Archive for November 2012

Musiktipp: The Minneapolis Party Tape von Bob Dylan

13. November 2012

Achtung, gleich vorweg: Diese Aufnahmen sind nur etwas für Hardcore-Fans des Meisters. Wieder einmal werden Bootleg-Aufnahmen von Bob Dylan im großen Stil auf CD vertrieben. Die Aufnahmen The Minneapolis Party Tape gibt es in unterschiedlichsten Ausgaben.

Aufgenommen wurden sie im Mai 1961 als Dylan bei der Arbeit an seinem ersten Album Bob Dylan war. Der junge Folkie spielte auf einer Party bei der Collage-Bekanntschaft Bonnie Beecher. Dylan war auf dem Weg nach Hause zu seinen Eltern nach Hibbing, Minnesota. Er brauchte wohl eine Pause vom Musizieren in den Clubs und Cafes von Greenwich Village.

So entstanden die Aufnahmen, die den Dylan-Fans auch als Beecher-Hotel oder Minneapolis-Hotel bekannt sind. Sie stammen von zwei, drei verschiedenen Sessions, aufgenommen von einem tragbaren Tonbandgerät. So hören sich die Aufnahmen auch an. Die Aufnahmequalität ist im besten Falle authentisch. Der Sound ist dumpf, es rauscht, aber der Zuhörer bekommt einen kraftvollen jungen Dylan zu hören, der kurz davor steht, die Musikwelt zu verändern. Hier spielt er eigentlich nur Standards und Traditionals. Diese historischen Aufnahmen sind aber ein Beweis dafür, wie schnell sich Dylan entwickelt und von seinen Vorbildern gelöst hat. Unter historischen Aspekten sind diese Aufnahmen revolutionär. Vor allem der letzte Song des Albums Bonnie Why’d You Cut My Hair? zeigt den Humor des jungen Musikanten.

Das Booklet zu dieser Ausgabe liefert informative Hintergrundinfos, erzählt von den Songs, von den Aufnahmen von Tony Glover und mehrt die Mythos Bob Dylan. Glover schrieb später übrigens ein hervorragendes Buch über die Blues-Harmonika. Vielleicht werden die Aufnahmen einmal von Dylan selbst in seiner Bootleg-Serie aufgelegt. Im Moment müssen wir Fans uns noch mit diesem Material von  The Minneapolis Party Tape  begnügen.

Heizer auf E-Loks oder warum der BJV die Welt nicht versteht

12. November 2012
Foto vom Sturmschaden. Brauch ich da einen Pressefotografen?

Foto vom Sturmschaden. Brauch ich da einen Pressefotografen?

Erinnern wir uns: In Großbritannien setzten die Gewerkschaften in den 1950er-Jahren durch, dass Heizer auch auf E-Loks mitfuhren. Was haben wir gelacht. Aber ist es in unserer Journalistenzunft nicht ebenso. Ein aktuelles Beispiel gefällig?

Jetzt beschwert sich der bayerische Journalistenverband, dass Feuerwehren von ihren Einsätzen selbst Foto schießen und an die Öffentlichkeit verteilen. Das geht doch nicht, denn freie Journalisten verdienen jetzt mit den Fotos kein Geld mehr. So eine Sauerei!

Ich bin selbst seit den achtziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts Journalist und ich habe meinen Lebensunterhalt auch mit Polizeifotos verdient. Ich bin nachts rausgefahren an die Unfall- oder Brandorte und habe Fotos mit meiner Nikon geschossen, die Filme schnell entwickelt und vergrößert und die Abzüge an die Redaktionen verkauft. Aber Leute, das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr und ich musste mir eine neue Nische suchen und mich weiter entwickeln. So schule ich heute unter anderem Rettungskräfte in Sachen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wie mache ich gute Pressefotos?

