Posts Tagged ‘Jeff Lynne’

Träumen und genießen: Den letzten Song der Beatles Now and Then

3. November 2023

Um 14:57 Uhr war es am 2. November bei mir soweit. Da aktualisierte sich die Apple Musik Bibliothek und ich konnte den letzten Song der Beatles Now and Then hören.

Meine Frau und ich lauschten dem Gesang von John Lennon andächtig, schweigsam und nachdenklich. Was für ein emotionales Erlebnis eine neue Aufnahme der Fab Four zu hören und was für ein schönes Lied. Mich hat Now and Then berührt. Die Vinyl-Single in Blau wird heute im Laufe des Tages eintreffen und ich werde ein Unoxing-Video nachschieben. Hier die schwarze Ausgabe.

Die Geschichte von Now and Then haben wir in den vergangenen Tages immer wieder gehört: Lennon wurde 1980 von dem Fanatiker Chapman erschossen. 1979 nahm er im Dakota diesen Song auf eine einfach Audiocassette auf. Yoko Ono gab 1994/5 diese Audiocassette an Paul McCartney weiter mit der Gesangsaufnahme von Lennon samt Klavier. Das lange Zeit mythologisierte John-Lennon-Demo wurde erstmals im Februar 1995 von Paul, George und Ringo im Rahmen des Projekts The Beatles Anthology bearbeitet, blieb aber unvollendet, unter anderem wegen der unmöglichen technischen Herausforderungen bei der Arbeit mit der Stimme, die John in den 1970er Jahren auf Band aufgenommen hatte. Das Band hat einfach gebrummt.

Der Ort des Mordes an John Lennon.
Der Ort des Mordes an John Lennon.


Die Rest-Beatles wollten diese letzte Aufnahme fertigstellen, zur baren Münze umwandeln und somit veröffentlichen, doch Produzent und Techniker Jeff Lynne (ELO) scheiterte technisch an der Aufnahme. Die Technik der Zeit war einfach noch nicht so ausgereift. Das Ding brummte einfach zu stark. Es konnten nur die Songs Free as a Bird und Real Love von der gleichen Kassette gerettet und veröffentlicht werden. Now and Then war unmöglich zu produzieren – Stimme und Klavier waren zu stark miteinander verwoben – und das Brummen.

Erst als Regisseur Peter Jackson sich an die Rekonstruktion von Get Back machte, war es technisch möglich Lennons Stimme und sein Klavier und das Brummen zu trennen. Die Stimme von John Lennon wurde isoliert und war durch KI-Technik glasklar. Machine Learning analysierte den Gang und optimierte ihn. Ein bedeutender Beweis für die positive Arbeit von KI-Technologie. Die Rest-Beatles, nunmehr nur noch Paul und Ringo, entschlossen sich 2022/3 nun doch Now and Then zu veröffentlichen. George Harrison war ja 2001 an Krebs verstorben – der Gitarrenpart von Now and Then basiert aber auf seinem Gitarrenspiel. Es wurde nun Streicher hinzugefügt, die allerdings nicht wussten, dass es sich um eine Beatles-Aufnahme handelte. Paul schummelte hier und erklärte den Musikern, dass es sich um ein neues Stück von ihm handelte – also strengste Geheimhaltung.

Und so läuft bei mir Now and Then in Endlosschleife – zugegeben mit Tränen in den Augen. Nach zig Mal hören fiel mir am Ende eine Stimme aus. Etwa bei 4:04 Minute. Nur ein Wort am Ende des Songs, ich glaube es klingt nach Ringo. Ein Vermächtnis? Ein Fehler? Ein Hinweis? Und ich muss mal in den entsprechenden Beatles Foren nachlesen.

Ich sitze auf dem Sofa und träume. Natürlich wird Now and Then die Musik nicht mehr revolutionieren. Es ist keine bahnbrechende Aufnahme, aber verdammt noch mal, es sind die Beatles. Was für eine geniale Band waren die Beatles doch gewesen. Danke an Yoko Ono, dass sie das Tape weitergegeben hat. Der letzte Beatles-Song und ich war dabei.

Persönlicher Nachruf auf Tom Petty

3. Oktober 2017

Meine einzige Picture Disc von Tom Petty.

Meine einzige Picture Disc von Tom Petty.

