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Hitler Tagebücher komplett veröffentlicht

25. Februar 2023

Die braune Vergangenheit verkauft sich noch immer bestens. Kaum eine Woche in der Hitler und seine Mischpoke nicht durch die Gazetten getrieben werden oder dass eine mehr oder weniger marktschreierische Sendung in der Glotze läuft: Hitlers Hund, Hitlers Wohnung, Hitlers Autos. Das war so und es ist so. Die Faszination am absoluten Bösen ist allgegenwärtig.

Als Jugendlicher entsetzten mich die gefälschten Hitler-Tagebücher vom Stern und als junger Erwachsener blieb mir das Lachen im Halse bei Schtonk! von Helmut Dietl stecken. Als junger Journalist versuchte ich den Hype um diese Hitler Tagebücher zu verstehen. Wegweisend halte ich das Buch Der Skandal um die Hitler-Tagebücher von Michael Seufert.

Michael Seufert war zum Zeitpunkt des Skandals Redakteur beim STERN und kennt alle Beteiligten. Schonungslos und detailliert berichtet er, warum ausgerechnet im Fall Hitler-Tagebücher alle normalen Kontrollmechanismen beim Stern versagten. Dieses Buch ist die persönliche und spannende Aufarbeitung einer wahren Geschichte, die vor allem von Machtgelüsten, Geheimhaltungswahn und Karrieren, von Blindheit und der Gier nach dem großen Geld handelt.

Ausgezeichnet gemacht war die Podcast-Reihe Faking Hitler vom Stern. Aber ich war neugierig und wollte einmal gerne einen Blick in die Fälschungen werfen. Und nun ist es soweit: Nach 40 Jahren wurden die gefälschten Hitler-Tagebücher veröffentlicht. Der NDR veröffentlicht die gefälschten Hitler-Tagebücher von 1983 in einer kritischen Ausgabe mit wissenschaftlichen Kommentierungen des Historikers Professor Hajo Funke von der FU Berlin.

Dem NDR ist es gelungen, die kompletten 60 Bände der „Hitler-Tagebücher“ lesbar und auch recherchierbar zu machen. Mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz konnte die gefälschte Handschrift Hitlers in ein Transkript übersetzt werden. Damit wird erstmals in vollem Umfang deutlich, in welcher Absicht die Fälschungen verfasst wurden und wie der Stern bereit war, die NS-Geschichte neu zu deuten und zu verharmlosen. Diese sind unter ndr.de/hitlertagebuecher abrufbar. Die Suche ist hier zu finden.

Für den Historiker Prof. Hajo Funke von der FU Berlin, der für den NDR die „Tagebücher“ gelesen und das Projekt wissenschaftlich begleitet hat, ein klarer Akt von Geschichtsfälschung: „Diese Tagebücher sind Ausdruck von Holocaustleugnung. Das ist eindeutig. Sie wollten Hitler von den schlimmsten Verbrechen der Nazis freisprechen“, so Funke in einer Pressemitteilung des NDR. Die Historikerin Heike Görtemaker, die ebenfalls Teil des wissenschaftlichen Beirats war, unterstreicht die massive historische Umdeutung. „Der fiktive Hitler hat mit nationalsozialistischen Gewaltverbrechen nichts zu tun. Er ist sogar derjenige, der versucht, andere seiner Parteigenossen im Zaum zu halten“, so Görtemaker. „Kujau erfindet hier eine positive Hitlerfigur.“

Nach der Veröffentlichung im Netz verbrachte ich einen Tag mit dem Lesen des wirren Zeugs von Fälscher Konrad Kujau. Hitler wusste angeblich nichts vom Holocaust. Das ist die zentrale Erzählung der gefälschten „Hitler-Tagebücher“, die der NDR nach 40 Jahren zum ersten Mal vollständig auswerten konnte. Bislang heute liegen die Originalbände der „Tagebücher“ gesperrt im Safe bei Gruner + Jahr. Dem Projekt des NDR liegen Kopien der Tagebücher zugrunde.

