Posts Tagged ‘Maßschneider’

Buchtipp: Dressing a Galaxy von Trisha Biggar

20. Oktober 2015

galaxy

Als passionierter der amerikanischen und deutschen Vogue musste ich bei diesem Buch sofort zugreifen. Dressing a Galaxy: The Costumes of Star Wars zeigt die Kostüme im Star Wars Universum der Teile 1-3. Im Grunde ist das Buch eine Art Mode-Guide durch Star Wars. Und wer jetzt glaubt, dass die Kostüme der Filme oberflächlich gestaltet wurden, der irrt gewaltig.

Viele atemberaubende Details zeigt dieses Buch. Viel Interessantes, das ich in den Filmen gar nicht wahrgenommen habe, wird jetzt offensichtlich. Im Film geht es zu schnell, aber nun wird die Schönheit der Kostüme offenbart. Erst durch die aufmerksame Lektüre dieses wirklich schönen Filmbuch erschloss sich mir die Eleganz innerhalb der ersten drei Star Wars Welten. Lange Zeit war das Buch vergriffen, dann wurde es wieder aufgelegt und wie ist der Zufall wollte, fand ich in einem Antiquariat die amerikanische Originalausgabe. Es gab noch eine Luxus-Ausgabe mit Stoffproben, die ich gerne haben würde, aber verpasst habe. Dressing a Galaxy: The Costumes of Star Wars ist gestaltet wie eine klassische Vogue. Ganzseitige, detailreiche Fotografien und auf der anderen Seite das Modell bzw. Schauspieler.


Die Kostüme von Star Wars 1-3 stammen von Trisha Biggar. Sie steht für mich in der Tradition der Japanerin Eiko Ishioka, die unter anderem die Kostüme für Coppolas Brams Stoiker’s Dracula geschaffen hat. Erste Kontakte zu Lucas hatte die Schottin Trisha Biggar als sie für Die Abenteuer des jungen Indiana Jones gearbeitet hat. Scheinbar war Lucasfilm hier ein Auge auf sie und bot ihr an, die Kostüme zur dunklen Bedrohung zu entwerfen. Insgesamt schuf sie rund 6000 Kleidungsstücke für die drei Star Wars Filme. Und obwohl die Filme nicht in jeder Hinsicht überzeugten, fesselten sie vor allem durch die grandiosen Kostüme, die in aufwendiger Handarbeit gefertigt wurden. Ich habe mir das Buch mit ein paar Maßschneider angeschaut, die von dem Detailreichtum absolut fasziniert waren. Der Einsatz von verschiedenen Materialien mit Accessoires ist absolut gekonnt und macht Lust auf neue Klamotten. Ob die Bilder als Vorlage für eigene Kreationen herangezogen werden können, weiß ich nicht. Ich bin kein Schneider und auch nicht handwerklich begabt, deshalb schaue ich mir lieber das außergewöhnliche Buch an.

Maßschneiderin Susanne Spitz setzt auf Nachhaltigkeit bei Kleidung

26. April 2015
Susanne Spitz bei der Arbeit.

Susanne Spitz bei der Arbeit.

Ich interessiere mich für Leute, die etwas zu erzählen haben. Und vor kurzem habe ich wieder jemanden interessantes kennengelernt. Es handelt sich um die sympathische Maßschneiderin Susanne Spitz. Susanne Spitz führt ihr eigenes Atelier in Erlangen.
In einer ehemaligen Autowerkstatt hat sie ihre Schneiderei und untergebracht. Verschiedene Nähmaschinen, große Schneidetische meterlange Stoffbahnen sorgen für das richtige Flair. Hier wird klassische Handwerkskunst noch groß geschrieben. Diese Qualität hat ihren Kunden. Hier gibt es keine Kleidung von der Stange, sondern es wird auf Maß gefertigt. Die Kundschaft ist dadurch natürlich exklusiv. Es sind Leute, die Spaß an Qualität haben und es sind Leute, die diese Qualität zu schätzen wissen. Maßschneider fertigen individuelle Kleidungsstücke nach eigenen Entwürfen oder den Wünschen ihrer Kunden in Maßarbeit an.


