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Hobby Aquarium: Die Ausstattung Teil 4

1. Oktober 2009

Was gehört alles in ein Aquarium? Fisch, na klar. Nein ich meine an Ausstattung. Also wer Kies, Pumpen, Pflanzen, Wurzeln und Steine hat, der braucht eigentlich nichts mehr. Ich schon – ich brauche noch Kitsch. Ich bin ein Fan vom Kitsch. Das geht schon lange zurück. Ich erinnere mich an das chinesische Restaurant meiner Jugend, Rosengarten oder so. Die hatten in ihrem Aquarium im Restaurant einen kleinen asiatischen Tempel. Hier konnten die Fische durchschwimmen – genial. So eine Art von Kitsch brauche ich auch. Der Fachhändler im Zoofachgeschäft und meine Frau winken ab, so was wäre nichts seriöses. Nix da, ich hab mich durchgesetzt. Ich kauf ein wenig Kitsch für unser 84 Liter Familienbecken.

Zunächst ein Brainstorming angesetzt und Ideen gesammelt: Bohrinsel, Totenkopf, versunkenes Schiff, U-Boot, Tempel, Säulen, Schatzkiste, Pyramide, Yellow Submarine, Burg, Taucherhelm – es gibt unendlich viele Möglichkeiten sein Aquarium zu individualisieren. Beim Kauf sollte man aber aufpassen, dass der Kitsch auch wasserfest ist und keine giftige Chemie abgibt. Also nicht einfach den Revell-Bausatz zusammenkleben und im Aquarium versenken. Da wird der Fisch über kurz oder lang über die Wupper gehen. Bei einem Internet-Anbieter habe ich auch Vulkane, WTotenkopf unter Wasserikingerschiff und brennende Schlösser entdeckt. Der Berater beim OBI sprach auch von der versunkenen Bismarck, die passt allerdings nicht in unser 84 Liter Becken rein.

Ich hab mich für einen Totenkopf entschieden, dessen Schädel zertrümmert ist – sehr geschmackvoll. Der Kopf ist halb im Kies vergraben und sieht bei richtiger Beleuchtung geheimnisvoll aus. Ich hätte gerne noch einen Sarg mit Skelett, aber ich sehe ein, dass ich noch ein bisschen warten muss. Jetzt kommen erst mal die Fische.


Hobby Aquarium: Das Einfahren Teil 3

30. September 2009

Das Aquarium noch ohne Wasser

Ein neues Aquarium in Betrieb zu nehmen nennt sich „Einfahren“. Meine Frau hat mich auf dieses Fachwort hingewiesen, das sie stilsicher benutzte. Ich sprach die ganze Zeit von Inbetriebnahme des Beckens oder platt: Aquarium flott machen – um im maritimen Sprachgebrauch zu bleiben. Aber nein, beim Aquarium heißt die Vorbereitung bis der Fisch ins Wasser kommt eben „einfahren“. Ich geb zu, in meiner Naivität hab ich mir dieses Einfahren leichter und etwas schneller vorgestellt. Aber wer ein wenig nachdenkt, versteht warum so ein Einfahren bis zu zwei Wochen dauert. Und das mir, dessen zweiter Vorname Geduld ist.

Zunächst habe ich das leere 84 Liter Becken auf die Terrasse getragen. Ich prüfte, ob das Teil mit seinem 5 mm dicken Glas überhaupt dicht ist. Nichts wäre blöder, als wenn das Becken im Wohnzimmer leckt und das kostbare Mobiliar versaut. Aber ich kann nicht einfach einen Eimer aus der Garage mit Wasser zum Auffüllen nehmen. Nein, sonst kämen ja böse Bakterien ins Becken. Also eine Metall-Ikea-Schüssel aus der Küche genommen, aufgefüllt und etliche Male zwischen Küche (Wasserhahn) und Terrasse (Aquarium) gependelt. Wir hatten Glück. Das Becken ist dicht und nun folgte der Schritt zwei.

Wir haben uns im Zoofachgeschäft mit Kies, Wurzeln und Pflanzen eingedeckt. Als erstes gilt es den Kies zu waschen. Ein Haushaltsieb hilft dabei. Für unser 84 Liter Becken mit 80x35x30 brauchen wir knapp 20 kg Kies. Bevor es ans Modellieren des Bodens geht, sollte eine Zeichnung gemacht werden, wie man sich das fertige Aquarium vorstellt. Malen ist nicht unsere Stärke, vielleicht schaff ich es mit Vue oder Bryce eine 3D-Animation zu generieren, aber bis ich den Rechner anhatte, war die Ehefrau bereits zur Tat übergegangen. Der Boden des Beckens wurde mit 3 bis 5 Zentimeter Kies bedeckt. Hinten links kommt eine hohe Erhebung, hinten rechts eine leichte – so eine Art Berg und Tal Landschaft stellen wir uns vor. Dann kommt eine Art Nährstoff für die Pflanzenwelt und dann wieder eine Schicht Kies. Anschließend positionieren wir einen schönen Stein mit zwei Löchern und eine Wurzel im Becken. Die Wurzel in einem großem Topf auskochen, damit keine Bakterien ins Becken kommen.

