Ich stieß auf den Business-Knigge: Die besten Tipps für stilsicheres Auftreten durch eine Amazon-Empfehlung und besorgte mir die Kindle-Version. Nach der Lektüre bin ich zwiegespalten. Ich habe mich über oberlehrerhafte Tipps geärgert und ich habe dem Autor Kai Oppel immer wieder zugestimmt. Ich weiß nicht genau, was ich von den Buch mit seinen Ratschlägen halten soll? Vielleicht liegt es daran, dass mich meine Eltern gut erzogen haben und ich die meisten der vorgeschlagenen Ratschläge wusste, viele davon befolge. Aber wenn ich alle Regeln dieses Business-Knigges befolgen würde, wäre das Geschäftsleben total öde und steif. So manches Mal kam ich mir beim Lesen in die miefigen 50er Jahre versetzt.
Meine Eltern bekamen zur Hochzeit einen Ratgeber „1×1 des guten Tons“ geschenkt. Und viele Tipps des aktuellen Knigge-Buches aus dem Jahre 2007 kommen mir übernommen vor, aber nicht an die aktuelle Zeit angepasst. Wenn es mehr Leben und etwas mehr Spaß in der Geschäftswelt geben würde, dann müssten nicht alle herumlaufen, wie Banker und Versicherungstypen (und wir wissen ja, wie letztere Klientel die Sau rauslässt, wenn sie sich unbeobachtet fühlen).
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass dieses Buch wohl eher für die klassische Finanz- und Verwaltungsbranche geschrieben ist. Ich kenne genug andere Branchen, in denen es lockerer und farbenfroher zugeht und wo so ein Buch mit diesen Tipps nur Kopfschütteln hervorbringen würde. Nein, die Welt ist bunter und das ist gut so.
Aber dennoch empfehle ich das Buch Business-Knigge: Die besten Tipps für stilsicheres Auftreten, dass manches Mal deutlich ausführlicher sein könnte. Gerade vielen jungen Kollegen könnten sich ein paar Tipps abschauen, sei es in Modefragen (Tennissocken oder Flip-Flops im Geschäftsalltag), sei es vor allem im Umgang im ÖPNV und Tischsitten. Etwas mehr Stil könnte der Umgang mit Kollegen manchmal schon vertragen. Auch eine Einschränkung: Dieses Buch ist nur für den Umgang in Deutschland mit Deutschen geeignet. In Zeiten der interkulturellen Kommunikation gehört der Knigge dann doch ins 18. Jahrhundert der Nationalstaaten.