Susanne Spitz stammt aus einer Handwerkerfamilie. Ihre Großmutter war bereits Schneiderin. Ihre Eltern führen ein erfolgreiches Maler- und Lackierergeschäft in der bayerischen Landeshauptstadt München. Die Liebe hat die 38-jährige aber nach Erlangen verschlagen.


1999, im dritten Jahr ihrer Ausbildung, stellte Susanne Spitz bei einer Lehrlingsmodenschau mit ihren Kreationen zwei Drittel aller vorgeführten Modelle. Im gleichen Jahr gewann sie die bayerischen Meisterschaften und wurde mit ihrem Gesellenstück Innungsmeisterin. Anfang 2000 machte sie sich schließlich selbstständig und belegte mit ihren Entwürfen sogleich den ersten Platz bei der deutschen Meisterschaft. Seit ihrer Meisterprüfung im Juli 2002 ist Susanne Spitz staatlich geprüfte Damen- und Herrenmaßschneiderin. Sie hat ihren Meistertitel von der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Inzwischen wurde sie mehrmals mit ihrem Unternehmen Spitz Maßdesign ausgezeichnet.

Susanne Spitz vor ihrem Meisterbrief.

Susanne Spitz vor ihrem Meisterbrief.

Ihr neues Atelier ist in der Mittleren Schulstraße in Erlangen. Sie ist vor kurzem mit ihrem Atelier dorthin umgezogen. Die alten Räume waren einfach zu klein, zu eng geworden. Die neuen Räume sind lichtdurchflutet und großzügig. “Ich mache alles von der Unterhosen bis zum Regenmantel und was dazwischen liegt,“ beschreibt Susanne Spitz ihre Tätigkeit. In der Ausbildung werden die Fachrichtungen Damenmaßschneider und Herrenmaßschneider unterschieden. Heute existieren zwei Prüfungsstufen, die Gesellenprüfung und die Meisterprüfung. Mit letzterer erwirbt man das Recht, Lehrlinge auszubilden. Beides – Damenmaßschneider und Herrenmaßschneider – ist aber schwierig, sie arbeitet daher mit einem Kollegen zusammen.
Einen Anzug oder eine ähnliche die Kleidung kauft man hier nicht im vorbeigehen. Am sinnvollsten ist es, wenn der Kunde einen Termin mit Susanne Spitz ausmacht. Dann ist auch klar, dass das Atelier dann komplett dem Kunden gehört. Der Kunde wird fachgerecht vermessen und kann sich seine Stoffe in Ruhe aussuchen. Susanne Spitz hat über 6000 verschiedene Stoffmuster vorrätig. Beratung wird daher hier sehr groß geschrieben. Ein klassischer Anzug kann auch locker zwischen 1200 und 1700 Euro kosten. Bei diesem Preis kann der Kunde absolute Spitzenqualität verlangen. Der Maßkunde legt Wert auf perfekte Paßform und Individualität. Ganz wichtig: Der Maßkunde hat einen hohen Beratungsbedarf und einen hohen Qualitätsanspruch. Und klar ist auch, dass der Maßkunde Wert auf erstklassiges Material und beste Verarbeitung legt.

Harris Tweed-Jacket – handgewebter Stoff aus reiner Schurwolle

22. April 2015
Harris Tweed-Jacket in Immenstadt beim Herrenausstatter Felbinger.

Harris Tweed-Jacket in Immenstadt beim Herrenausstatter Felbinger.

Wer englische Mode in hoher Qualität liebt, der kommt um Harris Tweed nicht vorbei. Tweed gibt es eine Vielzahl, aber für mich persönlich ist Harris Tweed einmalig und trage ihn gerne. In Immenstadt besuchte ich den Herrenausstatter Klaus Felbinger. Seit über 60 Jahren gibt es in Immenstadt im Allgäu den Herrenausstatter Felbinger und Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz lassen sich dort von Familie Felbinger einkleiden. Als ich in Immenstadt ein Seminar geben durfte, schaute ich in dem renommierten Geschäft vorbei.

Hier wird noch Wert auf echte Handarbeit gelegt.

Hier wird noch Wert auf echte Handarbeit gelegt.

