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Eindrücke von der Maisacher Festwoche 2022

28. August 2022

Ich lebe auf einem bayerischen Dorf und es wird mal wieder Zeit meinen Blog auf eine sublokale Ebene zu bewegen. Es erinnert mich an meine Zeit als Lokaljournalist, ein rasender Reporter, der die Ochsentour im Lokalen genossen und viel gelernt hat.

Bei uns im Dorf ist die Maisacher Festwoche. Nachdem das Volksfest aufgrund von Corona zwei Jahre lang ausfallen musste, entschlossen sich die Verantwortlichen im Maisacher Gemeinderat dieses Jahr wieder eine Festwoche durchzuführen. Es ist das zeitlich letzte Volksfest im Landkreis Fürstenfeldbruck in Oberbayern. Hier ein kleines Video.

So sehr ich gegen die Durchführung der Wiesn in München im September aufgrund von Corona bin, so sehr begrüße ich die kleinen, lokalen Feste in der Region. Dabei geht es nicht um den Kommerz, sondern es geht um den Zusammenhalt in Krisenzeiten. Zusammenstehen und Zusammenhalt sind in Zeiten des Krieges, der Energie- und Klimakrise wichtiger denn je. Und dafür sind lokale Feste meiner Meinung nach wichtig.


Durch die Corona-Wirren hat die Gemeinde den langjährigen Festwirt verloren und durch eine gemeinschaftliche Kraftanstrengung gelang es, einen neuen Festwirt zu gewinnen.
Da gab es sicherlich Anlaufschwierigkeiten am ersten Tag der Festwoche. Das lag vielleicht an der fehlender Erfahrung, aber es lang vor allem an ausgebliebenes Service- und Küchenpersonal. Trotz Zusage der Mitarbeiter blieben die Beschäftigten dem Arbeitsplatz auf dem Festplatz fern. Ob es an Corona oder an Bequemlichkeit lag, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall musste die Resttruppe um den neuen Festwirt improvisieren und die Festwochenbesucher hatten im großen und ganzen Verständnis, wenn man länger auf das süffige Festbier der Brauerei Maisach warten musste. Ein Unwetter am ersten Tag sorgte zudem noch, dass die Küche unter Wasser stand. Aber das Dorf stand zusammen und feierte gemeinsam.

„Nach 27 Jahren begrüßen wir heuer den neuen Festwirt Rene Kaiser – Vergelts Gott für die kurzfristige Übernahme! Trotz schwieriger Ausgangslage und kurzer Vorlaufzeit können wir Ihnen, wie wir meinen, ein attraktives und abwechslungsreiches Programm anbieten. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass unser langjähriger, äußerst erfahrener, allseits bekannter und geschätzter Volksfestreferent Roland Müller nach der Kommunalwahl 2020 seinen Stab weitergegeben hat. Wir danken ihm auch auf diesem Weg für die Organisation vieler schöner Festwochen“, so Bürgermeister Hans Seidl.

Wie eindrucksvoll der Zusammenhalt ist, zeigte sich beim Festumzug durch die Gemeinde. Ich traf viele alte Bekannte, sie ich lange nicht mehr gesehen habe. Viele kannte ich noch aus meiner Zeit als Lokaljournalist. Bei uns im Dorf kennt man sich eben.

Die Vereine sammelten sich vor dem Rathaus und zogen nach einer kurzen Ansprache durch das Dorf auf den Festplatz. Meine Frau durfte im Dirndl mitlaufen, weil sie sich ehrenamtlich stark engagiert. Ich stand am Rand und winkte – zudem besitze ich gar keine Tracht. Zahlreiche Schaulustige standen an den Straßen und winkten dem Festzug zu. Das war keine touristische folkloristische Attraktion, sondern gelebtes Dorfleben – und das ist gut so. Hier ist der komplette Festzug auf Video.

Der Bieranstich durch Bürgermeister Hans Seidl gelang mit zwei Schlägen. Das kostbare Festbier spritze, wobei Brauereichef Michael Schweinberger zur Ehrenrettung des Bürgermeisters kommentiere: „Es liegt am Hahn nicht am Hans.“ Ich habe den Bieranstich einmal im klassischen Video und einmal als 360 Grad Video festgehalten.

Die Maisacher Festwoche läuft noch bis 4. September 2022. Ich werde bei gutem Wetter sicherlich noch ein paar Mal vorbeischauen.

Corona-Virus: Tag 36 der Ausgangsbeschränkung – Geschäft der Brauerei Maisach eingebrochen

26. April 2020

„Es geht uns alles andere als gut“, so diplomatisch beschreibt Michael Schweinberger, Chef der Brauerei Maisach, die wirtschaftliche Lage der mittelständischen Brauerei. Die Corona-Krise und die Ausgangsbeschränkungen sowie der Lookdown der Gastronomie bringen die Traditionsbrauerei in ernste Schwierigkeiten.
Seit 1556 gibt es die Brauerei. Michael Schweinberger hat das Unternehmen vor vier Jahren übernommen. Durch Corona ist das Geschäft jetzt komplett eingebrochen. Das Bier wird in der Regel nur noch über Getränkemärkte verkauft. Der Ausschank in der Gastronomie ist durch die Allgemeinverfügung der Staatsregierung nicht mehr möglich, da die Gasthäuser, Volksfeste und Biergärten geschlossen haben. „Etwa 70 Prozent des Geschäfts sind komplett eingebrochen“, sagt Schweinberger. „Ich verstehe nicht, was Söder da reitet.“ Für eine Absage der Wiesn habe Schweinberger zwar Verständnis, aber in den „normalen Gasthäusern tanzt keiner auf den Tischen.“

Die Konsequenz in der Brauerei Maisach ist seit langem Kurzarbeit für einen Teil des 14köpfigen Teams. „Die Brauer arbeiten noch, mit der Betonung auf noch“, so Schweinberger weiter. Die Abnehmer des Maisacher Biers sind Getränkemärkte und Supermärkte. Aber deren Umsatz reiche natürlich nicht, um den Rückgang der Gastronomie aufzufangen. Schweinberger ist pessimistisch. „Wenn es so weitergeht, bleiben nur 50 Prozent der Wirte übrig.“ Aber auch die Lage bei den Brauereien ist dramatisch. Die bayerischen Brauereien leiden unter der Corona-Krise. Am schlimmsten ist laut Georg Rittmayer vom Verband Privater Brauereien für die Hersteller, dass Restaurants und Biergärten geschlossen sind. Vor allem für die kleinen Brauereien sei das eine Katastrophe. Sie fürchten einen Umsatzeinbruch von 50 Prozent. Dazu komme, dass Sportveranstaltungen und Volkfeste ausfallen. Der bayerische Brauerbund fordert, die Biergärten zu öffnen. Dort sei genügend Platz – und die Menschen wüssten doch mittlerweile, dass sie nicht dicht an dicht sitzen dürfen.
Verärgert ist Schweinberger über das Verhalten der Banken in der Krise. „Sie haben nichts gelernt und haben noch ein Denken der alten Welt.“ Immer mehr Sicherheiten werden bei Krediten gefordert.
Jetzt gilt es, dass die Politik reagiert, so Schweinberger. Unsere Verbände und jeder einzelne Wirt hat Vorschläge vorgelegt, aber es „geht um die politische Ebene“.

Übrigens: Die Fotos zu diesem Beitrag stammen von einem Besuch der Facebook-Gruppe Fotofreunde Landkreis FFB