Posts Tagged ‘Konzertfotografie’

Fotografie: Der Mann des perfekten Timings: Mick Rock ist tot

21. November 2021

Irgendwie ist es mir entgangen, dass einer der Großen der Musikfotografie im Alter von 72 Jahren vor kurzem verstorben ist: Mick Rock
Eigentlich hieß der Brite Michael Rock, aber Mick ist wohl cooler. Viele werden den Namen des Fotografen nicht kennen, aber seine Bilder sind bekannt – vor allem seine Fotos aus dem siebziger Jahren als er David Bowie, Lou Reed, Iggy Pop vor der analogen Linse hatte. Als Musik- und Fotofan war mir Mick Rock immer ein Begriff. Mick Rock ist einer der wichtigsten Fotografen der Rockgeschichte. Er gilt als „the Man who shot the 1970s“. Dann hatte Rock allerdings massive Drogenprobleme und tauschte die Kamera gegen die Nadel. Nach seinem Entzug begann er wieder in den Neunzigern Künstler wie R.E.M., The Strokes, The Libertines, Snoop Dogg und Lady Gaga oder The Chemical Brothers zu fotografieren. Mich persönlich interessierten aber mehr die Fotos der ersten Phase von Mick Rock. Mehrmals hatte ich das Angebot signierte Abzüge zu erstehen. Hier ein Video von 2015:

Ich hatte damals das Geld nicht. Jetzt werden die Preise explodieren. Irgendwann wollte ich aber dann doch einen Original Mick Rock haben und es wurde ein Foto aus der legendären Ziggy Stardust-Tour. Das Bild zeigt Bowie mit dem dritten Auge. Ich mag das Foto sehr.

Ich liebe dieses signierte Foto von Bowie von Rock

Das Ganze kam durch eine Veröffentlichung des Taschen Verlages und ich hatte die Gelegenheit, einen Sonderdruck des Buches The Rise of David Bowie 1972-1973 von Mick Rock zu erwerben, inklusive der Autogramme von David Bowie und Mick Rock im Buch. Hier das damalige Unboxing.

Unterschriften von zwei großen Künstlern.

Jetzt starb der Fotograf. „Schweren Herzens teilen wir mit, dass unser geliebter, psychedelischer Abtrünniger Mick Rock die Jungianische Reise auf die andere Seite angetreten hat“, heißt es in einem Statement auf Mick Rocks Twitter-Profil. Mit diesen Worten gab seine Familie den Tod des Fotografen bekannt.

Natürlich beneide ich Mick Rock für seine Kontakte, aber noch mehr beneide ich ihn um sein Talent. Er hatte das perfekte Timing. Er ahnte voraus, wie sich sein Modell bewegte und drückte ab. Wer weiß, wie schwer Konzertfotografie mit all den Lichtern und der Bewegung ist, der weiß auch, welch großer Künstler Mick Rock war.

Buchtipp zu Corona: Udo Lindenberg – Stärker als die Zeit von Tine Acke

21. Mai 2020

Moderne Konzertfotografie und Dokumentation von Udo Lindenberg.

Moderne Konzertfotografie und Dokumentation von Udo Lindenberg.

Verständlicherweise werden aufgrund Corona reihenweise Konzerte abgesagt oder verschoben. Dafür habe ich Verständnis. Um dieser Situation als Konzertgänger wenigstens etwas Positives abgewinnen zu können, ziehe ich mich mit Live-Aufnahmen aufs Sofa zurück und blättere Fotobücher von Konzertveranstaltungen durch.
Und ich habe in meinem Bücherschrank gegriffen und mir das imposante Buch Udo Lindenberg – Stärker als die Zeit, Der Bildband zur großen Stadiontour herausgeholt. Ich bin ein Fan der alten Lindenberg-Platten und respektiere die neuen Aufnahmen. Konzerte des neuen Lindenbergs habe ich mir nie angeschaut. Aber ich freue, dass der alte Recke noch einmal großen Erfolg hat.

Wenn ich den Fotoband Udo Lindenberg – Stärker als die Zeit mir so durchschaue, bin ich neidisch auf die Fotografin Tine Acke. Sie kommt nah ran, richtig nah ran. Das ist aber kein Wunder, denn Tine Acke ist die Lebensgefährtin von Udo Lindenberg und hat dadurch eine gewisse Sonderstellung unter den Konzertfotografen. Und sie nutzt diese Sonderstellung schamlos aus, was vollkommen okay ist. Aber Tine Acke ist auch ohne diese Position eine absolute Top-Fotografin. Technisch hoch professionell, aber vor allem voller Energie und Empathie. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich die Stadiontour nicht besucht habe, auch wenn ich die neue Musik von Lindenberg nicht so mag. Aber es wurden ja nicht nur neue Songs gespielt. Die Show muss einfach stark gewesen sein, wenn ich den Bildband so betrachte.
Anders als zu früheren Zeiten, in denen der wackere Musikant einfach die Bühne betrat, sind die modernen Shows perfekt durchchoregrafiert. Das wird in dem Buch wunderbar deutlich. Das Buch wurde im 16:9-Format gedruckt und entfaltet dadurch seine Wirkung um so mehr. Mitglieder des Panikorchesters kommen dort ebenso vor, wie der Chef selbst – mal in Starpose, mal privat in Unterhose (aber immer mit Hut). Dabei gibt es immer wieder die netten Zeichnungen von Lindenberg, die für mich zwar keine große Kunst sind, aber unheimlich Spaß machen und die er für gutes Geld unters Volk bringt. Hier hat er von seinem verstorbenen Bruder Erich Lindenberg gelernt. Während Erich als Künstler wenig Erfolg hatte, schaffte es Udo dafür um so mehr.
In seinen Konzerten und damit auch im Buch gibt es ausgefeilte Licht- und Stellproben. Mit kleinen Männchen wird auf einer Minibühne geprobt – ein Männchen hat sogar einen Hut auf. So gelingt Tine Acke ein schöner Blick hinter die Kulissen des modernen Showgeschäfts. Sex, Drugs und Rock‘n Roll sind der Professionalität gewichen und Udo hat nach seiner Suff-Phase die Kurve bekommen.
Aber nicht nur die Bilder sind klasse. Auch die Textbeiträge können sich sehen lassen. Benjamin von Stuckrad-Barre aber vor allem der von mir sehr verehrte Tim Pröse haben Gedanken zu Papier gebracht. Ich habe gleich darauf zum Buch Panikherz von Benjamin von Stuckrad-Barre gegriffen, der sehr eng an Udo Lindenberg gebunden war und selbst abstürzte. Eindrucksvolles Buch und ich stelle nach der Lektüre fest: Ich führe ein langweiliges Leben. Journalistenkollege Tim Pröse schreibt Udo Lindenberg in seinem Buch Samstag Abend Helden sehr einfühlsam. Ich habe mal eine Lesung mit ihm erlebt und gefilmt.

Aber zurück zum Bildband Udo Lindenberg – Stärker als die Zeit. Das Buch hat bei mir nicht nur die Lust auf Musik geweckt, es hat bei mir auch wieder die Lust auf Fotografie geweckt. In der Vergangenheit durfte ich einige Konzerte fotografieren. Ich denke, ich werde mich wieder mehr mit Licht und Schatten und Bildkomposition beschäftigen. Danke Tine Acke für diese Inspiration.