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Hohlmeier: Das G8 wurde zu schnell eingeführt

4. Oktober 2016

Für Monika Hohlmeier ist es sicherlich eine schwere Rede gewesen. Am Tag der Deutschen Einheit sprach sie am Gedenkstein für ihren Vater Franz Josef Strauß vor dem oberfränkischen Kloster Banz. Vor 28 Jahren verstarb um 11:45 Uhr ihr Vater. Heute hält sie als Abgeordnete des Europäischen Parlaments zum Todeszeitpunkt ihres Vaters eine politische Rede – die jährliche Gedenksteinrede.

Ich war zusammen mit Schülerzeitungsredakteuren aus Bad Neustadt der Schülerzeitung Konturen vor Ort. Meine Schüler nutzen die Chance und stellten der ehemaligen Kultusministerin, die für G8 verantwortlich war, einige Fragen. Nachfolgend der Text der Schülerinnen Johanna Holzheimer, Antonia Bühner, Luca Rücker, Maria Meier, Maja Büttner, Lena Gräfenschnell, Anne Vorndran und Nicole Kirst.

Monika Hohlmeier im Gespräch mit meinen Schülerzeitungsredakteuren.

Monika Hohlmeier im Gespräch mit meinen Schülerzeitungsredakteuren.

Konturen: Was hat Ihr Interesse für die Politik geweckt?
Monika Hohlmeier: Politik war für mich schon seit meiner frühen Kindheit alltäglich. Während Kinder von anderen Politikern oft nicht den Weg ihrer Eltern einschlagen wollen, haben meine zwei Brüder und ich dieses Interessen von Anfang an geteilt. Vielleicht kam dies hauptsächlich durch die politische Förderung meiner Eltern, besonders durch meine Mutter Marianne, die sehr viel Wert darauf gelegt hat, dass wir alle eine individuelle Persönlichkeit und eigene Meinungen haben. So habe ich auch früher schon mit meinem Vater über diverse Themen diskutiert, was nicht immer einfach war, da er eine enorme Bandbreite an Argumenten besaß.

Gedenkstein für Franz Josef Strauß

Gedenkstein für Franz Josef Strauß

Konturen: Wie haben Sie Ihre Schulzeit in Erinnerung?
Monika Hohlmeier: Ich verbinde mit der Schule gemischte Erinnerungen, denn auf dem Land, als ich in Rott am Inn lebte, war ich nur als Moni bekannt, nicht als Tochter eines Politikers, weshalb meine Schulzeit dort normal verlief, wie die eines gewöhnlichen Schulkinds. In München hingegen war dies nicht der Fall, da meine Brüder und ich auch eine Menge Kritik von den Medien zu spüren bekommen haben. Außerdem habe ich viele meiner Freundinnen verloren, weil ihre Eltern ihnen untersagt hatten, mit mir zu reden, geschweige denn, sich mit mir zu treffen. Manche Lehrer mussten wegen mir die Schule wechseln, da sie sich nicht dazu in der Lage sahen, mich objektiv zu benoten. Zum Glück hielten meine Eltern immer zu mir, wir hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Trotz der zum Teil sehr schweren Zeit durch Freundschaftsverluste, hatte ich ein paar Mitschülerinnen, die mich stets unterstützten und denen es nichts ausmachte, mit einem gepanzerten Auto, statt mit einem Fahrrad, zur Schule gebracht zu werden.

