Posts Tagged ‘John Sturges’

Vierzig Wagen westwärts – Rückblick auf meine Western-Matinee

16. August 2025

Vierzig Wagen westwärts („The Hallelujah Trail“, 1965) ist eine Westernkomödie, die den Wilden Westen gehörig auf die Schippe nimmt. Im Frühsommer besprach ich ihn bei meine Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Am 24. August geht es weiter mit dem Klassiker High Noon – 12 Uhr mittags. Karten gibt es hier.

Statt heldenhafter Revolverduelle oder epischer Indianerschlachten dreht sich alles um ein hochbrisantes Thema: den Transport von 40 Wagenladungen Whisky durch die staubige Prärie. Zwischen hitzigen Temperenzlerinnen, durstigen Siedlern, strategisch überforderten Militärs und cleveren Indianern entwickelt sich ein turbulentes Chaos, das zeigt: Im Westen ging es nicht immer nur um Gold oder Ruhm – manchmal schlicht ums nächste Glas. Mit satirischem Witz, überzeichneter Action und einem Augenzwinkern macht der Film klar, dass die Mythen des Westerns auch wunderbar komisch erzählt werden können. Hier ist mein Vortrag zum Film.

Regisseur John Sturges („Die glorreichen Sieben“) bleibt seinem Ruf als Action-Spezialist treu, setzt aber diesmal auf augenzwinkernde Ironie und Parodie. Der Film nimmt die klassischen Westernmotive – den Treck durch die Wildnis, den Kampf um Ressourcen, Indianerüberfälle und den ewigen Konflikt zwischen Männern und Frauen – und überzeichnet sie genüsslich. Statt um Gold oder Land geht es hier um das „Recht auf Rausch“, und der Film macht daraus keinen Hehl: Der Whiskey ist der eigentliche Star der Geschichte.

Die Gagdichte ist aus heutiger Sicht eher niedrig, doch die meisten Pointen sitzen. Es handelt sich um eine altmodische Komödie, bei der nicht jeder Gag ein Brüller sein muss, aber der Humor ist beständig und sorgt für viele Schmunzler. Besonders gelungen sind die großen Actionszenen, etwa die „Schlacht an den Whiskeybergen“ im Sandsturm und das Finale mit Dutzenden von Wagen und Stuntmen – auch wenn letzteres von einem tragischen Unfall während der Dreharbeiten überschattet wurde. Sturges inszeniert in Ultra Panavision 70, was dem Film einen epischen Look verleiht. Die Ausstattung, Kostüme und Landschaftsaufnahmen sind opulent und tragen zum nostalgischen Western-Feeling bei. Die Musik von Elmer Bernstein unterstreicht den augenzwinkernden Ton und sorgt für zusätzliche Atmosphäre.

Am 24. August geht es weiter mit dem Klassiker High Noon – 12 Uhr mittags. Karten gibt es hier.

Vierzig Wagen westwärts – Western Matinee am Sonntag, 8. Juni im Scala FFB

6. Juni 2025

„Vierzig Wagen westwärts“ ist eine Westernkomödie von John Sturges, die das Genre kräftig durch den Kakao zieht. Im Mittelpunkt steht ein Wagentreck mit vierzig Wagen voller Whiskey und Champagner, der im Jahr 1867 Denver vor dem Austrocknen retten soll. Ich erläutere und zeige den Film in meiner Western-Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck am Sonntag 8. Juni um 10:45 Uhr. Karten gibt es hier.

Verschiedene Parteien – darunter durstige Bergleute, eine Kavallerieeinheit, eine Gruppe abstinenter Frauenrechtlerinnen und Indianer, die sich ebenfalls nach Alkohol sehnen – geraten auf der Jagd nach dem begehrten Nachschub aneinander. Die Geschichte kulminiert in einem chaotischen Sandsturm, bei dem niemand mehr weiß, gegen wen eigentlich gekämpft wird, und endet in einer absurden Auflösung.

