein busfertiger Mann die Prüfung bestehen kann. Hier ist es halt ein echter/wahrer Apache. Als der Heilige Gral übrigens zur Sprache kommt, meint Santa Maria lapidar, dass er den Kelch Jesu bereits besitze.

Vielleicht doch eine Heilsgeschichte
Eine feine Beobachtung steckt in einer scheinbar nebensächlichen Szene: In einer Kirche plant die Verbrecherbande ihren Coup. Im Hintergrund sind Liednummern aus dem katholischen Gotteslob zu sehen: 275 („Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet“), 431 („Herr, du bist ein Schild für mich“) und 809 („Meine Seele ist stille in dir“). Zusammengelesen entsteht eine kleine Heilsgeschichte – ob beabsichtigt oder nicht: Begegnung, Vertrauen, Geborgenheit.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einem Pedant und Perfektionist wie Herbig diese Lieder aus dem Gotteslob nur nur Zufall sind. Wenn man die drei Gotteslob-Lieder inhaltlich betrachtet, lässt sich durchaus ein roter Faden erkennen. GL 275 – „Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet“ ist ein meditatives Lied über die Erfahrung, dass Christus im Alltag und besonders in schwierigen Momenten mitgeht. Das Leitmotiv ist Begegnung, Wandlung, Trost. Die Bildsprache ist Unterwegssein, Emmaus-Motiv, Hoffnung.

GL 431 – „Herr, du bist ein Schild für mich“ beinhaltet den biblischer Bezug: Psalm 3,4 („Du aber, Herr, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre, du hältst mein Haupt hoch“) mit der Kernbotschaft: Gott ist Schutz, Zuflucht und Halt in Bedrohung und Anfechtung.

GL 809 – („Meine Seele ist stille in dir“) ist ein oft ein kontemplatives Lied, das Ruhe, Geborgenheit und Vertrauen in Gott ausdrückt und die Schwerpunkte Loslassen, innere Stille, Sich-Anvertrauen beinhaltet.
Die Reihenfolge bei Bully könnte symbolisch gelesen werden: 275 → Die erste Begegnung mit Christus verändert das Leben. 431 → Aus dieser Beziehung wächst das Vertrauen, dass Gott schützt und trägt. Und 809 → Am Ende kommt die innere Ruhe und Stille, wenn man sich in Gottes Hände gibt. Die Szene könnte unterschwellig eine „Mini-Heilsgeschichte“ vermitteln. Diese Frage hat Bully Herbig sichtlich überrascht. Hier der Ausschnitt aus der Pressekonferenz und hier antwortet Bully auch auf die Frage nach Scanline. Als alter Freund der Firma Scanline war mir es wichtig, seine Meinung zu hören, nachdem die VFX-Schmiede an Netflix verkauft wurde:

Das Kanu des Manitu ist kein Film für Zyniker. Wer Lust auf rund 90 Minuten leichten, verspielten Humor hat, wird bestens bedient – und kann nebenbei auf Schatzsuche nach liebevollen Zitaten und absurden Details gehen.

Großes Lob an Herbig an die geniale Wendung, wenn man im Film auf das Wort „Indianer“ zu sprechen kommen könnte. Herbig umschifft das Wort und führt den Zuschauer auf eine falsche Fährte und löst die Formulierung wunderbar auf. Am Ende gibt es noch eine Botschaft und dies obwohl sich Michael Bully Herbig nicht als „Politischer Filmemacher“ bezeichnet. Wers glaubt.

Ich habe Gabriele wiedergefunden

10. Februar 2017

Alte und neue Arbeitsmittel : Gabriele und MacBook

Alte und neue Arbeitsmittel : Gabriele und MacBook

Oh Gott, ich habe meine journalistischen Anfänge in einem Schrank gefunden. Auf der Suche nach einem Stift öffnete ich in einem Seminar die Türen eines Schrankes und entdeckte schwarze Koffer. Neugierig wie ich nunmal bin, musste ich den ersten Koffer öffnen und entdeckte Gabriele., genauer Gabriele 10.

Die Gabriele 10 war eine Reiseschreibmaschine von Triumph und damit habe ich meine ersten journalistischen Schritte Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts unternommen. Ich hatte diese Schreibmaschine in ihrem Koffer immer dabei. Wenn ich auf Reisen ging, wenn ich mit Mama und Papa in den Urlaub fuhr, dann war meine Gabriele immer dabei. Eigentlich wollte ich eine Tippa haben. Das war die offizielle kleine Reisemaschine für Journalisten, aber meine Eltern waren nicht so überzeugt von meinem Berufswunsch. Die Tippa bliebt immer ein Traum, aber ich hatte ja Gabriele. Der Name stammte übrigens von der Enkelin von Max Grundig, der Triumph damals gekauft hatte.


Junge Journalisten können sich in meinen Seminaren gar nicht vorstellen, unter welchen technischen Bedingungen gearbeitet wurde. Und bitte: Es ist nicht 100 Jahre her, sondern war bei mir Mitte der achtziger Jahre. Dann kam der C64 bei mir und alles änderte sich. Die digitale Revolution hatte dann auch für mich begonnen.
Als ich die Maschine entdeckte, kam mir ein alter Jerry Lewis Film in den Kopf. Der Bürotrottel hieß der Film, der von Lewis inszeniert wurde. Dort gab es die legendäre Schreibmaschinen-Szene in der Lewis auf einer unsichtbaren Schreibmaschine tippte. Slapstick pur, was hab ich als Kind gelacht.