Posts Tagged ‘Stadtneurotiker’

Filmkritik: A Rainy Day in New York von Woody Allen

30. Dezember 2019
Endlich ist Woody Allen wieder in New York.

Endlich ist Woody Allen wieder in New York.

Er ist wieder in New York und hat damit ein Heimspiel. Gemeint ist Woody Allen in seinem neuesten Film. Nach Ausflügen nach Europa ist der Regisseur wieder in seiner alten Heimat angekommen und liefert mit A Rainy Day in New York eine neuerliche Version des Stadtneurotikers ab – allerdings in einer seichten Variante.
Dabei stellt sich zunächst die Frage: Was finden Frauen eigentlich an älteren Männern? Die 21jährige Studentin Ashleigh (Elle Fanning) verfällt Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber, 52), dem Drehbuchautor Ted Davidoff (Jude Law, 46) und dem Francisco Vega (Diego Luna, 39). Dabei wollte sie, begleitet von ihrem Freund Gatsby (Timothée Chalamet), nur ein Interview für eine Provinzzeitung ihrer gemeinsamen Uni machen. Während Gatsby auf sie wartet und den Tag mit ihr ge- und verplant hat, vertreibt sich Ashleigh die Zeit bei den Stars. Der junge Mann hat gegen die älteren Männer keine Chance, vielleicht auch, weil er zu besitzergreifend und bestimmend ist. Die etwas naive Ashleigh ist fasziniert, geblendet und schwärmt für die alten reifen Herren. Aus dem Scheitern erwächst was neues. Hier hat sich Allen von seinem Vorbild Bergman weiterentwickelt. Während bei Bergman alles in Depression versinkt, gibt es bei Allen einen romantisch, verklärten Neuanfang.
Immer wieder kommt der alte Wortwitz von Allen in A Rainy Day in New York durch. Kein Klamauk wie in den frühen Filmen und auch die intellektueller Humor wie bei Hannah – es ist eher wie die berühmten New York Filme Manhattan oder Stadtneurotiker, ohne aber die Eleganz und Tiefe zu erreichen. Aber Woody Allen ist wieder in New York, eine Stadt, die von Gatsby verklärt und romantisiert wird. Und natürlich fängt Gatsby auch etwas mit einer jungen Frau an.
Vielleicht ist das Problem von A Rainy Day in New York gar nicht die Frauen, vielleicht sind es die Männer.

MeToo-Affäre
Eine Parallele zu Woody Allens Privatleben will ich nicht ziehen – das Urteil sollen die Gerichte fällen. Allerdings hat der Film viele Seitenhiebe auf Allens Privatleben. Die Geschichte ist ja bekannt. Amazon beendete die Zusammenarbeit mit Allen aufgrund der MeToo-Anschuldigungen. Die Schauspieler Griffin Newman, Timothée Chalamet, Rebecca Hall und Selena Gomez spendeten ihre Gagen, während Jude Law weiterhin Woody Allen unterstützt. Der Film A Rainy Day in New York wurde nicht in den USA gezeigt und bereits 2018 gedreht. Premiere hatte er im Juli 2019 in Polen und kam jetzt Weihnachten zu uns. Nicht der beste Woody Allen, aber ganz so schlecht ist er auch nicht.

