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Erinnerung: Der letzte Gang des Gerhard Landgraf

26. Juli 2024

Seit ich als Journalist in der Kommunalpolitik im Landkreis Fürstenfeldbruck tätig war, bin ich immer wieder Gerhard Landgraf, dem damaligen Bürgermeister von Maisach, begegnet. Jetzt wird der energische Franke, der bei uns 36 Jahre Bürgermeister war, zu Grabe getragen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich bei dem morgigen Gedenkgottesdienst in der örtlichen Kirche St. Vitus und bei der Beisetzung dabei bin.

Das letzte Mal traf ich Landgraf im Frühjahr auf einer Versammlung und wir hielten ein kleines Schwätzchen, scherzen herum und freuten uns. Landgraf war mit seinen 84 Jahren gut drauf. Wir beide sind Mitglied der Aktion PiT Togohilfe, eine Organisation, die Landgraf seit Jahren unterstützte.
Und wenn nun sein Gedenkgottesdienst ist, dann erinnere ich mich an eine andere Beerdigung, wo Landgraf bei mir einen Stein im Brett hatte und ich ihm großen Respekt zolle.

ich damals beim Münchner Merkur/Fürstenfeldbrucker Tagblatt war, verstarb der langjährige Fotograf der Zeitung Franz Schmotz. Er war der typische Vertreter eines rasenden Fotoreporters und war jahrzehntelang Tag und Nacht im Einsatz für seine Zeitung. Ich habe viele Geschichten mit ihm gemacht. Sein Standardsatz beim Gruppenfoto war: „Stellt’s euch zamm. I hob koane Zeit.“ Er lichtete die Bevölkerung, Vereine, Politiker, Promis und alles und jeden ab, was ihm vor die Linse seiner Canon kam. Ich hab viel von ihm gelernt. Dann starb der Franz und wurde am Vormittag auf dem Friedhof seiner Wohnortgemeinde Eichenau zu Grabe getragen. Unter den Trauergästen war allerdings kaum ein Politiker zugegen.

Am Nachmittag des gleichen Tages war Kreistagssitzung im Landratsamt Fürstenfeldbruck. Als die Sitzung von der damaligen Landrätin Rosemarie Grützner eröffnet wurde, meldete sich der Maisacher Bürgermeister Gerhard Landgraf zu Worte und redete den anwesenden Kreisrätinnen und -räten ins Gewissen. „Wo wart ihr denn bei der Beerdigung vom Franz Schmotz? Jahrelang hat er euch alle fotografiert und ihr habt immer nach ihm gerufen, wenn ihr in die Zeitung kommen wolltet. Zu seiner Beerdigung ist kaum einer von euch gegangen. Schämt euch!“

Das hatte gesessen. Landgraf hatte seinen Kolleginnen und Kollegen die Leviten gelesen und ich muss als unabhängiger Berichterstatter der Tageszeitung im Nachhinein sagen: Gerhard Landgraf hat mir aus der Seele gesprochen. Daher ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich bei der Beerdigung von Gerhard Landgraf dabei bin und ihn auf seinem letzten Weg begleite.