Posts Tagged ‘Gedenkstätte’

Ein stilles Mahnmal im Herzen Münchens – der Hofgarten erinnert an Opfer, Verlust und Hoffnung

2. November 2025

Irgendwie kennt es kaum ein Besucher meiner Geburtsstadt München, obwohl es eigentlich zentral liegt und eindrucksvoll ist.Das Kriegerdenkmal im Hofgarten in München liegt am östlichen, tiefer gelegenen Ende des Gartens direkt vor der Bayerischen Staatskanzlei und erinnert ursprünglich an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Münchner. Die Masse der Besucher strömt in den Hofgarten und besucht den Pavillon, das Denkmal wird kaum besucht.

Die Anlage wurde 1924 in Anwesenheit Kronprinz Rupprechts von Bayern eingeweiht und bis 1928 in allen Details vollendet. Gestaltet wurde sie als versunkene, rechteckige Anlage aus Muschelkalk mit einer begehbaren Gruft in ihrem Zentrum. Vier abgewinkelte Treppen führen von den Längsseiten hinab in einen Vorraum, dessen Reliefs marschierende Soldaten sowie ein Gräberfeld zeigen.

In der Mitte liegt die offene Gruft aus Travertinblöcken: Zwölf massive Steinblöcke tragen eine rund zwei Meter starke, etwa 250 Tonnen schwere Deckenplatte; an ihren Schmalseiten führen Stufen zur überlebensgroßen Figur eines gefallenen Soldaten hinab. Diese eindringliche Skulptur schuf Bernhard Bleeker; der Gesamtentwurf des Denkmals entstand in Zusammenarbeit des Bildhauers Karl Knappe mit den Architekten Thomas Wechs und Eberhard Finsterwalder.

Die Inschriften fassen Sinn und Widmung des Ortes zusammen: An der Westseite der Deckenplatte steht „Sie werden auferstehen“, an der Ostseite „Unseren Gefallenen“. Im Innenraum findet sich die Widmung des Bayerischen Kriegerbundes „den 13.000 gefallenen Heldensöhnen der Stadt München 1914–1918“. Nach Kriegsbeschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal in vereinfachter Form ohne die ursprünglich angebrachten Namen der Gefallenen wiederhergerichtet; die Namenslisten gingen verloren. Zugleich ergänzte man im Innenraum eine zusätzliche Widmung für die Opfer der Jahre 1939–1945 (Gefallene, Vermisste und Luftkriegsopfer Münchens). Damit wurde der Gedenkort in der Nachkriegszeit bewusst auf beide Weltkriege bezogen.

Ein prägnantes Detail der Rezeptionsgeschichte betrifft die Materialgeschichte der Skulptur: Bleekers Figur des toten Soldaten war ursprünglich aus rotem Marmor gearbeitet. 1972 ersetzte man sie aus konservatorischen und sicherheitlichen Gründen durch einen Bronzeabguss, das Marmoralter befindet sich seitdem im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt. Diese Maßnahme bewahrte das künstlerische Erscheinungsbild am Ort und schützte zugleich das empfindlichere Original.

Städtebaulich und erinnerungskulturell wirkt das Kriegerdenkmal als stiller Gegenpol zur repräsentativen Architektur ringsum: Der Besucher steigt von der offenen Gartenfläche in eine vertiefte, kühle Gedenkarchitektur hinab, die bewusst Konzentration und Innenschau fördert. Durch seine klare Formensprache und die liegende Figur fand das Münchner Denkmal in der Zwischenkriegszeit weite Beachtung; Motive wurden in zahlreichen Kriegerdenkmälern im süddeutschen Raum aufgegriffen – oft sogar mit der Münchner Inschrift „Sie werden auferstehen“. Bis heute steht die Anlage unter Denkmalschutz und bildet, unmittelbar hinter der Staatskanzlei gelegen, einen der eindrucksvollsten Gedenkorte der Stadt, an dem künstlerische Qualität, architektonische Strenge und die Mahnung gegen das Vergessen zusammenkommen.

Der Glaube in Stein gemeißelt: Die Star Pyramid von Stirling

27. Juli 2025

Mitten im historischen Herzen von Stirling, unterhalb der mächtigen Mauern des Stirling Castle und eingebettet in den alten Friedhof der Stadt, erhebt sich ein ungewöhnliches Denkmal: die Star Pyramid, auch bekannt als „Salem Rock“. Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein fremdes Element in der schottischen Friedhofslandschaft – eine massive Sandsteinpyramide, die an altägyptische Formen erinnert. Doch ihre Bedeutung ist tief verwurzelt in der schottischen Geschichte, genauer gesagt in der Zeit der Reformation und des Kampfes um Glaubensfreiheit.

