Posts Tagged ‘Malerei’

Ausstellung Wanderers von Kerstin Skringer

20. Januar 2022

Beim Herumschlendern in Augsburg traf ich auf eine Ausstellung, die genau meine Stimmung widerspiegelte. Ich blickte durch die Fenster der neuen Galerie im Höhmannhaus und sah die interessanten Bilder von Kerstin Skringer. Wanderers lautet die Ausstellung, die noch bis 13. Februar 2022 zu sehen ist. Die Werke zeugten von einer enormen Emotionalität und trafen genau die Stimmung an diesem Tag.

Ich trat ein. Bis auf die freundliche Aufpasserin war kein Interessierter in den großartigen Räumen der Galerie, die ich als Nichtaugsburger bisher nicht kannte. Das Werk von Skringer erinnert mich an den Südafrikaner Philip Barlow. Unschärfe überall. Während Barlows Bilder eine warme Unschärfe ausstrahlen, ist sie bei Kerstin Skringer eher kalt. Vor allem ihre Reihe Pure White Snow haben es mir angetan.

Ich lese: „Die Motive ihrer Bilder sucht und findet Kerstin Skringer beim Schlendern durch Städte oder Spaziergängen in der Natur. Hier hat sie ein fokussiertes Auge für Licht-Reflexen, Mehrfach- Spiegelungen und Durchsichten von Glasscheiben oder vergleichbaren Effekten, die durch künstliches oder natürliches Licht ausgelöst werden. Derart verklärende Vielschichtigkeiten überträgt sie in vielen übereinanderliegenden Schichten in ihre Malerei. Kompositionen entstehen dann durch Überlagerungen von dünnen, durchlässigen Farbschichten, die Motive sind oft schon in den beobachteten Effekten abstrahiert. Malerisch verfremdet sie diese Motive immer weiter, um ein am Ende für sie stimmiges Bild zu schaffen.“ Ich muss zugeben, die ausgestellten Bilder haben mich angesprochen. Ich bin gerne vor ihnen gestanden und ließ mich auf sie ein. Vor meinem geistigen Auge wurden die Motive klarer. Als ich noch Musik über die AirPods anmachte, da versank ich in dem einen oder anderen Bild. Und genau diese Stimmung wollte die Künstlerin wohl erreichen. „Das Diffuse, das Unklare ist Thema der Malerei von Kerstin Skringer. Oft zeigen ihre Bilder eine beunruhigende Stille. Die Unschärfe ist für sie ein zentrales Gestaltungsmerkmal. Dadurch werden nicht nur banale Beobachtungen ästhetisiert sondern den Betrachtenden selbst gedanklicher Spielraum für die eigene Wahrnehmung geboten.“

Weiter lese ich: „Kerstin Skringers Malerei wirkt bisweilen wie eine mit Unschärfe arbeitende Fotografie. Dieses virtuose, rein malerisch erzeugte Wechselspiel zeichnet ihren technisch ebenso herausragenden, wie künstlerisch eigenständigen Stil und Ansatz aus. Das Wort „Wanderers“ umschreibt im Englischen ziellos umherstreunende Menschen, die sich gelegentlich vielleicht auch auf Irrwege führen lassen. Skringer nimmt den Betrachtenden gern auf Wege des Beobachtens mit, bei denen wir selbst die Erkundenden sind.“

Auf der Website der Künstlerin, die wohl derzeit in Gauting lebt, sind ihre Bilder zu sehen und ihre Vita nachzulesen.

