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Filmkritik: Fantastic Four: First Steps – Retro-Charme und Familienbande im Superheldenkosmos

24. Juli 2025

Fantastic Four: First Steps versucht, das legendäre Superhelden-Quartett in einem neuen Licht zu zeigen – und das gelingt dem Film in vielerlei Hinsicht, auch wenn er nicht frei von Schwächen ist. Im Gegensatz zu früheren Verfilmungen konzentriert sich diese Version weniger auf brachiale Action oder globale Bedrohung, sondern legt den Fokus stärker auf die Anfänge, auf die zwischenmenschlichen Spannungen und die Entwicklung einer ungewöhnlichen Familie – und verleiht dem Ganzen eine überraschend emotionale Tiefe. Gleichzeitig ist der Film eine stilistische Verbeugung vor der Ära, aus der die Fantastic Four stammen: den 1960er-Jahren. Stan Lee und Jack Kirby würden diesen Film eher akzeptieren, anders als die meist unglücklichen Fantastic Four-Filme zuvor.

Retro in Stil und Ton
Bereits visuell fällt der Retro-Ansatz sofort ins Auge: die Farbpalette ist gedeckt, fast körnig, die Kameraführung bewusst klassisch, und der Score erinnert an die orchestrale Dramatik alter Science-Fiction-Filme. Danke Michael Giacchino. Ich habe mich musikalisch an die Unglaublichen erinnert gefühlt.

Die Technologie ist bewusst „old-school“ inszeniert – mit blinkenden Konsolen, analogen Schaltern und spacigem Design irgendwo zwischen Raumschiff Enterprise und Die Jetsons. Damit schafft der Film eine Atmosphäre, die sich angenehm von der glattpolierten, geistlosen Marvel-Ästhetik der vergangenen Jahre abhebt. Er ist kein lautes Effektgewitter, sondern ein Film, der sich Zeit nimmt – für Dialoge, Blickwechsel, innere Konflikte. Und ich mag die 60er Jahre Optik, die auch an das Artdesign der Unglaublichen von Pixar erinnert. Irgendwann kaufe ich mir einen runden Fernseher.

Diese Rückbesinnung auf das Ursprüngliche ist mehr als ein stilistischer Kniff. Sie ist ein Kommentar: auf die Wurzeln des Genres, auf die Zeit, in der Comics gesellschaftlich subversiv und fantasievoll zugleich waren. First Steps versteht sich als Liebeserklärung an diese Zeit – ohne in Kitsch zu verfallen. Stattdessen fühlt sich der Retro-Look wie ein ehrliches Fundament an, auf dem die Geschichte gebaut wird.

Familie statt Faustrecht
Im Zentrum des Films steht nicht der Kampf gegen das Böse – sondern der Versuch, als unfreiwillige „Familie“ zusammenzuwachsen. Die Four – Reed Richards, Sue Storm, Johnny Storm und Ben Grimm – sind durch ein wissenschaftliches Experiment miteinander verbunden, aber emotional meilenweit voneinander entfernt. Die Superkräfte sind hier eher eine Belastung als ein Geschenk: Reeds Dehnbarkeit wird zur Metapher für seine Unfähigkeit, Nähe zuzulassen. Sue kämpft mit ihrer Unsichtbarkeit nicht nur physisch, sondern auch emotional. Johnny ist der aufbrausende Teenager, der sich hinter Flammen und Arroganz versteckt. Und Ben – „The Thing“ – ist tragischer denn je, ein Mann im Körper eines Monsters, geplagt von Einsamkeit.