An zahlreichen Stellen erzählt die Fälschung, die der Stern 1983 Zug um Zug als historische Wahrheit veröffentlichen wollte, wie sich ein vermeintlicher Hitler um eine wohlwollende Lösung für die Juden einsetzt. So schreibt der vermeintliche Hitler am 31. Juli 1941, man solle die Juden zur schnellen Auswanderung bewegen oder ihnen „einen sicheren Landstrich in den besetzten Gebieten suchen, wo sie sich selbst ernähren und verwalten können.“ Zu diesem Zeitpunkt war der Holocaust längst von den Nazis radikal entfesselt. Damit wird deutlich, was der Stern 1983 damit meinte, „die Geschichte des Dritten Reiches wird in großen Teilen neu geschrieben werden müssen.“

Wie böswillig die Tagebücher arbeiten, zeigt der Eintrag vom 20. Januar 1942, an dem die Wannsee-Konferenz stattfand, bei der die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas zur Vernichtung organisiert wurde. Sogar an diesem Tag zeichnet der vermeintliche Hitler ein vollkommen verzerrtes Geschichtsbild: „Erwarte die Meldungen der Konferenz über die Judenfrage. Wir müssen unbedingt einen Platz im Osten finden, wo sich diese Juden selbst ernähren können.“ Diese historische Holocaustfälschung zieht sich in den Tagebüchern über viele Jahre. Hier Zitate vom NDR:

5.2.1942: „Hake nochmals nach, wo nur die ganzen Juden hin sollen. Glaube, darum soll ich mich auch noch kümmern.“
18.2.1942: „Was wird nur mit den Juden. Keiner will sie haben.“
21.5.1942: „Möchte nur wissen, wie weit Himmler mit dem Judenproblem ist.“
29.11.1942: „Wir kommen nicht weiter mit dem Judenproblem. Keiner will sie haben, selbst unbesiedeltes Gebiet stellt man uns für die Umsiedelung nicht zur Verfügung.“
23.5.1943: „Sorge macht mir unser Judenproblem. Nach den mir vorliegenden neuesten Meldungen will sie keiner haben.“
11.1.1945: „Nun sehe ich das ich mit den Juden viel zu human umgegangen bin.“

Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz konnten die Fälschungen erstmals auch vollständig nach Schlagworten durchsucht werden. Dabei zeigt sich, dass alle Begriffe des Holocaust nicht vorkommen. Schlagwörter wie „Endlösung“, „Gaskammer“ oder Hinweise auf die Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor, Majdanek oder Treblinka fehlen vollständig.

Doch wie ist die „Holocaust-Fälschung“ in die Tagebücher gekommen? Wie die neuen Recherchen belegen, war der Fälscher der „Hitler-Tagebücher“, Konrad Kujau, tiefer in ein neonazistisches Umfeld verstrickt als bislang bekannt. So hatte Kujau bis in die frühen 80er-Jahre hinein Kontakte zum Umfeld des Neonazi-Führers Michael Kühnen, der Leiter der später verbotenen Aktionsfront Nationaler Aktivisten (ANS) war. Kujau war offenbar eng verbunden mit dem Pressesprecher Kühnens, Lothar Zaulich, mit dem er gemeinsam in den 70er-Jahren Hitlerfälschungen verkaufte. So erstellte Zaulich Reproduktionen von Hitler-Portraits und brachte Kujau bei, wie man sie mit gefälschten Hitler-Unterschriften versieht.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelte gegen Zaulich von Oktober 1983 bis März 1984, weil er im Verdacht stand, Kujau bei der Herstellung und dem Verkauf seiner Fälschungen unterstützt zu haben. In den Verhören nach dem Stern-Skandal berichtete Zaulich, dass seine Zusammenarbeit mit Kujau mit einer Diskussion darüber begann, wie einfach es sei, historische Dokumente zu fälschen – Zaulichs Beispiel dafür war die angebliche „Vergasungslüge“ der Alliierten. Eine direkte Teilnahme Zaulichs an der Fälschung der „Hitler-Tagebücher“ konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Bei der Durchsuchung von Zaulichs Wohnung am 13. Oktober 1983 fand die Polizei allerdings weitere Hinweise auf eine enge Zusammenarbeit, etwa ein professionelles Fotolabor, eine Werkstatt zur Herstellung von Reproduktionen und Das Buch der NSDAP von 1934 mit „fertigen Bildelementen von bekannten Kujau-Fälschungen“. Eine andere Quelle bestätigt, wie Kujau und Zaulich die Hitler-Handschrift perfektionierten. So sollen sie aus historischen Dokumenten die Unterschrift Hitlers abfotografiert haben, um sie auf weißes Papier zu projizieren. „Mittels dieser Projektionen übte dann der spätere Hitlertagebuchfälscher Konrad Kujau das Autogramm Hitlers stundenlang, bis er es mit äußerster Präzision in jeder Lebenslage aus dem Handgelenk schreiben konnte“, beschreibt es später der Neonazi und Kühnen-Vize Thomas Brehl in seiner Autobiographie. „Weder Michael Kühnen noch ich verstanden es damals, dass die Verstrickung des Pressechefs der neonazistischen ANS/NA in die Stern-Affäre von den Behörden, zumindest aber von den Medien totgeschwiegen wurde“, so Brehl.
Der Stern äußert sich auf Anfrage nicht zu den neuen Recherchen des NDR, so der NDR in einer Pressemitteilung. Man betont lediglich, dass man die Originale der Tagebücher nie für die Öffentlichkeit freigegeben habe, um „Missbrauch zu verhindern“. Eine 2013 vom Stern zugesagte Freigabe der Originale an das Bundesarchiv ist bis heute nicht erfolgt.