Alles Gute zum 79. Geburtstag Bob Dylan

24. Mai 2020

Heute feiert die lebende Legende Bob Dylan seinen 79. Geburtstag. Aufgrund Corona wurde die US-Tour des Sängers abgesagt, aber für uns Fans kommt am 19. Juni das neue Album Rough and Rowdy Ways. Darauf enthalten ist neues Material und kein American Songbook. Seit dem 2012 erschienen Album Tempest gab es kein selbstgeschriebenes Material des Meisters. Bisher sind drei Songs aus dem neuen Doppelalbum veröffentlicht, wobei der Song Murder Most Foul besonders bemerkenswert ist. Dylan befasst sich (einmal wieder) mit Kennedy und den Auswirkungen und dies fast 17 Minuten lang – genial.Aber zum 79. Geburtstag von Bob Dylan will ich nicht auf den Musiker, den Autoren, den Radiosprecher oder den Filmemacher eingehen. Ich möchte über den Maler Bob Dylan sprechen. Zur Jahreswende 2016/2017 besuchte ich zufällig die Kunst-Ausstellung A beaten Path in London und war schlichtweg hin und weg. Die Bilder von Dylan in London beschrieben den amerikanischen Traum. Zuvor hatte ich mal in Chemnitz eine erste Kunstausstellung The Drawn Blank Series von Dylan besucht und war schon damals fasziniert. In London sah ich bei a beaten Path eine Ausstellung mit Zeichnungen, Acryl- und Wasserfarbenmalereien sowie Schmiedearbeiten. Die Schmiedearbeiten wirkten sich später bei der Veröffentlichung des Whiskey Heavens Door aus.

Donut Shop für 175.000 GBR

Die Arbeiten von a beaten Path zeigen ein Amerika fernab von Hightech und Industrie. Wenn Dylan aus seinen Tourbus blickt, sieht er in Kleinstädten Tankstellen, Hotels, Diners, Donutshops und Kinos. „Für die Ausstellung wollte ich Bilder schaffen, die weder von mir selbst noch jemand anderem falsch interpretiert oder missverstanden werden können“, erklärt Dylan in dem Essay zur Ausstellung. Ich hab mir den Katalog gekauft und in diesem Video vorgestellt. Ein Originalbild von Dylan war mir allerdings zu teuer, leider. 175.000 Britische Pfund ist einfach nicht möglich.

Digitalgipfel: KI muss die Menschen abholen #codebavaria

9. Oktober 2019

„Vielfalt ist per se ein starker Wert und wer das nicht verstanden hat, hat Wissenschaft nicht verstanden!“ Das war für mich der wichtigste Satz des bayerischen Digitalgipfels codebavaria in München. Der Satz stammt von TU-Professor für Robotik Prof. Dr. Sami Haddadin, der eine Keynote im Kohlebunker hielt.
Bayerns erste Digitalministerin Judith Gerlach sieht die Digitalisierung als Chance und nicht als Risiko. Wirtschaft, Forschung und Politik müssen an einem Strang ziehen. KI verändere die Welt. „Wir müssen uns nur trauen, alles mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. KI als Chance für Mensch und Natur.“

„Wir müssen uns mehr trauen und endlich mit KI anfangen. Wir müssen die Probleme lösen, die wir die letzten 100 Jahre geschaffen haben. Das geht nur mit KI. Es ist eine gesellschaftliche Verpflichtung diese Instrumente einzusetzen“, so einer der Referenten des Digitalgipfels. „In der Medizin brauchen wir einen hybriden Ansatz. Digitale Technik und menschlicher Faktor müssen sich ergänzen“, so Prof. Dr. Erwin Böttinger.
Prof. Dr. Sami Haddadin betonte in seinem Vortrag: „Man darf nicht wieder den Fehler bei der Einführung neuer Technologien machen, die Menschen nicht abzuholen und sie mit ihren Ängsten alleine zu lassen.“ Und weiter: „Wir haben gute Innovationen in Bayern, müssen aber die Leute hier behalten.“ Prof. Dr. Sami Haddadin sehr eindringlich: Bayern sei die Wiege von KI, aber wir haben Nachholbedarf an Unternehmertum.

Um die Konferenz herum war eine kleine Ausstellung organisiert. Dort zeigten Startups und etablierte Unternehmen ihre Forschungen und Angebote.

Ich probierte viel aus und kam auch am Stand von Klaus Haas vorbei. Faszinierend fand ich QuantenRausch des Künstlers Klaus Haas. Er ist ein Künstler, der Kunst und Leben in ganz eigener Weise verbindet. Nach dem Studium in Nürnberg hat sich Haas rasch von der klassischen Malerei und Objektkunst verabschiedet und in Richtung neue Medien bewegt. Seither ist er ein Pionier auf dem Gebiet digitaler Kunst in Nürnberg. Sein VideoWorkCase setzt sich für die Verbreitung der Videokunst ein und das von ihm mitbegründete Institut für forschende Kunst im virtuellen Raum versteht sich als interdisziplinäre Plattform. Mit einer HTC-VR-Brille konnte ich mich in seinen Kunstwerken bewegen. Auch Ministerin Gerlach ließ sich QuantenRausch erklären.

