Posts Tagged ‘Rialto’

Legenden: Filmrequisiten-Sammler Jan Eric Hauber: Warum hat Bayern kein wirkliches Filmarchiv?

20. Oktober 2024

Es gibt Leute, die sammeln Streichholzschachteln. Es ist Leute, die sammeln Bierdeckel. Und es gibt Leute wie Jan Eric Hauber, die sammeln Filmrequisiten. Markus Elfert vom Filmreport und Matthias J. Lange von redaktion42 haben diesen sympathischen Sammler im Lokschuppen in Rosenheim zum Interview getroffen.

Bei ihm begann es mit der TV-Serie Magnum. Von 1980 bis 1988 flimmerte die unterhaltsame Serie mit acht Staffeln über unsere TV-Schirme und wir saßen vor der Glotze, um die Abenteuer auf Hawaii von Thomas Sullivan Magnum IV und Jonathan Quayle Higgins III, dem roten Ferrari und den Dobermännern zu genießen.

Jan Eric Hauber war einer von uns TV-Enthusiasten und bei ihm wurde die Lust aufs Sammeln geweckt. Ab 1999 suchte Hauber, der im Hauptberuf Kunstlehrer und passionierter Jazzmusiker ist, auf eBay nach Filmrequisiten zu Magnum. Ein Saxophon aus der Serie war der Start der Sammlung, die größer und größer wurde. Hauber kam als Fan zum Sammeln und die Käufe waren nicht als Geldanlage gedacht, wie es heute manche so genannte Sammler tun. „Es ist eine Herzenssache“, gibt es offen im Interview zu. In unserem Interview erzählt Jan Eric Hauber viel von seinen Objekten wie Operation Walküre bis hin zu seinem Schatz Shaun das Schaf.

Übrigens, den Ferrari aus Magnum besitzt Hauber nicht, dafür drei Originalnummernschilder des Fahrzeugs und unglaublich viele Requisiten aus der Serie. Das größte Magnum-Objekt ist ein VW-Bus mit der Lackierung Island Hoppers, der verschrottet werden sollte. Heute steht das Auto in Franken.

Ein Kämpfer für den Film
Aber Jan Eric Hauber ist nicht nur ein Sammler, er ist auch ein Kämpfer für den Film. Es stellt sich die Frage, warum hat Bayern kein Filmarchiv hat, wo solche Filmrequisiten ausgestellt und wissenschaftlich zugänglich gemacht werden. Filmproduktion ist im Freistaat ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, aber die wissenschaftliche Aufarbeitung des Thema in Form einer Archives ist nicht vorhanden.

Frankfurt, Düsseldorf oder Berlin haben solche Institutionen, aber in Bayern fehlt so etwas. Die Bavaria oder Arri würden sich natürlich hier anbieten, aber auch andere Standorte kämen in Frage. Die Dokumente des Münchner Regisseurs Helmut Dietl werden beispielsweise in Berlin aufbewahrt, obwohl München und der Freistaat sich immer wieder mit den Münchner Geschichten, Kir Royal, Monaco Franze und andere Dietl-Werke brüsten. „Das gehört zu uns nach Bayern, nach München“, so die Bitte von Jan Eric Hauber, der das Gespräch mit den Verantwortlichen aus der Politik sucht und gerne zur Verfügung steht. Weitere Beispiele sind Requisiten und Originale von Rainer Werner Fassbinder oder die Winnetou-Kostüme von Rialto. Es ist so vieles vorhanden, aber nichts professionell archiviert und aufbereitet. Das wäre eine Kulturförderung, die dem Filmstandort Bayern gut zu Gesichte stünde.

Musiktipp: Musik aus Edgar Wallace Filmen von Peter Thomas

17. Oktober 2024

Es gibt sie noch, die kleinen, aber feinen Perlen und dies auch bei einem Künstler bei dem ich dachte, ich kenne schon viel. Nein, bei Peter Thomas ist es wieder soweit. Es erscheint dieser Tage eine neugestaltete und neuzusammengestellte Compilation von Musik aus den Edgar Wallace Filmen. Und auch unveröffentlichte Schätze.

