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Kein Musiktipp: Irish Tour 1974 Boxset

3. November 2014
Tolle Musik, aber schlechtes Mastering: Irish Tour Boxset

Tolle Musik, aber schlechtes Mastering: Irish Tour Boxset

Sie gehört für mich zu den wichtigsten Gitarrenplatten der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts: die Irish Tour 1974 von Rory Gallagher. Mein Kollege und Freund Bertold Brackemeier machte mich auf dieses wichtige Album einstmals aufmerksam und ich liebe es. Wieder und wieder hörte ich mir diesen harten Gitarren-Bluesrock von Rory Gallagher an. Der Musikant ist ein Meister seines Instruments. Meistens in Holzfällerhemden und Jeans gekleidet, betrat er die Bühne und rockte ab. Rory Gallagher hatte keine Starallüren, blieb einfach normal und seine Fans honorierten es. Er meinte einmal, warum sollte er Drogen nehmen, wenn er ein Bier trinken könne. Am Schluss griff er doch zu Drogen und das war sein Ruin.


Aber auf der Irish Tour 1974 war Rory Gallagher in Topform. Das Album zur Irish Tour war eine DER Alben für mich und ich freute mich wie ein Schneekönig, als vor kurzem ein Boxset Irish Tour ’74 mit sieben CDs und einer DVD zur Irish Tour veröffentlicht wurden.
Musste ich haben, gleich bestellt und mit einem Bier die Musik genießen. So dachte ich wenigstens. Aber geirrt: Die Musik ist zwar göttlich, aber die Aufnahme ist grottenschlecht. Einfach nur ein komplett versautes Mastering. Welcher Volltrottel hat hier gemischt und noch schlimmer, wer hat sein OK für so eine miserable Pressung gegeben? Der Bass ist völlig übersteuert. Dieses Boxset in dieser Form ist einfach nur eine Geldschneiderei und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein ausgebildeter Toningenieur so einen absoluten Schrott abliefern kann – ein Schande für seinen Beruf.
Wer das Boxset  Irish Tour ’74 nicht dringend braucht, dem empfehle ich das bisherige Doppelalbum der Irish Tour. Sie ist wunderbar anzuhören.
Die Aufnahmen des Boxsets stammen von den Konzerten aus Cork (5.Jan 1974), Dublin (2.Jan 1974), Belfast (29.Dez 1973) und die City Hall Session (3.Jan 1974). Die Band bestand aus Rory Gallagher – Guitars & Vocals, Gerry McAvoy – Bass, Lou Martin – Keyboards und Rod de Ath – Drums. Dazu gibt es noch eine Doku auf DVD und ein sehr nettes Booklet.

Buchkritik: Reinhard Kleist – Cash

11. Mai 2011

Mit Comics ist es so eine Sache. Als Jugendlicher verschlang ich die Comics. Ich liebte die bunten Hefte. Dann kam eine Pause, eine lange Pause. Jetzt erarbeite ich mir mühsam wieder die Comics. Ich habe viele alte Heftchen von früher aus dem Keller geholt: Prinz Eisenherz, Tarzan, Kung Fu und natürlich Superman und Batman. Aber Comics sind heute viel mehr. Ich habe Frank Miller für mich entdeckt und taste mich langsam vor. Leider muss ich feststellen, dass Comics in der deutschen Kulturlandschaft noch nicht angekommen sind. Anders als beispielsweise in Frankreich oder gar in Japan, haben in unserem Kulturbetrieb Comics keine Lobby. Das ist schade. Auf meiner Entdeckungstour durch die Welt der Comics bin ich auf Reinhard Kleists Buch Cash: I see a darkness gestoßen, nachdem mir das Buch ausdrücklich von meinen Kollegen Bertold Brackemeier empfohlen wurde.

In S/W gehalten ist das Buch eine Biografie meines Helden Johnny Cash. Ähnlich wie der Kinofilm Walk the Line wird hier die Zeit bis zum erfolgreichen At Folsom Prison Konzert erzählt. Zum Schluss gibt es noch einen Ausblick auf das Comeback der American Recording Reihe und die Arbeitsweise mit Produzent Rick Rubin. Mal pathetisch, mal sehr intim. Die Zeichnungen sind großartig und auch die Textarbeit ist eindrucksvoll. Cash, der Mann in Schwarz, passt gut in dieses Comic. Cash ist ein Comic. Er ist schwarz oder weiß – entweder liebt man den störrischen Mann, den Trinker und Tablettensüchtigen – oder man lehnt ihn ab. Ein Comic in Farbe wäre absolut daneben gewesen. Hier hat Reinhard Kleist richtig entschieden.

Wer kein Fan von Johnny Cash ist, wird sich allerdings mit der Erzählung manchmal schwer tun.Wer die Biografie des Conutry-Barden nicht kennt, hat so eine liebe Not, die handelnden Personen zu erkennen. Da war es noch relativ einfach den Sue-Song hinter Shel Silverstein zu identifizieren. Der Auftritt Dylans kommt aber ohne Vorwarnung daher und ich musste glatt zweimal hinsehen, um das Treffen der Giganten zu erkennen. Leider hat Kleist das Aufeinandertreffen mit George Harrison nicht gezeichnet.

Also Fans des Mannes, von dem seine einstige Plattenfirma als Nachruf schrieb: „There was a man“, es ist genau das Buch für euch. Die anderen lassen besser die Finger weg und lesen besser die Cash: Die Autobiografie von 1999 (ohne Comeback).