William Turner – Meister des Lichts

17. Juli 2018

Bei einem Flug von New York nach München – also ein Flug über das große Wasser – schaute ich mir am iPad einen Film über den Maler William Turner an. Der Spielfilm Mr. Turner – Meister des Lichts über den exzentrischen Eigenbrötler hat mir sehr gut gefallen und so beschäftigte ich mich ein wenig mehr mit diesem Künstler. 

Blick von der National Gallery auf Nelson

Blick von der National Gallery auf Nelson

In Londons Tate und National Gallery hängen unter anderem seine Bilder und er gilt als Wegbereiter der Moderne mit seinem Landschaftsbildern. Bei all seinen Bildern von Landschaften haben mich aber seine Seebilder am meisten beeindruckt. Ein britischer Künstler setzt das Meer in Szene – mit gewaltigen Emotionen. Und obwohl sich die britische Insel leider von Europa immer mehr entfernt – ist es für mich ein  Beitrag zur Blogparade meiner Bloggerclub-Kollegin Tanja Prakse. Sie betreut die Blogparade „Europa und das Meer – was bedeutet dir das Meer | #DHMMeer“ des Deutschen Historischen Museums Berlin.

The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broke

The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broke

Ich begegnet der Faszination Turner und Meer später wieder in dem James Bond Film Skyfall, als Bond mit seinem Quartiermeister Q über Vergänglichkeit und Moderne spricht und beide dabei das wichtige Turner-Bild The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broke ansehen. Das Bild von 1839 hängt in der National Gallery und symbolisiert für mich Vergänglichkeit. Das einst so wichtige Schiff Temeraire, das die Schlacht von Trafalgar von Lord Nelson entschied, wird vom einem Dampfschiff zum Abwracken geschleppt. Und da war wieder der Turner-Film. Hier wird behauptet, dass der als Augenzeuge von dieser Szene war und so das Bild malt.

Es wurde also Zeit, sich intensiver mit Turner und dem Meer zu befassen. Nach dem Internet griff ich auf die bewährten Kunstbücher des Taschen-Verlages zurück. Taschen, mein Lieblingsverlag und Groschengrab, hat neben opulenten Bildbänden auch preiswerte Kunstbücher zu bieten, darunter ist auch eines über Turner, dem Meister des Lichts. Turner wandelte das Wesen der Landschaftsmalerei von ruhigen, kontemplativen Szenen zu lebensfrohen Bildern, aus denen die Sonne selbst zu strahlen scheint. „Ich malte nicht, um verstanden zu werden, sondern um eine solche Szenerie zu zeigen,“ sagte Turner selbst. Das Buch mit seinen Bildern mit den gleißenden Farben der Natur, der Landschaften und des Meers fesselte mich derart, dass ich total versunken in die Bilder bin. Die Lichtstimmungen und Farbwirkungen sind enorm – und am meisten haben mich seine See- und Meeresbilder in Gelb und Ocker gepackt. Viele von ihnen hat er an der Küstenstadt Margate gemalt.

Taschen hat ein preiswertes Buch zu Turner herausgebracht.

Taschen hat ein preiswertes Buch zu Turner herausgebracht.

Natürlich hatte Turner ein Rad ab. Er fesselte sich beispielsweise an einen Schiffsmasten während eines Sturms, um die Naturgewalten am eigenen Leib zu erleben und es dann auf seine Bilder umzusetzen. Es heißt auch, dass er während eines Orkans im Ausguck eines Seglers festgebunden lass. Diese Dramaturgie der Selbsterfahrung drückt er durch Farben ab. Diese Farben habe ich noch nie zuvor gesehen. Seine schnelle Maltechnik galt als außergewöhnlich, dazu sein Spucken auf die Leinwand und bestimmte streng gehütete Malfarben. Das Meer ist in Bewegung und Turner schaffte es, diese schnelle Bewegung und Geschwindigkeit in seinen Bildern einzufangen. 

Turner hat den Weg bereitet für eine neue europäische Malerei und wer in London weilt, musst sich diese Meeresbilder in der Tate oder National Gallery ansehen. Es ist ein Muss.