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Filmkritik zu Halloween Ends

17. Oktober 2022

Michael Myers hat ein Ende gefunden – zumindest in diesem Dreiteiler, der nach Halloween, Halloween Kills und nun mit Halloween Ends einen Abschluss gesetzt hat. Nach der Blutorgie des zweiten Teils, kommt in dritten Teil ein wenig mehr Story ins Kino, aber der Zuschauer bekommt im dritten Drittel gewohnt deftige Kost. Aber wenn ich ehrlich bin, hat mich der Film trotz zahlreicher Anspielungen enttäuscht. So etwas habe ich nicht erwartet, als ich mich in den Sessel meines Lieblingskinos des Scala-Kinos in Fürstenfeldbruck am Premierentag niederließ.

Halloween steht für mich als Synonym für Slasher, für psychische und physische Brutalität, für das pure Böse und für gelungene Horrorunterhaltung. Das alles erfüllt Halloween Ends nur bedingt.

Achtung Spoiler – weiterlesen auf eigene Gefahr.

Fangen wir mit dem Positiven von Halloween Ends an. Es ist vorbei. Nach drei Teilen wird Michael Myers vernichtet, klein gehäckselt, so dass nur noch die Maske übrig bleibt. Die letzten 20 Minuten des Films machten mir Spaß, lösten sie doch das Versprechen der vergangenen beiden Vorgänger ein. Hart, brutal und voller Anspielungen – gut Michael, dass du wieder da bist und deine Pflicht erfüllst.

Wunderbar ist Jamie Lee Curtis anzusehen. Diese Frau beherrscht die Szene, bringt eine Prise Ironie in den vermeintlich harten Streifen. Sie trägt den gesamten Film mit ihrem wunderbaren Schauspiel mit ein bisschen Screaming Queen. Zu den weiteren Rückkehrern aus vorherigen Filmen zählen Andi Matichak als Allyson Nelson, Will Patton als Deputy Frank Hawkins und Omar Dorsey als Sheriff Barker.

Und während des Films genoss ich die Musik der Familie Carpenter. Auch hier werde ich mir den Score auf Vinyl kaufen, denn Carpenter und Familie verstehen ihr musikalisches Handwerk. Der Score lohnt sich und Soundtrackfans werden hier zuschlagen.
Für Carpenter-Liebhaber ist der Film auch ein Genuss, denn in Halloween Ends wimmelt nur von Anspielungen an den Regisseur. Es beginnt mit Das Ding aus einer anderen Welt, der am 31. Oktober im Fernsehen läuft.

Damals im Kino ein Flop, weil er gegen ET antrat, hat der Film heute sein Publikum gefunden. Dann wird natürlich der Film Halloween selbst zitiert: Ich sag nur Stricknadel im Hals oder das Betrachten der Leiche mit schiefen Kopf, nachdem Michael den Körper an die Wand mit dem Messer gepfählt hat.

Und dann kommen wir bei den Anspielungen auch zu den schlechten Seiten von Halloween Ends. Die Hommage an Carpenter setzt sich fort, so dass immerfort die Stephen Kings Verfilmung Christine zitiert wird. Ganze Einstellungen werden von diesem Film übernommen bis hin zum Ende von Michael Myers in der Schrottpresse. Leute, ich wollte Halloween sehen und nicht Christine, der für mich den Abstieg von Carpenter bedeutet hat.

Erinnern wir uns an Halloween III als versucht wurde, der Reihe eine neue Richtung zu geben. Ich fand die Idee gut, die Fans wandten sich dagegen von dem Film ab. Sie wollten Michael mit dem Messer und nicht einen Maskenfilm.

Und genauso werden sich die Fans von Halloween Ends abwenden, denn Michael kommt zu kurz. Stattdessen haben wir eine Love-Story, die wir schon 1000 Mal gesehen haben. Mädchen verliebt sich in den Bad Guy, gerät auf die schiefe Bahn und findet dann doch aufgrund der Liebe der Familie auf die Spur zurück. Der Bad Guy ist natürlich erst einmal schüchtern, Brillenträger versteht sich, wird gehänselt und trifft dann Michael im Abflussrohr. Da saß dieses Mal nicht der Clown Pennywise, sondern Michael hockt so seine vier Jahre herum. Die beiden werden Kumpel im Geiste, kloppen sich ein paar Mal und arbeiten dann zusammen, um ihr blutiges Handwerk zu erledigen. Geht es noch blöder?
Jetzt kann man diskutieren, was ist Traum und was ist Wirklichkeit. Wie kann das Böse schlechthin eine Allianz eingehen mit dem Lackaffen? Es ist einfach nur peinlich: Michael trifft seinen Nachfolger.

Regisseur David Gordon Green hatte mit dem Start von Halloween Ends einen guten, sehr guten Einfall, aber dann ist mir zu viel Wild One mit Brando und vor allem Christine enthalten, so sehr, dass es nervt.
Wir haben in den vergangenen Wochen mit dem Begräbnis der Queen gesehen, was eine Prozession ist. Da wirkt die Prozession der Einwohner von Haddonfield mit einem auf dem Dach angeschnallten Michael eher peinlich. Alle wollen schauen, ob Michael wirklich tot ist bzw wie er zerkleinert wird. Da hilft es auch nichts, dass wir im Schatten das Gesicht von Michael das erste Mal sehen. Ein alter Mann im blauen Arbeitsanzug, mehr nicht. Das ist nicht mein Michael Myers.

