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Der Mann, der Liberty Valance erschoss (1962) – Rückblick auf meine Western Matinee

30. Mai 2025

Für mich ist der Film einer der besten Western überhaupt, den ich bei meiner Western-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck besprechen durfte: Der Mann, der Liberty Valance erschoss. Die nächste Matinee ist die Westernkomödie „Vierzig Wagen westwärts“ von John Sturges am Sonntag, 8. Juni. Karten gibt es hier.

Der Mann, der Liberty Valance erschoss (Originaltitel: The Man Who Shot Liberty Valance, USA 1962, Regie: John Ford) gilt als eines der bedeutendsten Spätwerke des Western-Genres und zugleich als kritischer Kommentar auf den Mythos des amerikanischen Westens. Der Film erzählt die Geschichte des Senators Ransom Stoddard (James Stewart), der in seine frühere Heimatstadt zurückkehrt, um an der Beerdigung eines alten Freundes teilzunehmen – Tom Doniphon (John Wayne). In Rückblenden wird die wahre Geschichte um den Tod des gefürchteten Banditen Liberty Valance (Lee Marvin) aufgerollt. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags:

Erzählstruktur
Formal und inhaltlich ist der Film stark durch eine reflexive Erzählstruktur geprägt. Die Rahmenhandlung in Schwarz-Weiß hebt sich bewusst von den farbenprächtigen Westernbildern jener Zeit ab und unterstreicht den nostalgischen, zugleich entmystifizierenden Ton des Films. Im Zentrum steht die Frage nach Wahrheit und Legende, nach dem Spannungsverhältnis zwischen persönlicher Integrität, öffentlicher Wahrnehmung und politischem Erfolg.

James Stewart verkörpert Ransom Stoddard als idealistischen Anwalt aus dem Osten, der sich dem Gesetz und der zivilisierten Ordnung verpflichtet fühlt, aber letztlich nur durch eine falsche Heldengeschichte politischen Einfluss gewinnt. John Waynes Figur Tom Doniphon repräsentiert hingegen den klassischen Westernhelden: unabhängig, stark und pragmatisch – aber letztlich eine Figur, deren Zeit im Übergang zur Moderne vorbei ist. Doniphon ist es, der Liberty Valance tatsächlich erschießt, um Stoddard zu schützen, bleibt dabei aber im Schatten der Öffentlichkeit.

Wahrheit bleibt auf der Strecke
Die zentrale Aussage des Films wird im berühmten Zitat verdichtet: „When the legend becomes fact, print the legend.“ Diese Zeile bringt die bittere Erkenntnis zum Ausdruck, dass gesellschaftlicher Fortschritt oft auf Mythen und Konstrukten beruht – und nicht zwingend auf der Wahrheit.

Dialoge, Figurenpsychologie und moralische Fragen
John Ford inszeniert diese Geschichte mit großer formaler Souveränität. Der Film verzichtet weitgehend auf spektakuläre Actionszenen und konzentriert sich stattdessen auf Dialoge, Figurenpsychologie und moralische Fragen. Die Inszenierung ist zurückgenommen, die Kameraarbeit von William H. Clothier klar und zweckdienlich, der Score von Cyril J. Mockridge unterstreicht die melancholische Grundstimmung.

In seiner Rückschau auf die Westernmythen, seiner Reflexion über Macht und Wahrheit und seinem tragischen Grundton ist Der Mann, der Liberty Valance erschoss ein Schlüsselfilm des Spätwesterns. Er markiert nicht nur einen Wendepunkt in der Genre-Geschichte, sondern auch im Werk John Fords, der hier eine Art Abgesang auf das heroische Westernbild inszeniert. Der Film stellt nicht nur die Frage, wer Liberty Valance erschossen hat, sondern vor allem: Welche Wahrheit darf (oder soll) Bestand haben – und zu welchem Preis?

Batman, ein moderner Western

26. August 2008

Gestern Nacht habe ich mit ein paar Freunden den neuen Batman, den schwarzen Ritter („The Dark Knight“) angeschaut. Am Ende gab es in Münchner Mathäser Kino Schlussapplaus vom Publikum. Das habe ich lange nicht mehr erlebt. Ich bin etwas unschlüssig, wie mir der Film gefallen hat. Es war auf jeden Fall modernes amerikanisches Action-Kino. Tags zuvor hatte ich mir zur Einstimmung „Batman Begins“ auf DVD reingezogen. Im direkten Vergleich ist der Vorgänger düsterer. Vor allem Gotham City ist dreckiger, hatte mehr CGI-Effekte. Gezeigt wurde eine verfallene moderne Stadt im Untergang. Im Nachfolgefilm rückt Gotham deutlich ab vom SF-Image und näher hin zur amerikanischen Realität. Das hat mir nicht gefallen. Es war eine x-beliebige US-Stadt und nicht mehr mein Gotham-City, die ich mochte. Sehr schön ist dagegen die Charakterisierung der Figuren. Batman ist der gebrochene Held, der mit sich selbst im Zweifel ist. Hier ist die Figur deutlich besser gelungen als vergleichsweise in Spiderman 3. Hier nervte der Held Parker mit seinem Gejammere. Batman ist eben der coolere Hund. Er war eigentlich einer meiner Helden meiner Jugend. Superman war immer zu clean. Spiderman war schon ok, aber richtig am besten fand ich die Grüne Leuchte und eben Batman. Vielleicht hat Batman einfach bessere Chancen, da man unter seiner Maske wenigstens einen Teil seines Gesichts sieht. Bei Spiderman überdeckt die Maske das gesamte Gesicht und so bleibt die Schauspielkunst verborgen. Ach ja Schauspielkunst: Da wäre vor allem Joker zu nennen. Es macht sehr viel Spaß Heath Ledger bei seinem teuflischen Spiel zuzusehen. Es heißt, dass er der verstorbene Star Anwärter auf einen Oscar ist. Es wäre schon sehr amerikanisch, wenn man diesem Helden den Oscar posthum verleihen würde. Heath Ledger hatte es schwer, musste er doch gegen den Mimen Jack Nicholson antreten, der den Joker im düsteren Batman von Tim Burton von 1989 verkörperte. Nicholson spielte seinen Joker als einen übersteigerten McMurphy oder Jack Torrance. Ledger ist ausgezeichnet, doch Nicholson ist noch eine Klasse besser. Daneben gegangen ist allerdings die Vision Batman als moderner James Bond. Nachdem der Original-Bond zu seinen harten Wurzeln zurückkehrt und den Spielzeugwaffen eines Roger Moore abschwört, hat der moderne Batman moderne Waffensysteme, Fluggeräte, Autos und Motorräder. Mir persönlich zuviel Schnickschnack. Irgendwie erinnert mich die Botschaft des neuen Batmans allerdings an einen Film von John Ford von 1962: „Der Mann, der Liberty Valance erschoß“. Das Motto: „If the legend becomes fact, print the legend.“ Gibt dem Volk einen Helden und setzte nicht immer auf die Wahrheit. So verfährt auch Batman, wenn der gute Rechtanwalt Harvey Dent sich zum weißen Ritter mausert. Seine Mutation zum bösen Two-Face bleibt der Öffentlichkeit verborgen. The Show must go on. Wenn die Öffentlichkeit einen Held braucht, dann gebt ihr einen und zerstört nicht die Illusion. Also ist Batman ein moderner Western. Das Duell ist eben nur bombastischer.