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Ein Klang wie aus einer anderen Welt: Pink Floyd neu erlebt: Live at Pompeii – MCMLXXII

3. Mai 2025

Geschickt mit viel Marketing-Power angekündigt und jetzt – endlich – erschienen. Pink Floyd Live at Pompeii – MCMLXXII. Eigentlich war von den Aufnahmen ja vieles schon bekannt, aber Steven Wilson hat nochmal an den Reglern gedreht und aus den Aufnahmen von 1971 Details herausgeholt. Ich habe mir die Vinyl-Ausgabe und den Konzertfilm auf Bluray geholt und schon in der Nacht der Veröffentlichung den Stream via Apple Music geladen.

Wie gesagt: Eigentlich bekannt, aber wieder eine deutliche Steigerung des bekannten Konzerts ohne Zuschauer in der antiken Stadt. Für so einen Sound legt man gerne seine Euro auf den Tisch, damit die lebenden Bandmitglieder Waters, Gilmour und Mason noch ein karges Auskommen haben.
Über meine bisherigen Ausgaben Laserdisc, DVD und Bluray habe ich ja bereits ausführlich gebloggt und den Wert des Konzerts für die Musikgeschichte eingeordnet.

Wenn das Album Stunde um Stunde von mir abgespielt wurde, begreife ich wieder, welch faszinierende Band dies einst war und welches Potenzial in ihr steckte. Der Sound von Pink Floyd zur Zeit von „Live at Pompeii“ (1971) war atmosphärisch, experimentell und von einer intensiven Klangarchitektur geprägt, die weit über konventionelle Rockmusik hinausging. In dieser Phase – zwischen den Alben Meddle (1971) und dem noch in Arbeit befindlichen The Dark Side of the Moon (1973) – präsentierte sich die Band auf dem Höhepunkt ihres psychedelischen und avantgardistischen Schaffens. Man hört sichtlich die Kreativität, die am explodieren ist. Der Übergang von einer psychodelischen Band zu einer Supergroup wurde hier als Zeitdokument eingefangen.

Raumwirkung
Typisch für diese Ära ist ein weiträumiger, fast cineastischer Sound, der durch den bewussten Einsatz von Hall, Echo und Raumwirkung verstärkt wird. In Live at Pompeii ist das besonders eindrucksvoll, da die Band ohne Publikum in einem antiken Amphitheater spielte, was die Musik zusätzlich mit einer gewissen Erhabenheit und Entrücktheit auflädt.

David Gilmours Gitarrenarbeit ist in dieser Zeit geprägt von langgezogenen, singenden Soli, häufig mit viel Reverb und Delay versehen, was dem Klang eine schwebende, fast außerweltliche Qualität verleiht. Seine Spielweise ist melodisch, zurückhaltend virtuos und stets atmosphärisch. Richard Wrights Keyboards – insbesondere die Orgel und der frühe Synthesizer – erzeugen dichte Klangflächen, die den Songs Tiefe und Weite verleihen. Roger Waters’ Bassspiel ist treibend und strukturell, während Nick Mason am Schlagzeug für mich der Star der Aufnahme ist, der mit wirkungsvollen Rhythmen und perkussiven Akzenten arbeitet. Auch der verlorene Drumstick ist in der überarbeiteten Filmaufnahme noch dabei. Mason, ein absoluter Profi und optisch ein wilder Mann.

Der Gesang ist oft fragmentarisch eingesetzt oder wird durch Geräuschcollagen, Klangexperimente und instrumentale Passagen ergänzt oder ersetzt. Auch der Hund in Paris ist wieder dabei. Die Kompositionen bauen sich langsam auf, steigern sich in Wellen und wirken wie musikalische Reisen. Stücke wie Echoes zeigen diese organische Struktur in Reinform – ein Klanggemälde mit psychologischer Tiefe und spiritueller Offenheit.

Für mich ist der Sound von Pink Floyd zur Zeit von Live at Pompeii ein Zwischenraum aus Rock, psychedelischer Musik, klassischer Klangarchitektur und frühem Ambient – introspektiv, hypnotisch und künstlerisch radikal. Es ist Musik, die nicht nur gehört, sondern erlebt wird. Der Kauf der Neuaufnahme Pink Floyd Live at Pompeii – MCMLXXII auf Vinyl und Bluray hat sich für mich gelohnt.