Woody Allen steigt auf Digital um

8. Oktober 2015
Woody Allen dreht jetzt digital - die Welt ändert sich. Foto: Sony

Woody Allen dreht jetzt digital – die Welt ändert sich. Foto: Sony

Ich hab geglaubt, die alten Schlachtrösser im Filmbereich bleiben sich treu. Aber jetzt meldet Sony, dass Woody Allen auch auf Digitalkameras für seine neuen Kinofilm setzt. Wieder einer, der der analogen Welt den Rücken kehrt. Von den alten Recken war George Lucas einer der ersten, die sich digital versuchten. Sein Kumpel Steven Spielberg steht zumindest im Moment noch auf klassischen Film.
Ich selbst bin ein Fan des reiferen Woody Allen. Die frühen Klamauk-Filme mag ich nicht so sehr. Ich stehe mehr auf die New Yorker Zeit mit Stadtneurotiker und Manhattan. Und ich mag seine Ingmar Bergman-Filme. Innenleben war ein großer Wurf. Woody Ingmar Allen erkundete die Psyche.
Bei den neuen Filmen findet Allen ein größeres Publikum und dieses Mal geht er mit der Digitaltechnik für ihn neue Wege. Gedreht wird mit der Sony CineAlta-Kamera F65 und anschließend in 4K gemastert. Die F65 ist seit langem erste Wahl für Kameramann Vittorio Storano, der gemeinsam mit Allen an dem noch namenlosen Film arbeiten wird. Ich bin sehr gespannt, was das für ein Film wird. Der Kameramann versteht sein Handwerk auf jeden Fall und kann großartige Bilder zaubern. Der dreimalige Oscar-Gewinner Vittorio Storaro wirkte an Filmen wie „Apocalypse Now“, „Reds“ oder „Der letzte Kaiser“ mit und zählt zu den besten Kameramännern in Hollywood. In den vergangenen Jahren ist er auf digitale Technologien umgestiegen.
1983 arbeitete Storaro zum ersten Mal mit Sony und war schon damals von der präzisen Farbkomposition und der HD-Qualität des Herstellers beeindruckt. So setzte er auch beim Dreh von „Apocalypse Now“ auf Sony-Technologie und gewann schließlich den Oscar für den Film. Die Zusammenarbeit zwischen Sony und Storaro ging über die Jahre weiter – immer neue Workflows und Aufnahmetechniken kamen zum Einsatz, um das Publikum wirkungsvoll zu beeindrucken. 4K ist das jüngste Beispiel dafür. Mit der hohen Auflösung kreieren Filmemacher und Kameraleute immersive und atemberaubende Aufnahmen – ein Erlebnis, dass auch Allen und Storaro ihrem Publikum bieten wollen und sich deshalb dafür entschieden haben, ihr neues Projekt in 4K zu mastern. Die Frage ist nur, weshalb muss ich einen Woody Allen in 4K-Auflösung sehen? Bisher reichte mir eigentlich die herkömmliche Auflösung für seine eher harmlosen Filmchen.
Aber nun steht es fest, so Sony: Digital und 4K. Wenn jetzt noch 3D kommt, dann verliere ich den Glauben.
Die Entscheidung für die Sony CineAlta-Kamera F65 kommentiert Storaro: „Die Sony F65 macht wunderschöne 4K-Aufnahmen mit 16-Bit-Farbtiefe in 1:2 – meine Lieblingskomposition! Als Woody mich vergangenes Jahr anrief und fragte, ob ich Kameramann seines neuen Films mit dem Arbeitstitel ‚WASP 2015‘ werden möchte, hatte ich meine Entscheidung bereits getroffen. Ich überzeugte ihn davon, den Film digital zu drehen, sodass wir gemeinsam unsere Reise in die digitale Welt antreten können. Die Zeit für die Sony F65 ist gekommen!“
„Für Sony ist es eine große Ehre, dass sich Woody Allen bei seinen ersten digitalen Dreh für Sony CineAlta entschieden hat“, sagt Ainara Porron, European Marketing Manager, Cinematography, Sony Europe. „Das ist eine schöne Anerkennung für unseren kontinuierlichen Einsatz für die Filmindustrie und macht deutlich, dass Sony CineAlta die erste Wahl für Regisseure und Kameraleute ist“.

Buchkritik: Ralph Lauren von Ralph Lauren

19. Juni 2012

Was mich immer wieder an kreativen Berufen fasziniert, ist die Tatsache, dass auch Seiteneinsteiger hier eine Chance haben. Ich lese gerade eine solche Erfolgsstory aus der Welt der Mode. Das Buch Ralph Lauren dreht sich um Ralph Lauren, dem Schöpfer des Modelabels Polo Ralph Lauren.

Die Collection Rolf Heyne brachte vor einiger Zeit einen rund 500 Seiten starken Wälzer auf den Markt, der anschaulich den Werdegang des Modedesigners wiedergibt und zwar aus der Sicht von Ralph Lauren selbst. Ich habe noch eine englische Ausgabe bekommen. Leider ist der Modeschöpfer kein begnadeter Schreiber, aber das muss er auch nicht. Der monumentale Band lebt vor allem von seinen Bildern und Stimmungen, die die ganze Vielfalt seiner Kunst zeigen. Aber auch die Biografie ist interessant. Aus kleinen Verhältnissen stammend arbeitete sich der junge US-Amerikaner Ralph hoch, begann 1967 seine Karriere mit Krawatten seiner Marke Polo. Es folgten Herrenkollektionen und erste Auszeichnungen der Modefachzeitschriften. Zur Ikone wurde er 1971 mit der Einführung des Polo-Spielers als Logo. Seit 1972 gibt es das Polo-Shirt und Ralph Lauren ist Teil der milliardenschweren Modeindustrie. Damenmode, Düfte, Zweigstellen und sogar Restaurants – alles mehrte den Erfolg des Selfmade-Millionärs. Solche Geschichten liebt Amerika. Und auch für Tragik ist Ralph Lauren bekannt: 1987 wurde bei ihm ein Gehirntumor entdeckt, der aber entfernt werden konnte. Auch das ist ein Teil der amerikanischen Erfolgsgeschichte. Berühmt wurde Ralph Lauren auch für seine Partys. 2007 rockte er zum 40. Geburtstag seines Unternehmens den Central Park, den er komplett mietete und eine fette Show abzog.