Harris Tweed kommt aus Schottland von den äußeren Hebriden, eine Inselkette im Atlantischen Ozean an der Westküste von Schottland. Die gesamte Inselkette ist 208 Kilometer lang und es herrscht dort ein raues Klima. Ein wichtiger Industriezweig der Inselkette ist die Herstellung von Harris Tweed. Ich ließ mir vom Herrenausstatter Felbinger ein Jacket anfertigen aus diesem hochwertigen handgewebten Stoff aus reiner Schurwolle. Der klassische Webstuhl hat eine Breite von 1,5 Meter, die Webstühle des Harris Tweeds hatten früher nur 75 Zentimeter. Heute haben die Harris Tweed-Webstühle den Industriestandard und so können Stoffe für Jackets mit größerem Tuch gewebt werden. Die Wolle kommt aus den äußeren Hebriden und daher ist die Wolle etwas schwerer als andere Schurwolle. Die Farben halten sich an die Natur der rauhen Gegend. Der Harris Tweed ist ein Spiegel der Wälder, der Gräser, des Wassers der Hebriden. Das macht den Reiz für mich aus und ich entschied mich für ein grünes Fischgrätmuster.

Klaus Felbinger hat als besonderes Zuckerl. Er hat Zugang zu dem leichteren Tweed. Sein Stoff hat 390 Gramm anstatt bisher 500 Gramm. Dadurch werden die Jackets leichter und auch für etwas wärmere Gegenden tragbarer. Jedes Kleidungsstück aus Harris Tweed ist übrigens mit einem Echtheitsetikett ausgezeichnet, das das Markenzeichen des Harris Tweed, den Orb, einen Reichsapfel, und eine durchlaufende Nummer trägt.

Jedes Kleidungsstück aus Harris Tweed ist übrigens mit einem Echtheitsetikett ausgezeichnet, das das Markenzeichen des Harris Tweed, den Orb, einen Reichsapfel, und eine durchlaufende Nummer trägt.

Jedes Kleidungsstück aus Harris Tweed ist übrigens mit einem Echtheitsetikett ausgezeichnet, das das Markenzeichen des Harris Tweed, den Orb, einen Reichsapfel, und eine durchlaufende Nummer trägt.

Ich bin gespannt auf mein Jacket aus Harris Tweed. In ein paar Wochen habe ich es in den Händen und werde darüber berichten.
Der Herrenausstatter Felbinger ist ein Familienbetrieb seit der ersten Stunde. Firmengründer Eduard Felbinger lernte das Schneiderhandwerk und 1947 eröffnete er in einem Wohnzimmer in der Rothenfelsstrasse in Immenstadt/Allgäu eine Herrenschneiderei. Schnell war er ein Geheimtip für die Allgäuer, die anspruchsvolle Kleidung schätzen. 1957 war die Geburtsstunde des Herrenausstattergeschäfts „felbinger“ am heutigen Standort in der Bahnhofstrasse, welches 1981 umgebaut und erweitert wurde.

Der Firmensitz in Immenstadt.

Der Firmensitz in Immenstadt.

Eduard Felbinger übergab die Firma an seinen Sohn Heinz Felbinger, der ebenfalls das klassische Schneiderhandwerk erlernt hatte und bei Max Dietl in München Qualitätsbewusstsein und die Wünsche einer hochkarätigen Großstadtklientel vermittelt bekam. Das bestimmte bis heute seine Geschäftslinie. Inzwischen ist die dritte Generation mit in der Geschäftsleitung: Klaus Felbinger, Diplom-Betriebswirt, hat das fachliche Know-How bei Brioni, Italiens Nr. 1 der handverarbeitenden Herrenbekleidung erworben. 1992 wurd in Oberstaufen in der Schloßstrasse ein Aigner-Shop eröffnet. Das 50-jährige Firmenjubiläum wurde 1997 gefeiert. Wenn ich wieder im Allgäu bin, dann schaue ich auf jeden Fall wieder vorbei – natürlich bekleidet mit meinem Harris Tweed-Jacket.

Klaus Felbinger und ich im Gespräch.

Klaus Felbinger und ich im Gespräch.