Seit mehreren Jahren gebe ich intensiv Seminare zum Thema Medienkompetenz. In Bayern und Deutschland bin ich mit meinen Vorträgen unterwegs und bin als digitaler Nomade eine Art Reiseführer ins Neuland. Ich habe Erfolg und es macht Spaß. Aber wenn ich mir die neuen Ergebnisse von TNS Infratest ansehen, komme ich zu zwei Ergebnissen:
1) Das negative Ergebnis: Meine Schulungen und Seminare sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie überzeugen zwar meine Kunden, aber gesamtgesellschaftlich gesehen, hat es kaum Impact.
2) Das positive Ergebnis: Es besteht ein großer Bedarf über meine Schulungen zur Medienkompetenz. Es gibt noch genügend Leute, für die technische Themen noch wirkliches Neuland sind und die einen Reiseführer wie mich benötigen.
Da für mich das Glas immer halb voll statt halb leer ist, nehme ich die zweite Schlussfolgerung. Der Realität muss ich ins Auge sehen und den Markt angehen. Digitale Begriffe wie Wearables, mCommerce oder auch das Internet der Dinge sind den Bundesbürgern weitgehend unbekannt. 80 Prozent und mehr wissen nicht, worum es sich bei diesen Begriffen handelt. Auch die häufiger im Sprachgebrauch oder in den Medien zu hörenden Begriffe wie Big Data oder Industrie 4.0 sind drei Viertel der Bundesbürger kein Begriff. Insgesamt 14 Begriffe aus der digitalen Welt haben die EMNIDbusse exklusiv für das Magazin für Media-, Markt- und Werbeforschung Research & Results bevölkerungsrepräsentativ telefonisch zwischen dem 14. und 16. Januar abgefragt. 1.003 Personen antworteten auf die Frage, welche der aus dem täglichen Sprachgebrauch ausgewählten Begriffe unbekannt, zumindest dem Namen nach bekannt sind oder kurz inhaltlich beschrieben werden können.
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahre – Onliner wie Offliner – gibt es keinen bei nahezu allen Bundesbürgern auch nur bekannten Begriff. Wenn es um die genauere Vorstellung geht, so trauen sich nur wenige zu, einzelne Begriffe zu beschreiben. Am ehesten ist dies noch bei Begriffen wie Social Media (38 Prozent), Smart Home (25 Prozent) und Mobile Payment (24 Prozent) der Fall. Für insgesamt sieben der 14 Begriffe liegen die Werte unter zehn Prozent.
Der „durchschnittliche Bundesbürger“ kann also nur zu zwei der 14 Begriffe eine nähere Beschreibung abgeben. Es überrascht nicht, dass dieser Wert bei den unter 30-Jährigen mit durchschnittlich 4,1 Begriffen deutlich höher ist und bei den über 60-Jährigen mit durchschnittlich 0,6 Begriffen sehr gering. Selbst für die „digitale Generation“ der unter 30-Jährigen haben 8 der 14 Begriffe 50 – zum Teil über 70 Prozent noch nie gehört. Mit einer Ausnahme: Social Media ist bekannt und beschreibbar.
Daher auf geht es zur nächsten Medienkompetenz-Schulung. Ich freue mich, meine Teilnehmer ins Neuland zu begleiten und sich zurecht zu finden.
Bei mir hat das Buch OutofOffice einiges in Bewegung gebracht.
Nachdem ich auf der republica 15 #rp15 immer wieder mit dem Thema #OutofOffice konfrontiert wurde, freut es mich als digitaler Nomade, dass das Thema langsam gesellschaftsfähig wird. Ausgehend von dem lesenswerten Buch von Out of Office der beiden deutschen Microsoft-Manager Elke Frank und Thorsten Hübschen stelle ich fest: Die Arbeitswelt bewegt sich. Kernthese des Buches ist, eine Neuerfindung der Arbeit. Das Zusammenspiel von Arbeit und Leben wird durch die Digitalisierung verändert. Das Buch Out of Office selbst werde ich später einmal besprechen.
