Posts Tagged ‘Baby Schimmerlos’

Kir Royal – Autogramm von Senta „Mona“ Berger

13. April 2022

Es gab wohl einen Kinofilm und zwei TV-Ereignisse, die in mir den Entschluss reifen ließen, den Beruf des Journalisten einzuschlagen: Die Unbestechlichen von Alan Paula sowie die TV-Serien Lou Grant und Kir Royal von Helmut Dietl.

Mitte der achtziger Jahre lief Kir Royal zum ersten Mal im deutschen Fernsehen. Aus dem Leben eines Klatschreporters – so der Untertitel der Serie. Hauptperson war Boulevard-Reporter Baby Schimmerlos mitten in der Münchner Schickeria, seine Freundin war die Mona, die Chefin Frau von Unruh, seine Sekretärin Edda Pfaff und sein Fotograf Herbie Fried. Alle Rollen waren perfekt besetzt und wie die meisten Dietl-Produktionen waren die Dialoge schlichtweg genial.


Helmut Dietl in seiner Genialität bediente sich realen Vorbildern, sei es die Münchner Abendzeitung oder Klatschreporter Michael Graeter. Einige der darstellten Personen habe selbst getroffen und um ein Autogramm gebeten oder mit ihnen ein wenig geplaudert, wie mit der großartigen Ruth Maria Kubitschek über Engel, Feen und Frau von Unruh. Ihr echtes Vorbild in Kir Roayal war die Verlegerin Anneliese Friedmann, für die ich mal gearbeitet habe. Später war sie mit Eberhard Ebner zusammen, für den ich im Grunde auch gearbeitet hatte – klein ist die Welt.

Baby Schimmerlos ist in Wahrheit Michael Graeter, Landtagsabgeordneter Dr. Josef Gaishofer ist wohl der damalige Vorsitzende der Hanns Seidel Stiftung Fritz Pirkl. Dietl selbst sprach ich einmal auf einer Veranstaltung und bat ihn um ein Autogramm.

Michael Graeter traf ich mal in der Spielbank von Bad Wiessee. Ich hatte in der Gegend immer wieder Seminare und besuchte mit einem Kumpel das Staatliche Spielcasino, um vergeblich meinen Reichtum zu mehren. Von Michael Graeter wusste ich, dass er dort regelmäßig verkehrte und packte vorsichtshalber mal seine Autobiografie ein. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie Graeter geschaut hat, als ich beim Roulette ihn mit seinem Buch Extrablatt konfrontiert hatte und um ein Autogramm bat, als sei es das Natürlichste auf der Welt. Verdutzt geschaut und begeistert unterschrieben, danke Michael Graeter.

Und jetzt ist meine Kir Royal Sammlung um einen Edelstein reicher geworden. Eine entfernte Nachbarin, herzlichen Dank Bea, kennt die Mona, also in Wahrheit die großartige Senta Berger. Bea erzählte mir von Senta und ich bat sie mir im Dezember 2021 ein Autogramm zu besorgen. Das tat sie dann auch – und ich sag ganz heftig vielen Dank.

Senta Berger schrieb auf ihre Autogrammkarte für mich neben Namen und Datum auf der Rückseite den legendären Satz „… schreibst ja sonst über jeden Deppen“ aus der ersten Kir Royal-Folge. Danke für so viel Humor.

Ich werde das Senta Berger-Autogramm neben Dietl in meinem Arbeitszimmer aufhängen – als Inspiration doch den besten Beruf der Welt gewählt zu haben. „… schreibst ja sonst über jeden Deppen“ ist ein wichtiger Spruch, vielleicht auch für diesen Blog.

Ristorante Da Mimmo – Italiener am Tegernsee

3. März 2015

Da Mimmo in Bad Wiessee in der Sanktjohanserstraße 82.

Da Mimmo in Bad Wiessee in der Sanktjohanserstraße 82.

Was müssen die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts für coole Zeiten gewesen sein? Ich liebe die Geschichten von Party, Küsschen und der Münchner Bussi-Gesellschaft. Und das Jetset fährt schon mal ins alte Spielcasino an den bayerischen Tegernsee. Mitten drinnen der Baby Schimmerlos, nein natürlich der Klatschreporter Michael Graeter von der Abendzeitung und Leos Magazin berichtet im Fernsehen.
Und am Tegernsee geht man als VIP-Promi noch einen Trinken. Da gab es das Hotel Bachmair am See. Und da gibt es noch das Ristorante Da Mimmo. Nachdem das Bachmair mit seinem Nachtclub heute nicht mehr in Frage kommt, probierte ich Da Mimmo in Bad Wiessee in der Sanktjohanserstraße 82 aus.

Vor der Ahnengalerie.

Vor der Ahnengalerie.

Küchenchef Mimmo Lapenna verwöhnt seine Gäste mit ständig wechselnder Karte. Leider gab es die Karte nicht im Internet, also fuhr ich mit einem Kollegen nach Reservierung auf gut Glück vorbei. Mangelnde Internetpräsens der Speisekarte ist für mich ein klarer Minuspunkt eines modernen Restaurants. Zweiter großer Minuspunkt für mich: Der Gast kann nur mit der EC-Karte oder bar bezahlen. Internationale Gäste werden das Verhalten nicht verstehen – VIP ist das nicht gerade.

