Posts Tagged ‘mehrstimmiger Gesang’

Privatkonzert Reedy River String Band in München 2025

25. August 2025

Ich geb es ja zu, ich bin ein Fan von Bill Monroe, dem Urvater des Bluegrass und freue mich, wenn ich diese Art von Musik nicht nur aus der Konserve genießen kann. Die Reedy River String Band machte es mit einem phänomenalen Privatkonzert in München möglich, für das ich den sympathischen Musikern sehr dankbar bin.

Die Reedy River String Band ist weit mehr als nur eine Band – sie ist ein Lebensgefühl. Ihre Musik entführt uns als Publikum an einen Ort, an dem Zeit keine Rolle spielt und der Klang handgemachter Instrumente direkt ins Herz trifft. Mit ihrer Mischung aus Bluegrass, Folk und Americana erschaffen die Musiker eine Atmosphäre, die gleichermaßen wild und sanft, rau und zärtlich ist. Jeder Ton trägt eine Geschichte in sich: von staubigen Straßen, offenen Himmeln und den kleinen, kostbaren Momenten des Lebens.

Wenn die Mandoline auf die Fiddle trifft, wenn Banjo und Gitarre ineinandergreifen und der mehrstimmige Gesang sich erhebt, entsteht Magie. Es ist, als würden die Songs alte Sehnsüchte wecken – nach Freiheit, nach Heimat, nach dem Gefühl, einfach dazuzugehören. Die Reedy River String Band schafft es, ihre Zuhörer mitten ins Geschehen zu ziehen, egal ob man vor der Bühne steht, die Augen schließt und die Musik atmet oder ob man längst die Füße nicht mehr stillhalten kann.

Es ist diese ehrliche Leidenschaft, die die Band ausmacht. Keine Effekte, kein unnötiger Glanz – nur pure Energie, Gefühl und Virtuosität. Ihr Konzert in München ist Begegnung voller Wärme und Verbundenheit. Man spürt sofort, dass die Musiker nicht nur zusammen spielen, sondern miteinander leben und atmen.

Ungewöhnlich war neben den eigenen Songs auch die dargebotenen Coverversionen. Born to be wild, war schon interessant umgesetzt, bei dem das Publikum laut mitsang. Die Spucke blieb mir weg bei Bowies Major Tom und vor allem bei Pink Floyds Comfortably Numb aus the Wall.

Die Reedy River String Band schenkt ihrem Publikum etwas Seltenes: das Gefühl, für einen Augenblick alles hinter sich lassen zu können. Nur die Musik zählt. Nur dieser Moment. Dazwischen wunderbare, humorvolle Episoden aus dem Leben der Musiker. Und wenn der letzte Ton verklingt, bleibt etwas zurück – ein leises Nachhallen, ein inneres Lächeln und die Gewissheit, Teil von etwas Besonderem gewesen zu sein. So war ihr Privatkonzert in München und ich kann nur jedem empfehlen, bei ihrer Europatour vorbeizuschauen.

Ein Abend voller Swing, Sehnsucht und Saitenzauber – wie Monsieur Pompadour mein Herz für Django Reinhardt neu entfachte

18. Mai 2025

Früher hab ich seine Musik viel gehört und dann lange Zeit nicht mehr. Aber als ich auf einem Privatkonzert der Berliner Band Monsieur Pompadour war, kramte ich wieder meine alten Django Reinhardt Schallplatten hervor.

Monsieur Pompadour ist eine Berliner Band, die seit ihrer Gründung im Jahr 2014 mit einer einzigartigen Mischung aus heiterem Swing, ambitionierter Wildheit und einer Prise Melancholie auftritt. Die vier Musiker – ein belgischer Sänger und Gitarrist, ein ungarischer Geiger, ein adeliger Gitarrenvirtuose und ein schweigsamer finnischer Bassist – vereinen in ihrem Spiel Einflüsse aus verschiedenen Ländern und Kulturen, was sich auch in ihrer Musik widerspiegelt. In dem Münchner Privatkonzert schafften die Musikanten eine wunderbare Stimmung.

Swing Manouche
Stilistisch orientiert sich Monsieur Pompadour am Swing Manouche, auch bekannt als Sinti-Jazz, der in den 1930er-Jahren durch das legendäre „Quintette du Hot Club de France“ mit Django Reinhardt und Stéphane Grappelli in Paris entstand. Charakteristisch für dieses Genre ist die perkussive Gitarrenbegleitung, genannt „La Pomp“, die dem Sound einen unverwechselbaren Swing-Drive verleiht. Während im klassischen Swing Manouche der Gesang eher eine untergeordnete Rolle spielt, setzt Monsieur Pompadour auf mehrstimmigen Chorgesang – ein Novum in diesem Genre und ein zentrales Merkmal ihres Bandsounds. Und diesen Gesang konnten die Gäste aus vollen Zügen genießen.

Das Repertoire der Band besteht aus Chansons und Songs über das Leben und die Liebe, die in bis zu sieben Sprachen interpretiert werden. Die Lieder sind geprägt von französischer Leichtigkeit, mitreißender Lebensfreude und gelegentlicher Melancholie. Die Musik lädt gleichermaßen zum Träumen wie zum Tanzen ein und schafft es, das Publikum sowohl mit bekannten Melodien als auch mit neuen, eigenen Stücken zu begeistern. Für mich steht diese Band für Virtuosität, für Witz und für ihre Lebendigkeit.

Album Moustaches
Wie ich höre ist Monsieur Pompadour heute ein fester Bestandteil der Berliner Swing-Manouche-Szene und hat sich mit über 500 Konzerten einen Namen gemacht. Ich muss zugeben, dass ich vor ihrem Münchner Konzert nichts von der Band, geschweige die Band kannte. Aber ich hab mir gleich das aktuelle Album „Moustaches“ gekauft und unterschreiben lassen. Es zeigt sowohl die Wurzeln der Band als auch ihre Offenheit für neue Ideen und musikalische Experimente. Mit ihrer Musik schlagen sie eine Brücke zwischen Tradition und Moderne.

Im Kern der Musik stand aber der legendäre Django Reinhardt. Ich schäme mich, dass ich diesen begnadeten Gitarristen lange nicht mehr gehört habe. Er spielt eine zentrale Rolle in der Musik von Monsieur Pompadour. Die Band bringt Reinhardts Musik auf ihre eigene, moderne Weise auf die Bühne und verleiht ihr mit eigenen Arrangements, Instrumentierungen und Gesang einen individuellen Stempel, ohne den Bezug zu ihrem Vorbild zu verlieren.