Immer wieder führe ich Gespräche zum Thema Arbeiten außerhalb des Büros, diskutiere Thesen in meinen Seminaren und frage mich selbst: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?
Während ich diese Zeilen der Siri ins MacBook diktiere, sitze ich im Garten. Als Freiberufler habe ich es mir im Garten unter Apfelbäumen bequem gemacht – das WLAN reicht bis zu den Apfelbäumen, die notwendigen Schatten spenden.
Auf der #rp15 habe ich das Thema #OutofOffice auf Einladung von Mircosoft ausprobiert. Einige Journalisten, Blogger und Freunde des Hauses wurden zu einer Tour durch Berlin eingeladen. Ich wurde auf der #rp15 abgeholt und zum Veranstaltungsort gebracht.
Sehr freundlich wurde ich von einer MS-Mitarbeiterin empfangen.
Start war ein künstlicher Strand und weiter ging es mit einer Velo-Tour durch Berlin. Das hat mir als digitaler Nomade natürlich gefallen und ich hab die Tour gleich mal gefilmt – also unterwegs gearbeitet.
GoPro bei der Velo-Tour
Was sich bei mir im Kleinen bewegt, passiert auch in der bundesdeutschen Gesellschaft. Interessiert lese ich Aussagen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die deutsche Industrie und die Gewerkschaft IG Metall haben sich für flexiblere Arbeitszeitmodelle ausgesprochen. Der Präsident des Bundesverbandes der Industrie, Ulrich Grillo, sagte, künftig werde Arbeit verstärkt auch von Zuhause geleistet. Er betonte, die Chancen der Digitalisierung dürften nicht durch staatliche Überregulierung wieder kaputt gemacht werden. Die Unternehmen müssten flexibel sein, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Auch unterwegs konnte ich arbeiten – hier bei einer Einladung von MS.
Der Vorsitzende der IG-Metall, Detlef Wetzel, forderte einen Zukunftspakt zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern mit neuen Regeln. Wenn die Firmen immer mehr Flexibilität erwarteten, müssten die Beschäftigten das Recht haben, souverän mit ihrer Arbeitszeit umzugehen, so Wetzel. Die künftige Arbeitswelt dürfe nicht dazu führen, dass nur noch wenige Menschen die neuen Anforderungen bewältigen könnten. Interessant ist, dass ich bei einem Seminar mit Betriebsräten vor kurzem auf eine absolute Offenheit für das Thema Zukunft der Arbeit stieß.
Vor etwas längerer Zeit hat das Thema Digitalisierung und Mittelstand auch Wirtschaftsminister Gabriel auf der Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse IHM angesprochen. Er erwähnte den Mittelstand, den Anschluss nicht zu verlieren. Ich sehe hier eine Spaltung des Mittelstandes: Wir haben Unternehmer, die die Digitalisierung voll begriffen haben und welche, die sie ablehnen. Schlagworte wie Industrie 4.0 höre ich immer wieder und in meinen Seminaren nähere ich mich dem Thema. Aber es gibt noch viel zu tun.
Deutschlands digitale Wirtschaft bleibt laut Monitoring-Report Digitale Wirtschaft auch in 2014 im 15-Länder-Vergleich auf einem guten fünften Platz. Der Report, den TNS Infratest und das ZEW im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) fortlaufend erstellen, beleuchtet die Leistungsfähigkeit der IKT-Branche und der Internetwirtschaft durch die Analyse der Märkte, der infrastrukturellen Voraussetzungen und der Nutzung neuer Technologien und Dienste. Der Standort Deutschland erreicht bei der global vergleichenden Bewertung seiner Leistungsfähigkeit 47 von 100 möglichen Punkten.
