Posts Tagged ‘Deutsches Historisches Museum Berlin’

William Turner – Meister des Lichts

17. Juli 2018

Bei einem Flug von New York nach München – also ein Flug über das große Wasser – schaute ich mir am iPad einen Film über den Maler William Turner an. Der Spielfilm Mr. Turner – Meister des Lichts über den exzentrischen Eigenbrötler hat mir sehr gut gefallen und so beschäftigte ich mich ein wenig mehr mit diesem Künstler. 

Blick von der National Gallery auf Nelson

Blick von der National Gallery auf Nelson

In Londons Tate und National Gallery hängen unter anderem seine Bilder und er gilt als Wegbereiter der Moderne mit seinem Landschaftsbildern. Bei all seinen Bildern von Landschaften haben mich aber seine Seebilder am meisten beeindruckt. Ein britischer Künstler setzt das Meer in Szene – mit gewaltigen Emotionen. Und obwohl sich die britische Insel leider von Europa immer mehr entfernt – ist es für mich ein  Beitrag zur Blogparade meiner Bloggerclub-Kollegin Tanja Prakse. Sie betreut die Blogparade „Europa und das Meer – was bedeutet dir das Meer | #DHMMeer“ des Deutschen Historischen Museums Berlin.

The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broke

The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broke

Ich begegnet der Faszination Turner und Meer später wieder in dem James Bond Film Skyfall, als Bond mit seinem Quartiermeister Q über Vergänglichkeit und Moderne spricht und beide dabei das wichtige Turner-Bild The Fighting Temeraire tugged to her last Berth to be broke ansehen. Das Bild von 1839 hängt in der National Gallery und symbolisiert für mich Vergänglichkeit. Das einst so wichtige Schiff Temeraire, das die Schlacht von Trafalgar von Lord Nelson entschied, wird vom einem Dampfschiff zum Abwracken geschleppt. Und da war wieder der Turner-Film. Hier wird behauptet, dass der als Augenzeuge von dieser Szene war und so das Bild malt.

Es wurde also Zeit, sich intensiver mit Turner und dem Meer zu befassen. Nach dem Internet griff ich auf die bewährten Kunstbücher des Taschen-Verlages zurück. Taschen, mein Lieblingsverlag und Groschengrab, hat neben opulenten Bildbänden auch preiswerte Kunstbücher zu bieten, darunter ist auch eines über Turner, dem Meister des Lichts. Turner wandelte das Wesen der Landschaftsmalerei von ruhigen, kontemplativen Szenen zu lebensfrohen Bildern, aus denen die Sonne selbst zu strahlen scheint. „Ich malte nicht, um verstanden zu werden, sondern um eine solche Szenerie zu zeigen,“ sagte Turner selbst. Das Buch mit seinen Bildern mit den gleißenden Farben der Natur, der Landschaften und des Meers fesselte mich derart, dass ich total versunken in die Bilder bin. Die Lichtstimmungen und Farbwirkungen sind enorm – und am meisten haben mich seine See- und Meeresbilder in Gelb und Ocker gepackt. Viele von ihnen hat er an der Küstenstadt Margate gemalt.

Taschen hat ein preiswertes Buch zu Turner herausgebracht.

Taschen hat ein preiswertes Buch zu Turner herausgebracht.

Natürlich hatte Turner ein Rad ab. Er fesselte sich beispielsweise an einen Schiffsmasten während eines Sturms, um die Naturgewalten am eigenen Leib zu erleben und es dann auf seine Bilder umzusetzen. Es heißt auch, dass er während eines Orkans im Ausguck eines Seglers festgebunden lass. Diese Dramaturgie der Selbsterfahrung drückt er durch Farben ab. Diese Farben habe ich noch nie zuvor gesehen. Seine schnelle Maltechnik galt als außergewöhnlich, dazu sein Spucken auf die Leinwand und bestimmte streng gehütete Malfarben. Das Meer ist in Bewegung und Turner schaffte es, diese schnelle Bewegung und Geschwindigkeit in seinen Bildern einzufangen. 

Turner hat den Weg bereitet für eine neue europäische Malerei und wer in London weilt, musst sich diese Meeresbilder in der Tate oder National Gallery ansehen. Es ist ein Muss. 

Shanties, Europa und das Meer – Blogparade #DHMMeer

16. Juli 2018
Hannes Wader brachte mir Seemannslieder näher.

Hannes Wader brachte mir Seemannslieder näher.

