Posts Tagged ‘Terry Gilliam’

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals

29. Juni 2023

Es ist ein Film für alte Leute, es ist damit ein idealer Film für mich. Und sagen wir es mal so: Indiana Jones und das Rad des Schicksals ist nicht der beste Film der Indiana Jones-Reihe, aber persönlich finde ich den fünften Teil der Reihe deutlich besser als sein Vorgänger Kristallschädel. Was aber auch nicht heißt, dass es ein guter Film geworden ist.

Das Hauptproblem des Film ist für mich, dass es eigentlich nichts neues zu sehen gibt. Wir treffen alte Bekannte und sie sind wirklich alt geworden. Aber ich habe sie in mein filmisches Herz geschlossen: Steven Spielberg, George Lucas, Meister John Williams und natürlich den Spitzbuben Harrison Ford und ja auch mit Karen Allen als Marion Ravenwood gibt es ein Wiedersehen.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals ist ein großes Leinwand-Spektakel, was auf der Kinoleinwand genossen werden sollte, denn dafür ist der Film gemacht. Der Film lebt von seiner Vergangenheit, vor allen von den ersten drei Teilen, die Kinogeschichte geschrieben haben. Teil 4 hatte ein wirres Ende und Teil 5 ist ein wenig besser. Etwas weniger Bums und mehr Hirnschmalz beim Drehbuch hätten den Film besser gemacht.

Indy-Fans werden viele Anspielungen an früher erkennen. Die Angst vor Schlangen, die wir von früheren Teilen kennen, kommt dieses Mal unter Wasser daher. So richtig gelacht habe ich nur einmal im Jahre 1969 als unser Held den drei Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zu Pferd begegnet ist, die sich gerade in New York mit einer Parade feiern ließen. Dabei zeigte sich das überaus eindrucksvolle Setdesign des Film, um eine authentische Großstadt der Sechziger Jahre samt Beatles Musik und Revolution. Während Jones in den früheren Teilen schmachtende Blicke seiner Vorlesungshörerinnen erntete, bekommt er 1969 nur Gähnen. Also ab ins Rententeil mit ihm samt goldener Uhr.

James Mangold („Le Mans 66 – Gegen jede Chance“, „Logan – The Wolverine“) versteht sein Handwerk, aber dennoch kam bei mir nur Wehmut aus der Vergangenheit auf. Es war mir alles zuviel, zuviel Krach, zuviel Action. Als ich aus dem Kinosaal kam, legte ich zu Hause nicht die anderen Indy-Teile ein, sondern sah mir das Vorbild von Indiana Jones an: Gunga Din, den Film von 1939 von George Stevens mit Cary Grant. Damals war das Kino noch ein großen, tosendes Kinospektakel.

Heute habe ich mich sattgesehen an den CGI-Wettkämpfen und Superlativen, höher, weiter, größer. Dieser Versuchung ist auch Indiana Jones und das Rad des Schicksals erlegen. Großes lautes Kino ohne Sinn und Verstand – und leider leidet auch die Unterhaltung und das Vergnügen neues odergar eine Geschichte zu entdecken, denn irgendwie habe ich alles schon gesehen. Die bösen Nazis, die Verfolgungsjagden in der Autorikscha TukTuk, abstürzende Flugzeuge und eine historische Zeitreise zu Archimedes gibt es auch, als ob es Time Bandits von Terry Gilliam nie gegeben hätte.

Der Film ist gut gemacht, ohne Frage – und auch Harrison Ford spielt seinen Indy mit viel Humor und Gelassenheit. Aber irgendwann ist auch mal gut. Jetzt ist es Zeit loszulassen. James Mangold sagte auch schon, dass es mit ihm keine Spin Offs geben wird – guter Mann, gute Entscheidung.

Also vielen Dank Indy für deine Abenteuer. Ich hab es genossen und immer wenn dein Marsch erklingt, dann summe ich die Melodie. Wie kann ein Stück Filmgeschichte besser in Erinnerung bleiben? Übrigens, der Score ist wieder mal genial.

Kenny Baker ist tot – R2D2 piept nicht mehr

14. August 2016

Gestern ist Kenny Baker gestorben, der den R2D2 verkörpert hat.

