Posts Tagged ‘Pino Donaggio’

Carrie (1976) – Rückblick auf meine Matinee

5. Februar 2024

Für mich gehört Carrie neben Shining und Dead Zone zu den wichtigen Verfilmungen eines Stephen King-Romans. Brian De Palma schuf als Vertreter des Neuen Hollywoods 1976 mit Carrie einen wichtigen Genrebeitrag, den ich bei der Jahreaauftakt meiner phantastischem Matinee im Scala im Januar zeigen durfte.

Im Grunde ist Carrie ein Drama über Mobbing und Ausgrenzung und religiösen Wahn. Hinzu kommen natürlich dann übersinnliche Kräfte wie Telekinse, um der ganzen Sache einen besonderen blutigen Dreh zu geben. Ungewöhnlich bei dem Film sind die Split-Screen-Einstellungen. Der Zuschauer sieht Carrie beim Ausüben ihrer Kräfte und gleichzeitig kann man die Auswirkung der übernatürlichen Begabung bewundern. Hier mein Vortrag.

Bei dem Film kommt vieles perfekt zusammen, die Regieleistungen von Hitchcock-Schüler De Palma, die einprägsame Musik von Pino Donaggio und natürlich die grandiose Leistungen der weiblichen Hauptdarstellerinnen Sissy Spacek als Carrie und Piper Laurie als fanatisch religiöse Mutter Margaret White. Der Filmfreund kann die Anspielungen auf Hitchcock gerne entdecken. Hier ein paar Anregungen: Im Film verbergen sich zahlreiche Anspielungen auf den Thriller Psycho von Alfred Hitchcock von 1960: Die Schule heißt Bates High School, beide Filme behandeln tyrannische Mutterfiguren, Carrie beginnt mit einer Duschszene, die in einigen Einstellungen ihr Pendant in Psycho zitiert und wir haben den Einsatz der Geigen, wie wir sie aus Psycho kennen.

Die nächste phantastische Matinee findet am Sonntag, 11. Februar um 10:45 Uhr im Scala Fürstenfeldbruck statt. Ich bespreche und zeige dort den Tope Hooper-Film Poltergeist, der ja eigentlich ein Spielberg Film ist, aber sehen Sie selbst. Ich freu mich auf den Besuch. Karten gibt es hier.

Carrie – Matinee am Sonntag, 14. Januar im Scala

12. Januar 2024

Meine phantastische Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck geht auch 2024 weiter. Wir starten am Sonntag, 14. Januar um 10:45 Uhr den Klassiker Carrie. Matinee heißt Eine Einführung zum Film von mir und dann den ungeschnittenen Film. Karten gibt es hier.

Carrie, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King, ist ein ikonischer Horrorfilm, der 1976 von einem jungen Brian De Palma inszeniert wurde. Der Film erzählt die Geschichte von Carrie White (Sissy Spacek), einem schüchternen und introvertierten Mädchen, das von ihren Mitschülern an der Bates High School schikaniert wird. Carrie entdeckt nach und nach ihre telekinetischen Fähigkeiten, die sich als mächtige Waffe gegen ihre Peiniger erweisen. Und der deutsche Titel Carrie – Des Satans jüngste Tochter übertreibt natürlich maßlos.

Split-Screen
Der Film beeindruckt nicht nur durch seine erschreckende Handlung, sondern auch durch die meisterhafte Inszenierung von De Palma. Die Kameraarbeit und der Einsatz von Split-Screen-Techniken tragen dazu bei, die emotionale Intensität und die Isolation von Carrie zu verstärken. Die musikalische Untermalung von Pino Donaggio verstärkt die Spannung und verleiht dem Film eine düstere Atmosphäre.

Sissy Spacek liefert eine herausragende Performance als Carrie, und die vor kurzem verstorbene Piper Laurie überzeugt als ihre fanatisch religiöse Mutter, Margaret. Die Chemie zwischen den Schauspielern trägt maßgeblich zur Glaubwürdigkeit der Charaktere bei. Die Darstellung von Carries innerem Konflikt und ihrer tragischen Entwicklung ist fesselnd und lässt das Publikum mitfühlen. Und dingt zu vergessen ein wunderbarer John Travolta.

Promszene mit Schweineblut
Ein weiterer Höhepunkt des Films ist die berühmte Promszene, die zu Recht als eine der denkwürdigsten Momente der Horrorfilmgeschichte gilt. De Palma inszeniert sie mit meisterhafter Spannungsaufbau, der in einem spektakulären visuellen Höhepunkt kulminiert.

„Carrie“ ist nicht nur ein herausragender Horrorfilm, sondern auch eine eindringliche Studie über Mobbing, Isolation und die Auswirkungen von Missbrauch. Der Film hat seinen Platz in der Filmgeschichte fest etabliert und beeinflusst auch heute noch moderne Horrorfilme.

