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Mal anders schlafen – die Alternative Airbnb

16. Juni 2016

In den sozialen Netzwerken sehe ich immer wieder Freunde auf Reisen. Sie besuchen wunderschöne Orte, entfernte Städte, faszinierende Länder. Und ich frage immer wieder nach, in welchen Hotels sie absteigen und notiere mir die Adressen, falls ich auch in die Verlegenheit komme, dorthin zu reisen. In jüngster Zeit bekomme ich immer wieder Airbnb als Antwort. Es handelt sich um den massiven Trend der Privatvermietung. Warum in teuren Hotels absteigen, wenn man preiswerter in Privatwohnungen unterkommen kann? Ein Bekannter war neulich im wunderschönen Venedig unterwegs und schlief preiswert über Airbnb, eine andere Bekannte nächtigte in Texas während South by Southwest. „Ein Hotelzimmer wäre viel, viel zu teuer und ich will mitten im Leben sein.“ Ein Programmierer aus dem Freundeskreis nächtigt in SF, um nicht die horrenden Hotelpreise zu bezahlen zu müssen.

Auf zur Reise, doch wo übernachten?

Auf zur Reise, doch wo übernachten?

Organisiert wird das alles über das Netz. Airbnb tritt dabei als Plattform auf und vermittelt zwischen Angebot und Nachfrage. Und wieder ist der Plattformgedanke da, der jetzt auch den Tourismus verändert. Nach der Revolution im Taxi-Bereich durch Uber nun die Revolution im Tourismusbereich. Die Kohle lockt in einer sich veränderten Wirtschaft. Der Wunsch, an der boomenden Tourismusbranche mitverdienen zu wollen, erreicht in immer stärkerem Ausmaß auch den privaten Wohnungsmarkt. Viele sehen darin eine lukrative Einnahmequelle, immer mehr werden Privatwohnungen an Touristen vermietet.

Bisher hab ich auf Reisen nur in Hotels übernachtet.

Bisher hab ich auf Reisen nur in Hotels übernachtet.

In touristisch attraktiven Städten wie München oder Nürnberg wächst mit ständig steigenden Übernachtungszahlen auch der „Grau-Markt“ professionell vermarkteter Ferienwohnungen und Privatapartments.
Wie reagieren nun etablierte Strukturen auf den Plattformgedanken. Im Taxi-Bereich haben die Taxifahrer gegen die neue Konkurrenz Uber mobil gemacht. Im Tourismus-Umfeld wird die Sache etwas schwieriger. Ein Berliner Gericht sieht das Verbot von Ferienwohnungen in der Hauptstadt als rechtens an. Seit Mai dürfen Vermieter nicht mehr über Airbnb, Wimdu und Co. ihre Wohnungen anbieten. Wohnungen in normalen Wohnhäusern als Ferienapartment zu vermieten, ist demnach verboten. Wer es ohne Ausnahmegenehmigung dennoch tut, riskiert bis zu 100.000 Euro Bußgeld.
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband hat mit einer Pressemitteilung reagiert. „Dadurch“, so DEHOGA Bayern-Präsident Ulrich N. Brandl, „finden sich Wohnungsmieter, in deren Haus Wohnungen plötzlich gewerblich untervermietet werden, oft Belästigungen ausgesetzt.“ „Zudem werden in der Regel die für Beherbergungsbetriebe gültigen Sicherheits- und Hygienestandards nicht beachtet“, ergänzt Stefan Wild, Vorsitzender des Fachbereichs Hotellerie im DEHOGA Bayern, „So fehlen Feuerlöscher und Fluchtwegepläne, die für Hotels durch die Betriebsverordnung vorgeschrieben sind, oft völlig. Ebenso werden allzu oft keinerlei gewerberechtliche oder auch jugendschutzrechtliche Vorschriften eingehalten.“ Fraglich ist weiterhin, ob Steuern ordnungsgemäß abgeführt werden. Die Folgen: Einerseits geht das Modell auf Kosten von Verbrauchern und Steuerzahlern, andererseits ist eine Wettbewerbsverzerrung zu erkennen.

Wo soll man nun einchecken?

Wo soll man nun einchecken?