Gestern ist Kenny Baker gestorben, der den R2D2 verkörpert hat.

R2D2 ist tot. Nein, natürlich nicht, aber der Schauspieler, der den kleinen Roboter verkörpert hat, ist gestern nach langer Krankheit gestorben: Kenny Baker. Er wurde 83 Jahre alt. Sein Tod ist sehr schade, denn unsere Familie liebt R2D2. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich den Schauspieler Kenny Baker nur in den wunderbaren Streifen Time Bandits von 1980 als Fidgit wahrgenommen habe, ihn dort sofort mochte. Monty Python Terry Gilliam setzte den Film von Zeitreisenden Kleinwüchsigen gekonnt in Szene.
Wie ja den Star Wars-Fans bekannt ist, wollte Kenny Baker nicht in die Blechdose schlüpfen, wie George Lucas es sich vorgestellt hatte. Am Ende überredete Lucas den 1,12 Meter großen Schauspieler dann doch. Baker musste keine Zeile Text sprechen und verlieh in der Blechdose dem Roboter R2D2 doch menschliche Züge. Durch Kenny Baker lebte der Roboter, er bewegte sich nicht nur, nein er lebte wirklich.


Unsere Familie liebt R2D2. Vor allem meine Frau sammelt den Roboter in verschiedenen Ausführungen, mal aus Plüsch, mal aus Lego in unterschiedlichen Größen. Wir haben einen Wecker, Kaffeetassen, Keksdosen und vielleicht auch bald einen Mülleimer im R2D2-Deisgn. Unser Hausschlüssel hängt an einem R2D2-Anhänger und ich gönnte mir vor Jahren einen Nikko Beamer, DVD-Player und iPod-Dock in Form eines R2D2.

R2D2 ist Teil meiner Roboterspielzeugsammlung.

R2D2 ist Teil meiner Roboterspielzeugsammlung.

Das Ding war damals schon sündteuer und heute legen Star Wars-Freaks für den mobilen Gesellen viel Geld auf den Tisch. Gerade vor kurzem haben K1 und ich die Star Wars-Ausstellung Identities in München angesehen und über das Verhältnis BB-8 und R2D2 gefachsimpelt. Also ihr seht: R2D2 ist Thema in unserer Star Wars-verrückten Familie.

R2D2 und BB-8 in einer Ausstellung.

R2D2 und BB-8 in einer Ausstellung.

Wenn ich zurückdenke, hat die Schauspielkunst von Kenny Baker den Roboter so genial zum Leben erweckt, dass er wohl 1977 meine Liebe zu einem neuen Hobby auslöste: Ich sammelte über mehrere Jahre hinweg Roboterspielzeug. In meiner Sammlung durfte R2D2 natürlich nicht fehlen. Die Roboter, an der Spitze mehrere Aibos von Sony, stehen hier überall herum. Im Garten fährt übrigens ein Mähroboter Automower von Husqvarna. Wir haben ihn in der Familie R2Mäh2 getauft und ihm Augen aufgeklebt, um ihn menschlicher zu machen. Das brauchte der R2D2 im Film durch die Schauspielkunst von Kenny Baker nicht, er in seiner Dose war menschlich.

Persönlicher Nachruf auf Robin Williams

12. August 2014

Wie oft machten wir als Kind in der Schule den gleichen Witz? Wir trafen auf dem Schulhof und dann platze es aus uns heraus: „Nano-Nano“. Es war die Begrüßungsformel von Mork vom Ork. Alle Kinder, okay zumeist die Jungs, schauten diese US-amerikanische TV-Serie eines Außerirdischen, der geschult von Fernsehkonsum auf die Erde mit seinem Ei-Raumschiff kam.
Mork vom Ork war Robin Williams. Mork vom Ork ist tot – er hat sich heute Nacht das Leben genommen.
Robin Williams verbreitete Spaß, litt aber selbst wohl unter tiefen Depressionen. Er dreht viele Filme und mir sind drei in besonderer Erinnerung geblieben, weil sie mir viel bedeuten: Good Morning Vietnam, der Club der toten Dichter und König der Fischer.