Warten auf Pink Floyd: Live at Pompeii – MCMLXXII

21. April 2025

Am 2. Mai 2025 hat das Warten ein Ende. Die neue Version des Konzerts „Pink Floyd: Live at Pompeii MCMLXXII“ aus dem Jahr 1971 erscheint in aufgepäppelter Form als CD-Album, Vinyl und Film.

Das Konzert von 4. bis 7. Oktober 1971 ist ein Höhepunkt der Musik- und Filmgeschichte. Es war nicht nur ein Musikerlebnis, sondern auch ein innovatives audiovisuelles Experiment, das die Grenzen traditioneller Konzertfilme sprengte. Gerade das gefällt mir an dem Film und im Grunde ist es ein frühes MTV-Video. Die Erstveröffentlichung war am 2. September 1972.

Unter der Regie von Adrian Maben wurde das Konzert ohne Publikum in den Ruinen des antiken römischen Amphitheaters von Pompeji aufgezeichnet – ein Schauplatz, der sowohl visuell als auch symbolisch eine einzigartige Atmosphäre schuf.

Ein Konzert ohne Publikum
Eines der interessantesten Elemente des Konzerts war das Fehlen eines Publikums. Pink Floyd spielte allein in der monumentalen Kulisse von Pompeji, wodurch die Musik und die Umgebung in den Vordergrund rückten. Diese Entscheidung hob sich deutlich von anderen Live-Aufnahmen ab, die oft auf die Energie und Interaktion mit einem Publikum setzten. Stattdessen entstand ein intimes und fast meditatives Erlebnis, bei dem die Klänge der Band mit der zeitlosen Stille der antiken Ruinen verschmolzen.

Technologische Innovation
Die Produktion des Films war für die damalige Zeit technisch anspruchsvoll. Pink Floyd bestand darauf, ausschließlich live zu spielen, ohne Playback. Dies erforderte den Einsatz leistungsstarker Aufnahmegeräte und Technik, darunter lange Stromkabel, die quer durch Pompeji verlegt wurden, um das Equipment zu versorgen. Natürlich gab es mit der Stromversorgung Pannen, aber zum Glück gelang es schließlich doch. Die Aufnahmen fanden sowohl bei Tageslicht als auch nachts statt, was visuell beeindruckende Kontraste schuf. Besonders möchte ich ist das Stück „Echoes“ hervorheben, das mit seinen hypnotischen Klängen und dynamischen Kamerafahrten eine perfekte Symbiose aus Bild und Ton darstellt.

Symbolik und Atmosphäre
Die Wahl von Pompeji als Ort des Konzerts war nicht zufällig. Die Ruinenstadt, die durch den Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. zerstört wurde, symbolisiert Vergänglichkeit und Ewigkeit zugleich. Diese Themen spiegeln sich auch in Pink Floyds Musik wider, die oft existenzielle Fragen und kosmische Dimensionen behandelt. Die leeren Tribünen des Amphitheaters und die monumentalen Steine verstärkten den Eindruck einer zeitlosen Performance, während die Band selbst wie eine Art musikalischer Chronist wirkte.

Musikalische Höhepunkte
Der Film enthält einige der bekanntesten Stücke der Band, darunter „Echoes“, „A Saucerful of Secrets“ und „Careful with That Axe, Eugene“. Diese Songs zeigen Pink Floyd auf dem Höhepunkt ihrer kreativen Phase, bevor sie mit „The Dark Side of the Moon“ weltweiten Ruhm erlangten. Besonders „Echoes“ wird oft als Meisterwerk betrachtet: Mit seiner Länge von über 20 Minuten entfaltet es eine epische Struktur, die perfekt zur majestätischen Kulisse passt. Eigentlich ist es ja ein Film über die Band, aber die meiste Screenzeit hat wohl Drummer Nick Mason, der mit langem Haar seine Schießbude bearbeitet und dabei auch mal den Drumstick verliert und ihn professionell durch einen neuen ersetzt ohne aus dem Rhythmus zu kommen.