Filmkritik: Halloween Kills

27. Oktober 2021

Der zweite Teil einer Trilogie hat es immer schwer. Während im ersten Teil die Story aufgebaut und die Figuren eingeführt werden und im dritten die Geschichte mit einem großen Knall endet, so muss im Sandwich-Teil die Spannung gehalten und die Story weitergesponnen werden. Dies gelingt in wenigen Ausnahmen in der Filmgeschichte. Und es gelingt bei Halloween Kills. Es ist zwar nicht so, dass Halloween Kills in die Filmgeschichte als Meisterwerk eingehen wird, aber es ist ein solides Storytelling um Michael Myers und seine blutigen Taten.

Der Film hält, was der Filmtitel verspricht. Kills en masse, im Grunde alles was zwei Beine hat, wird vom absoluten Bösen gemeuchelt, erstochen, zerhackt, erwürgt, erschlagen – einfach gekillt. Der Film schließt dort an, wo sein Vorgänger Halloween aufgehört hat. Wer den nicht gesehen hat oder gar nicht weiß, wer Michael Myers überhaupt ist, der hat schlichtweg verloren. Aber Halloween hat seine Fans, wie Jason oder Freddy ihre Fans haben und sie wissen, was an Halloween in Haddonfield passiert wird. Also ohne lange Vorrede geht es an den Bodycount, Zack Rübe ab. Zimperlichkeiten oder gar Rücksichtnahme gibt es bei Halloween Kills nicht – der Name ist Programm.

Halloween Kills ist mehr
Aber Halloween Kills ist mehr als ein brutaler Slasher. Er hat eine tiefere Ebene, die interessant ist. Er stellt die wichtige Frage, von wem geht eigentlich der Terror aus? Im Film wird mehrmals darauf hingewiesen, dass der Staat versagt habe, die Bürger von Haddonfield zu schützen. Die Konsequenz ist das Aufstellen einer Bürgerwehr, die Jagd auf Michael Myers macht. Dabei geraten die besorgten Bürger in einen wahren Blutrausch. Die Staatsgewalt, in Form des schwarzen Sheriffs mit Stetson-Hut, bleibt erschöpft auf der Treppe zurück. Die Bürger nehmen ihr Schicksal alleine in die Hand und wehren sich.

Ist damit Halloween Kills eine Parabel über Trump und mit all seinen Konsequenzen wie den Sturm aufs Kapitol im Januar 2021? Vielleicht im Geiste, wobei der Film vorher schon im Kasten war. Und dennoch zeigt Halloween Kills die Verführbarkeit der Massen und der Ruf nach einem starken (An-)Führer. Und der Film zeigt die Fehlbarkeit: Statt Michael wird ein Unschuldiger gejagt, der vor dem wütenden Mob in den Tod springt.
Und damit ist Halloween Kills bei Zitieren der Filmgeschichte. Natürlich darf Jamie Lee Curtis als Laurie Strode, die inzwischen aussieht wie Patti Smith, sich immer wieder selbst zitieren. Es macht Spaß, sie anzusehen, wobei ihr Schauspiel auf das Krankenhaus in Haddonfield beschränkt bleibt und damit wohl einen Ausblick auf den dritten Teil des Halloween-Gemetzels gibt, der Halloween Ends heißen wird. Der Kinostart von Halloween Ends steht schon fest: Der nunmehr 14. Film aus der „Halloween“-Reihe kommt am 13. Oktober 2022 in die Kinos, fast genau ein Jahr nachdem Halloween Kills in den Kinos startete. Ich vermute mal, dass Halloween Ends im Krankenhaus spielen wird und damit die Erinnerung an Halloween II – Das Grauen kehrt zurück von 1981 aufkommt.

Patti Smith? Nein es ist unsere Scream-Queen

Aber ein klares Filmzitat und große Verbeugung kommt von Regisseur David Gordon Green. Die Szenen mit den wütenden und schreienden Mob erinnern mich an die großen Frankenstein-Filme. Wenn sich die Dorfbewohner aufmachen und das Monster Frankenstein zur Mühle jagen, dann hat Regisseur David Gordon Green genau hingeschaut. Das macht Spaß anzusehen, dass Green hier die Klassiker zitiert.
Und ebenso scheint er seinen Tolkien gelesen und die Herr der Ringe-Verfilmungen gesehen zu haben. Als Michael Myers im Park nach seinem Opfer Ausschau hält, verkriecht sich das weibliche Opfer unter einer Baumwurzel. Myers als Schwarzer Reiter aus dem HdR-Universum, der auf der Suche nach den Hobbits ist, sie aber nicht entdeckt und weiterzieht.
Aber natürlich ist Halloween Kills nur ein Film für eingefleischte Fans der Reihe. Erinnert sei an dieser Stelle an den Halloween-Klassiker Halloween – Die Nacht des Grauens von John Carpenter von 1978, ein Slasher, der anders als Halloween Kills ohne Blut auskommt. Immer wieder sehenswert.