Die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik intensiviert die Beziehungen Bayerns zur tschechischen Regierung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – über gemeinsame Projekte und Veranstaltungen und als Schaufenster Bayerns. Das ist ein wirtschaftlich und kulturell wichtig, sondern hat auch eine enorme Symbolkraft der Versöhnung zwischen Deutschland/Bayern und Tschechien. Geleitet wird diese Vertretung der Bayerischen Staatskanzlei von Martin Kastler bei dem unsere Reisegruppe vom Pfarrgemeinderat Maisach aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck gleich Mal vorbeischaute. Organisiert wurde das Gespräch samt Reise von Matthias Dörr, Mitglied des Maisacher Pfarrgemeinderates.

Ich kenne Martin Kastler noch aus früheren Zeiten und freute mich, den sympathischen Mann wieder zu treffen. Freundlich wurden wir empfangen und freundlich wurde diskutiert über zahlreiche Aspekte. Mich interessierte vor allem der Stand der Digitalisierung in Tschechien. Überall in Prag, so mein subjektiver Eindruck, wird stark auf Technologie gesetzt. Überall in Prag sind aber auch Überwachungskameras angebracht, für Deutsche ein ungewohntes Bild. Auch mein persönlicher Eindruck: Die Tschechen geben enorm Gas und haben Lust auf Veränderung, während viele meiner Landsleute satt sind.

Bayern in der Goldenen Melone
Übrigens, die bayerische Repräsentanz ist in der Goldenen Melone angesiedelt. So lautet der Name des Hauses, der erstmals 1422 urkundlich erwähnt wurde. Die Familie Chotek aus dem alten böhmischen Adel erwarb im 18. Jahrhundert das Gebäude. Und da klingelte es bei mir, denn Sophie von Chotek ist den Geschichtsfreunden bekannt. Sophie Maria Josephine Albina Gräfin Chotek von Chotkowa und Wognin (1. März 1868 in Stuttgart bis 28. Juni 1914 in Sarajevo), ab 1900 Fürstin, ab 1909 Herzogin von Hohenberg, war eine böhmische Adelige und Ehefrau des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand. Sie fiel mit ihm zusammen dem Attentat von Sarajevo zum Opfer, das den Ersten Weltkrieg auslöste.

In dem Gebäude gibt es ein Zimmer, was dem Bayerischen Ministerpräsidenten und seinen Kabinettsmitgliedern als Dienstzimmer vorbehalten ist. Reinschauen durfte ich, betreten durfte ich das Zimmer von Söder und Kollegen nicht.

Maisacher zelebrieren Gottesdienst
Wir hatten Glück mit unserem Besuch, denn die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik feierte just ihr zehnjähres Jubiläum. Dazu gab es einen Gottesdienst im Veitsdom, zu denen wir eingeladen waren. Besondere Ehre zudem: Rainer Ullmann, Diakon aus Maisach, durfte zusammen mit dem tschechischen Stadtpfarrer den Gottesdienst halten. Und Doris Ortlieb aus Maisach durfte die Lesung auf Deutsch vortragen – wenn das mal keine Ehre ist. Hier der deutsche Teil des Gottesdienstes mit den Maisacher Akteure.






Aussöhnung ist enorm wichtig
Am nächsten Tag sah ich eine Statue von Edvard Beneš. Als Beneš-Dekrete werden 143 Dekrete des Präsidenten der Republik bezeichnet, die während der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei im Zweiten Weltkrieg von der Exilregierung in London und später von der Nachkriegsregierung erlassen wurden. Sie wurden am 28. März 1946 von der provisorischen tschechoslowakischen Nationalversammlung gebilligt.

Die Beneš-Dekrete dienten Behörden und vielen Bürgern gleichermaßen als Freibrief für einen Rachefeldzug, der Millionen Menschen um ihr Eigentum und Tausende um das Leben brachte, und sie leiteten 1946 in die Vertreibung der Sudetendeutschen und Ungarn aus der Tschechoslowakei über. Sehr gut, dass auf Versöhnung gesetzt wird. Unser Besuch ist ein aktiver Beitrag der Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen und ist für mich enorm wichtig. Daher war auch ein Besuch bei der Repräsentanz des Freistaats Bayern sehr wichtig.
Spatzen singen
Zudem lauschten wir ein Konzert der Regensburger Domspatzen. Der Knabenchor ist der wohl älteste der Welt und wird aktuell geleitet von Domkapellmeister Christian Heiß.

Wir waren noch beim Empfang anlässlich der Domspatzen im Erzbischöflichen Ordinariat dabei. Sehr eindrucksvoller Bau. Mich persönlich als Filmfan interessierte ein Gang, den Miloš Forman 1984 in seinem Film Amadeus mit Tom Hanks gedreht hat und uns im fertigen Film als Schloss Schönbrunn in Wien verkauft wurde. Man sieht wunderbar die französischen Gobelins, die auch im Film verwendet wurden.





