Posts Tagged ‘Wolfgang Ambros’

Konzert von Dominik Plangger im Wirtshaus im Schlachthof 2023

13. Februar 2023

Es tat gut, Dominik Plangger wieder mal Live und in Farbe zu sehen. Der Südtiroler Liedermacher präsentierte zusammen mit seiner Frau Claudia Fenzl im Münchner Wirtshaus im Schlachthof sein jüngstes Album ansichtshalber vor ausverkauften Plätzen. Es war nach zwei Jahren Corona ein Wiedersehen mit Freunden und es tat gut.

Ich kenne Dominik seit einigen Jahren. Auf der Wiese vor Kloster Banz war er 2011 Musiker bei den Songs an einem Sommerabend und ich durfte die Veranstaltung fotografisch dokumentieren. Der geniale Netzwerker Hans-Peter Niedermeier hatte den Kontakt hergestellt. Wir freundeten uns an und der Kontakt hat über die Jahre gehalten. Wenn es mir terminlich möglich war, dann besuche ich seine Konzerte und kann dies auch jedem anderen empfehlen, der ehrliche Musik mag: Ehrliche Musik von einem ehrlichen Typen. Ich habe später von der Hochzeit mit Claudia Fenzl gehört, habe nach der Geburt seiner bezaubernden Tochter ein langes Interview mit ihm geführt und auch während Corona ist meine Begeisterung für die Musik von Dominik Plangger nicht verloren gegangen.

In Corona-Zeiten gab er wie viele andere Musiker Wohnzimmerkonzerte. Das brachte zwar wenig Geld in die Familienkasse, dafür wuchs die Familie enger zusammen.

Aber jetzt ist Dominik Plangger wieder hungrig auf Tour zu gehen und wir als Publikum sind hungrig auf seine Lieder und seine Geschichten. Und nicht nur mir ging es so. Das Konzert im Münchner Schlachthof war restlos ausverkauft – ein Zeichen, dass trotz Pandemie die handgemachte Livemusik mit Gitarre und Geige einen enormen Stellenwert hat.

Ich mag das Wort Liedermacher nicht, weil es für mich zu sperrig klingt. Die Bezeichnungen Singer und Songwriter gefallen mir deutlich besser. Planggers Lieder handeln von Beziehungen, von Sehnsüchten, von seiner Heimat Südtirol, von Menschlichkeit und aktueller denn je: vom wertvollen Gut des Friedens.

So sitzt er auf der Bühne des Schlachthofs. Statt Mütze hat er einen Rolling Thunder Hut samt Feder auf dem Kopf. Blaue Jeans mit Hosenträger, Hemd mit Weste – er sieht den amerikanischen Folk-Sängern sehr ähnlich. Musikalisch ist er reifer geworden, vielleicht hat Corona sein Gitarrenspiel gefördert. Ich sitze in der ersten Reihe, schließe die Augen und genieße die Songs.

Zwischen den Liedern immer wieder kleine Geschichten, das Publikum hängt an seinen Lippen. Geschichten von Reisen nach Kanada wo es genauso aussieht wie in Südtirol, Geschichten von der Alm auf er drei Monate im Jahr Zeit verbringt oder eine nette Episode mit Wolfgang Ambros. Und wir können die Verliebtheit des Musikerpaares erleben. Immer wieder halten Dominik und Claudia Blickkontakt, er wirft ihr Komplimente zu und sie harmonieren auf der Schlachthof-Bühne wunderbar miteinander – menschlich und musikalisch.

Die Musiker spielen nicht nur die eigenen Songs. Die Lieder großer Vorbilder und Kollegen kommen auch zu Gehör: Georg Danzer, Warren Zevon und immer wieder Townes Van Zandt.

Und so gab es auch bei den Zugaben einen Überraschungsgast in Form von Mr Jones alias Jürgen Bichlmeier. Er ist meine persönliche Neuentdeckung des Abends. Plangger und Mr Jones trafen sich beim Townes Van Zandt International Festival in der Nähe von Mailand und harmonierten perfekt. Mal sehen, vielleicht fahre ich Pfingsten zu diesem Festival, denn die Musik von Townes Van Zandt darf nicht vergessen werden.