Tag der Handschrift – wie schreibt ihr?

23. Januar 2019

Heute ist der Tag der Handschrift. Zu was es nicht alles einen Gedenktag gibt! Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich eine Sauklaue als Handschrift. Ich kann meine Schrift lesen, aber meine Umwelt tun sich schwer. Wenn ich mich wirklich bemühe, dann ist meine Handschrift lesbar, aber nicht zu vergleichen mit der Handschrift von K2. Das Kind übt sich in Kalligrafie und ich bin beeindruckt, wie sich das Kind grafisch ausdrücken kann. Da ist ein Gefühl von Typografie vorhanden. 

Bei einem Seminar habe ich eine Schülerin getroffen, die Bullet-Journale anfertigt. Wunderschöne Handschrift.

Und dennoch: Ich liebe es mit dem Bleistift oder mit dem Füller zu schreiben, auch wenn es kaum einer lesen kann. Vor allem weiche Bleistifte haben es mir angetan. Damit mache ich meine Notizen oder Mindmaps. Zudem habe ich eine Reihe von Füllern in Gebrauch. Je nach Anwendung wähle ich aus einer Füllersammlung aus. Mein Lieblingsfüller ist ein Montblanc aus der Poe-Serie, der nur zum Unterschreiben verwendet wird. Einmal habe ich K2 erwischt als K2 mit dem Montblanc malen wollte. Das Kind hat den Füller vom Schreibtisch stibitz und wollte gerade ansetzen, als ich in den Raum betrat und den Spuk ein Ende setzte. Irgendwann werde ich noch einen Alfred Hitchcock-Füller aus der Montblanc-Reihe kaufen. Der gefällt mir wirklich gut. In London habe ich mir die Beatles-Variante von Montblanc näher angesehen – ein schönes Stück. 

 

Eine Augenweide - der Beatles Füller von Montblanc.

Eine Augenweide – der Beatles Füller von Montblanc.

Immer wieder erwerbe ich neue Füller. Vor kurzem bei uns am Dorf bei der Aktion Weihnachtszauber. Dort erwarb ich einen handgedrechselten Holzfüller bei Alois Steidele. 

Mach mal den John Hancock

Kommen wir zurück zum heutigen Tag der Handschrift. Er geht zurück auf den Geburtstags von John Hancock. Hancock war der dritte US-Präsident und unterzeichnete die Unabhängigkeitsurkunde mit schwungvoller Unterschrift. Sie misst ganze 13 Zentimeter und ist damit in den USA das Synonym für Unterschrift. US-Freunde sagen zu mir, wenn ich unterschreiben soll: „Please, put your John Hancock here!“

Digitalisierte Handschrift

Ich stelle aber auch fest, dass die Digitalisierung bei mir einzieht. Postkarten schreibe ich nicht mehr, Briefe entstehen am Mac und werden nach dem Ausdruck handschriftlich unterschrieben. Der letzte handschriftliche Brief war wohl ein Liebesbrief an meine Frau. 

Heute nutze ich stark den Rechner und mobile Endgeräte wie Tablet und iPhone. Dort diktiere ich viel. Die Spracherkennung wird immer besser. Und ich greife beim iPad Pro immer wieder zum digitalen Stift, Apple Pencil genannt. Im Moment bin ich bei der zweiten Generation des Apple Pencils angelangt. Da ist ein deutlicher Sprung nach vorne festzustellen. Meine wichtigste App ist Notability, die ich für Handschriften empfehlen kann.