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500 Jahre Reinheitsgebot beim Bier – die Geschichte von Heinrich dem Kempter

30. Mai 2016
Armin Gross vom Hotel Prinz Luitpold Bad zeigt mir den roten Bock Heinrich dem Kempter.

Armin Gross vom Hotel Prinz Luitpold Bad zeigt mir den roten Bock Heinrich dem Kempter.

Das Reinheitsgebot beim Bier ist 500 Jahre alt und als Bayer freue ich mich über den Erfolg des Gerstensafts. Ich mag es im Biergarten zu sitzen und die eine oder andere Halbe zu genießen. Ich bevorzuge das Bier von kleinen, lokalen Brauereien. Bei uns im Ort ist die Brauerei Maisach, die die Chance auf ein wunderbares Storytelling haben. Die haben das Räuber Kneissl Dunkle. Das Bier ist nach einer Art bayerischen Robin Hood benannt.
Durch meinen Kollegen Thomas Gerlach wurde ich mit der fränkischen Bierkultur vertraut. Es gibt in Franken die weltweit größte Dichte an Brauereien. Jedes Bier schmeckt anders. So dann und wann schreibe ich in meinem Blog darüber – als Beispiel will ich mein Storytelling über den Metzgerbräu in Ützing nennen, der einst sein Bier in alten Wurstkesseln braute. Geschichte vom Bier gibt es überall zu finden. Vor kurzem machte ich ein Biertasting im Legoland Deutschland und habe darüber geschrieben.
Mein Freund Rudi Seelmann betreibt mit seiner wunderbaren Frau Inken in der Nähe von Bamberg eine kleine, historische Brauerei – die Brauerei Seelmann. Das Bier ist absolut köstlich und wenn ich Zeit habe, werde ich mich in eines seiner Gästezimmer einquartieren und sein Bier in Ruhe kosten. Und ich werde die Geschichte seiner Brauerei genießen und darüber bloggen. Versprochen.

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Wie es der Zufall wollte, war ich am 500. Geburtstag des Reinheitsgebots als Reiseblogger unterwegs. Ich weilte in dem wunderschönen Hotel Prinz Luitpold Bad in Bad Hindelang im Allgäu. Zu vorgerückter Stunde zauberte Hotelier Armin Gross ein interessantes Bier hervor: Heinrich der Kempter. Und weil ein Bier auch eine gute Geschichte brauchte, erzählte Armin Gross die Geschichte von Heinrich der Kempter, nachdem das Bier der Brauerei Zötler benannt ist. Storytelling in Sachen Bier pur. Heinrich von Kempten ist eine mittelhochdeutsche Verserzählung, die Konrad von Würzburg in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasste. In einem ersten Teil wird die Verbannung des Ritters Heinrich vom Hofe des Kaisers Otto erzählt und im zweiten Teil die Zurückgewinnung der kaiserlichen Gnade.

Historisches Vorbild für das rote Bockbier
Manchmal genügt ein kleines Stück Brot, um das Schicksal eines Menschen zu besiegeln. Diese Erfahrung musste auch Heinrich der Kempter machen, als er den Sohn eines Herzogs von Schwaben während der Hofhaltung in Bamberg verteidigte. Der kleine Junge hatte Brot von der Tafel des Kaisers stibitzt, wofür er von dessen Mundschenk gezüchtigt wurde.
Im Streit erschlug Heinrich den Mundschenk und wurde vom Kaiser zum Tode verurteilt. Aus seiner Not heraus packte der Ritter den Kaiser und hielt ihm seine Klinge unter dessen mächtigen roten Bart. Kaiser Otto war gezwungen, das Urteil aufzuheben, verbannte Heinrich jedoch vom Hof.
Viele Jahre später führte Kaiser Otto Krieg und forderte deshalb seine Lehensmänner auf, ihm zu folgen. Dem Abt von Kempten widerwillig gehorchend, zog Heinrich los, um für seinen Herrscher zu kämpfen, bei dem er in Ungnade gefallen war.