Errichtet wurde die Star Pyramid im Jahr 1863 vom Landvermesser und gläubigen Protestant William Drummond. Er war ein Verfechter der schottischen Reformation und wollte mit diesem Denkmal den sogenannten Märtyrern der Reformation und den Covenanters ein sichtbares, dauerhaftes Andenken setzen. Diese Männer und Frauen hatten im 16. und 17. Jahrhundert für ihren protestantischen Glauben gelitten, wurden verfolgt, inhaftiert oder hingerichtet, weil sie sich gegen die religiöse Vormachtstellung der anglikanischen oder katholischen Kirche stellten. Die Pyramide ist somit nicht nur ein ästhetisches Monument, sondern ein Symbol für Freiheit des Gewissens, des Glaubens und der Überzeugung.

Die Pyramide besteht aus rotem Sandstein und steht auf einem quadratischen, mehrstufigen Sockel. An jeder ihrer vier Seiten sind Bibelverse eingemeißelt, flankiert von christlichen und nationalen Symbolen wie der schottischen Distel, der englischen Rose und der Königskrone. In einer kleinen Kammer im Inneren der Pyramide ließ Drummond eine Bibel und das „Westminster Confession of Faith“, ein grundlegendes Bekenntnisschriftwerk des Presbyterianismus, einmauern – als stilles Vermächtnis für kommende Generationen. Die Spitze der Pyramide wird von einem in Stein gehauenen fünfzackigen Stern gekrönt, der dem Bauwerk seinen Namen verleiht.

Doch Drummond beließ es nicht bei der Pyramide. Er gestaltete auch die umliegende Grünfläche, die er „Pleasure Ground“ nannte. Dort legte er Wege an, pflanzte Bäume und ließ sogar einen kleinen Teich – den „Pithy Mary Pond“ – anlegen. Ursprünglich standen in diesem Bereich auch Statuen und Gedenksteine, unter anderem ein Denkmal für die Bibelübersetzer William Tyndale und John Wycliffe. Drummond selbst wurde nur wenige Meter von der Pyramide entfernt beigesetzt.

Die Star Pyramid ist heute ein stiller, aber eindrucksvoller Ort der Erinnerung. Sie verbindet religiöse Überzeugung, kulturelle Identität und persönliche Leidenschaft auf eindrucksvolle Weise. Inmitten eines Friedhofs, der von Jahrhunderten schottischer Geschichte durchdrungen ist, steht sie als stummer Zeuge eines Kampfes, der mit dem Schwert und dem Wort geführt wurde – und dessen Bedeutung bis heute nachhallt. Besucher, die sich zwischen den Grabsteinen und Denkmälern des Stirling Old Town Cemetery bewegen, spüren in der Nähe der Pyramide jene besondere Atmosphäre, die entsteht, wenn Gedenken und Geschichte aufeinandertreffen.

Ein Hügel voller Geschichten:
Es gibt Orte, die sprechen nicht laut – sie flüstern. Der Friedhof ist so ein Ort. Eingebettet in das grünende Herz der schottischen Highlands, zwischen alten Bäumen, moosbedeckten Mauern und verwitterten Grabsteinen, ruht er still und würdevoll am Rand der Stadt, als wolle er sich der Zeit nicht in den Weg stellen, sondern ihr lauschen.

Heute wird der Friedhof mit großem Respekt gepflegt. Er ist ein Ort für Spaziergänger, für Nachdenkliche, für Historiker – und für alle, die spüren, dass die Geschichte einer Stadt oft an ihren stillsten Orten am lebendigsten ist.

Wache bis in den Tod: Der Hundefriedhof von Edinburgh Castle

22. Juni 2025

Irgendwie habe ich es gerade mit Friedhöfen in Schottland. Einen besonderen Ort sah ich auf dem Edinburgh Castle. Dort befindet sich ein ganz besonderer „Hundefriedhof“ – offiziell als Cemetery for Soldiers’ Dogs bekannt. Der Friedhof liegt auf einem kleinen Rasenstück unterhalb der oberen Zugänge nahe der mittelalterlichen Bastion.

Nach ein bisschen Recherche stellte sich heraus, dass erstmal ein Hund um 1840/1847 hier beerdigt wurde. Es war wohl Fido, der Hund des Kommandanten. Insgesamt ruhen hier über 20 Hunde – sowohl Offiziers-Haustiere als auch Regimentsmaskottchen. Natürlich frage ich mich als Katzenfan, wo die Katzen begraben sind. Wahrscheinlich waren aber mehr Hunde bei den schottischen Militärs als Katzen.

