Posts Tagged ‘Showmaster’

Zum Tode von Peter Alexander

14. Februar 2011

Peter Alexander begleitete mich mein Leben lang. Meine Mutter war ein Fan und ich wuchs mit ihm auf: Vater, Mutter und Peter. Meine Mutter war nie eine Sammlerin von irgendwas, aber bei Peter Alexander machte sie eine Ausnahme. Zahlreiche Langspielplatten und Singles besaß sie. Ich kann mich noch gut an die LP-Heuler erinnern: „Aus Böhmen kommt die Musik“ oder „Peter Alexander präsentiert Walt Disney´s Welt“ – letztere hab ich geliebt.

Wenn die große Samstagabend Show in der Familie zelebriert wurde, dann war ab und zu Peter Alexander mit dabei. Dann durfte in unserem Haushalt nicht gesprochen werden. Andächtig wurde gelauscht, wenn Peter von der „kleinen Kneipe in unserer Straße“ oder „Papa wird’s schon richten“ sang. Auch ich, der aufmüpfige Jugendliche, musste die Klappe halten und so hab ich die Songs noch heute im Ohr. Die Fußballweltmeisterschaft von 1986 in Mexiko blieb mir nicht wegen der spielerischen Leistung unserer WM-Elf in Erinnerung, sondern wegen „Mexico mi Amor“, das Alexander mit unseren Kickern sang. Ich hab bei YouTube noch einen Kaiser Franz gefunden – genial.

Herr bzw. Frau über die Fernbedienung unseres Grundig Farbfernsehgerätes war Frau Mutter, wenn die „Abendteuer des Grafen Bobby“, „das weiße Rössle am Wolfgangsee“ oder „Charleys Tante“ im ZDF über die Mattscheibe flimmerte. Als ich später meiner Mutter eine DVD-Sammelbox zu Weihnachten schenkte, war ich zu 100 Prozent ihr Sohn.

Der Besuch eines Gottesdienstes hätte für meine Mutter nicht feierlicher sein können, wenn Peter Alexander in München gastierte. Ich musste Karten besorgen und Mutter ging mit Freundinnen erst schick essen und dann zu ihrem Peter Alexander. Mein Vater und ich blieben zu hause.

Peter Alexander war eine Größe, aber hatte immer eine weiße Weste. Er war ein Schlitzohr ohne Skandale. Nicht so ein genialer Säufer wie Juhnke, nein – er war der Saubermann und die Rolle stand im gut. Lieber Peter, egal wo du jetzt bist: Danke für dein Talent und dass du immer Sonnenschein zu uns nach Hause gebracht hast.

Frost/Nixon: Lehrstück in Sachen Interviewjournalismus

6. April 2010
Präsident Richard Nixon im Frost-Interview.

Präsident Richard Nixon im Frost-Interview.