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Der motivierende Begrüssungsschrei „Good Morning Vietnam“ wurde von uns an allen Orten der Welt eingesetzt, an denen wir befanden: „Good Morning München“, „Good Morning New York“, „Good Morning Wien“. Der Film gefiel mir als Reporter gut, basierte er doch auf den Erlebnissen des AFN-Moderators Adrian Cronauer. Und der Film war ein Aufruf zum Protest. Stell die Autoritäten in Frage, obwohl du Teil des Systems bist! Und: Rock’n’Roll ist eine Weltanschauung.

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Im Club der toten Dichter wurde das Nutze-den-Tag-Motto ausgegeben. Carpe Diem und nicht das bescheuerte Yolo-Gehabe (you only live One) von heute. Williams spielte den unkonventionellen Englischlehrer John Keating, der seine Schüler zum eigenen Denken erzog. Vielleicht lag es daran, dass ich selbst mal so einen Lehrer hatte, der mir die drögen Fächer Deutsch und Geschichte näher brachte. Wenn ich heute die Worte „O Captain, mein Captain“ höre, kommen mir noch immer die Tränen. Es ist nicht Tradition, Ehre, Disziplin, Leistung, die wichtig sind, sondern andere Dinge.

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Die Interpretation und das Schauspieltalent von Robin Williams in König der Fischer. Unter der genialen Regie von Terry Gilliam ging Williams auf Gral-Suche. Der Fischerkönig als Gralshüter handelt von Schuld und Vergebung und die Gralslegende wurde ins moderne Manhattan eingebettet.
Vielen Dank lieber Robin Williams für deine Filme. Ich hoffe, du wirst Frieden finden. Einen Platz in unseren Herzen hast du schon längst gefunden: „O Captain, mein Captain“ !

Jetzt etwas komplett anderes #MontyPythonLive

21. Juli 2014

Vielen vielen Dank für diesen Humor: Monty Pythons.

Vielen vielen Dank für diesen Humor: Monty Pythons.

Ja, ich geb es zu: Ich konnte über die alten Herren lachen. Ich habe es mir voller Wehmut vor meinem Rechner bequem gemacht und mir die Show von Monty Pythons aus London via Arte angeschaut. Dafür zahle ich gerne meine Gebühren.
Ich bin mit der Truppe aufgewachsen und ich bin mit ihnen alt geworden. Ihre Sketche und Filme haben einen Platz in meinem Herzen, nein, in unserer aller Herzen. Kaum jemand in meinen Alter kennt die Monty Pythons-Truppe nicht. OK, nicht alle mögen sie, aber kennen tun wir sie. Und der letzte gemeinsame Auftritt von Eric Idle, Terry Jones, John Cleese, Terry Gilliam und Michael Palin unter dem Motto „One down, Five to go“ war eine Wohltat des Klamauks nahe am Wahnsinn.

Klamauk am Rande des Wahnsinns

Klamauk am Rande des Wahnsinns

In Show war in 43 Sekunden ausverkauft. Nur eine WWDC von Apple ist da schneller gewesen und gerne wäre ich bei den Shows in der Londoner O2-Arena mit 15.000 anderen Gleichgesinnten dabei gewesen. Aber am Bildschirm war auch nicht schlecht.
Es war eine große Show der alten Männer mit viel Musik und Klamauk, Und wahrscheinlich haben sich junge Zuschauer kopfschüttelnd abgewendet, dies konnte ich zumindest aus meiner Twitter-Timeline feststellen. Einige haben Spagat zwischen Humor und Wahnsinn nicht verstanden. Ich muss für mich sagen: Es war Nonsens, wie ich ihn liebe mit viel Verkleidungen und Anspielungen und mir hat es gefallen, sehr sogar. Und es waren die kleinen Gags, die voll eingeschlagen haben. Sehr nett beispielsweise bei der Berufswahl, statt Löwenbändiger lieber Systemanalytiker zu werden, bevor wir dann doch zum Holzfäller in Kanada kommen. Wir sollten übrigens öfters nach Kanada fahren – oder nach Finnland.

Und alle singen den Lumberjack-Song.

Und alle singen den Lumberjack-Song.

Im Mittelpunkt standen die Songs und – oh my dear – ich konnte jeden mitsingen. Es begann gleich mal mit etwas deftiger Kirchenkritik: Der Penis Song und natürlich every sperm is sacared sind heute Gassenhauer meiner Generation. Die spanische Inquisition ist heute Standard in Blödeleien unter Freunden.

every sperm is sacared

every sperm is sacared

Kritik gegen die Kirche

Kritik gegen die Kirche

Sogar Gott sprach zu den Pythons.

