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Periscope kann jetzt auch quer

15. September 2015

Einmal hoch – einmal quer, was will man mehr? So lautete eine alte Fotografenregel in meiner Ausbildung zum Redakteur. Und ich freue mich, dass diese alte Regel jetzt auch für Periscope gilt.

Software-Update von Periscope laden.

Software-Update von Periscope laden.

Nach dem jüngsten Software-Update auf Version 1.2 wurde Periscope weiterhin professionalisiert. Für mich ist es ein interessantes Tool für mobilen Journalismus. Der BILD-Chef Kai Diekmann macht es vor und penetriert uns mit Periscope-Übertragungen. Vielleicht ist es manches mal zu viel, aber zumindest experimentiert er damit herum. Viele der Journalistenkollegen haben noch nicht verstanden, wohin der Zug fährt. Wer draußen auf Termin ist, kann von dem Termin senden – der Ü-Wagen ist durch das Smartphone in der Hosentasche.

Interessant ist, dass Facebook auf die Herausforderung von Periscope reagiert. Für verifizierte Accounts gibt es die Möglichkeit auf Sendung via Facebook zu gehen. Die Funktion heißt Mentions. Ich verfolge mit Interesse die Sendungen beispielsweise von Guy Kawasaki, ehemals Apple-Evangelist und heute Buchautor.
Ob und wann Facebook die Mentions-Funktion für uns Normalbürger freischalten, war nicht herauszubekommen. Aber ich sehe diese Aktion als klare Reaktion auf Periscope und dem verbundenen Twitter-Netzwerk.
Aber die aktuelle Medienpolitik macht es uns schwer. In Bayern heißt die Hürde die BLM – die Bayerische Landeszentrale für neue Medien. Im Grunde brauche ich für meine Periscope-Sendungen eine Sendelizenz der BLM. Was in alten analogen Zeiten und mit dem verbundenen Mangel an Frequenzen richtig war, ist heute im digitalen Zeitalter einfach nur lächerlich. Leute, ändert dies.

söder
Ich habe neulich ein Gespräch von Bayern Finanzminister Markus Söder mit dem BLM-Chef und CSU-Parteikollegen Siegfried Schneider mitbekommen, als sich Söder für die Überarbeitung der Rundfunkverträge einsetzte. Die BLM ist in Bewegung, aber konkrete Beschlüsse gibt es nicht.
Also befinden wir uns in einer Grauzone und ich werde weiter Periscope für meine Arbeit einsetzen. Mal senden, wann ich wieder auf Sendung gehe – dieses Mal im Querformat Landscape-Mode.

Journalist bringt Merkel in Bedrängnis

2. November 2009

Einen Grundlagenkurs in Kommunikation müssen unsere Bundeskanzlerin und einen Benimmkurs die Herren Seehofer und Westerwelle belegen. Das ist das Resultat, wenn man sich einen Ausschnitt aus der Bundespressekonferenz auf YouTube ansieht. Dort fragt der holländische Journalist Rob Savelberg die Kanzlerin, ob denn der neue Finanzminister Wolfgang Schäuble überhaupt geeignet sei. Schließlich habe Schäuble in der CDU-Spendenaffäre „vergessen, dass 100.000 Mark in seiner Schublade liegen.“ Angela Merkel antwortet: Schäuble habe ihr Vertrauen. Die Herren Seehofer und Westerwelle grinsen über die Frage und sind wohl glücklich, dass sie nicht gefragt wurden. Im Saal ist deutlich Gelächter zu vernehmen.

Auf diese Frage muss die Regierung vorbereitet sein und zeigt, wie schlecht es um Kommunikation in diesem Lande bestellt. Chapeau vor „De Telegraaf“-Mann Rob Savelberg, der die Frage stellte. Seine deutschen Kollegen hatten scheinbar die Spendenaffäre nicht mehr auf dem Schirm oder trauten sich nicht zu fragen. Auch das ist eine Krise des deutschen Journalismus. Mund aufmachen und nachfragen, so wie ihr es in euren Volo-Kursen gelernt habt. Schließlich geht es um das Geld von 82 Millionen Bundesbürgern.

Das Ganze wäre wohl nicht weiter bekannt geworden, wenn der mitgeschnittene Phoenix-Clip nicht auf YouTube aufgetaucht wäre. Innerhalb von ein paar Tagen hatte Minutenausschnitt über 800.000 Klicks. Die virale Kampagne war gestartet. Verantwortliche unterschätzen die digitalen Möglichkeiten. Neue Kommunikation ist gefragt. Schon mal etwas von Krisen-PR gehört. Gerne mache ich da ein Angebot.