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Ein Stück Dylan in Glasgow – und ich mittendrin: Wenn Bob Dylan malt, erzählt er weiter – diesmal ohne Gitarre

10. Juli 2025

Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein großer Fan von Bob Dylan bin. Ich höre seine Musik seit Jahrzehnten, ich interessiere mich für sein Werk und habe ich London mal die Halcyon Gallery mit seinen Gemälden besucht. Jetzt stand in Schottland der Besuch der Castle Fine Art Galerie in Glasgow an.

Die Castle Fine Art Galerie in Glasgow, Teil eines renommierten britischen Filialnetzwerks, präsentiert regelmäßig hochwertige Kunsteditionen, darunter auch exklusive Werke des berühmten Musikers und Künstlers Bob Dylan. Dylan, der seit einigen Jahren auch als bildender Künstler auftritt, hat über seine Sammlung hinweg mehrere Editionen realisiert, die in der Glasgower Galerie zu sehen und zu erwerben sind.

Bob Dylans Kunstwerke
Ein zentraler Teil der ausgestellten Dylan‑Editionen ist seine „The Beaten Path“-Serie, die erstmals 2016 erschien und seitdem mehrfach erweitert wurde. Sie umfasst Silkscreen‑Drucke in limitierten Auflagen, die typisch amerikanische Straßenszenen, Motels, Bahnlinien und Stadtausschnitte zeigen – eingefangen in seinem rauen, erzählerischen Stil. Die Sammlung vermittelt das Amerika abseits der Touristenroute, Reiserouten entlang von Landstraßen und kleinen Orten – stets mit einem nostalgischen Blick für Alltag und Atmosphäre.

Weitere markante Werke stammen aus der „Deep Focus“-Reihe (2023), die sich durch eine filmisch-inspirierte Komposition auszeichnet. Dylan nutzt eine Tiefenschärfe-ähnliche Technik und inszeniert Motive in Vorder- und Hintergrund mit erzählerischem Charme. Diese Arbeiten zeigen Szenen mit Figuren, Interieurs und Straßenszenen, oft mit einem cineastischen Touch und subtiler Spannung. Besonders eindrucksvoll sind Titel wie Hideaway Woman, Edge of Town oder Man on a Bridge, die Menschen in verlassenen Bars, Nachtmomenten oder urbanen Zwischenräumen inszenieren.

Neueste Präsentationen umfassen „Point Blank“ (2025) – eine Serie von acht Originalgemälden, offenbar als intime Momentaufnahmen konzipiert. Jedes wirkt wie eine visuelle Notiz oder Erinnerungsschnipsel mit emotionaler Direktheit. Besucher der Glasgow-Galerie erhalten somit Zugang zur neuesten künstlerischen Phase Dylans, die deutlich persönlicher und spontaner wirkt als seine früheren Editionen.

Atmosphäre und Präsentation in der Galerie
Die Castle Fine Art Galerie in Glasgow legt Wert auf eine hochwertige, ruhige Präsentation: sauber ausgestellte Rahmen, klare Beschilderung der Editionen und professionelle Beratung. Bob Dylan-Werke sind in der Regel signierte Limited Editions und oft schnell vergriffen. Manche Ausgaben, etwa aus der Silkscreen-Kollektion, sind als „sold out“ markiert oder nur vereinzelt verfügbar. Die Ausstellung vermittelt sowohl einen Blick auf Dylans künstlerische Entwicklung als auch auf die verschiedenen Themenkreise seiner visuellen Kunst.

Insgesamt bietet die Castle Fine Art Galerie Glasgow einen überzeugenden Einblick in Bob Dylans kunsthistorisch relevante Arbeit. Mit Serien wie „The Beaten Path“, „Deep Focus“ und „Point Blank“ zeigt Dylan eine beeindruckende visuelle Bandbreite: von urbaner Americana über filmische Szenen bis hin zu persönlichen Momentporträts. Die Galerie fungiert als wichtiger Ort für Sammler und Interessierte, die Dylans bildnerisches Werk im Original erleben möchten.

US-Künstler nutzt britischen Vertrieb
Dass Bob Dylan seine bildende Kunst primär über Castle Fine Art, ein renommiertes britisches Galerienetzwerk, und nicht über US-amerikanische Galerien vertreibt, lässt sich durch eine Kombination aus strategischen, künstlerischen und vielleicht auch persönlichen Gründen erklären. Ich habe dazu Becca von Castle Fine Art in Glasgow befragt. Sie verschickt die Dylan-Bilder in die ganze Welt, auch nach Deutschland.

Kontrollierte Präsentation über Castle Fine Art
Castle Fine Art hat sich auf exklusive Kooperationen mit Prominenten spezialisiert, die nicht aus dem klassischen Kunstbetrieb stammen – etwa Musiker, Schauspieler oder Popkulturikonen. Für Dylan bietet diese Partnerschaft einen maßgeschneiderten Rahmen, um seine Werke hochwertig, limitiert und kuratiert zu präsentieren – ohne sich mit dem kritischeren, oft elitären Kunstmarkt der USA auseinandersetzen zu müssen.

Britisches Publikum: kulturell offener für Promi-Kunst
Im Vereinigten Königreich herrscht ein etwas entspannterer Umgang mit prominenten Künstlern, die sich auch außerhalb ihres Hauptmetiers künstlerisch ausdrücken. Während in den USA Kunstkritik und akademischer Anspruch oft dominieren, ist das britische Publikum – und damit auch der Kunstmarkt – zugänglicher für „Crossovers“ wie Dylan.