Der leider verstorbene Peter Thomas war der Hauskomponist der Rialto-Filme, die mich als Kind faszinierten und mich heute weitgehend amüsieren. Ich hab mir die Komplettbox der Filme angeschafft. Und nun veröffentlicht das kleine, spezialisierte Label Allcore diesen musikalischen Leckerbissen auf CD und Vinyl. Dietmar Bosch hat mir eine Vorab-CD zugeschickt, nachdem die limitierte Special Edition auf rotem Vinyl geordert habe, die in den nächsten Tagen veröffentlicht wird.

Es gab 2000 vom gleichen Label schon mal ein Album mit Musik aus Edgar Wallace-Filmen, aber hier mussten sich Peter Thomas und der auch großartige Martin Böttcher den begrenzten Platz auf dem Album teilen. Jetzt hat Peter Thomas ein ganzes Album mit seiner Edgar Wallace Musik für sich – und das steht im sicher zu. In Zusammenarbeit mit Philip Thomas, der den Nachlass seines Vaters Peter Thomas verwaltet, ordnet und sichtet, hat Dietmar Bosch einen wahren Leckerbissen auf den Markt gebracht.

Mit den deutschen Edgar-Wallace-Filmen, überwiegend produziert von der Rialto Film, entstand zwischen 1959 und 1972 die am längsten fortgesetzte Kinofilmreihe der Deutschlands. Die Verfilmungen der Werke des britischen Kriminalschriftstellers waren von Anfang an ein großer Erfolg, was nicht zuletzt auch am unkonventionellen Einsatz signifikanter Musik lag. „Hallo hier spricht Edgar Wallace“ und dann Schüsse aus einem Maschinengewehr – was hab ich mich als Kind davor gefürchtet.

Für den unverwechselbaren Sound fast der Hälfte dieser Thriller (18 von 38) zeichnete Peter Thomas verantwortlich. Dabei konnte er sich, je nach Budget, ordentlich austoben: Schreie, Schüsse, das Klacken von Schnappmessern – es wurde eingebaut, was gefiel. Und wenn man die Scheibe über Kopfhörer hört, gehen diese oft leise eingespielten Effekte voll auf die Birne – genial.
Auf dem hier vorliegenden Album sind alle 17 Titelmusiken und sechs weitere Stücke enthalten, die Peter Thomas zwischen 1961 und 1971 für die Wallace-Reihe schrieb. Es ist somit die erste Compilation, die alle von Peter Thomas mit Musik versorgten Filme der Reihe umfasst. Darunter sind fünf Erstveröffentlichungen. Auf der CD finden sich außerdem vier Bonustracks, die sich bereits auf der längst vergriffenen Best of Edgar Wallace-CD von 2000 befanden.
Also unbedingt zugreifen und sich ein Exemplar sichern, denn es ist unmöglich von Edgar Wallace bzw Peter Thomas nicht gefesselt zu sein.

Hallo, hier spricht Edgar Wallace – die Edgar Wallace Bluray Box

14. November 2022

Als Kind habe ich mich bei den Edgar Wallace Filmen gegruselt. Heute grusel ich mich bei den Filmen auch – aber aus anderen cineastischen Gründen und dennoch habe ich mir die Rialto-Verfilmungen von Edgar Wallace auf Bluray angeschafft und werde über Weihnachten die Verfilmungen der Romane des britischen Kriminalautoren genießen.

Was viele nicht wissen, Edgar Wallace war der Ideengeber für King Kong, konnte aber die Verwirklichung des Klassikers von 1933 nicht mehr miterleben. Und nein, King Kong ist nicht in der Edgar Wallace-Box enthalten.

