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Ich bin genervt vom Papierkram beim Arzt

5. November 2024

Wer älter wird oder ältere Angehörige hat, die zum Arzt müssen kennt das Leid. Der ewige Papierkram und die katastrophale Digitalisierung des Gesundheitswesens. Der Datenschutz wird wie eine Monstranz vor sich her getragen und sich immer wieder dahinter versteckt. Bloß keine Veränderung.

In den vergangenen Wochen gab ich mehrere Beispiele von digitaler Inkompetenz in diesem Land erlebt. Ein Familienangehöriger von mir ist schwer krank, und wir müssen zu Facharzt zu Facharzt. Die Papierüberweisung stellt natürlich der Hausarzt aus. Und bei jedem Facharzt finden wir zeitige Fragebögen aus, im Grunde immer den gleichen, den dann eine Assistenz händisch ins System übertragen muss. Im Grunde muss ich diesen Fragebogen ausfüllen, weil mein Familienangehöriger ist alleine schon gar nicht mehr schafft oder falsche Angaben einträgt. Natürlich habe ich immer den aktuellen Medikamentenplan am Mann sowie die aktuellen Laborwerte. Letzteren wird natürlich nicht geglaubt und der jeweilige Arzt fertigt noch mal neue Laborwerte an, kostet ja nur Unsummen im Gesundheitswesen. Aber alle wollen schließlich mit verdienen.

Und dann haben wir noch dieses elende Fax. Natürlich dürfen aus Datenschutzgründen die Laborwerte nicht digital per E-Mail versendet werden. Aber Brieftaube oder etwas moderner, das Faxgerät sind zugelassen. Als ich beim Arzt das Thema verschlüsselte E-Mails ansprach, wiegelte man ab. Datenschutz, Datenschutz, Datenschutz. Besser beim Faxgerät bleiben. Vielleicht landet das Fax aber im Eingangskorb oder Eingang Postfach, zudem mehre Menschen Zugriff haben. Das geht dann aber wieder.

Noch besser ist es aber, persönlich vorbeizuschauen Stunde und Stunde im Wartezimmer zu verbringen, für irgendwelche Zettel, Überweisungen und Rezepte. Zeit fällt ja vom Himmel und irgendwann habe ich auch alle Zeitschriften im Wartezimmer ausgelesen, die mich sowieso nicht interessieren. Ich wollte ja nur den blöden Zettel.

Die elektronische Patientenakte begrüße ich ausdrücklich. Wenn das System läuft wird es mein Leben und das meiner Familie leichter machen.
Die Zustimmung zu wesentlichen Elementen der Digitalisierung im Gesundheitswesen lässt nach, wie eine aktuelle Befragung von Deloitte zeigt. So geben 67 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher an, sie würden der elektronischen Patientenakte (ePA) wahrscheinlich oder bestimmt nicht widersprechen. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr (2023: 72%).

Skepsis steigt
Der Anteil derer, die der elektronischen Patientenakte skeptisch gegenüberstehen, ist leicht gestiegen. Ein Drittel der Befragten (33%) will wahrscheinlich oder bestimmt von seiner Opt-out-Option Gebrauch machen und der automatischen Einführung der ePA durch die Krankenkasse widersprechen. Bis Ende 2025 soll die digitale Patientenakte von 80 Prozent der Versicherten genutzt werden, so das Ziel des Bundesgesundheitsministeriums.

Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1000 Verbrauchern im August 2024. Bereits 2023 hatte Deloitte eine vergleichbare Befragung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen durchgeführt.

Zweifel am Zusatznutzen
Insbesondere bei den Jüngeren wächst die Skepsis. Waren im vergangenen Jahr noch 45 Prozent der 18- bis 24-Jährigen der Meinung, dass sie der ePA-Nutzung wahrscheinlich oder bestimmt nicht widersprechen würden, so sind aktuell nur noch 37 Prozent dieser Ansicht.

Über alle Altersklassen hinweg beruht die Skepsis vor allem auf Sorgen um die Datensicherheit und dem unklaren Zusatznutzen. 58 Prozent der Befragten befürchten, dass ihre Daten nicht ausreichend sicher sind. Etwa genauso viele (55%) haben Zweifel am Zusatznutzen und nennen dies als Grund für ihre ablehnende Haltung.