Eines Tages konnte Heinrich, während er im Zuber badete, sehen, wie der Kaiser auf eine der belagerten Städte zuritt. Die Bürger der Stadt behaupteten, zu Verhandlungen bereit zu sein, lockten den Kaiser jedoch in eine Falle. Als Heinrich das sah, sprang er aus dem Zuber, schnappte sein Schwert und eilte dem Kaiser, nackt wie er war, zu Hilfe.
Kämpfend wie ein Bär schlug er all seine Gegner in die Flucht. Als Kaiser Otto erkannte, wer ihm zu Hilfe gekommen war, vergab er Heinrich dem Kempter. Diese Heldentat inspirierte die Braumeister von Zötler zur Kreation des Roten Bocks.
Die intensive rotbraune Farbe des Bieres ist nicht nur namensgebend für unseren Roten Bock, sondern steht auch für den mächtigen roten Bart von Kaiser Otto. Gekrönt wird das Bier von einem feinporigen cremefarbenen Schaum. In die Nase steigen ein süßlicher Karamellduft und ein feines Hopfenaroma. Klare Empfehlung von mir: Probiert dieses Bier und es wird euch schmecken, versprochen.

Frankische Spezialitäten beim Metzgerbräu in Ützing

3. Mai 2013
Im Dorfladen gibt es leckere Spezialitäten aus Franken.

Im Dorfladen gibt es leckere Spezialitäten aus Franken.

Franken ist für mich immer eine kulinarische Reise wert. Bei einem Seminar in der Nähe der Korbmacherstadt Lichtenfels machte ich mit meinem Kollegen Thomas Gerlach Station beim Metzgerbräu in Ützing. Den Tipp dazu bekamen wir übrigens von Gästen im Spielcasino Bad Wiessee – so spielt das Leben.

Der Metzgerbräu wird umgetrieben von Manfred Reichert. Er braut seit über 20 Jahren Bier und treibt eine Metzgerei um. Irgendwann kam er auf die Idee, das Bier in den Wurstbottichen zu brauen und machte sich damit einen Namen in der Region. Die fränkische Wurst schmeckt fantastisch, vor allem der Schinken aus der hauseigenen Räucherkammer kann sich sehen lassen. Der Schinken wird etwas eine Woche geräuchert und erhält durch den Rauch einen fabelhaften Geschmack. Heute betriebt Manfred Reichert zudem noch eine Gastwirtschaft und einen urigen Dorfladen. Und damit nicht genug: Im Hauptberuf ist er bei der Post beschäftigt. Über mangelnde Beschäftigung kann sich der Metzgerbräu nicht beklagen.

Freundliche Begrüßung mit einem Bier durch einen Gast. So mag ich Franken.

Freundliche Begrüßung mit einem Bier durch einen Gast. So mag ich Franken.

Der kleine Dorfladen im Keller ist Kommunikationszentrum des kleinen Ortes Ützing. Kaugummis liegen neben Waschmittel, Dosenwurst steht neben Backpulver, Sekt ist aufgereiht neben Cola. Gemüse aus der Region ist ebenso zu finden wie frische Wurstwaren und schmackhaftes, selbstgebrautes Bier.

Fremde wie wir werden von den Einheimischen gleich eingeladen, ein Seidla Bier zu trinken. Ein Seidla ist in Franken ein halber Liter, wird serviert im Steinkrug und das Bier schmeckt wunderbar. Der Preis ist 1,80 Euro – also nichts für Münchner Verhältnisse aus denen ich komme. Wir bekommen gleich den Dorfklatsch mit. Im Dorfladen steht ein Stehtisch. Dort versammeln sich die Einheimischen, um Neuigkeiten auszutauschen. Ab und zu kommen Dorfbewohner herein, um Kleinigkeiten einzukaufen.

Der Eingang zum Dorfladen.

Der Eingang zum Dorfladen.

Die fränkischen Spezialitäten gibt es frisch, aber auch in Dosen. Brautwurstfülle, Rehragout, Entenjung, Presssack. Die Dosen werden mittlerweile auch per Post verschickt. Ein Anruf beim Metzgerbräu in Ützing genügt. Einen Online-Shop mit regionalen Produkten gibt es (noch) nicht. Manfred Reichert denkt darüber nach, aber in Franken will alles gut überlegt sein.

Welche Dosen soll ich alles kaufen?

Welche Dosen soll ich alles kaufen?