Für mich das Wichtigste ist aber seine Mode. Und die wird in diesem eindrucksvollen Buch Ralph Lauren gezeigt. Die Wandlung, der Stil. Mir gefallen vor allem die Sachen von 1972 als er beauftragt wurde, die Mode für den Film „der große Gatsby“ zu designen und zu überwachen. Ebenso bei einem meiner Lieblingsfilme „Stadtneurotiker“, in dem Woody Allen und Diane Keaton in den Kreationen des Meisters zu sehen sind.

In seinem Buch Ralph Lauren zeigt er wunderbare Bilder seiner Mode durch die Jahre. Diese Kleidung inspiriert mich, motiviert mich. Und Ralph Lauren öffnet für dieses Buch auch sein Privatarchiv und zeigt unbekannte Privataufnahmen. Und dies sind nicht nur Familienfotos, sondern auch Fotos von seiner Privatsammlung an Oldtimer. 17 davon wurden unter anderem 2011 in Paris ausgestellt.

Für mich ist Ralph Lauren Klischee und Abbild des amerikanischen Traums. Er hat für die Mode vieles erreicht und obwohl mir nicht alles an seinen Kreationen gefällt, muss ich zugeben: Die Welt wäre ärmer ohne Ralph Lauren.

Woody Allen wird 75: Happy Birthday, Woody

1. Dezember 2010

Woody Allen wird am 1. Dezember 75 Jahre alt. Und jedes Jahr kommen immer neue Verfilmungen des Altmeisters in die Kinos. Die Filme spielen keine Unsummen mehr ein, aber die Produktionskosten sind gering – also scheint es ein Geschäft zu sein.

Einen Tag nach seinem Geburtstag kommt in Deutschland sein 41. Film in die Kinos „Ich sehe den Mann deiner Träume“, sicher wieder eine leichte Komödie voller Tiefgang. Und Stars wie Anthony Hopkins, Naomi Watts, Antonio Banderas, Freida Pinto und Josh Brolin sind dabei. Mir stellt sich die Frage: Wie bekommt so ein Außenseiter wie Allen solche Stars und – vor allem – wie kann er sie bezahlen? Aber egal.

Woody Allen bedeutete mir in meiner Jugend viel. Es ging um Klamauk, um Slapstick, es ging um die Marx Brothers. Ich habe die Filme geliebt und sie mir auf Video wieder und wieder reingezogen. Bis ich irgendwann „Innenleben“ sah. Seitdem war Schluss mit lustig. Woody Allen hieß für mich Woody Bergmann und ich erkannte – sicherlich gereift durch die Jahre – die Ausweglosigkeit. Woody nannte Bergmann immer als Vorbild. Mit Innenleben verstand ich ihn. Wo war mein Gaudi-Allen geblieben, der jüdischen Humor so hervorragend vertrat? Ich traf den Schweden Woody Allen und ich war tief erschüttert.

Doch die besten Filme kamen noch: Manhattan und Stadtneurotiker. Beide Filme das Beste was je über New York gemacht wurde. Diese Filme sagten viel über das Leben. Es imponierte mir, dass Allen den Big Apple nie verließ und muszierte. Heute drehte er mit „Ich sehe den Mann deiner Träume“ seinen vierten Film in London. Woody Allen gehört nicht nach London, sondern nach NYC und zwar in Schwarzweiß – basta.

Mag sein, dass Woody Allen sich weiterentwickelt hat. Ich schau mir hin und wieder einen seiner neueren Filme an und noch immer mag ich die Jazz-Musik in seinen Filmen. Aber so leid es mir tut: Woody Allen ist entweder der jüdische Sohn von Bergmann oder er ist der Stadtneurotiker in Manhattan.

Woody, alles Gute zum Geburtstag.