Erfolgsrezept: Schülerzeitung Maulkörbchen für die fünfte Klasse

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Schülerzeitungen in Bayern verändern sich. Zum einen haben die Schüler am Gymnasium durch G8 weniger Zeit für nebenschulische Aktivitäten, zum anderen bekommen auch Schülerzeitungen in Ballungsräumen die Print-Anzeigenkrise zu spüren. Gleichzeitig steht auch fest: Print hat an Schulen noch eine Zukunft, muss aber finanziell anders auf die Beine gestellt werden. Das klassische Modell von Vertriebs- und Werbeeinnahmen funktioniert nur noch bedingt.

Als Referent für Schülerzeitungsredakteure wies ich länger auf diese Entwicklung hin und zeigte Auswege an, um die Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Von einem wunderbaren Ergebnis kann ich nun berichten. Das Celtis-Gymnasium im fränkischen Schweinfurt hat meine Ideen umgesetzt und damit ungeheuren Erfolg gehabt. Die Schülerzeitung heißt Maulkorb und zum Schulanfang gab es das Maulkörbchen.

Was verbirgt sich dahinter? Das Maulkörbchen ist eine Schülerzeitung nur für die Fünfklässler, die in den Anfangstagen des neuen Schuljahrs verkauft wird. Die fünften Klassen sind neu aufs Gymnasium gekommen und sind hoch motiviert. Der Inhalt der Zeitung ist Service pur. Er erklärt den Neulingen ihre neue Schule und zwar in Schülersprache. Also wo sind die Räume, wie läuft das mit den Fächern und wer ist eigentlich wer an der neuen Schule? Zusätzlich gab es einen Stundenplan zum Ausschneiden.

Als Erwachsener und Papa kenne ich die offiziellen Begrüßungsschreiben von Schulen, die für einen Erwachsenen okay und verständlich sind. Aber diese Schülerzeitung hat die Schüler als Zielgruppe und kommt bei ihrer Zielgruppe gut an. So muss zielgruppenspezielle Ansprache sein.

Die Idee hat ausgezeichnet funktioniert. Zum einen hat die Schülerzeitungsredaktion durch den Verkauf gleich ein Startguthaben erwirtschaftet und kann beruhigt in das Schülerzeitungsjahr starten. Zum anderen wurden die Fünftklässler gleich an ihre Schülerzeitung hingeführt. So gelingt perfekt eine Markeneinführung.

Jetzt kann das Produkt noch optimiert werden. So gibt es im Maulkörbchen (noch) keine  Anzeigen. Für Bäckereien, Schreibwarenläden usw. wäre so eine Zeitschrift die ideale Werbeplattform, weil sie mit einer neuen Zielgruppe, eben neuen Schülern in Kontakt treten könnten.

Übrigens, das Maulkörbchen kam gut bei Schule und Elternbeitrat des Gymnasiums an. Die künftigen Ausgaben werden von der Schule finanziert und frei an die neuen Schüler verteilt. Jetzt muss die Schülerzeitung nur etwas für sich heraushandeln.

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3 Antworten to “Erfolgsrezept: Schülerzeitung Maulkörbchen für die fünfte Klasse”

  1. Werner Motzet Says:

    Gratulation, für den gelungen Versuch.
    Aber auch für eine ganze Welle von „Nebenwirkungen“:
    – bei einem erfolgreichen Projekt machen mehr Schüler und Lehrer GERNE mit!
    – bei der Zeitung lernt man wirklich fürs Leben: Sprache, auf andere zugehen, in andere hineindenken, „Colaboration“, die eigene Sache vertreten, dass es auch reinkommt, Organisation, verkaufen …
    – Politik im positiven Sinn, Probleme aufzeigen und angehen

    Glückwunsch auch an die Schule, das wird allen gut tun.
    Ich werde das einer Lehrerin an unserem örtlichen Gymnasium weiterleiten.

  2. redaktion42 Says:

    Lieber Werner Motzet, gerne stehe ich für Schulungen zur Medienkompetenz und Schülerzeitung zur Verfügung.

  3. Alexander Püttner Says:

    etwas off topic, aber doch erwähnenswert: in den USA läuft die Finanzierung der Schülerzeitung überwiegend über fundraiser, es gibt zwar einige wenige Anzeigenkunden, aber der großteil der Druckkosten wird durch car-wash Aktionen oder ähnliches sowie Spenden gedeckt
    es gibt eine Ausgabe per Monat und diese wird gratis an alle ~2700 Schüler verteilt

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