Sogar Gott sprach zu den Pythons.

No one expects the Spanish Inquisition!

No one expects the Spanish Inquisition!

Damals führte so etwas zu massiven Protesten. Die Songs waren stark, vor allem natürlich Lumberjack, I Like Chinese, Philospher’s Song und das inspirierende Sit on my face. Sehr schön am Tag der Mondladung war der wunderschöne Milkyway-Song. Und bei der Anwesenheit von Stephen Hawking zeigt sich, welche Wirkung die Pythons heute noch in Großbritannien haben. Es gab eine Einspielung mit dem großen Physiker und Denker, der auch in der O2 Arena anwesend war.

Stephen Hawking singt den Milkyway-Song

Stephen Hawking singt den Milkyway-Song

Es gab einige Zuspielungen alter Filme, aber auch sehr viel live. Damit gab es auch Versprecher und Hänger – mit massiven Applaus vom Publikum bei Aussetzer von John Cleese. Oder wenn der Bart verrutscht beim Warmlaufen beim Kneipensketch. So ist Britannien, so ist Humor, der mir gefällt. Und der Sketch Blackmail wäre eine Idee für RTL samt schmierigen Moderator.

Wie ist das mit dem Sex?

Wie ist das mit dem Sex?

Blackmail - Anregung für RTL?

Blackmail – Anregung für RTL?

Es war kein reiner Terror-Comedy, wie er heute in der Glotze läuft. Natürlich war es Wahnsinn, wie weit und böse die Pythons waren und wie weit sie ihrer Zeit voraus waren. Sehr gut, auch wieder die deutsche Aufstellung zur Fußball-WM.

Was macht dieser Beckenbauer da?

Was macht dieser Beckenbauer da?

Ungewöhnlich für heutige Fernsehzuschauer waren die zahlreichen Tanzeinlagen. Nicht herumgezappelt, sondern Choreografie der alten Schule. Das Pythons-Fernsehballet brachte die alten Zeiten wieder – vor allem beim Ministry of Silly Walks. Dies überließen die alten Herren dann doch den jungen Tänzern. Hier hätten sich die alten Herren dann doch die Knochen gebrochen.

Welcher Minister könnte so ein Ministerium leiten?

Welcher Minister könnte so ein Ministerium leiten?

Und allen jungen Leuten im WWW sei die Pythons-Lektion empfohlen, woher der Spam im Internet stammte. Spam, Spam, Spam. Der Humor im Netz wurde von alten Leute gemacht, nicht von crazy Hipsern. Die Monty Pythons waren die Grundlage von allem. Vorher gab es nichts und nach ihnen kam nur Spam. Spam, Spam, Spam – das war gut.

Die Geburtsstunde des Internets: Spam, Spam, Spam

Die Geburtsstunde des Internets: Spam, Spam, Spam

Und dann war da noch der Papagei als mein persönlicher Höhepunkt. Jedes Wort, jede Zeile ist in das allgemeine Bewusstsein einer ganzen ganzen Generation eingegangen. Aber es war kein rezitieren alter Sprüche. Dieser Papagei ist tot. So geschehen als der Papagei abgeflogen ist zu seinen Ahnen, respektive zum (verstorbenen) Dr. Chapman. So was können nur die Pythons: Ganz nebenbei zollen sie ihrem verstorbenen Mitglied Graham Chapman in ihrem berühmten Sketch die Ehre. Hut ab – und ich hab richtig gelacht.

Bester Gag mit Tribut an Graham Chapman

Bester Gag mit Tribut an Graham Chapman

Und dann war noch ein kollektives Erlebnis auf dem Planeten. Die ganze Welt sang mit beim Bright side of Life. Ein ganzes O2-Station sang, ich sang vor dem Computer, die angeschlossenen Kinobesucher sangen und die Timeline in Twitter auch. Always look on the bright side of life – wahre Worte. Verabschiedet wurde sich dann stilgerecht mit Piss off – so soll es sein.

Wir haben verstanden.

Wir haben verstanden.