Wie kam es überhaupt dazu, dass Metropolis unlängst restauriert werden konnte? In Argentinien kam es zu einem spektakulären Fund einer vergessenen Kopie.
Der argentinische Filmverleiher Adolfo Z. Wilson sah Metropolis im Januar 1927 in Berlin und beschloss, den Film in Buenos Aires ins Kino zu bringen. Dort gab es zu dieser Zeit bereits etwa 200 Kinos und ein filmbegeistertes Publikum. Nach der kommerziellen Auswertung gelangte die Kopie in die Hände des privaten Filmsammlers Manuel Peña Rodríguez. Bis in die 1960er Jahre wurde sie in Filmclubs vorgeführt, aber niemandem fiel auf, dass diese Version besonders lang war und sich von den Kopien, die in Europa und den USA kursierten, unterschied. In den 1970er Jahren überließ der Sammler seine Filme dem Nationalen Filmfonds, 1992 ging das Material an das Museo del Cine Pablo C. Ducrós Hicken in Buenos Aires. Der Gedanke, dass diese Fassung des Films länger als die allgemein bekannte Version sein könnte, kam dem argentinischen Filmhistoriker Fernando Martín Pena zum ersten Mal Mitte der 1980er Jahre, als die von Giorgio Moroder mit Popmusik unterlegte Fassung von Metropolis weltweit in den Kinos zu sehen war. Peña hatte gehört, dass ein Kollege und Filmvorführer immer davon sprach, dass er beim Vorführen von Metropolis über zwei Stunden lang mit dem Finger auf den Filmstreifen im Projektor hatte drücken müssen, damit die abgenutzte Kopie möglichst ruhig lief. Wie sich herausstellte, besaß das Museum nicht mehr die in den 1920er Jahren aus Deutschland importierte 35-mm-Kopie; der Film war in der Zwischenzeit auf Sicherheitsfilm umkopiert worden, allerdings – wohl aus Kostengründen – in verkleinerter Form auf 16-mm-Dupnegativ. Damit wurden bei der Umkopierung sämtliche Fehler und Schrammen mitkopiert und das Ausgangsformat beschnitten. Nach mehreren Umzügen des Filmarchivs ergab sich 2008 endlich die Gelegenheit, Peñas Vermutung nachzugehen und die Rollen, die seit der Umkopierung nicht mehr benutzt worden waren, anzusehen.