Dann haben wir die Geräte eingebaut, Pumpe und Heizung. Beide kamen in die hinteren Ecken. Weil sie nicht so schön aussehen, werden sie nun von Pflanzen verdeckt. Spezielle Wasserpflanzen gibt es beim OBI oder Zoofachgeschäft für Fische. Hier unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Pflanzentypen (nicht biologisch, sondern planerisch). Vorne die kleinen, in der Mitte die Mittleren und oh Wunder hinten die Großen Pflanzen. Auf den Abstand zueinander achten und nicht zu dicht pflanzen. Der Fisch soll sich zwar verstecken können, aber ein Aquarium ist auch kein Dschungel. Anschließend kommen noch Ausstattung ins Becken, wie Schiffe, Tempel oder Burgen – wer es denn mag. Mir gefällt der Kitsch.

Jetzt kommt das Wasser hinzu. Aber nicht einfach mit Schwung Reinkippen. Die Wucht des Wassers würde die feine Kieslandschaft aufwühlen und zerstören. Wir haben eine Untertasse reingelegt und das Wasser darüberlaufen lassen. So bleibt die Szenerie erhalten. Dann Strom an und Pumpen anwerfen und es kann losgehen.

Leider aber noch nicht mit Fischen. Im Aquarium muss sich ein Biotop bilden. Das System muss leben und das braucht seine Zeit. Die Literatur spricht von 10 bis 14 Tagen – so lange. Wir haben noch Mittelchen, so eine Art Dünger, ins Becken gegeben. Darin sind Bakterien, die den Prozess beschleunigen. Jeden Tag einen Spritzer Bakterienkonzentrat aus der Pumpflasche. Dann nach ein paar Tagen einen Teil des Wassers wechseln und warten, warten, warten.


Sturm im Wohnzimmer

3. Februar 2009

burg

Ein Sturm ist durch die Burg gefegt. Mauerteile sind abgebrochen, Türme sind eingestürzt und liegen zerborsten im Burghof. Edle Ritter und Bogenschützen wurden in Massen dahingerafft. Waffen, Ausrüstung, Fässer sind verstreut. Ein Angriffsturm hängt schief an einem Fachwerkhaus. – Unser Wohnzimmer sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hat. Dabei sind doch nur die roten Drachen der Drachenritter über die gegnerische Burg gekommen und haben alles kurz und klein geschlagen.

Eine Ausnahme? Nein, nicht wirklich. Mein Sohn hat mit seinen Playmobil-Figuren gespielt und alles in die Schlacht geworfen, was er so hatte. Da macht es auch nichts, wenn in der Ritterburg auch die Feenwelt seiner Schwester auftaucht oder ein Sheriff aus dem wilden Westen neben einem Baukran der Moderne steht. Es ist die Ansicht des Spielers, was passt und was nicht. Sohnemann ist auf jeden Fall in seine Playmo-Welt versunken und spielt begeistert mit dem Plastik aus Franken.  Unterstützt wird es durch gerippte CDs, die über iTunes laufen: Das Hörspiel: Die Playmos: Dinos greifen an, ist derzeit ein Renner. Selbst ich kann schon einige Dialoge fehlerfrei mitsprechen. Also Sohn liebt Playmobil.

Genauso wie sein Vater übrigens. Ich war und bin auch ein Playmo-Fan. Bei mir begann es um 1974/75 als meine Eltern mit eine Ritterausstattung kauften. Ich wollte zu Beginn keine Figuren, was sich kurz darauf als blöde Entscheidung entpuppte. Ich wollte Ritterzubehör: Bänke, Tische, Waffenständer, Hellebarden, Schwerter und ich glaube, Schilder waren auch dabei. Teile von dem Zeug haben wir noch heute und es kommt in der aktuellen Ritterwelt des Sohns zum Einsatz. Spielzeug, das Generationen einsetzen.

Bei mir begann es mit Ritter, dann kamen Bauarbeiter hinzu – später natürlich die klassische Berufe wie Feuerwehr und Polizei. Ich machte einen Abstecher in den wilden Westen, zum Camping und landete irgendwann auch bei britischen Garden des 18. Jahrhunderts. Mit Wachhäuschen und Gewehr mit Bajonett waren sie eine Zeitlang meine Lieblingsfiguren. Ganz hohes Ansehen hatte bei mir übrigens ein Kamerateam. Es hatte eine weiße Fernsehkamera, die auf einen blauen Ständer befestigt war. Leider wurde die Kamera in jugendlichen Leichtsinn etwas schief beklebt. Ich denke, dieses TV-Team war der Auslöser meiner späterer Journalistenkarriere.

Heute müssen die Playmos aber ruhen. Gestern habe ich im Twitter der Bild gelesen, dass der Playmobil-Erfinder Hans Beck im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Trauer ist bei den Figuren angesagt, wenn der Papa  von ihnen gegangen ist. 2,2 Milliarden Figuren wurden gefertigt und ich habe das Gefühl, ein Großteil davon steht in unserem Wohnzimmer. Firmeninhaber Horst Brandstätter hatte den gelernten Möbeltischler und passionierten Modellbauer 1958 aus über 20 Bewerbern ausgewählt und es war die richtige Entscheidung. Die Playmo-Welten haben mich begleitet und auch meinen Sohn. Und wenn meine Kinder mal Kinder haben sollten, werde ich ihnen als Opa auch Playmo schenken. Vielleicht auch Ritter, damit dann das Wohnzimmer meiner Kinder genauso wie ein Saustall aussieht, wie das meinige jetzt.