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Es schauten einstmals einige Promis herein. Im Foyer des Restaurants hängt die Ahnengalerie. Als erstes fiel mit der Zeichner Oskar auf. Nur die Älteren unter uns kennen Oskar noch, der bei Dalli Dalli zeichnete. Dann lächelt auch noch Helene Fischer von der Wand und Michael Lesch, Michaela May sowie Titelhändler Konsul Weyer samt Gattin Christina Scholtyssek. Übrigens, das Bild von Hans-Hermann Weyer, wie der Konsul eigentlich heißt, ist schon mal runtergefallen und das Glas gesprungen. Ich denke, dies sagt alles über die VIP-Szene der alten Zeit. Ach ja, Farah Fawcett war auch mal da.
Das Essen war okay, aber der Raum Tegernsee hat deutlich bessere Küche zu bieten. Die Weinkarte mit 150 Sorten ist dagegen wirklich in Ordnung. Schwer in Ordnung war die extrem freundliche Bedienung des Restaurants.

Als Amuse Guelle gab es kleine Portion überbackene Rigatoni

Als Amuse Guelle gab es kleine Portion überbackene Rigatoni

Als Amuse Guelle gab es kleine Portion überbackene Rigatoni.

Als Vorspeise wählte ich Capesante Jacobsmuscheln in Butter gebraten mit Salbeiblättern serviert auf Rote Beete Carpaccio mit gegrillten Cherrytomaten.

Als Vorspeise wählte ich Capesante Jacobsmuscheln in Butter gebraten mit Salbeiblättern serviert auf Rote Beete Carpaccio mit gegrillten Cherrytomaten.

 

Als Vorspeise wählte ich Capesante Jacobsmuscheln in Butter gebraten mit Salbeiblättern serviert auf Rote Beete Carpaccio mit gegrillten Cherrytomaten.

Ich probierte das Agnello - Lammkarree mit Thymiankruse auf grünen Bohnen auf Kartoffel-Kräuterpüree.

Ich probierte das Agnello – Lammkarree mit Thymiankruse auf grünen Bohnen auf Kartoffel-Kräuterpüree.

Ich probierte das Agnello – Lammkarree mit Thymiankruse auf grünen Bohnen auf Kartoffel-Kräuterpüree.

Spinat-Ravioli mit Walnüssen und Radicchio.

Spinat-Ravioli mit Walnüssen und Radicchio.

Dann gab es noch Spinat-Ravioli mit Walnüssen und Radicchio.

Zeitenwende Abendzeitung – es geht vorbei

6. März 2014

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Das kam mir als erstes in den Sinn, als ich vom Insolvenzantrag der Abendzeitung München im Netz hörte. Wieder eine weniger, kam mir dann in den Sinn. Um fast alle Kollegen tut es mir leid. Aber ich denke, die Zeitenwende ist nicht aufzuhalten. Von einer Götterdämmerung hab ich sogar gelesen. Na, na, na. Auch wenn sich noch ein Investor findet, ich glaube nicht an die Zukunft des Traditionsblattes, wenn nur der Geldgeber ausgewechselt wird.

Die Abendzeitung ist eine Lokalzeitung und das bedeutet hohe Kosten in der Redaktion und im Anzeigenbereich. Die Abendzeitung nennt gegenüber der großen Schwester SZ als Gründe: “sinkende Anzeigenerlöse, sinkende Leserzahlen, immense Druckkosten.” Und diese Kosten sind der Eigentümerfamilie davon gelaufen. Von bis zu 70 Millionen Euro Verlust seit 2001 spricht man in den Gazetten. 2013 machte die Familie 10 Millionen Miese. Eine Auflage von rund 100.000 Exemplaren reichen nicht aus, um die Kosten zu decken und neue Geschäftsfelder wurden wohl nicht gefunden. Jetzt wurde die Reißleine gezogen und Insolvenzantrag gestellt.

Damit wird es in München wieder eine Zeitung weniger geben und das Sterben im Blätterwald wird damit nicht zu Ende sein. Weitere Zeitungen werden folgen, die vielbeschworene Qualität im Journalismus wird bei diesem Geschäftsmodell weiter abnehmen, weil kein Geld mehr da ist, um gute Arbeit zu bezahlen. Bei der Abendzeitung arbeiten im Moment 40 Redakteure. Mal sehen, wieviele noch bleiben dürfen, falls ein neuer Investor gefunden wird, der sein Geld verbrennen will.

Ich gestehe: Ich war kein Leser der Abendzeitung. Aber ich lese kaum noch Holzmedien und der Online-Auftritt mag vielleicht auf dem richtigen Weg gewesen sein, hat aber wohl nicht eine relevante Reichweite als lokales Medium, die für eine Werbevermarktung ausreicht.

Abendzeitung war für mich immer Michael Graeter.

Abendzeitung war für mich immer Michael Graeter.

Abendzeitung München bedeutet für mich immer Michael Graeter alias Baby Schimmerlos. Seine Kolumnen habe gerne gelesen und mein Onkel vermachte mir ein paar Sammelbände von Graeter. Den Rest kaufte ich bei eBay nach. Doch wie die Promi-Berichterstattung ist auch die Berichterstattung der Abendzeitung für mich erst einmal Geschichte. “Wer reinkomt, das bestimm ich”, so war es beim Baby in Kir Royal. Übrigens, der Graeter liegt mit Schlaganfall im Krankenhaus – auf diesem Wege gute Besserung.

Und wohin geht es? Ich bin davon überzeugt, dass etwas Neues kommt. Und Zeitungen wird es immer geben. Aber ich denke nicht, zu diesem Preismodell. Ich glaube, dass es einen Markt für gut recherchierten Journalismus gibt. Es gibt eine Art von Elite (doofes Wort), die bereit ist, für sauber aufbereitetes Material richtig Geld zu bezahlen, sicherlich bis zu 100 Euro im Monat. Hohe Auflagen wird es nicht geben. Und es wird der Markt an billig produzierten, reichweitenstarken und anzeigenfinanzierten Blätter geben. Dazwischen wird der Markt sich radikal verändern und es wird zu weiteren Schließungen von Traditionsblättern kommen. Die Abendzeitung wird nicht das letzte Blatt sein.