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eBooks kennen keine Unterschiede zwischen Hardcover und Taschenbuch

11. Oktober 2012
Tablet auf der Buchmesse Foto: Alexander Heimann

Tablet auf der Buchmesse Foto: Alexander Heimann

Ich liebe Bücher. Nein besser ausgedrückt: ich liebe Inhalte. Was macht denn überhaupt ein Buch aus? Ist es der Umschlag, die Typografie, das Papier oder ist es der Inhalt? Dies frage ich anlässlich der Frankfurter Buchmesse. Wenn ich meinen Bücherkeller umblicke, sehe ich Unmengen von Taschenbücher und viele, viele gebundene Bücher – also Paperback und Hardcover.

Auf meinem Kindle oder iPad finde ich diese Unterschiede nicht. Ich habe Dateien auf meinem digitalen Endgerät, nicht mehr, nicht weniger. Diese Dateien sind Inhalte. Dateien kennen diesen willkürlichen Unterschied nicht. Warum gibt es eigentlich diesen willkürlichen Unterschied zwischen Hard- und Softcover? Damit der Verlag mehr Kohle einstreichen kann, denn das gebundene Buch ist normalerweise deutlich teuerer als das geleimte Taschenbuch? Muss das eigentlich so sein?

Der Inhalt ist gleich, nur der Preis ist deutlich unterschiedlich. Am Produktionsprozess kann es nicht liegen, denn das Hardcover-Buch ist natürlich aufwendiger als das Softcover-Buch, aber nicht in diesen finanziellen Größen. Es verdienen Verlage großzügig mit. Bei Amazons eBooks beispielsweise finde ich diese Unterschiede nicht. Ich zahle gegebenenfalls mehr, wenn ich das Buch als Early Adobter als erster haben will. Aber es sind nicht die Unsummen, die die Unterschiede zwischen Taschenbuch und Hardcover betragen. Beim Kindle wird die Argumentation schon schwer, warum ich für eine bestimmte Ausgabe spricht Inhalt mehr bezahlen soll, als für eine andere. Pappdeckel und Bindung zählen da sicherlich nicht.

Und als Buchautor kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Es ist nicht der Autor, der das meiste Geld verdient. Es wird also Zeit, dass sich der Buchmarkt neu ordnet. Die Welt ändert sich.

Leider muss ich für ein eBook noch 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, während das gleich Buch als Papierausgabe mit 7 Prozent Mehrwertsteuer berechnet wird. Da läuft doch etwas falsch in unsrem Hightechland, von dem hier immer geredet wird. Fakt ist: Verlage haben Angst vor der Zeitwende und sichern sich lieber alte Pfründe und melken die Kuh Leser solange es noch geht. Auf der Buchmesse bemerke ich an vielen Stellen den Wandel. Ich bin gespannt.

Mein klares Ja zu eBooks

1. Februar 2010
Nicht erst seit Apples iPad mache ich mir meine Gedanken über eBooks. In meinem Bekanntenkreis diskutiere ich viel über diesen neuen Trend am Buchmarkt, der mit Amazons Kindle interessant wurde und durch das iPad hoffentlich ein Massenmarkt wird. Nach langen Überlegungen bekenne ich: Ich bin ein Fan von eBooks – im Moment lese ich gerade mal wieder Bram Stokers „Dracula“ am Sony PRS-700.
Eine Buchhändlerin sagte mir, die eBooks seien ein weiterer Verfall von Kultur. Das denke ich nicht. Vielmehr ist es eine Änderung der Wirtschaft. Vielleicht brauche ich ihre Leistungen als Buchhändlerin nicht mehr, wenn sie sich nicht auf den neuen Markt einstellt. Der Wert des Kulturgutes Schrift wird durch das eBook nicht geschmälert. Schrift bleibt für mich gleich, egal ob sie auf Papyrus, Papier oder als elektronische Tinte E-Ink daher kommt. Natürlich ist die Haptik eines Buches schön und wir haben uns an diese Haptik gewöhnt. Und natürlich wird das Buch als gedruckte Version so schnell nicht aussterben und das will ja auch keiner. Die Vorteile eines Buches sind klar: Ich nehme kein elektronisches Lesegerät zum Entspannen in die Badewanne oder zum Sonnenbaden an den Baggersee mit.
Einen klaren Vorteil für mich sehe ich bei eBooks auf Reisen: Ich musste mich bisher entscheiden, welches Buch in den Flieger oder in die Bahn mitnehme. Entsprach das Buch nicht meinen Vorstellungen und langweilte mich, musste ich blöd in der Gegend herumschauen. Nun habe ich einen kleinen elektronischen Buchkoffer dabei. Das wird durch das iPad noch besser: Ich hab ab und zu mal Lust auf elektronische Comics und freu mich auf Innovationen in der Branche.
Ich denke auch, dass durch elektronische Bücher wieder mehr gelesen wird. Die neuen Geräte, seien es die Kindles, Sony Readers oder iPads machen Lust auf Lesen. Alle wollen es ausprobieren. Und auch die Klassiker kommen wieder. Nachdem das Copyright abgelaufen ist, gibt es die Bücher kostenlos. Ich lese gerade wieder eine Menge von Klassikern, die ich in der Schule lesen musste und nicht verstand. Heute erkenne ich die Schönheit der Werke. Eine schöne Quelle ist das Gutenberg Projekt, eine etwas kleinere Quelle ist in Österreich Audio, Media Digital. Hier gilt kein DRM und das ist gut so. Ich hoffe, dass dies künftig auch für Bücher gilt, so wie es heute für Musik gilt. Das komische System DRM hält nur die unbedarften Kunden vom Kopieren ab, die Cracks knacken DRM sowieso.
Das eBooks bietet aber auch neue Chancen der Content-Vermittlung. Wenn es wirklich gelingt, Multimedia-Books auf den Markt zu bringen, dann haben wir eine tolle Mischung von Text, Bild, Audio und Video. Das bringt die Welt voran. Aber natürlich werden sich auch die Distributionswege ändern.
Wozu brauche ich als Autor eigentlich noch einen Verlag? Die Aufgaben wie Marketing, Vertrieb und Lektorat können anders gelöst werden – und ich sage mal: Ohne Verlage gäbe es ggf sogar mehr Kreativität, weil der Filter Verlagsinteresse wegfällt. Die Einnahmen kommen dem Autoren zu gute und werden nicht vom Verlag aufgefressen. Das ist Revolution und gefällt nicht. In Deutschland gibt es zudem die Buchpreisbindung. Ich frage mich, warum ein Buch in elektronischer Form genauso teuer sein soll, wie die gedruckte Ausgabe. Wer verdient denn da mit und hält großzügig die Hand auf? Ich bin selbst Autor zahlreicher Bücher und ich kann Ihnen sagen: Ich bin durch meine Bücher nicht reich geworden, aber andere haben gut daran verdient.
Und eBooks haben einen gewaltigen Vorteil: Mein Keller wird leerer. Derzeit stapeln sich tonnenweise Bücher im Keller, an Regalen, in Kisten und Kartons. Künftig brauche ich Platz auf dem hauseigenen Medienserver und fertig. Bücherverbrennen ist nicht mehr. Und auch Fahrenheit 451 gehört der Vergangenheit an.