Insgesamt ist „Carrie“ von 1976 ein zeitloser Klassiker, der nicht nur Horrorfans, sondern auch Liebhaber anspruchsvoller Filmkunst fesseln wird. Die Kombination aus fesselnder Handlung, beeindruckender Inszenierung und herausragenden schauspielerischen Leistungen macht diesen Film zu einem Meisterwerk des Genres. Der legendäre Filmkritiker Roger Ebert schrieb in der Chicago Sun-Times, dass der Film einem „die Sprache verschlagen“ würde. Das Ende sei das schockierendste seit dem Film Der weiße Hai. Der Film sei gleichzeitig eine Studie des menschlichen Verhaltens, was ihn besonders gut mache. Karten gibt es hier. Wir sehen uns am Sonntag im Scala.

Hier sind übrigens die Filme und die Termine für das erste Halbjahr 2024 zum Download.

Filmtipp: Dressed to Kill von Brian de Palma

28. September 2018

Schockierend damals und heute: Dresses to kill ist auf Plural erschienen.

Schockierend damals und heute: Dresses to kill ist auf Plural erschienen.

Die frühen Filme von Brian de Palma mochte ich immer gerne. Ich bin ein großer Fan von Carrie, die Schwestern des Bösen, Teufelskreis Alpha oder Schwarzer Engel – alles Klassiker des modernen Horror- und Psychothrillers. Als dann Dressed to Kill 1980 in die Kinos kam und ich mich als Jugendlicher in die Vorführung schmuggelte, war ich von der Intensität des Films überrascht. Die Mischung aus harter Gewalt und Sexualität war heftig und ich ging nachdenklich aus dem Kino meiner Heimatstadt. Was hatte ich da gesehen? Ich sah viele Elemente von Alfred Hitchcock, aber auch eine etwas dünne Story.
Irgendwann später, viel später traf ich auf dem Filmfest München den Produzenten Samuel Z. Arkoff, der diesen Film und viele B-Horrorfilme produziert hatte. Wir kamen bei einem Glas ins Gespräch und er beschwerte sich, dass Dressed to Kill in den USA von der Filmfreigabestelle so verstümmelt wurde. Er wurde so was von entschärft. In Europa hatten wir die umgeschnittene Version im Kino gesehen, in den USA lief die geschnitten Version und im Fernsehen die total entschärfte Version.
Jetzt kam der Brian de Palma-Film Dressed To Kill auf Bluray heraus und die Agentur schickte mir ein Besprechungsexemplar – vielen Dank. Schön ist auf der Bluray unter Extras der Vergleich der verschiedenen Schnittfassungen des Films.
Zur Einstimmung auf den Film holte ich mir ein altes MAD-Heft von 1980 aus dem Archiv. Dort wurde aus Dressed to Kill der Titel Gespresst für den Müll. Zudem schaute ich alte Cinema-Ausgaben durch in denen der Film damals besprochen wurde. Mit diesem Futter ausgestattet, sah ich mir die Bluray an. Von der Intensität hat der Film von 1980 nichts verloren. Das Bild ist optimal auf Bluray transferiert und der Ton passt auch. Kaum lief die Musik von Pino Donaggio, der schon die Musik von Carrie gemacht hatte und im gleichen Stil Dressed to Kill komponierte, erinnerte ich mich an meine Reaktion damals im Kino. Eine nackte Angie Dickinson als Kate Miller befriedigt sich unter der Dusche und wird in ihrer Befriedigung hart attackiert – die Kamera immer voll auf die Details. Später wird sie brutal mit einem Rasiermesser ermordet. Das Gesicht, die Kehle, der Körper wird aufgeschlitzt. So eine brutale Intensität kenne ich von italienischen Schlitzerfilmen, aber nicht so von Hollywood.
Ich kritisiere nicht die harten Gewaltszenen oder die Sexualität des Films, ich kritisiere die Jugendfreigabe von 16 Jahren. Der Film geht an Grenzen. Die Frau wird als Subjektiv der Sexualität gesehen und für meinen Begriff schafft der klassische 16jährige die Abstraktion nicht und sieht nur das offensichtliche Geschehen auf dem Bildschirm. De Palma setzt sich mit seinem Über-Ich Alfred Hitchcock auseinander und bringt das Psycho-Thema in eine neue Zeit. Themen wie Transsexualität und Geschlechtsumwandlung waren 1980 für viele noch ein Tabuthema.
Filmisch wendet Brian de Palma die Rezepte von Carrie mit gesplitteter Leinwand an. Am Ende zitiert er sich selbst, wenn die Prostituierte Liz Blake, dargestellt von de Palmas damaliger Ehefrau Nancy Allen im Kleid und mit der Musik von Carrie ermordet wird und aus dem Alptraum erwacht.
Ich liebe in diesem Film die Kamerafahrten, die ein besonderes Tempo für den Film erzeugen. So ein filmisches Tempo kennen wir im Zeitalter der schnellen Schnitte und der festen Standeinstellungen immer weniger. De Palma hat bei Dressed to Kill ein tolles Händchen für die Einstellungen der Kamera. Die Kamera nimmt am Geschehen der Akteure teil. Nur zehn Jahre später bei Fegefeuer der Eitelkeiten ist die Kamera noch besser eingesetzt. Die späteren Filme von ihm wie Mission Impossible sind dagegen Hollywood-Standard ohne großer Kameraarbeit.
Großartig ist die Darstellungskunst von Michael Caine als Dr. Robert Elliott. Er macht nicht auf Norman Bates, sondern wir nehmen ihm die dissoziative Identitätsstörung ab. Caine kann einfach schauspielern und das ist gut zu sehen.
Was mich 1980 noch fasziniert hatte, ist 2018 dagegen lächerlich: die technischen Basteleien von Peter Miller, dargestellt von Keith Gordon. Er faselt was von Binärcode und Computern – hier ist der Film überholt. Als Jugendlicher fand ich die blinkenden Lichter der Schaltkreise chique, heute amüsieren sie mich nur noch.
Alles in allem war es gut, dass Dressed To Kill auf Bluray erschienen ist. Bei all den Veröffentlichungen von alten Material ist dieser Film eine cineastische Wohltat, wobei ich den Streifen erst ab 18. Jahren freigegeben hätte.