Das erste Mal, dass ich auf Tom Petty stieß war genau am 30. September 1987. Ich besuchte ein Bob Dylan Konzert im Rahmen seiner Temples in Flame-Tour in München und seine Begleitband war ein gewisser Tom Petty and the Heartbreakers. Trotz meiner Begeisterung für Dylan empfand ich diesen Typen mit seinem breiten Südstaatenaktzent für den besseren Stimmungsmacher. Dylan und Petty spielten abwechselnd und zusammen. Ich wurde zum Fan von Tom Petty und meine erste Schallplatte von ihm war Let Me Up (I’ve Had Enough).
Ich mochte seine Alben, besonders die frühen Alben wie
Southern Accents, Long After Dark, Pack Up The Plantation und vor allem Damn the Torpedos. Sein American Girl summte ich bei meinem ersten USA-Besuch. Tom Petty war für mich der geborene Rock‘n Roller in der Tradition der sechziger Jahre Bands. Und jetzt hörte ich, dass Charlie T. Jnr. und der spätere Muddy Wilbury verstarb. Beide Namen waren sein Pseudonym in den legendären Traveling Wilburys. Die Supergroup bestand aus George Harrison, Jeff Lynne, Roy Orbison, Tom Petty und Bob Dylan. Heute leben nur noch Lynne und Dylan von dieser Band. Die beiden Alben der imaginären Wilbury-Brüder sind absolute Klassiker und laufen bei mir immer wieder.
Die späteren Alben von Tom Petty waren finanziell erfolgreicher, aber mir persönlich von Jeff Lynne überproduziert: Full Moon Fever und Into the Great Wide Open. Ich kaufte noch ein paar Solo-Alben von Tom Petty, aber langsam verlor sich mein Interesse an dem Musiker. Mein musikalischer Geschmack hatte sich verändert, aber die alten Scheiben legte ich dann und wann noch auf.
Dann horchte ich wieder auf. Tom Petty kam schlagartig in mein musikalisches Bewusstsein zurück als er zusammen mit Teilen der Heartbreakers Aufnahmen mit Johnny Cash machten. Cash hat für mich einen ähnlichen Stellenwert wie Bob Dylan und die American Recordings-Aufnahmen gehören für mich zum musikalischen Erbe von America. Nach dem Tod von Cash wurde die fantastische Sammlung Unearthed auf den Markt gebracht, bei den Tom Petty und seine Kumpels mitgemischt haben. Cash singt sogar einige der Petty Songs.
Und was bleibt nach dem Tod von Tom Petty? Zum einen die Erkenntnis, dass 66 Jahre kein Alter ist, zum anderen, dass die Welt um einen grandiosen Musiker ärmer geworden ist.

Hier eine Auswahl meiner Tom Petty-Singles:

Verspäteter Happy Birthday-Gruß an Roy Orbison

26. April 2011

Roy Orbison wäre vor kurzem 75. Jahre alt geworden. Und als Reminiszenz für den alten Rock´n Roller höre ich ein paar Alben des Meisters durch. Er war einer der ganz großen im Rock´n Roll-Zirkus. Über ihn kam nur noch Elvis und Buddy Holly. Orbison spielte für mich in der Liga von Carl Perkins, Jerry Lee Lewis – allerdings ohne dessen Skandale. Orbison wirkte immer bescheiden. Vielleicht ließ er im Privaten die Sau raus, aber in meiner Erinnerung war er ein zurückhaltender Star ohne Starallüren. Und mit seiner schwarzen Sonnenbrille, die er seit 1963 trug, weil er seine Brille vergessen hat, sah er einfach saucool aus.

Ich lernte ihn musikalisch durch meinen Onkel kennen, der Rock´n Roller erster Güte war und mir Cash, Presley, das Sun-Label und die gute alte Zeit auf Vinyl näher gebracht hatte. Aus dem Radio kannte ich natürlich Pretty Woman, lange bevor es den Hurenfilm Pretty Woman gab. Ich startete mit ein paar Singles und Best-of-Alben. Roy Orbison blieb immer irgendwie im Ohr, kein Problem mit dieser Stimme. Mein Onkel schickte mir eine LP mit dem Titel Class of ’55, die in 1985 in den alten Sun Studios mit den alten Recken Cash, Perkins, Lewis und Orbison – ein schönes Album. 1988 kam dann die Hammerscheibe schlechthin: The Traveling Wilburys. Die Musiksuperstars Dylan, Petty, Harrison, Lynne und eben Orbison. Hier zeigte sich, welchen Status Orbison einnahm. Er und Dylan waren die musikalischen Größen der Scheibe, die heute als absoluter Klassiker gilt. Der Unterschied zwischen Dylans Bluesstimme und Orbisons Tenorstimme könnte nicht größer sein, wurde aber genial eingefangen. Dann starb Orbison mit 52. Jahren an Herzversagen. Er konnte den Erfolg seines veröffentlichten Solo-Albums Mystery Girl nicht mehr genießen. Das Album war von Jeff Lynne produziert und das Who-is-Who der Rockmusik wirkte mit. Es wurde ein Denkmal für einen großen Mann und dieses Album zeigt, weshalb Orbison in den Rock´n Roll Olymp aufgenommen wurde.