Regisseur John Sturges („Die glorreichen Sieben“) bleibt seinem Ruf als Action-Spezialist treu, setzt aber diesmal auf augenzwinkernde Ironie und Parodie. Der Film nimmt die klassischen Westernmotive – den Treck durch die Wildnis, den Kampf um Ressourcen, Indianerüberfälle und den ewigen Konflikt zwischen Männern und Frauen – und überzeichnet sie genüsslich. Statt um Gold oder Land geht es hier um das „Recht auf Rausch“, und der Film macht daraus keinen Hehl: Der Whiskey ist der eigentliche Star der Geschichte.

Die Gagdichte ist aus heutiger Sicht eher niedrig, doch die meisten Pointen sitzen. Es handelt sich um eine altmodische Komödie, bei der nicht jeder Gag ein Brüller sein muss, aber der Humor ist beständig und sorgt für viele Schmunzler. Besonders gelungen sind die großen Actionszenen, etwa die „Schlacht an den Whiskeybergen“ im Sandsturm und das Finale mit Dutzenden von Wagen und Stuntmen – auch wenn letzteres von einem tragischen Unfall während der Dreharbeiten überschattet wurde.

Burt Lancaster gibt den stoischen Colonel Gearhart, Lee Remick spielt die kämpferische Frauenrechtlerin Cora Massingale. Beide liefern solide Leistungen, ebenso wie die Nebenrollen, etwa Donald Pleasence als Orakel Jones und Martin Landau als Indianerhäuptling. Die Figuren sind bewusst überzeichnet und bedienen Western-Klischees, doch gerade das macht ihren Reiz aus. Die unterschiedlichen Interessen der Parteien sorgen für reichlich Verwicklungen und treiben die Handlung voran.

Es wird ein großer Spaß und ich freue mich auf einen wunderbaren Vormittag mit Ihnen. Karten gibt es hier.

„Vierzig Wagen westwärts“ ist keine knallharte Western-Action, sondern eine liebevolle, ironische Parodie auf das Genre. Der Film lebt von seinen sympathischen Figuren, dem absurden Plot und dem gelungenen Spagat zwischen Action und Humor. Wer einen klassischen Western erwartet, wird enttäuscht sein – wer aber Spaß an einer selbstironischen, überdrehten Westernkomödie mit Starbesetzung hat, wird bestens unterhalten.

Buchtipp: Extrablatt von Michael Graeter

3. Januar 2013

Extrablatt

Klatsch gehört zu den Medien einfach dazu. Jeder Zeitungsmacher weiß um die richtige Mischung aus Klatsch, Sex, Gesundheit und Geld. Wer das richtige Verhältnis kennt, der hatte zumindest früher eine Goldgrube. Und der Klatschreporter schlechthin war für mich immer Michael Graeter.

Sein Buch und Autobiografie Extrablatt ist für mich ein Lehrbuch für angehende Klatschkolumnisten oder Dekolleté-Detektive wie sich Graeter selbst bezeichnet. Das Lesen des unterhaltsamen Buches war für mich wie eine Reise in die Vergangenheit. Graeter berichtet von seinen Anfängen als Volontär bei der Mindelheimer Zeitung. Richtig, im Lokaljournalismus lernte man das Schreiben, das Produzieren und Recherchieren. Immer wieder erinnerte mich die Ausführungen von Graeter an meine eigene Zeit bei der Lokalzeitung. Es war eine harte Schule, aber es hat unglaublich Spaß gemacht. Und das scheint es Graeter auch gemacht zu haben. Er wechselte dann zum Boulevard und durfte nach dem Verleger Curt Frenzl nun mit Werner Friedmann und Schreiberlegende Sigi Sommer zusammenarbeiten. Es war eine schöne Zeit, das liest man aus jeder Zeile heraus.

Die Münchner Zeit war auch die Vorlage für die Helmut Dietl-Serie Kir Royal, die ich damals im TV und später auf DVD verschlungen haben. In seinem Buch Extrablatt  berichtete Graeter viele schlüpfrige Details aus der Welt der Reichen und Schönen und begeht immer wieder Streifzüge in die Politik (soweit sie das Thema Klatsch betrifft). Vielleicht liegt darin auch ein Fehler des Buches: Es sind zu viele Namen, es ist eine Marathon der damaligen Größen. Auch wenn der eine oder andere in der Versenkung verschwunden ist, der Graeter-Stil ist gut zu lesen.