Wer sich für politischen Journalismus interessiert, kommt an Richard Nixon natürlich nicht vorbei. Der republikanische Präsident, der 1994 an einem Herzinfakt starb, bewegte die Gemüter. Über Ostern beschäftigte ich mich wieder mit ihm und schaute mit die legendäre Verfilmung der David Frost-Interviews an. Ich nahm mir einen Nachmittag Zeit, sah mir erst das Originalfernsehduell Frost/Nixon – Das Original-Interview zur Watergate-Affäre an und anschließend die Verfilmung Frost/Nixon [Blu-ray] von Ron Howard.
Absolut kongenial umgesetzt bringt die Verfilmung der heutigen MTV-Generation das Thema Nixon näher. Aber wahrscheinlich schaltet sie nach den ersten 15 Minuten ab, denn außer Dialoge ist nichts zu sehen. Es wird nichts erklärt, sondern vorausgesetzt: Wer nicht weiß, dass Nixon zwar enorme außenpolitische Erfolg hatte, aber durch Watergate als erster Präsident zurücktreten musste. Ohne Action, aber voll emotionalen Sprengstoff gelingt es diesem 117minütige Politkammerspiel mich voll in seinen Bann zu packen. Es zeigt den Showmaster, der dem abgebrühten Politikmenschen Nixon die Statements entlockt, wozu Staatsanwalt oder Politikjournalisten nie in der Lage waren. Nixon gesteht seine Fehler in Watergate ein und bedauert, dass amerikanische Volk betrogen zu haben. Im Original und in der Verfilmung eine Wahnsinnsleistung. Was ist geblieben? Der Film bringt es auf den Punkt. Die Macht des Fernsehens wird reduziert auf ein Bild. Das Bild eines verzweifelten, zerstörten, gepeinigten Richard Milhouse Nixon. Frank „Dracula“ Langella als Nixon ist grandios, sogar besser als Anthony Hopkins in der Verfilmung von Oliver Stone. Aber natürlich ist dieser Film Hollywood und einige Sachen sind frei erfunden, sie das nächtliche Telefonat Nixon mit Frost. Auch die Reihenfolge der Interviews sind historisch falsch, aber egal, so passt es besser in einen Spannungsbogen einer Hollywoodverfilmung.
Jeder angehende Journalismus sollte sich die Originalinterviews ansehen und dann prüfen, ob er in diese Branche wirklich einsteigen will. Die Bänder von 1977 sind ein wichtiges Zeitdokument. Leider habe ich nie die kompletten Tapes gesehen, sondern nur die 100minütige Zusammenfassung auf einer DVD. Vielleicht bekomme ich Frost/Nixon – The Complete Interviews [UK Import] ja mal zum Geburtstag. Dennoch: Eine Lehrstunde in Sachen Journalismus, in Sachen Politik und in Sachen Ethik.

Die besten Showmaster

10. Februar 2009

Wir Deutschen lieben Top Ten und Bestenlisten. Der Fokus hat große Erfolge mit Themen wie: Deutschlands beste Ärzte, die besten Unis, die besten Rechtsanwälte, die besten Dampfplauderer. Nun, ich will meine ultimative Bestenliste für Showmaster ins Renen werfen. Mal sehen, ob jemand anderer Meinung ist.

Platz 1: Thomas Gottschalk

Für mich einfach der Showmaster schlechthin. Er ist ein Profi durch und durch und jeder in der Branche kann von ihm was lernen. Gottschalk versüßte mir in meiner Jugend die Hausaufgaben. Nach der Schule moderierte er mit Günther Jauch und Hannelore Fischer die B3-Radioshow. „Na so was“ war cool, weil Gottschalk mit Jugendklamotten auftrat und so eine Identifikation schuf. Der Beginn einer wunderbaren Karriere. Im Kino spielte er in Piratensender Powerplay und anderen Schrott.

Platz 2: Rudi Carrell

Für mich war „das laufende Band“ der Höhepunkt meiner Samstagabend-Familienzusammenkünfte. Was verbarg sich bloß immer hinter dem Fragezeichen? Carrell war ein absoluter, hart arbeitender Profi. Der Holländer gehörte einfach zum deutschen Fernsehen dazu und entwickelte zahlreiche Formate. Ich erinnere mich an Rudis Tagesshow, als er einmal den Ayatollah Khomeini zeigte, der im Gegenschnitt in Damenunterwäsche wühlte. Mein Vater sagte damals: „Mensch, das gibt Ärger“.  Er sollte recht behalten. Der Clip führte zu einer diplomatischen Krise. Humor ist eben nicht jedermanns Sache.

Platz 3: Hans-Joachim Kuhlenkampff

„Einer wird gewinnen“ war die Europäische Gemeinschaft pur. EWG, damals noch europäische Währungsgemeinschaft und der Moderator war ein Schowi, der den Damen der Sendung den Hof machte. Der Charmeur hatte Stil und riskierte eine dicke Lippe. Der Geißler-Goebbels-Vergleich machte TV-Geschichte. Ich erinnere mich, als er in einer EWG-Sendung ein Schwein über einen roten Teppich laufen ließ und meinte: „Das gibt wieder Protest, aber es ist für noch größere Schweine ein roter Teppich ausgerollt worden.“

Platz 4: Harald Schmidt

Platz 6: Harald Juhnke

Platz 6: Hans Rosenthal

Platz 7: Dieter Thomas Heck

Platz 8: Joachim Fuchsberger

Platz 9: Wim Thoekle

Platz 10: Ilja Richter