Posts Tagged ‘Schwarzarbeit’

Innerliche Kündigung im Job belastet uns alle

29. März 2024

Als ich noch fest angestellt war, bin ich grundsätzlich gerne in die Arbeit gegangen. Natürlich gab es auch mal schlechte Tage, aber meine Arbeit machte mir Spaß und brachte mir Erfüllung. Wenn mir ein Arbeitgeber nicht so gefallen hat, habe ich dennoch meine Leistung gebracht, habe aber die Augen offen gehalten und bin weitergezogen. Ein guter Chef von mir hat mal einen guten Satz gesagt: „Wenn du von deinem Chef nichts mehr lernen kannst, musst du weiterziehen.“ Den Satz habe ich mir hinter die Ohren geschrieben.

Im Moment stelle ich fest, dass viele Menschen in meinem näheren und weiteren Umfeld innerlich gekündigt haben und mehr schlecht als recht ihrer Arbeit nachgehen und dafür noch Geld wollen. Mit meinem Gefühl bin ich nicht allein: Mehr als 7,3 Mio Beschäftigte in Deutschland haben innerlich gekündigt und verspüren keine emotionale Bindung mehr zu ihrem Arbeit­geber, sagt eine Studie des Beratungs­unternehmens Gallup. Das ist eine Steigerung um knapp 400.000 verglichen mit 2023 und der höchste Wert seit zehn Jahren. Nur rund 5,4 Mio Beschäftigte fühlen sich ihrem Arbeit­geber „hoch verbunden“.

Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Die Zeiten in der Wirtschaft werden härter. So manche Firmen sind in einer Krise und da wird der Ton innerhalb des Unternehmens rauer. Sicherlich so manche Führungskraft führt nicht, sondern drangsaliert und stümpert vor sich hin. Nach dem Peter-Prinzip sind viele Menschen zu Führungskräfte geworden, die es nicht verdient haben. Eine negative Unternehmenskultur, die durch Druck von oben gekennzeichnet ist, wird meines Erachtens erhebliche Auswirkungen auf Mitarbeiter, Kunden und den Umsatz eines Unternehmens haben. Burnout kann auch eine Folge sein. Und ich stelle auch fest, vielleicht eine Erkenntnis des Alters: Der Fisch stinkt auch vom Kopf, aber nicht immer nur vom Kopf.

Auf der anderen Seite treffe ich immer wieder Mitarbeiter an, die meinen, für ihre durchschnittliche und sogar schlechte Arbeit müssten sie mehr Geld verdienen. Ein Unternemen als Versorgungseinrichtung. Freunde, der Sinn eines Unternehmens ist es, Gewinne zu machen und dies innerhalb einer sozialen Marktwirtschaft mit gegenseitiger Verantwortung.

Ich hatte neulich ein Gespräch, wo mir ein Bekannter sagte, er mache seine Arbeit ordentlich und dafür wolle er jetzt mehr Geld. Ich versteh die Aussage nicht: Mehr Geld für eine Arbeit, die er machen soll? Warum?

In anderen Gesprächen stelle ich auch fest, dass es so manchen Menschen ein grundlegendes wirtschaftliches Verständnis fehlt. Einfache wirtschaftliche Zusammenhänge sind irgendwie über Bord gegangen. Es kann nur Geld verteilt werden, was vorher auch erarbeitet wurde. Und die Anzahl der Leistungsempfänger werden mehr, die Zahl der Steuerzahler sinkt. Das ist ein ungesundes Ungleichgewicht, verbunden mit einer Zunahme der Schwarzarbeit.

Ich höre auch immer wieder, dass eine junge Generation dem Druck des Wirtschaftslebens nicht gewachsen ist. Haben sie wirklich mehr psychische Probleme oder einfach nur falsche Erwartungen an die Arbeitswelt? Lohn oder Gehalt bekomme ich nicht für die pure Anwesenheit, sondern für eine vertraglich festgelegte Leistung. Videos in YouTube von Menschen, die es nicht verstehen, dass sie für die bezahlte Arbeit auch Leistung bringen sollen, heizen die Debatte natürlich an. Ob die Videos echt oder Fake sind, kann ich nicht beurteilen.

Leben und leben lassen, heißt es in Bayern, und in den Firmen, mit denen ich gearbeitet habe, bin ich mit dieser Einstellung gut gefahren. Und wenn es mir nicht passt, muss ich irgendwann einen Schritt machen und mein Leben ändern.

Coole Aktion zur IHM: Bayerns Friseure übergeben Studie zur reduzierten Mehrwertsteuer an Bundes- und Landespolitiker

5. März 2010
Dieser Tage hatte ich einen schönen Job. Ich war auf der Internationalen Handwerksmesse IHM unterwegs und machte Lobby-Arbeit für die bayerischen Friseure. Um ihre Forderung nach einem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent zu bekräftigen, machen die bayerischen Friseure derzeit gewaltig Druck. Während der Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse IHM in München übergab der Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks eine neue Studie an führende Bundes- und Landespolitiker. ich wr dabei und schoss Fotos und drehte Videos, um anschließend die Maßnahme bei YouTube und auf der Website des Verbandes einzustellen, eine Pressemitteilung zu verfassen und richtig Tamtam zu machen.  Interessierte Empfänger der Studie waren Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, Ministerpräsident Horst Seehofer, SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles (völlig genervt), Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Cem Özdemir (zeigte sich super interessiert)  und der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag Georg Schmid (locker, wie immer).

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, erhält die Studie über einen reduzierten Mehrsteuersatz für Friseure von Doris Ortlieb, Geschäftsführerin des Landesinnungsverbandes des bayerischen Friseurhandwerks.

Die Studie der Uni Göttingen sieht in einem reduzierten Mehrwertsteuersatz eine wirksame Maßnahme, um einer drohenden weiteren Verlagerung der Nachfrage in diesem sehr arbeitsintensiven und damit stark schwarzarbeitsgefährdeten Tätigkeitsbereich in die Schattenwirtschaft entgegenzuwirken.
Auf dem Podium der IHM erneuerte Ministerpräsident Horst Seehofer sein Versprechen: „Was wir sagen, machen wir auch. Wir haben in der Koalition vereinbart, dass die gesamte Mehrwertsteuer in ihrer Struktur überprüft wird.“ Seehofer weiter: „Es bleibt bei der Zusage meiner Partei und der bayerischen Staatsregierung, dass wir die arbeitsintensiven Dienstleistungsbereiche geringer besteuern wollen als andere Bereiche.“
Richtig nett war eine Plauderei mit dem Bundeswirtschaftsminister und dem Ministerpräsidenten, die beide erzählten: „Ich sitze noch nicht einmal auf dem Friseurstuhl, da fängt mein Friseur schon an, mich über die Probleme der Branche aufzuklären.“ Wenn das kein Marketing ist, weiß ich auch nicht.