Aber die Verbandsvertreter vom BJV wollten den Lauf der Welt aufhalten und die Zeit zurückdrehen. Sie schreiben an die Berufsfeuerwehren einen offenen Brief. Der BJV kritisiert die zunehmende Konkurrenz durch Einsatzkräfte. „Redaktionen und Agenturen werden inzwischen großzügig und kostenlos von den Einsatzkräften oder den Pressestellen mit Bildmaterial beliefert. Das führt dazu, dass sich die ohnehin prekäre Situation der freien Bildjournalisten verschlechtert“, erklärt der BJV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Stöckel in dem Schreiben. Und es wird schön mit der Angst argumentiert: „Wenn Sie im Krankenhaus liegen, wollen Sie doch auch von einem Chirurgen und nicht von einem Laien operiert werden. Oder bei einem Brand wissen, dass der Mann hinter der Wasserspritze sein Handwerk versteht. Warum sollten wir dann im Journalismus andere Maßstäbe anlegen?“

Journalismus ist ein Handwerk – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wenn die Einsatzkräfte richtig geschult sind, dann können sie auch gute Bilder machen. Dazu braucht es uns Journalisten nicht mehr. Dazu braucht es talentierte Menschen mit Verstand und Verantwortungsbewusstsein.

Die Welt ändert sich und weinen wir als Journalisten nicht vergangenen Zeiten nach. Der Setzer wurde auch durch den DTP-Journalisten ersetzt und die Welt ist nicht untergegangen. Lieber Verbandsvertreter: Gestalten Sie die Zukunft ihrer Mitglieder, sonst haben Sie bald keine mehr.

Perfektes Marketing: Air New Zealand zum kleinen Hobbit

1. November 2012

Die Zeit von Mittelerde und dem kleinen Hobbit naht, so beginnt langsam die Werbemaschinerie. Natürlich werden wir uns das neue Werk von Peter Jackson ansehen. Und sicher klappt dieses Mal ein Flug nach Neuseeland, um Kollegen bei Weta zu besuchen.

Jeder Flug beginnt mit der langweiligen Sicherheitsanweisung. Und hier hat die lokale Flugline Air New Zealand eine wunderbare Sicherheitsanweisung im Netz und den sozialen Netzwerken viral verbreitet. In Zusammenarbeit mit Weta kam es zu einem Unexpected Briefing. Dort finden wir Hobbits, Zauberer, (asiatische) Elben, Zwerge, Pferde, Gollum, den Ring, Gandalf und vieles mehr wie Sauron. Nett ist auch ein Camo-Auftritt von Peter Jackson samt Ring. Der Flug geht wohl nach Mittelerde, aber einige Passagiere wollen wohl weiter nach Isengard oder Mordor. Die Figuren sind liebevoll gestaltet und voller Humor. Zauberer tragen selbstverständlich Sneakers zum wallenden Gewand.

Die Musik stammt wohl aus der Feder von Howard Shore, zumindest klingt es so dananch. Howard Shore komponierte den Score zur Herr der Ringe-Trilogie und auch zum neuen Hobbit-Film Hobbit:An Unexpected Journey.

Achtet bitte auf die kleinen Details. Die verwendeten iPhones sind im Voafone-Netz, und immer wieder taucht ein Device auf, das in Elbenrunen verfasst ist. So ist ein iPad damit verbunden und in der ersten Klasse blättert ein Zauberer eine Zeitung mit diesen Runen durch. Leider ist mein Elbisch so schlecht, ich hätte das Silmarillion besser studieren müssen.

Jetzt beginnt das geniale Marketing der Fluggesellschaft und der Filmgesellschaft. Denn wer den Schriftzug mitzählt, der kann gewinnen unter der Website des Fluglinie. (Übrigens, dreimal taucht der Schriftzug auf.)

Elbisch am iPad ...

Elbisch am iPad …

... und in der Zeitung.

… und in der Zeitung.

Als Gewinn winkt die Reise nach Neuseeland, ein Besuch bei Weta, Film schauen und noch viel mehr. Ich mach mich bereit für die Reise nach Mittelerde. Koffer, Helm und Schwert sind schon gepackt. Mich kann nichts mehr halten. Wir sehen uns in Mittelerde.