Ich fand bei mir noch vom Goldmann-Verlag den Band Nummer 1 mit dem Titel Der Frosch mit der Maske. Die Kindle-Ausgabe ist inzwischen kostenlos. Der Roman wurde im Jahr 1925 geschrieben und erlebte seine deutsche Verfilmung von Harald Reinl in Schwarzweiß im Jahre 1959. Ab 1961 kümmerte sich Horst Wendland um die Wallace-Filme und führte sie in Deutschland zu einem Publikumserfolg. Im Grunde finde ich die Wallace-Rialto-Filme in Schwarzweiß am reizvollsten. Ab 1966 gab es mit dem Buckligen von Soho den Edgar Wallace in Farbe. Meiner Meinung ließ aber auch damit die Qualität der sowieso seichten Filme noch mehr nach. Im Jahr 1972 wurde die Rialto-Reihe mit dem Rätsel des silbernen Halbmondes eingestellt. Wallace-Filme gab es noch von anderen Produktionsgesellschaften, aber in dieser Box sind die 32 Rialto-Filme von Horst Wendlandt enthalten. Zudem gibt es ein extrem gutes Booklet mit tollen Kinopostern.

Edgar Wallace bedeutet aber auch immer die erste Liga von deutschen Nachkriegsschauspielern wie Joachim Fuchsberger, Siegfried Lowitz, Heinz Drache und Klausjürgen Wussow. Meine Lieblinge als Kind waren natürlich der witzige Eddi Arent, der 23 Mal in Edgar Wallace-Filmen auftrat, – und ganz klar der irre Klaus Kinski, der 16 Mal einen verschrobenen Charakter in den Filmen spielte. Und für mich als Soundtrack-Fan wichtig: Die Musik von insgesamt 18 Filmen der Serie stammt von Peter Thomas, den ich ja sehr, sehr schätze. Hier mal eine Kompilation.

Also dann ab Weihnachten heißt es bei mir: Hallo, hier spricht Edgar Wallace.

Musiktipp: Winnetou und Old Firehand von Peter Thomas

7. Dezember 2021

Als Kind schaute ich mir die deutschen Karl May-Verfilmungen um Winnetou gerne im heimischen Grundig Fernseher an. Mir hat es gefallen, wenn Lex Barker und Pierre Brice zur Musik von Martin Böttcher die Bösen in ihre Schranken gewiesen haben.


Ich muss so zehn oder zwölf Jahre alt gewesen sein, als mir diese Art von Western gefallen haben. Und ich musste Mitte 50 werden, dass ich den letzten Film der damaligen Reihe Winnetou und Old Firehand aus dem Jahre 1966 mir angeschaut habe. Es war der Übergang vom harmlosen deutschen Western in den härteren Italo-Western, weiterhin gedreht im ehemaligen Jugoslawien.

Die Geschichte basierte nur noch auf der Idee von Karl May, hatte aber keinerlei literarische Grundlage mehr als Vorlage. Und auch die Musik war anders: Statt Martin Böttcher und seine Streicher kam nun Peter Thomas und seine Bläser. So richtig überzeugt hat mich der Film nicht, aber dagegen um so mehr seine Musik. Es ist der einzige Soundtrack, den Peter Thomas für die Rialto-Winnetou-Reihe geschrieben hat. Er war geschäftlich eingespannt in die Vertonung von Jerry Cotton und Edgar Wallace.

Wer diesen Blog kennt, der weiß, dass ich eine Schwäche für den deutschen Komponisten Peter Thomas habe. Jetzt kam zum ersten Mal der Soundtrack von Winnetou und sein Freund Old Firehand (aka: Thunder at the Border, Winnetou and Old Firehand) auf Vinyl in zwei Versionen auf den Markt. Einmal im klassischen schwarzen Vinyl von Winnetou und Sein Freund Old Firehand, einmal in 500 Auflage im türkisen Vinyl. Ihr könnt euch denken, welche Version ich gewählt habe.


Die ebenso erschienene CD umfasst zwar mehr Stücke von Peter Thomas und vielleicht werde ich sie mir irgendwann einmal zusätzlich zulegen. Aber als Freund des wieder entdeckten Vinyls sollte es die türkise Ausgabe sein. 42 Titel gibt es im typischen Peter Thomas-Sound zu hören, darunter freilich auch sehr kurze Stücke. Ein Sound, der mir einfach Spaß macht, während ich das LP-Cover mit dem Artdesign von Adrian Keindorf in den Händen halte. Es ist Unterhaltung pur und nimmt mich mit auf eine Zeitreise in die deutsche Film- und Musikgeschichte. Hörenswert und der Sammler braucht natürlich die limitierte LP. Danke an All Score Media für einen solchen Schatz.