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Für Bücherfreunde und Ästheten: Antiquariat Schreyer in Augsburg

16. Mai 2021

Digital trifft analog. Bei meinem jüngsten Besuch in Ausgburg entdeckte ich das Antiquariat Schreyer in einem Hof beim Herkulesbrunnen an der Maximilianstraße.

Aus Platzgründen habe ich meist auf den Bezug von Digitalbüchern beschränkt, mag aber die Atmosphäre von gedruckten Büchern, die ich haufenweise besitze. Und wer gedruckte Bücher mag, sollte bei Hartmut Schreyer in Augsburg unbedingt vorbeischauen. In seinem Antiquariat, das an unterschiedlichen Adressen seit 1976 existiert, handelt Schreyer mit gebundenen Büchern. Sein Schwerpunkt liegt auf Kunst, Italien und natürlich Augsburg, Schwaben und Bayern sowie Grafiken. Über 20.000 Bücher hat er auf 150 Quadratmeter zum Auswählen, im Archiv liegen noch mal etwa 30.000 Bücher.

Da Buchläden als systemrelevant gelten, hat das Antiquariat im ehemaligen Musikerhof an der Maximilianstraße 65 in Augsburg für Bücherfreunde auch geöffnet. Ich hatte bei meinen Besuch keine Suchliste vorbereitet und so fielen mir spontan nur wenige Titel ein, die ich nachfragte: die Erstausgaben von Woodward/Bernstein Ein amerikanischer Alptraum, zum Spaß die für mich unbezahlbare deutsche Erstausgabe von Tolkiens Herr der Ringe oder die deutsche Gesamtausgabe von Churchills Der zweite Weltkrieg. Zwar war keiner meiner Wünsche erfüllbar, aber Hartmut Schreyer erwies sich als freundlicher, hilfsbereiter Bücherfreund, der einem Gespräch nicht abgeneigt war.
Bei meinem nächsten Besuch in Augsburg, nehme ich eine Suchliste meiner Bücher mit. Ich habe erfahren, dass Schreyer auch einen Fundus von Filmliteratur besitzt und da werden wir bestimmt zusammenkommen. Also, wer Bücher mag und in Augsburg Station macht, sollte beim Antiquariat Schreyer einmal vorbeischauen und Bücherluft schnuppern.

„Deep Throat“ ist tot

22. Dezember 2008

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Sicherlich war ein Grund für mich den Beruf des Journalisten zu ergreifen, die Verfilmung des Watergate-Bestsellers „All the president´s men“. Buch und Film behandeln die Ereignisse rund um den Watergate-Skandal, der von den beiden Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein aufgedeckt wurde. Die Ermittlungen zwangen US-Präsident Richard Nixon im Jahre 1974 zum Rücktritt. Die Recherchen der beiden Reporter gingen auf Informationen von „Deep Throat“ zurück. Das ist zum einen der Name eines Porno-Klassikers, zum anderen der Deckname des Watergate-Informaten. Dieser Informant ist jetzt gestorben. Es handelte sich um den früheren FBI-Vizechef Mark Felt. Er gab den Reportern die entscheidenden Tipps und steuerte die Ermittlungen damit in die richtige Richtung.

Die beiden Reporter Woodward und Bernstein schworen sich, ihre Quelle erst zu nennen, wenn die Quelle gestorben sei. Vor ein paar Jahren wurde das bestgehüteste Geheimnis im Journalismus gelüftet. Der Ex-FBI-Mann hatte einen Schlaganfall und outete sich 2005 in der „Vanity Fair“ nach mehr als drei Jahrzehnten als der Informant namens „Deep Throat“.

Warum half er den Reportern damals? Er führte den Rechtsstaat als Grund an, böse Zungen sagten, Felt wurde bei der Beförderung zum FBI-Chef übergangen. Sei es drum. Felt hat geredet und Nixon musste gehen. Für manche ist Felt bis heute ein Nestbeschmutzer, für die anderen ein Held, der dem Rechtsstaat zum Sieg verholfen hat. Sein Kredo war „Folge dem Weg des Geldes“. Wahrscheinlich gilt dieses Kredo heute noch immer.

Mir hat das Verhalten imponiert. Ich wollte sogar meine Facharbeit in der 12. Klasse über den Watergate-Skandal schreiben, aber meine Geschichtslehrerin lehnte ab. In der Schulzeit kam meine Passion für den Journalismus auf und daran hat die Geschichte um „Deep Throat“ sicherlich ihren Anteil. Die beiden Reporter arbeiteten ihre Erlebnisse auf und es erschien 2006 das lesenswerte Buch „Der Informant: Deep Throat – Die geheime Quelle der Watergate-Enthüller“ von Bob Woodward.