Leider konnte ich an die Gräber nicht näher ran, so blieb nur die Recherche. Zu den bekanntesten Gräbern zählt Jess. Er war der Bandhund der Black Watch (42. Highlanders), verstorben 1881 und er hat einen der ältesten noch lesbaren Grabsteine. Dann liegt hier Winkle, gestorben 1980, ein treuer Begleiter von „Lady Gow und dem Gouverneur“, Pat, Maskottchen der 72nd Highlanders. Er war auf Auslandsmission und diente in Afghanistan und Ägypten – er erhielt eine besondere Ehrung durch seinen Regiment. Und dann wäre noch Dobbler, er begleitete die Argyll & Sutherland Highlanders auf Auslandseinsätzen bis zu seinem Tod 1893.

Es gibt ein schottisches Gedicht zu den Hunden: „Berkin dugs here lie at rest / The yappin worst, obedient best / Sodgers pets and mascots tae / Still the guard the castle to this day“. Es stammt nicht von Robert Burns, wie es die Schotten gerne hätten, sondern von Ali Strachan.

Das Castle von Edinburgh ist natürlich immer einen Besuch wert. Leider kann der Friedhof nicht betreten werden, sondern nur von einem Aussichtspunkt oberhalb des Rasenstücks angesehen werden, nahe der Argyle Battery und der St. Margaret’s Chapel. Die Grabsteine sind teilweise stark verwittert – leider lässt sich nicht immer entziffern, wer hier ruht. Das Tele der Kamera holte die Grabsteine zwar optisch heran, doch das Entziffern blieb ein Ratespiel. Nachdem ich zuvor das Kriegsmuseum auf dem Schloss besucht habe, entdeckte ich diesen Hundefriedhof. Es handelt sich um einen der wenigen Militär-Hundefriedhöfe in Schottland und ist ein bewegendes Zeugnis für die Achtung gegenüber treuen tierischen Begleitern. Es ist ein stiller, emotionaler Ort für die Tiere.

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Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park

9. Mai 2024

In Erinnerung an den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland findet in Russland die traditionelle Militärparade statt. Zu diesem Anlass marschieren jedes Jahr tausende Soldaten über den Roten Platz, begleitet von Panzern und Kampfjets. Wie schon in den Vorjahren steht die Parade im Zeichen des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Der Kriegsverbrecher Putin vermischt hier zwei komplett unterschiedliche Ereignisse. Einmal den Sieg über den Faschismus 1945 und den verbrecherischen Überfall Russlands auf die Ukraine. Das gilt es strikt zu trennen.

Vor kurzem besuchte ich sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park. Es ist eine Gedenkstätte und zugleich Soldatenfriedhof im Treptower Park in Berlin. Für mich ist es ein beeindruckendes Denkmal, das an die gefallenen Soldaten der Roten Armee während des Zweiten Weltkriegs erinnert. Es wurde am 8. Mai 1949, dem vierten Jahrestag des Endes des Krieges, eingeweiht und ist eines der größten Kriegsdenkmäler in Deutschland.

Das Ehrenmal befindet sich auf einem ausgedehnten Gelände im Treptower Park, einem der größten Parks Berlins. Es erstreckt sich über eine Fläche von 100.000 Quadratmetern und bildet eine eindrucksvolle Kulisse für das zentrale Monument. Ich habe zwei VR 360 Videos aufgenommen, um die Dimension des Ortes einzufangen.

Das Zentrum des Ehrenmals ist eine imposante Statue eines sowjetischen Soldaten, der ein kleines deutsches Mädchen vor den Fängen des Faschismus befreit und dabei ein Hakenkreuz zertritt. Die Statue ist 12 Meter hoch und aus rotem Granit gefertigt. Sie steht auf einem massiven Podest, das mit Reliefs geschmückt ist, die Szenen aus dem Krieg und dem Sieg über den Nationalsozialismus darstellen.

Umgeben ist die Hauptstatue von weiteren Skulpturen, die verschiedene Aspekte des Krieges und des Sieges symbolisieren. Ein breiter Weg führt die Besucher durch das Gelände, vorbei an einer Reihe von Steinblöcken, die die Namen von über 7.000 sowjetischen Soldaten tragen, die hier begraben sind. Diese Soldaten starben während der Schlacht um Berlin im Frühjahr 1945. Über den Tod deutscher Soldaten und der deutschen Zivilbevölkerung, die durch Hitlers Verbrechen gestorben sind, ist an diesem Ort nichts zu finden. Hier ein klassisches Video vom Ehrenmal.

Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch ein Ort der Reflexion und des Respekts. Und als ich mir diese monumentale Gelände ansah dachte ich über die aktuelle russische Invasion in der Ukraine nach. Putin bezeichnete die ukrainische Führung als Faschisten und rechtfertigt so den Einmarsch seiner Truppen als Befreiung vom Faschismus. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist ein Verbrechen.