Konzertkritik: Der Watzmann ruft – die Neuinszenierung

27. April 2018

Wenn die heiligen Zeilen ertönten „Wie schallt’s von der Höh‘?“ dann antwortet eine ganze Generation pflichtbewusst „Hollaröhdulliöh“  zurück. Ja, genau es ist das Ösi-Muscial Der Watzmann ruft. Ich hab mir die Neuinszenierung im Deutschen Theater in München angeschaut und war zum Teil entsetzt, was man aus meinem alten Berggeist Watzmann gemacht hat. 

Gespannt auf die Neuinszenierung von Der Watzmann ruft im Deutschen Theater München.

Gespannt auf die Neuinszenierung von Der Watzmann ruft im Deutschen Theater München.

„Ich steh bis zu den Waden in einer Kuhfladen Und zermalm auf der Alm einen Halm“ – das waren die Songtexte meiner Jugend, die ganz tief in meiner musikalischen DNA eingebrannt sind. Meine Gattin und ich wollten diesen Geist der Vergangenheit wieder spüren und obwohl Ambros nicht mehr von der Partie ist, hofften wir diesem Berggeist in das 21. Jahrhundert zu holen. Nun, meiner Frau hat es gefallen – mir nur teilweise.

Für mich ist die Überarbeitung des Klassikers eine Anreicherung von Flachwitzen. Warum muss ich das Alpen-Rock-Musical Watzmann modernisieren? Gut, ein paar neue Sprüche waren super, andere waren einfach nur flach. Die neuen Sprüche werden nicht Kult. „Heimat ist ein Ministerium“ – hahaha.

Der Bauer und sein Sohn

Der Bauer und sein Sohn

Für mich irritierend war der Nachfolger von Wolfgang Ambros, der begabte niederbayerische Sänger Mathias Kellner. Er übernimmt den Ambros Part mit dessen Band – der No. 1 vom Wienerwald, aber warum spricht der Niederbayer kein Niederbayerisch, wenn es schon kein Wienerisch ist. Ich will hier Dialekt hören und keine Hochsprache – und Mathias Kellner kann Dialekt, aber hier nicht auf der Bühne. Das tat meinen Ohren weh.

Die Gailtalerin hat mich wieder versöhnt.

Die Gailtalerin hat mich wieder versöhnt.

Als ich 198x die Schallplatte vom Watzmann als Schüler kaufte, lernte ich im Grunde mit meinen damaligen Freunden die Dialoge und Texte auswendig. Und so sprach ich die Dialoge der Bauern mit den Mägden mit, fieberte als der Berggeist den Sohn des Bauern (super Christoph Fälbl) rief und stolperte, wenn Regisseurin Brigitte Guggenbichler neue Dialoge und Phrasen in ihrer Neuinszenierung einfügte. Das Musical hat viele Höhepunkte, aber natürlich schunkelte das Publikum im Deutschen Theater mit als zum ersten Mal die Gailtalerin auftauchte. Links und rechts neben mir bewegte das Publikum die Lippen zu den legendären Lyriks: „Den Maunnern tuat’s den Kopf vadrah’n und schene Augen moch’n – Bis aussa gaunza gaunz damisch san die Sünd ist ausgebrochen –  Sie is a ganz a ausgschamte Dirn – Die Gailtalerin, die Gailtalerin –  Ja die Gailtalerin, die Gailtalerin, die Gailtalerin huliohh – die Gailtalerin, die Gailtalerin, die Gailtalerin ist wieder do.“ Mitsingen beim Lesen dieser Textzeilen ist erlaubt. Und gespielt wurde diese ausgschamte Dirn wunderbar von Klaus Eberhartinger, den vielen von als Frontmann der EVA bekannt ist. 

Bis 29. April ist der Watzmann noch im Deutschen Theater zu sehen und wer seine Jugend nochmals aufleben lassen will, der sollte sich ne Karte sichern. Aber Vorsicht: Die Neuinszenierung ist für mich als Kind der 80er nicht optimal gelungen (und zeitweise zu laut).