Dylans enge kulturelle Beziehung zu Europa
Bob Dylan hatte schon immer ein starkes Verhältnis zu Europa – sei es durch ausgedehnte Tourneen oder durch die Tatsache, dass seine Musik und Texte dort besonders literarisch rezipiert werden. Seine bildende Kunst spiegelt oft europäisch geprägte Einflüsse wider (z. B. durch Städtebilder, melancholische Straßenszenen). Der europäische Markt scheint daher empfänglicher für die atmosphärische, erzählerische Qualität seiner Werke. In Schottland hatte der Künstler ein großzügiges Anwesen, was aber vor kurzem verkauft wurde. Auch Songs deuten auf Schottland hin. Der wohl schottischste Songtitel in Dylans Werk ist „Highlands“ – ein knapp 17-minütiges Stück über Sehnsucht, Entfernung und innere Leere. Zwar ist nicht klar, ob die „Highlands“ buchstäblich die schottischen Highlands meinen, aber Dylan selbst sagte in Interviews, dass der Song stark von Robert Burns, dem schottischen Nationaldichter, inspiriert sei. Die Zeile „My heart’s in the Highlands, wherever I roam“ ist eine direkte Anspielung auf Burns’ Gedicht My Heart’s in the Highlands.

Distanz zum US-Kunstbetrieb
Dylan hat zeitlebens eine Distanz zum Establishment gesucht – auch zur amerikanischen Kunstszene, die stark durch Prestige, Galeriensysteme und Sammlereliten geprägt ist. Es passt zu seiner Haltung, nicht in den klassischen Galerien in New York oder L.A. auszustellen, sondern einen alternativen Weg zu gehen – in diesem Fall über einen kommerziellen, aber kunstorientierten Anbieter wie Castle Fine Art.

Professionelles Vertriebsmodell
Castle Fine Art übernimmt nicht nur die Ausstellung, sondern auch Vertrieb, PR und Kundenkontakt, und zwar in einem hochprofessionellen, aber auch stark kommerziell ausgerichteten Rahmen. Für Dylan – der lieber Kunst schafft als Netzwerke pflegt – ist das eine ideale Lösung: maximale künstlerische Kontrolle, keine Verpflichtungen gegenüber dem traditionellen Kunstbetrieb, und gleichzeitig ein starker Markt.

Vor 27 Jahren gestorben: Andy Warhol

22. Februar 2014

warhol

Heute vor 27 Jahren starb der Künstler Andy Warhol. Den meisten ist Warhol als Pop Art-Künstler bekannt, die Suppendose von Campell’s oder die Farbvariationen von Marilyn Monroe seien genannt. Andere kennen Warhol als Filmer oder Musiker, wie beispielsweise als Protegé für die genialen Velvet Underground. Ich möchte heute an den Grafiker und Zeitungsdesigner Warhol erinnern. Das Buch Warhol: Headlines vom Presel-Verlag zeigt die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Massenmedien.

In einem Vor-digitalen-Zeitalter war Warhol mit Schere und Kleber zu Gange. Das Buch zeigt 80 Arbeiten des Künstlers, die von damaligen Boulevardzeitungen und anderen Massenmedien beeinflusst sind. Ich denke, vor allem der Boulevard-Journalismus der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat es Warhol angetan. In den Warhol-Exponaten, darunter Gemälde, Zeichnungen, Drucke, Fotografien, Skulpturen und Videos, geht es um Sensationslust. Zeitungsausschnitte, Fotos, Schnipsel wurden verwendet und von Warhol neu interpretiert. – beleuchten seinen einprägsamen Umgang mit der Sensationslust zeitgenössischer Medien. Andy Warhol, der als einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts gilt, konzentrierte sich vor allem in den 1960er-Jahren auf triviale Sujets der Popkultur, sammelte Zeitungsausschnitte sowie Pressebilder aus Tageszeitschriften, Kinoheften und Flugblättern. Die Beschäftigung mit den Printmedien nimmt eine herausragende Stellung in seinem Schaffen ein und wird jetzt erstmals umfassend und gebührend gewürdigt.

Autorin Molly Donovan ist Kuratorin der Modern and Contemporary Art an der National Gallery of Art in Washingtonon. Sie hat ganze Arbeit geleistet und erstmals alle Arbeiten in den Buch Warhol: Headlines zusammengefasst, die von Zeitungen und Massenmedien beeinflusst sind. Von Februar bis Mai 2012 war eine Ausstellung im Frankfurter Museum für moderne Kunst zu sehen, zu der dieses Buch auf Deutsch erschien. Ich bekam das Buch leider jetzt erst zum 27. Todestag des Künstlers in die Hände. Leider habe ich die Ausstellung nicht gesehen, was mich im Nachhinein ärgert. Warhol hat mir immer Anregungen gegeben, obwohl mir vieles nicht gefallen hat. Filme und Musik waren immer eine Provokation und es waren sicherlich seine vorliegenden Arbeiten über die Massenmedien auch. Das Buch befasst sich intensiv mit den Zeitungsallegorien, den frühen Zeitungsbildern, die Film-, Fernseh- und Videowelten sowie die Scrapbooks von Warhol. Ausführlich werden die Arbeiten von fachkundigen Kunstprofessoren besprochen und analysiert und interpretiert. Auch hier stimme ich nicht mit allen Interpretationen überein, dennoch lasse ich mich auf die Kunst von Warhol immer wieder aufs neue ein.

Schade lieber Warhol, dass du so früh von uns gegangen bist. Was hättest du heute mit den digitalen Medien machen können?