Tritt ein und sage Freund - so war es bei den Hallen von Moria

Tritt ein und sage Freund – so war es bei den Hallen von Moria

Von Gamern lernen: Gamification als neuer Trend

1. November 2012
Mit Augenklappe auf dem Podium der Medientage und dennoch nicht blind beim Thema Gamification.

Mit Augenklappe auf dem Podium der Medientage und dennoch nicht blind beim Thema Gamification.

Wenn Elemente von Videospielen in andere Bereiche wie Marketing übertragen werden, dann spricht man von Gamification. Auf den Medientagen München 2012 hatte ich die Ehre, ein Panel mit zwei hervorragenden Referenten moderieren zu dürfen: Ibrahim Mazari und Markus Breuer – der eine Gameexperte, der andere Agenturvertreter. Das Panel war wohl ein Rest der sich auflösenden Munich Gaming, für die es noch kein neues Datum gibt.

Lassen sich Elemente des Spiels überhaupt auf andere Bereiche übertragen? Ein eindeutiges Ja. Allerdings taten es sich die anwesenden Medienvertreter der Medientage sichtlich schwer, was mir im Nachhinein von mehreren Seiten bestätigt wurde. Das Land der Dichter und Denker ist an ernsthafter Information interessiert und will seine Zeit nicht mit Spielen vertrödeln. Mir sagte ein Manager: „Wer spielt, der hat wohl nichts zu tun!“ Falsche Einstellung meiner Meinung nach, denn dann hat er die Chance nicht begriffen.

Nehmen wir als Beispiel Foursquare. Bei diesem geobasierte Dienst checke ich mit meinem iPhone an verschiedenen Orten ein und bekomme dafür Punkte, die in ein Ranking mit meinen Freunden einfließen. Wenn ich öfters an einem Ort einchecke, habe ich zudem die Chance Bürgermeister/Mayor zu werden. Kehre ich an verschiedenen Orten wie beispielsweise Flughäfen ein, erhalte ich ein Abzeichen. Alles ist natürlich mit Facebook und Twitter gekoppelt, damit meine Freunde auch wissen, welch toller Hecht ich bin. Das macht Spaß, der Wettbewerb bringt Motivation und dient der Vernetzung. Ein anderer geobasierter Dienst war Gowalla. Das war zu kompliziert und ist nach seinem Kauf durch Facebook in der Versenkung verschwunden.

Zu Gamification gehören also Erfahrungspunkte, Highscores, Fortschrittsbalken, Ranglisten, virtuelle Güter oder Auszeichnungen. Es kann enorm zur Kundenbindung an ein Produkt beitragen. Positive Beispiele gibt es viele, die meisten aber in den USA, denn der Deutsche spielt nicht.

So lässt sich hervorragend mit dem System Lerninhalte vermitteln. Nicht stupides Vokabelpauken ist angesagt, sondern eine spielerische Herangehensweise. Der Lernende ist motiviert und setzt das Erlernte sofort um. So muss Bildung aussehen.

Ein anderes Beispiel ist eine Konferenz. Der Besucher erhält Punkte für besuchte Vorträge, könnte an Wettbewerben teilnehmen, kann Feedbackbögen ausfüllen und am Ende gibt es vielleicht noch ein kleines Gewinnspiel. Die Medientage München wäre hier eine wunderbare Möglichkeit gewesen, Gamification live zu erleben. Allerdings als ich während der Paneldiskussionen auf mein iPhone blickte und bei Foursquare einchecke, sah ich, dass nur 14 Leute dort waren. Und dies bei Medienleuten, aber wahrscheinlich war es den Herrschaften zu kindisch sich zu beteiligen. Man ist ja schließlich wichtig. Oder, noch schlimmer: Die Medienschaffenden haben es nicht verstanden und merken gar nicht, wie der Zug in Richtung Medienzukunft ohne sie abfährt. Auf einer jüngsten Microsoft-Konferenz wurde Gamification angewendet. Die Teilnehmer erhalten Auszeichnungen für bestimmte Slots und beginnen zu sammeln.