Einfluss auf spätere Werke
„Live at Pompeii“ war nicht nur ein künstlerisches Experiment, sondern auch ein Vorbote für zukünftige audiovisuelle Produktionen. Der Film beeinflusste zahlreiche Künstler und setzte neue Maßstäbe für Konzertfilme. Jahrzehnte später kehrte David Gilmour, Gitarrist von Pink Floyd, nach Pompeji zurück und spielte dort allerdings vor Publikum – eine Hommage an das ursprüngliche Projekt.

Verschiedene Versionen
Meine erste Version des Konzerts hatte ich auf Laserdisc von 1982. Die PAL-Bildplatte hatte 58 Minuten und lief im Player früher rauf und runter.

Im Jahre 2003 kaufte ich mir den Directors Cut auf DVD, wobei das Konzert auch 58 Minuten Dauerte und mit einem Interview mit Regisseur Adrian Maben von 20 Minuten ergänzt wurde, der sich auch zu Dark Side äußerte.

Richtig überarbeitet wurde das Konzert dann für die Pink Floyd Box The early years 1965-1972. Hier gab es 2016 den Film mit fünf Songs überarbeitet und der Ton war ein 5.1 Audio Mix.

Auf die neue Version bin ich sehr gespannt, denn eigentlich war ich mit dem Klang der Version von 2016 sehr zufrieden. Die 5.1 Surround Sound Mischung für den Konzertfilm „Pink Floyd: Live at Pompeii“ wurde mit modernsten Techniken erstellt, um die ursprüngliche Atmosphäre des Films zu bewahren und gleichzeitig die Klangqualität erheblich zu verbessern. Ursprünglich wurde der Ton des Films mit einem 8-Kanal-Mischpult aufgenommen, was für die damalige Zeit eine fortschrittliche Methode darstellte. Die Mehrspurmischung wurde später im Studio de Boulogne in Paris überarbeitet, wobei zusätzliche Spuren hinzugefügt wurden, um die Klangtiefe zu erhöhen. Toningenieure wie Charles B. Raucher arbeiteten daran, die Musik und Soundeffekte auf der Original-Tonspur zu optimieren. Für die jüngste Restaurierung des Films wurde Steven Wilson beauftragt, den Soundtrack in 5.1 Surround Sound und Dolby Atmos neu zu mischen. Sein Ziel war es, den Klang so authentisch wie möglich zu gestalten und dabei die Tiefe und Klarheit der Aufnahme zu maximieren. Wilson nutzte fortschrittliche Technologien, um die räumliche Dimension der Musik hervorzuheben und eine immersive Hörerfahrung zu schaffen, die den Eindruck vermittelt, direkt bei der Aufnahme in Pompeji dabei zu sein. Der neue Mix kombiniert präzise direktionale Effekte mit einem kräftigen Bassfundament, wodurch die Musik lebendig und dynamisch wirkt.

Die restaurierte Version des Films „Pink Floyd: Live at Pompeii“ in 4K wurde durch eine hochpräzise Abtastung der originalen analogen Filmrollen erstellt. Dieser Prozess beginnt mit der Digitalisierung des Original-Kameranegativs, das die höchstmögliche Bildqualität und feine Details enthält. Mithilfe 4K-Scanner wird das Filmmaterial Bild für Bild mit extrem hoher Auflösung erfasst, wodurch die ursprünglichen Farben, Kontraste und Texturen erhalten bleiben und gleichzeitig digitale Artefakte vermieden werden. Im Netz gibt es bereits Farbvergleiche beispielsweise beim Keyboardspiel von Richard Wright.

Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass analoge Filmnegative oft mehr Details bieten, als frühere digitale Formate wie SD oder HD darstellen konnten. Durch die Abtastung in 4K wird die Qualität des Originalmaterials optimal genutzt, was zu einer deutlich verbesserten Bildschärfe und Farbgenauigkeit führt. Nach der Digitalisierung wird das Material sorgfältig restauriert, um Schäden wie Kratzer oder Verfärbungen zu beheben. Anschließend erfolgt die Farbkorrektur und das Mastering für moderne Wiedergabeformate wie Blu-ray oder Streaming-Plattformen.

Dieser Prozess stellt sicher, dass selbst ältere Filme wie „Live at Pompeii“ in einer Qualität präsentiert werden können, die den aktuellen Standards entspricht und die ursprüngliche visuelle Ästhetik bewahrt.