Unangefochtener Spitzenreiter im 15-Länder-Vergleich sind die USA mit 81 Punkten, gefolgt von Südkorea mit 54 Punkten. Großbritannien kann sich in einigen zentralen Bereichen verbessern und belegt, gemeinsam mit Japan, Platz drei (jeweils 53 Indexpunkte). Ab dem fünften Rang stellt sich das Feld dicht gedrängt dar. Zwischen Deutschland, als erstem der Verfolgergruppe, auf Platz fünf und Frankreich auf Rang elf liegen nur drei Indexpunkte.
Markt: Deutschland nach IKT-Umsätzen auf Platz vier
Deutschland ist zusammen mit Großbritannien die viertgrößte IKT-Nation weltweit. In der Bundesrepublik werden 4,3 Prozent der weltweiten IKT-Umsätze erwirtschaftet. Allerdings gehen die Umsätze mit Telekommunikation im Gegensatz zum globalen Trend weiter zurück. So sanken die Ausgaben für diesen Bereich im Jahr 2013 um ein Prozent. Für 2014 und 2015 ist mit einem weiteren Rückgang von voraussichtlich jeweils 0,4 Prozent zu rechnen.
Infrastruktur: Netzgeschwindigkeiten ausbauen
Der Standort Deutschland verfügt über eine gut entwickelte technische Infrastruktur und erreicht einen soliden sechsten Platz im internationalen Vergleich. Der Standort stabilisiert sich bei der Breitbandpenetration in der Bevölkerung mit 34,6 Prozent. Allerdings bleibt die Geschwindigkeit der Netze weiter das zentrale Thema, denn gemessen an der Verbreitung von superschnellen Glasfaseranschlüssen hinkt Deutschland deutlich hinterher. Mit einer Glasfaser-Quote von lediglich einem Prozent liegt Deutschland weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der europäischen Länder.
Nutzung: Verbesserte Akzeptanz von neuen Technologien und Anwendungen
Bei der Analyse der Nutzung, also des Einsatzes neuer Technologien und Anwendungen durch die Bürger, Unternehmen und Verwaltungen, kann sich Deutschland um einen Rang verbessern und ist nun fünftstärkste Nation im Ranking. Vor allem bei der Nutzung von E-Commerce und beim Musik-Download konnte sich Deutschland im internationalen Vergleich gut positionieren. So kaufen in Deutschland 32 Prozent der Internetnutzer mindestens einmal wöchentlich online ein (Rang 5) und jeder Deutsche lädt durchschnittlich zwei Musiktitel im Jahr aus dem Netz (Rang 3).
Handlungsfelder Digitalisierung und Innovation
Für Experten der Digitalen Wirtschaft sind die wichtigsten Themen für den Standort Deutschland die Digitalisierung der klassischen Wirtschaftszweige sowie Innovationen durch Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Digitalisierung in den volkswirtschaftlich bedeutsamen deutschen Traditionsbranchen schreitet immer weiter voran. Die wichtigsten Themen hierbei sind aus Expertensicht die Digitalisierung der Produktion (Industrie 4.0) sowie die systematischen Digitalisierung und Vernetzung in den Sektoren Energie, Gesundheit, Bildung, Verkehr und Verwaltung. Deutschland sollte dabei Wert auf seine digitale und technologische Souveränität legen, um stets in der Lage zu sein, eigene moderne Systeme entwickeln zu können. Mit Blick auf eine breite Akzeptanz der digitalen Transformation bei Bürgern und Anwendern ist nach Expertenauffassung die Gewährleistung eines hohen IT-Sicherheitsniveaus elementar.
Wertschöpfende Innovationen entstehen heute längst nicht mehr nur durch reine technologische Entwicklungen. Vielmehr geht es um Prozessinnovationen und um die Kombination von neuen Technologien mit bekannten Komponenten. Hierbei bieten sich aus Expertensicht besondere Chancen für den deutschen Mittelstand. Auch die Unterstützung junger Unternehmen und von Gründerinnen und Gründern ist zentral für die Innovationsfähigkeit der Digitalen Wirtschaft in Deutschland.