Der Film nimmt sich Zeit, diese Konflikte auszuspielen – leise, glaubwürdig, berührend. Besonders die Beziehung zwischen Ben und Sue entwickelt sich zu einem emotionalen Ankerpunkt. Es geht um Vergebung, um das Aushalten von Differenzen, um Verantwortung füreinander. „Familie“ wird hier nicht als Blutsbande verstanden, sondern als etwas, das entsteht – durch Entscheidungen, durch Nähe, durch Fehler. Und Gott sei Dank wird nicht mehr die Geschichte erzählt wie die vier zu den fantastischen Vier werden. Das kennen wir doch,

Schwächen: Tempo und Zielgruppenfokus
So sehr der Film in Ton und Thema überzeugt, so sehr leidet er in Teilen unter seinem langsamen Erzähltempo. Gerade jüngere Zuschauer oder Fans klassischer Superhelden-Action könnten sich schwer tun mit der gedämpften Dramaturgie. Auch die Bösewichtfigur bleibt blass – mehr Katalysator als Charakter. Doch vielleicht ist das auch bewusst so: Der wahre Konflikt liegt nicht im Außen, sondern im Inneren der vier Protagonisten. Und ich liebe die Silver Surferin.

Ich will nicht spoilern, aber im Grunde wird hier eine wirklich große Geschichte erzählt. Sie ist im Buch Genesis, Kapitel 22, zu finden und wird oft als „Bindung Isaaks“ (hebräisch: Akeda) bezeichnet. Gott stellt Abraham auf die Probe, indem er ihn auffordert, seinen Sohn Isaak, den er sehr liebt und den Gott ihm im hohen Alter geschenkt hatte, als Brandopfer darzubringen. Allerdings kratz Hollywood wieder die Kurve und löst sich von der biblischen Vorlage und geht wieder zurück in den Familienkommerz.

Fantastic Four: First Steps ist ein mutiger, eigenständiger Beitrag im Superheldengenre. Er verzichtet auf Krachbumm und Spektakel zugunsten von Tiefe, Atmosphäre und einer überraschend berührenden Auseinandersetzung mit dem, was Familie wirklich bedeutet. Wer Retro-Charme und Charakterentwicklung schätzt, wird hier viel entdecken – ein Film, der nicht laut ist, aber lange nachhallt. Kein Neuanfang mit Paukenschlag, sondern ein leiser, stilvoller Schritt zurück zu den Wurzeln. Und genau darin liegt seine Stärke. Und der Film soll die Vorbereitung auf den Eintritt der Fantastic Four in das Marvel Cinematic Universe (MCU) sein, worauf ich allerdings verzichten kann. Andeutungen gibt es bereits im Abspann.

Star Wars Episode III – die Rache der Sith wieder im Kino und ich weiß, was mich erwartet

23. April 2025

Als Fan der ersten Stunde gehe ich natürlich in die Wiederaufführung von Star Wars Episode III – die Rache der Sith. Eigentlich mag ich die ersten drei Teile der Saga nicht so sehr, aber Teil III bringt wenigstens etwas Pepp in die Sache. Skywalker wird zu Vader und damit ist alles gesagt.

Ich werde morgen ins Scala Kino in Fürstenfeldbruck gehen, bekleidet mit meinem Darth Vader Bademantel. Und ich habe dem Scala für die Vorführungen meinen Nikko R2D2 zur Verfügung gestellt, der die göttliche Musik von John Williams abspielen wird.

„Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith“ bildet wie bekannt den Abschluss der Prequel-Trilogie und steht im Zentrum der filmischen Darstellung des psychologischen Abstiegs von Anakin Skywalker zu Darth Vader. Der Film überzeugt durch spektakuläre Action und technische Brillanz, verliert jedoch durch den übermäßigen Einsatz von CGI, beispielsweise bei den Klonsoldaten, und die teils künstlich wirkende Studioatmosphäre an Charme und Authentizität. Die HDCAM-SR-Systemkameras waren wegweisend, aber töten das Leben auf der Leinwand.

Inhaltlich ist der Film zweigeteilt: Während die erste Hälfte von rasanten Schlachten und Duellen geprägt ist, entfaltet sich die eigentliche psychologische Tiefe erst im zweiten Teil, wenn Anakins innerer Konflikt und seine schrittweise Hinwendung zur dunklen Seite der Macht im Fokus stehen.

