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Enttäuschend: Sonderausstellung „Schaufenster Robotik“ im Deutschen Museum
8. Februar 2010Wall•E: Pixars kollektives Filmgedächtnis
15. September 2008Pixar hat das Problem, dass das Unternehmen mit seinen überaus erfolgreichen Animationsstreifen Filmgeschichte geschrieben hat. Anders verhält es sich bei Dreamworks, die mit Shrek und Kung Fu Panda einfach nur für Unterhaltung und Kasse sorgen. Pixar dagegen muss mit jedem Film neue Maßstäbe setzen, seien sie technischer oder inhaltlicher Natur. Mit Wall•E ist es der Steve-Jobs-Company wieder gelungen, die Filmgeschichte mit einem Meilenstein zu bereichern. Und das Rezept: Um in die Filmgeschichte einzugehen, zitiert man fleißig archetypische Elemente des Filmgeschichte, in diesem Fall des Science-Fiction-Films. Als Quelle der Inspiration standen den Pixar-Verantworlichen zahlreiche Meisterwerke Pate. Allen voran aber die Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Lautlos im Weltraum (Silent Running)“. Vor allem Kubricks Meisterwerk aus dem Jahre 1968 liefert die Basis für Wall•E. Und die Meisterleistung von Pixar: Wall•E funktioniert auch bei Zuschauern, die das große Vorbild nicht gesehen. Dennoch sind Bilder und Score von 2001 so im Gedächtnis des Zuschauers verankert, dass sie bei Wall•E von einem kollektiven Gedächtnis abgerufen werden. Seien es das rote allsehende Auge von HAL oder die Richard-Strauss-Musik von „Also sprach Zarathrusta“.
Ähnlich wie 2001 kommt Wall•E zu Beginn des Films ohne Dialoge aus. Erst als in 2001 der Mensch den Monolithen entdeckt, gelangt er auf eine höhere Bewusstseinsebene. Und erst als sich Wall•E mit Eve trifft, erwachen Gefühle in ihm. Es gelingt den Pixar-Machern den Robotern von der ersten Minute an menschliche Züge zu geben. Die Einteilung Mann und Frau wird getroffen, obwohl es sich nur um Maschinen handelt. Anspielungen aus dem Realfilm sind gewollt. Anleihen sind R2D2 aus „Star Wars“ und „Nummer 5 lebt“. Pfeifend rollt Wall•E pflichtbewusst und pfiffig durch die Apokalypse, begleitet von einer Kakerlake, die den Weltuntergang überlebt habt. Schreckliche Endzeitvisionen einer verlassenden Welt sind die ersten Eindrücke des Films. Seinen Charalter formt Wall•E durch Abspielen von Muscial-Sequenzen aus „Hello Dolly“.
Die Symbole aus 2001 kehren immer wieder. Die biblischen Anspielungen mit einem Garten Eden im Weltraum kommen natürlich von „Lautlos im Weltraum“, den vfx-Papst Douglas Trumball inszenierte. Roboter behüten die Pflanzen und Bäume. Auch in Wall•E kümmern sich die Maschinen um das neu erwachende Grün. Die Parallelen sind vorhanden, eine einfache Kopie ist Wall•E aber deshalb nicht. Einen Abstecher in die Religion nimmt Pixar mit dem Roboter Eve, also Eva. Die Maschine hat weibliche, gar mütterliche Züge. Sie trägt das neue Leben, die neue Hoffnung, symbolisiert durch die lebende Pflanze, in sich. Das Symbol der Mutter wird im englischen Original wieder durch Sigourney Weaver aufgenommen. Ruhm erlangte sie durch die „Alien“-Reihe. Im ersten Teil suchte sie Hilfe bei einem Schiffscomputer, der sich Mutter nannte. In Wall•E gibt sie eben diesem Schiffscomputer ihre Stimme. Mutter ist wieder da. Dann tauchen in Wall•E noch die neu erwachten Menschen John und Mary auf. Johannes und Maria entdecken ihre gegenseitige Existenz. Sie weisen sogar auf das Wasser als Symbol des Heiligen Geistes mit den Worten „Wir haben sogar einen Pool“ hin.
Alles in allem ein gewaltiger Film, der mit oder ohne Metaebene brillant funktioniert. Der Zuschauer kann sich zwei Stunden perfekt unterhalten lassen oder er kann Symbole des Science-Fiction-Films genießen.
Einen ausführlichen Bericht über Wall•E gibt es in der neuen DIGITAL PRODUCTION (www.digitalproduction.com).
