Mein Gott, Jimi Hendrix wäre vor kurzem 75 Jahre alt geworden und anlässlich seines Geburtstages höre ich verstärkt wieder Songs dieses Ausnahmegitarristen und lese eine neue Biografie von Hannes Fricke.
Es gibt viele großartige Gitarristen, aber es gibt nur einen Jimi Hendrix, der viel zu früh verstorben ist. Ich verehre Clapton, Vaughan, Blackmore, Page und viele mehr, aber ich liebe Jimi Hendrix. Er hat gezeigt, was möglich ist. Schade, dass er dem Club 27 angehört, sonst wäre noch so viel interessantes auf uns zugekommen.
Meine erste Begegnung mit Jimi Hendrix war eine Picture Disc, die ich in einem Einkaufszentrum in Fürstenfeldbruck erstand. Dort gab es eine Wühlkiste mit Vinylplatten und ich hatte mir bereits eine Elvis-Scheibe auf Seite gelegt. Ich mochte den King und blätterte weiter die bedruckten Vinylscheiben durch. Dann sah ich das Album Second Time Around mit einem wilden Hendrix-Bild auf die Platte gepresst. Ich kannte von der Plattensammlung meiner Eltern die Hendrix-Aufnahme Hey Joe und dachte, diese Musik sei ähnlich. Zu Hause angekommen, war ich zunächst enttäuscht. Es war einer von vielen vielen Hendrix-Bootlegs mit fünf Songs und stammt aus der Zeit mit Curtis Knight. Die Aufnahmequalität war eher bescheiden. Sie blieb erst einmal im Plattenschrank als Fehlkauf. Erst später hörte ich sie, nahm sie auf eine Audio-Cassette C60 für den Walkman auf (um das Bild zu schonen). Die Platte war genau 29:26 Minuten lang und passte wunderbar auf eine Cassettenseite. Jahre später überspielte sie mir mein Kumpel Franz Neumeier auf CD, der konnte so etwas damals.
Inzwischen war ich zu einem Hendrix-Fan geworden. Zahlreiche Aufnahmen besaß ich, doch was war mir die liebste? Ich habe drei Alben, die ich sehr gerne höre: Der Klassiker: Are you experienced? Und die beiden Live-Alben Monterey und Band of Gypsys (in allen Ausgaben). Electric Ladyland faszinierte mich aufgrund des Covers als Teenager, Insider wissen, was Sache ist. Und die besten Lieder? Nun, der erste Hendrix-Song für meine Ohren war Hey Joe, er gefällt mir bis heute. Und natürlich das absolute Überding: All along the Watchtower. Das Original stammt von Bob Dylan, doch die Version von Hendrix hatte alles auf den Kopf gestellt und keinen Stein mehr auf den anderen gelassen.
Und hier kommt die neue Biografie Jimi Hendrix von Hannes Fricke genau richtig. Das Buch ist zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix bei Reclam erschienen und der Verlag stellte mir ein Exemplar dankenswerterweise zur Verfügung. Es ist eine weitere Biografie mit Zahlen, Daten und Fakten, die ich im Grunde schon alle kenne. Für mich liegt der absolute Mehrwert des 100seitigen Buches auf den Ausführungen zu meinem Lieblingssong All along the Watchtower. Hannes Fricke analysiert Stück für Stück das Lied und weißt ausführlich auf die Komplexität und die Detailverliebtheit von Hendrix hin. Da ich selbst kein Musiker bin, wird mir der Aufbau des Songs und die Spielweise von Hendrix genau erklärt. Als Dylan- und Hendrix-Fan habe ich es verschlungen und empfehle daher dieses Buch.
Und als ELP-Fan habe ich das Buch mit neuen Infos erwartet. Leider war nichts neues zu lesen. Ich würde so gerne mehr wissen über eine die mögliche Supergroup HELP – Hendrix, Emerson, Lake und Palmer. Ich werde wohl ewig darauf warten müssen. Aber jetzt den Kopfhörer auf und volle Pulle All along the Watchtower hören.