Psychologisch betrachtet ist Anakins Werdegang das zentrale Element des Films. Seine Entwicklung ist zwar nachvollziehbar, wenn auch stellenweise der Wandel zu hastig inszeniert wurde. Die Darstellung seines inneren Zerreißens, seiner Ängste und seiner zunehmenden Isolation ist zwar dramaturgisch zugespitzt, aber in ihrer Grundstruktur glaubwürdig: Anakin fühlt sich von den Jedi unverstanden, sehnt sich nach Anerkennung und Macht und wird von seiner Angst um Padmé getrieben. Diese Angst, sie zu verlieren, wird von Kanzler Palpatine gezielt manipuliert, was Anakins Schritt zur dunklen Seite psychologisch plausibel erscheinen lässt.

Aus psychiatrischer Sicht wurde Anakin Skywalker von Fachleuten wie dem Psychiater Eric Bui als Beispiel für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung interpretiert. Typische Merkmale wie Impulsivität, instabile Beziehungen, intensive Angst vor dem Verlassenwerden und dissoziative Episoden sind im Film deutlich erkennbar: Anakin schwankt zwischen Idealisierung und Abwertung seiner Bezugspersonen, verliert in entscheidenden Momenten die Kontrolle und handelt aus einem Gefühl der existenziellen Bedrohung heraus. Seine traumatische Kindheit, die frühe Trennung von der Mutter und das Fehlen eines stabilen familiären Umfelds werden als Ursachen für seine emotionale Labilität und seine spätere Radikalisierung angeführt.

Kritisch anzumerken ist, dass die psychologische Entwicklung Anakins trotz dieser Ansätze oft zu plakativ und wenig nuanciert erzählt wird. Die Drehbuchführung bleibt in vielen Szenen an der Oberfläche und verzichtet auf Zwischentöne; Gut und Böse werden meist klar getrennt, Grauzonen nur angedeutet. Die innere Logik von Anakins Fall ist zwar vorhanden, doch die Geschwindigkeit, mit der er sich von einem loyalen Jedi zu Darth Vader wandelt, wirkt dramaturgisch überhastet und emotional nicht immer überzeugend. Auch die schauspielerische Leistung von Hayden Christensen wird als solide, aber nicht herausragend bewertet, was die emotionale Tiefe der Figur zusätzlich limitiert.

Insgesamt liefert „Die Rache der Sith“ eine psychologisch interessante, wenn auch nicht immer feinfühlige Darstellung eines tragischen Helden, dessen Absturz vor allem durch äußere Manipulation und innere Zerrissenheit geprägt ist. Der Film bleibt in seiner Charakterzeichnung und psychologischen Tiefe hinter seinem Potential zurück, bietet aber dennoch einen spannenden Einblick in die dunklen Seiten der menschlichen Psyche und die Mechanismen von Verführung, Angst und Machtstreben.

Und dennoch werde ich ihn mir ansehen und wieder in das Star Wars Universum eintauchen. Es gibt noch ein paar Restkarten. Und ich werde wieder Jar Jar Binks abgrundtief hassen. Jar Jar Binks wäre ein Grund für die dunkle Seite.

Leider kam ich nicht nach Japan. Die Star Wars Celebration 2025 in Tokio war ein spektakuläres Ereignis, das über 105.000 Fans aus 125 Ländern anzog und zahlreiche Ankündigungen für die Zukunft des Star Wars-Universums präsentierte. Für mich am interessantesten: Regisseur Shawn Levy und Schauspieler Ryan Gosling stellten den neuen Film Star Wars: Starfighter vor, der fünf Jahre nach den Ereignissen von Der Aufstieg Skywalkers spielt. Die Produktion beginnt im Herbst 2025, der Kinostart ist für den 28. Mai 2027 geplant.