Im Musikunterricht in der Schule kam ich das erste Mal mit ihnen in Kontakt: Shantys und Seemannslieder. So musste ich als junger bayerischer Schüler Lieder wie „Hamburger Veermaster“ trällern. Dazu quälten mich meine Eltern mit Songs von Freddie Quinn wie „Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise“. Ich mochte die Lieder nicht, doch irgendwie gingen die Lieder auch nicht aus meinen Kopf, soviel Rock, Pop, Jazz und Klassik ich auch hörte. Und als Filmfan interessierte ich mich auf einmal für den großen Hans Alberts und seine Seemannslieder in der Großen Freiheit Nr 7. Als ich dann die Möglichkeit hatte, zahlreiche Auftritte von Hannes Wader zu fotografieren, beschäftigte ich mich mit seinem Werk näher. Und ich entdeckte den Volkssänger Hannes Wader bei meinen Gesprächen in Kloster Banz für mich. 1978 nahm er das Album Hannes Wader singt Shanties auf und daran erinnere ich mich als die Blogparade meiner Bloggerclub-Kollegin Tanja Prakse ansteht. Sie betreut vorbildlich die Blogparade „Europa und das Meer – was bedeutet dir das Meer | #DHMMeer“ des Deutschen Historischen Museums Berlin.

Nun ich habe viele persönliche Erfahrungen mit dem Thema Meer gemacht, will mich aber in diese, Blogpost zu Hannes Wader und seine Seemannslieder äußern. Viele der Seeleute, die über die Weltmeere schipperten, kamen aus Europa und es entstand eine interessante Seemanskultur, die auch über das Liedgut weitergeben wird. Wader ist es zu verdanken, dass ich davon Notiz genommen habe. Das Album ist ein Teil der Liedermacher-Alben und Wader schaffte es für mich, das traditionelle Volkslied aus der rechten Ecke herauszubekommen. Das einstige DKP-Mitglied Hannes Wader kann man wirklich keine rechte Ideologie unterstellen. Er nahm in den siebziger Jahren verschiedene Alben in Plattdeutsch auf und widmete sich dem Volkslied. Daran erinnerte ich mich, als ihn mehrmals auf Kloster Banz bei einem Liedermacher-Festival traf, Die Titel des Albums Hannes Wader singt Shanties wurden alle in Plattdeutsch gesungen. Es ist nach Plattdeutsche Lieder (1974) das zweite Album in diesem für mich als Bayer interessanten Dialekt. Nun, mit Plattdeutsch tue ich mich als Bayer auch schwer, aber dennoch blieben die Lieder im Kopf.


Und dann passierte es: Wenn ich im Garten Arbeiten verrichte, summe ich manches Mal Shanties vor mich hin. Wikipedia klärte mich auf. „Der heute geläufige Name Shanty (englisch Sea Shanty) tauchte erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Er wurde vermutlich vom englischen chant = ‚singen/Gesang‘ und dem französischen chanter = ‚singen‘ abgeleitet, bzw. von ‚chattet‘, wie es die französischsprechenden schwarzen Schauerleute von New Orleans gebrauchten.“ – Gut, dann weiß ich das jetzt auch. Diese Arbeitslieder der Matrosen auf den Weltmeeren unterstützten die harte Arbeit auf See. Der Arbeitstakt in dem Team der Seeleute war wichtig, damit Segel gehisst oder Anker eingeholt wurden – verzeiht, wenn das Wording nicht richtig ist. Ursprünglich dachte ich, es gibt eine Form von Shanty und damit hat es sich. Falsch gedacht alte Landratte. Es gibt komplett unterschiedliche Shanties, je nach Aufgabe des Seemanns. Shanty zum Drücken, zum Ziehen und zur Unterhaltung.

Und als ich mit K1 mich zum Thema Shanty unterhielt, überraschte mich K1 total. Ich dachte, dass K1 den Unterrichtsstoff wiederkäut (wie ich zu Beginn dieses Blogposts). Nein – K1 griff auf die Welt der Videospiele zurück und erklärte mir, dass diese Seemannslieder bei Assassin’s Creed vorkommen. Sowohl bei Black Flag als auch Rogue spielen Shanties eine Rolle und müssen vom Videospieler eingesammelt werden. So werden Shanties an die neue Generation weitergegeben: Bei mir was es Hannes Wader, bei K1 waren es Videospiele – also Shanties gehen mit der Zeit.