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Konturen: Was ist Ihre jetzige Meinung zum Thema „G8 oder G9?“, Ihre persönlichen Erfahrungen damit?
Monika Hohlmeier: Ich wollte früher immer ein G8 haben. Allerdings wurde es tatsächlich zu schnell eingeführt. Der Ministerpräsident Edmund Stoiber und ich haben uns sehr gestritten, denn es ging mir zu schnell. Wenn man in einer Demokratie in der Minderheit ist, dann muss man es akzeptieren, auch wenn man Ministerin ist und vertreten, was die Mehrheit entscheiden wird. Ich bedauere, dass die Gymnasien zu wenig flexiblen Nutzen aus den Möglichkeiten des G8 gezogen haben. Der Philologenverband und die Lehrer waren im Widerstand. G8 war einfach zu schnell. Ich dachte eher daran, dass es eine Wahlmöglichkeit zwischen den beiden Schulsystemen geben sollte. Meines Wissens nach gab es schon immer eine gewisse Anzahl an Schülern, die das G8 befürworteten und dieses gerne wählen würden. Es sind vor allem die ländlichen Schulen, bei denen es nicht so gut angenommen wird. Das liegt, denke ich, daran, dass die Eltern dort ihre Kinder am Nachmittag gerne zu Hause haben. Man muss sich aber auch überlegen, dass es in anderen Ländern einen erbitterten Widerstand gegen das G9 gab, was wahrscheinlich viel mit der Kultur und den Traditionen der jeweiligen Länder zu tun hat. Nichts ist schwieriger, als diese zu verändern. In unseren Versuchen lief das G8 ganz gut, jedoch haben an diesen nur Schüler teilgenommen, die es haben wollten und wirklich davon überzeugt waren.

Monika Hohlmeier und ich im Gespräch.

Monika Hohlmeier und ich im Gespräch.

Erfolgsrezept: Schülerzeitung Maulkörbchen für die fünfte Klasse

18. Oktober 2013

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Schülerzeitungen in Bayern verändern sich. Zum einen haben die Schüler am Gymnasium durch G8 weniger Zeit für nebenschulische Aktivitäten, zum anderen bekommen auch Schülerzeitungen in Ballungsräumen die Print-Anzeigenkrise zu spüren. Gleichzeitig steht auch fest: Print hat an Schulen noch eine Zukunft, muss aber finanziell anders auf die Beine gestellt werden. Das klassische Modell von Vertriebs- und Werbeeinnahmen funktioniert nur noch bedingt.

Als Referent für Schülerzeitungsredakteure wies ich länger auf diese Entwicklung hin und zeigte Auswege an, um die Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Von einem wunderbaren Ergebnis kann ich nun berichten. Das Celtis-Gymnasium im fränkischen Schweinfurt hat meine Ideen umgesetzt und damit ungeheuren Erfolg gehabt. Die Schülerzeitung heißt Maulkorb und zum Schulanfang gab es das Maulkörbchen.

Was verbirgt sich dahinter? Das Maulkörbchen ist eine Schülerzeitung nur für die Fünfklässler, die in den Anfangstagen des neuen Schuljahrs verkauft wird. Die fünften Klassen sind neu aufs Gymnasium gekommen und sind hoch motiviert. Der Inhalt der Zeitung ist Service pur. Er erklärt den Neulingen ihre neue Schule und zwar in Schülersprache. Also wo sind die Räume, wie läuft das mit den Fächern und wer ist eigentlich wer an der neuen Schule? Zusätzlich gab es einen Stundenplan zum Ausschneiden.

Als Erwachsener und Papa kenne ich die offiziellen Begrüßungsschreiben von Schulen, die für einen Erwachsenen okay und verständlich sind. Aber diese Schülerzeitung hat die Schüler als Zielgruppe und kommt bei ihrer Zielgruppe gut an. So muss zielgruppenspezielle Ansprache sein.

Die Idee hat ausgezeichnet funktioniert. Zum einen hat die Schülerzeitungsredaktion durch den Verkauf gleich ein Startguthaben erwirtschaftet und kann beruhigt in das Schülerzeitungsjahr starten. Zum anderen wurden die Fünftklässler gleich an ihre Schülerzeitung hingeführt. So gelingt perfekt eine Markeneinführung.

Jetzt kann das Produkt noch optimiert werden. So gibt es im Maulkörbchen (noch) keine  Anzeigen. Für Bäckereien, Schreibwarenläden usw. wäre so eine Zeitschrift die ideale Werbeplattform, weil sie mit einer neuen Zielgruppe, eben neuen Schülern in Kontakt treten könnten.

Übrigens, das Maulkörbchen kam gut bei Schule und Elternbeitrat des Gymnasiums an. Die künftigen Ausgaben werden von der Schule finanziert und frei an die neuen Schüler verteilt. Jetzt muss die Schülerzeitung nur etwas für sich heraushandeln.