Graeter berichtet stolz in seinem Buch, dass er bei seinen Verträgen darauf achtete, dass ein Graeter nicht redigiert wird. Ja, aus seiner Sicht verstehe ich das. Dennoch kann ich aus meiner Erfahrung als Textchef für zahlreiche Publikationen sagen: Besser wäre es gewesen, wenn das Buch besser lektoriert gewesen wäre. Es schleichen sich einfach Fehler ein, die nicht sein müssten. Beispiel gefällig? So behauptet Graeter, dass der legendäre Steve McQueen zu Beginn seiner Karriere mit dem Film „Gesprengte Ketten“ in der Münchner Bavaria mit dem Regisseur Stanley Kubrick gearbeitet habe. Das ist definitiv falsch. Regisseur von „Gesprengte Ketten“ war John Sturges und nicht Kubrick. Der McQueen-Film wurde 1963 in Bayern gedreht. Kubrick drehte 1957 zum letzten Mal in München seinen Wege zum Ruhm. Solche Fehler müssen nicht sein. Wenn man aber solche Sachen bemerkt, wirft das kein gutes Licht auf das Buch. Könnte es vielleicht sein, dass die eine oder andere Geschichte auch nicht stimmt?

Viel erfahren wir von seiner Cafe-Kette „Extrablatt“. In der Leopoldstraße saß ich auch als Student und war von der Atmosphäre des französischen Cafes begeistert. Endlich erfahre ich die Hintergründe, wie es zu dem Cafe kam und warum die heutige Gattin von Christian Ude, die SPD-Stadträtin Edith von Welser, nie eine Freundin von Graeter wurde. Von seinen Knast-Erfahrungen und Problemen mit der bayerischen Justiz handelt das Buch ebenso.

Aber das Wichtigste sind für einen Journalisten doch die sieben W-Fragen: Wer, was, wann, wo, wie, wie und warum gemacht und welche Quelle haben wir. Die Quelle war immer Michael Graeter selbst, der sich in der Society wunderbar bewegt, die Durchwahlnummern seiner Kontakte hat. Herrlich, wie er das Verhältnis von Caroline mit Ernst August von Hannover aufdeckt. Und auch interessant zu lesen, wie Graeter so manchen Promi auf die Füße tritt und Verhältnisse aufdeckt, sei es Edmund Stoiber, Franz Beckenbauer usw. Endlich weiß ich die Graeter-Variante, warum der Stoiber nicht nach Berlin wollte/durfte.

Graeter ist auch ein Medienmensch. Er kopierte die Idee einer täglichen TV-Seite. Aber noch besser: Seine Idee, das Format Seitenblicke vom ORF in abgewandelter Form in die ARD vor der Tagesschau zu bringen, wäre revolutionierend gewesen. Stattdessen wählte die ARD einen Quatsch wie die Börse im Ersten. Dabei habe ich die Seitenblicke oder der bayerische Ableger Leo‘s Magazin mit Leo Lukoschik geliebt. Die Saat wurde damals von Graeter gelegt, die Ernte fahren aber andere ein. Heute haben wir Boulevard-Magazine wie Brisant, Leute heute oder private Ableger Exklusiv. Ich denke, ein Graeter hätte mehr daraus gemacht.

Und heute? Graeter ist noch immer im Geschäft. Allerdings haben sich die Zeiten für Journalisten geändert. Promis twittern selbst, Whistleblower verraten Geheimnisse. Eher halbherzig betreut Michael Greater einen WordPress-Blog. Es wäre viel Potenzial mit Klatsch auch im Web 2.0. Aber Graeter tut sich wohl mit Technik schwer, wie sich am fälschlichen Ausdruck Fotoshop in seinem Buch zeigt. Ein Extrablatt  im Web wäre ein interessanter Format, vielleicht wäre Michael Graeter der richtige Mann dafür.