Doch das Bild ist nicht einheitlich. Die meisten Verbraucher sind sich bewusst, dass Gesundheitsdaten einen erheblichen Mehrwert in der Forschung sowie der Entwicklung von personalisierten Behandlungsmethoden haben. 83 Prozent der Befragten sehen grundsätzlich einen Vorteil in der Nutzung von Gesundheitsdaten. Konkret erhoffen sich 60 Prozent eine bessere Versorgung; 44 Prozent erwarten geringere Beiträge zur Krankenversicherung (Mehrfachnennungen möglich). Doch die Bereitschaft, eigene Daten beizutragen, ist gering. Lediglich 47 Prozent bezeichnen sich selbst als offen oder sehr offen für das Teilen ihrer Gesundheitsdaten.

Meine ersten Erfahrungen mit dem eRezept

13. Januar 2024

Das eRezept ist auch bei mir angekommen. Ich bin diese Woche wegen Rezepte zu meiner Hausärztin gegangen und stellte eine Änderung fest: Das eRezept ist auch bei uns in der Provinz angekommen und ich habe noch nicht ganz entschieden, was ich davon halten soll.

Als digitaler Nomade freue ich mich über die Digitalisierung und den Wegfall der Zettelwirtschaft. Aber die ganze Sache muss ich erst einspielen. Ich bin also zu meiner Hausärztin marschiert, weil ich Nachschub an Medikamenten brauchte. Die freundliche medizinische Fachangestellte klärte mich über die Neuerung des eRezepts auf. Ich hab meine Wünsche nach meinen Wunschdrogen bei ihr abgegeben, sie überprüfte die Wunschliste und gab mir meine Versichertenkarte zurück. Kein Ausdruck mehr, den meine Hausärztin unterschreiben muss. Keine Warterei im Wartezimmer mehr, bis Frau Doktor aus ihren Behandlungsräumen dann die Theke der MFA vorbeiging, um mein Rezept zu unterschreiben und gegebenenfalls mit mir über die eine oder andere Dosierung zu sprechen. Letzteres hab ich immer gerne gemacht, denn im Gespräch bleiben ist wichtig.

Ich bekomm meine Versichertenkarte also wieder und kann nun in die Apotheke meines Vertrauens gehen und gebe dort wieder meine Karte ab und bekomme – soweit vorrätig – meine Medikamente. Allerdings rät mir die freundliche MFA zwischen Doktorbesuch und Apothekenbesuch rund zwei Stunden zu warten. Das hat zwei Gründe. Während meine Hausärztin früher im Vorbeigehen, die Unterschrift erledigt hat, muss sie jetzt in ihren Rechner, immerhin ein iMac, schauen und meinen Rezeptwunsch freigeben und bestätigen. Das kann dauern, denn die Hausarztpraxis ist in der Regel ziemlich voll und die Patienten drängen herein und so kann die Freigabe ein wenig dauern. Das verlangt in der Praxis einen anderen Workflow.

Und zum anderen scheinen die Server des eRezepts überlastet zu sein, daher die empfohlene Wartezeit. Die Server müssen die Aufträge abarbeiten und dies scheint zu dauern. Das seit Anfang 2024 breit vorgesehene eRezept ist nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein mit großen Startschwierigkeiten verbunden. Jedes fünfte vorgelegte eRezept verursachte laut einer Verbandsumfrage in den ersten Tagen erhebliche Probleme bei der zügigen Versorgung der Patienten, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Thomas Preis, der Nachrichtenagentur dpa.
Bisher konnte ich mit meinem Papierrezept in die Apotheke gehen, die oftmals auch im Gebäude meines Arztes untergebracht war. Ich habe gehört, dass es oft eine Symbiose zwischen Arzt und Apotheke gab. Das ist jetzt vorbei. Ich warte nicht bis zu zwei Stunden, damit ich mein Rezept bei der Apotheke im Gebäude meines Arztes einlösen kann. Mit dem Gedanken an eine Online-Apotheke freunde ich mich immer mehr an, zum Nachteil der lokalen Apotheke am Ort.

Seit 1. Januar 2024 sind Vertragsärzte verpflichtet, für verschreibungspflichtige Arzneimittel eRezepte auszustellen. Zur Einlösung haben Versicherte drei Optionen: per App, Papierausdruck oder mit ihrer Krankenkassenkarte. Über 80 Prozent der eRezepte wurden laut Umfrage über die elektronische Krankenkassenkarte eingelöst, 18 Prozent erfolgten mit Papierausdruck. Die Gematik-App sei in 1 Prozent der vorgelegten eRezept-Fälle genutzt worden. Ich werde mir mal die App laden und beim nächsten Besuch ausprobieren. Da ich für Familienmitglieder Medikamente besorgen muss, scheint dies mir eine sinnvolle Lösung.