Vor 40 Jahren erschienen: Carrie von Stephen King

20. August 2014

Vor 40 Jahren erschien Stephen King Roman Carrie.

Vor 40 Jahren erschien Stephen King Roman Carrie.

Meine Frau machte mich darauf aufmerksam: Vor 40 Jahren im Jahre 1974 erschien der erste Roman von Stephen King: Carrie . Damit hatte Stephen King sein Genre gefunden und als Jugendlicher entdeckte ich für mich den Autor und verschlang jahrelang seine frühen Romane. Erst als Kind in den Fantasy-Bereich abglitt, hab ich aufgehört, seine Bücher zu lesen. Ich fang aber mit Dr. Sleep wieder an und will die Fortsetzung von Shining genießen.
Irgendwo im Archiv habe ich noch die deutsche Erstausgabe von Carrie, die 1977 in Schneekluth Verlag erschienen ist. Aber meine erste Carrie-Ausgabe erschien 1983 bei Bastei-Lübbe, noch in der Übersetzung von Elisabeth Epple. Lübbe kam 1992 mit einer Neuübersetzung von Wolfgang Neuhaus auf den Markt, die ich allerdings nicht gelesen habe.
Das Thema Telekinese interessierte mich. Und die Geschichte eines jungen Mädchens mit übersinnlichen Kräften fand ich hervorragend erzählt. Für mich war Carrie nicht böse und die spätere Verfilmung von Brian de Palma mit dem Untertitel „Die jüngste Tochter des Satans“ führt auf die falsche Fährte. Carrie ist ein schüchterner Teenager mit einer fanatischen Mutter. Das Kind wurde allein gelassen in einer modernen Welt und muss sich mit dem Heranwachsen zurechtfinden. Das Grauen bricht in den Alltag hinein und kommt nicht mehr von entstellten Monstern, wie ich sie einst kannte. Carrie änderte meine Sicht auf den Grusel- oder Horrorroman, der damals bei mir von Frankenstein, Dracula und dem Werwolf beherrscht war.


Über den Film Carrie – Des Satans jüngste Tochter von Brian de Palma habe ich bereits gebloggt. Nochmals: Ein toller Film mit viel Anspielungen auf Hitchcock. Vor knapp einer Woche habe ich mir die Neuverfilmung angeschaut und schüttle nur den Kopf. Natürlich ist der Film näher am Roman und die VFX sind besser, aber die Darsteller haben nicht die Klasse der de Palma-Verfilmung. Also besser Finger weg.
Ein kleiner Tipp zum Soundtrack Carrie von Pino Donaggio. Ich habe die Ryko-Version von Carrie und bisher nicht die auf 1500 Exemplare limitierte Kritzer-Ausgabe, die noch etwas mehr Material bietet. Aber bereits meine Version ist inzwischen selten geworden und wer sie sieht, sollte zuschlagen. Ein paar Dialoge, ein paar siebziger Jahre Songs, aber vor allem viel, viel Atmosphäre wurde in den Score gepackt. Beispielsweise der Track School in Flames ist eine Mischung zwischen natürlichen Streichinstrumenten und Elektroniksound und zeigt, was Pino Donaggio zu leisten vermag. Eigentlich hätte ich bei dem Höhepunkt des Films bei Carries blutiger Rache laute, rhythmische Musik erwartet, aber nein: Pino Donaggio bringt uns ruhige, erhabene Klänge dar, die uns zutiefst verstören. Auch der Track Mother at the top of the stairs kommt leise orchestral daher, erinnert dann an Kirchenklänge und zeigt die religiöse Welt der Carrie zwischen Glaube und Fanatismus wunderbar.