Alles sicherlich richtige Argumente. Und wenn ich meine Freunde, die Airbnb-Nutzer, damit konfrontiere, ernte ich Schulterzucken. „Preiswert soll es sein und ich will mitten im Leben sein“, bekomme ich die Antwort. Etablierten Systemen mit ihren Kostenstrukturen traut man scheinbar diesen Wandel nicht zu. 2014 hatte der Focus eine Umfrage in Auftrag gegeben: Im Jahr 2014 konnten sich 26 Prozent der Deutschen vorstellen, in ihrem nächsten Urlaub statt eines Hotels eine Privatunterkunft zu buchen – so eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag von Focus. Heute werden es deutlich mehr sein.
Brandl fordert: „Dieser Zweckentfremdung von Wohnraum muss entgegengesteuert werden. Denn durch diese Zweckentfremdung geht wertvoller Wohnraum verloren. Gerade in Großstädten, wo Wohnungsknappheit herrscht, ist darauf zu achten, dass der Graumarkt sich nicht als Konkurrenz zu den konzessionierten Betrieben erweist.“ Wilds Fazit: „Um eine Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden, sind für Alle, die ihre Privatwohnungen gewerblich vermieten, Regelungen einzuhalten, egal ob es sich hier um sicherheitsrechtliche oder steuerrechtliche Bestimmungen handelt. Dieser Missbrauch muss stärker kontrolliert werden, deswegen unterstützen wir ausdrücklich alle Bemühungen von Städten und Kommunen, die zur Einhaltung von Recht und Gesetz beitragen.“
Die Zahlen von Airbnb sind eindrucksvoll. Airbnb, gegründet im August 2008 mit Sitz in San Francisco, Kalifornien, führt Menschen in jeder Preisklasse in Reiseerlebnissen zusammen. „Mit unserem erstklassigen Kundenservice und einer ständig wachsenden Zahl von Nutzern ist Airbnb der einfachste Weg, mit Deinem freien Wohnraum Geld zu verdienen und ihn Millionen von Menschen vorzustellen“, heißt es auf der Website des Unternehmens. Gesamtzahl der Gäste: +60.000.000, Städte +34.000 (sogar mein Dorf in dem ich lebe, ist dabei), Schlösser +1.400 und in Länder +191
Wie ist eure Meinung zu dem Thema?

Mein Paris: Meine Hotelerfahrung

7. November 2010
Überraschung: Das gebuchte Zimmer war wohl besetzt.

Überraschung: Das gebuchte Zimmer war wohl besetzt.

Wer nach Paris reist, steht vor einem Dilemma. Es gibt dort wunderbare Hotels mit großartigem Service, aber auch zu saftigen Preisen. Und es gibt weniger gute Hotels, mit etwas weniger gutem Service, aber zu hohen Preisen. Was anderes scheint es in Paris nicht zu geben. Die einzige Konstante ist: Hoher Preis. Klar, in der Stadt der Liebe kann es sich der Hotelbesitzer erlauben, denn Paris ist immer noch ein Magnet. Und dieser Magnet übte auch seine Anziehungskraft auf mich aus. Also Koffer gepackt und ab nach Paris. Genächtigt wurde im ibis – Hotel, gebucht wurde über HRS via iPad App.

Das Hotel liegt in der Nähe der Messe – also Porte des Versailles, in einer verkehrsarmen Seitenstraße. Vorweg: Es war die richtige Wahl, aber der erste Tag begann unter dunklen Vorzeichen. Spät nachts kam der Flieger in Orly an, Taxis gab es trotz Benzinknappheit nach einer kleinen Warterei zur Genüge. Übrigens: Benzinknappheit durch Streiks – wenn so eine Stadt aussieht, in der Benzin knapp ist, dann möchte ich nicht nach Paris, wenn Super, Benzin und Diesel reichlich fließen. Der Verkehr ist enorm. Zurück zum Hotel: Eingecheckt und mit dem etwas engen Fahrstuhl in den zweiten Stock in die noch engeren Zimmer gefahren. Doch das Zimmer war nicht gemacht. Das Bett war zerwühlt, das Badezimmer benutzt. Das Zimmer war entweder noch bewohnt – oder der Raumservice hat es schlichtweg vergessen. Zurück zur Rezeption und das Leid geklagt: Zunächst im brüchigen Französisch, dann im besseren Englisch. Und Überraschung: Die Dame hinter der Rezeption spricht Englisch. Zwar nicht Oxford-English, aber zur Verständigung reicht es. Was ist bloß mit Frankreich los? Jedes Klischee wurde schlagartig vom Tisch gewischt. Wie oft war ich in Frankreich und niemand sprach Englisch mit mir?

Wow und gleich die zweite Überraschung: Die Dame an der Rezeption kümmerte sich um ein neues Zimmer, sie kümmerte sich um mein Problem. Trotz Messezeit und vollem Haus gab es ein neues Zimmer – und das ohne Probleme, aber mit zahlreichen Entschuldigungen. Obwohl die Bezeichnung Zimmer etwas voreilig gewählt wurde. In den Raum passte ein Bett und das war es. Maximal neun Quadratmeter war das Zimmer groß, erreichbar über enge verwinkelte Gänge. Egal, ich muss ja nur schlafen. Viel dramatischer: Der Raum hatte nur eine Steckdose. Wie sollte das ganze Technikzeugs (iPhone, MacBook Air, iPad, Akku) denn geladen werden. Das ist ein klarer Minuspunkt – auch weil das Bad über keine Steckdose verfügte. Positiv überrascht: Es gab ein kostenloses WLAN. Es sind 200 MB pro Tag und ich düfte nicht skypen, aber zumindest war ich von der Welt nicht abgeschnitten. Das ist ein absolutes Plus und ich buche Hotels nur noch, wenn sie über WLAN verfügen.

Da ich nicht unbedingt dem Aufzug vertraute, ging ich die Treppen zu meinem Stockwerk zu Fuß. Dort stieß ich auf ein Plakat. Die Hotels haben eine Qualitätsprüfung hinter sich und sind nun ISO 9001 zertifiziert. In Deutschland dürfte so ein Hotel mit den engen Fluchtwegen nicht eröffnen. In Frankreich geht es und es ist nicht das Problem der Franzosen.

ISO 9001 - na dann ist ja alles klar.

ISO 9001 - na dann ist ja alles klar.