Posts Tagged ‘Fachwerkhaus’

Wein, Fachwerk und Sternenglanz – Ein Sommerabend bei Maximilian Schocke in Birkweiler

11. August 2025

Wenn ich schon mal in der Pfalz auf dem großen Weinfest meines Lieblingswinzers Simon Graßmück in Birkweiler bin, dann muss ich auch die Sterneküche am Ort ausprobieren. Maximilian Schocke ha seinen Michelin-Stern verteidigt und durch Zufall haben meine Frau und ich in St. Laurentiushof in der Südpfalz einen Tisch bekommen.

Seit Juli 2021 führt Maximilian Schocke die Küche des St. Laurentiushof – Schockes Küche in Birkweiler, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist – eine Anerkennung, die für hohe kulinarische Qualität steht. Der St. Laurentiushof ist ein ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert stammendes, liebevoll restauriertes Winzerhaus im Zentrum von Birkweiler. Die imposante Fachwerkfassade zeichnet sich durch dunkle, kräftige Holzbalken in klassischen, fachwerktypischen Mustern auf weißem Grund aus. Der Sockelbereich des Gebäudes besteht aus massiven roten Sandsteinquadern, welche dem Haus ein solides Fundament verleihen und es optisch klar vom Straßenniveau absetzen. Das Wetter passte, also konnten wir im Innenhof speisen. Im Innenhof, über den der Eingang zum Hotel und Restaurant erfolgt, zeigt sich eine einladende Atmosphäre: rustikale Kopfsteinpflasterung, ein sommertypischer Weinlaubüberstand als schattenspendendes Element sowie dezente städtische Möblierung mit Tischen, Stühlen und Blumendekorationen. Dies unterstreicht den landhausähnlichen Charakter des Hauses – historisch und zugleich gastfreundlich.

Wir nahmen im hinteren Bereich Platz, etwas entfernt von einer Familie mit einer redseligen allwissenden Mutter. Unsere Gastgeberin im Service war Lara Schocke, die unterstützt wurde von zwei sympathischen männlichen Aushilfen. Maximilian Schocke führt die Küche und begeistert mit kulinarischer Exzellenz, während Lara mit Ihrer Herzlichkeit, vinophiler Begeisterung und organisatorischem Geschick den Service leitet und Gäste begeistert.

Maximilian Schocke sammelte über sieben Jahre umfassende Erfahrungen in der gehobenen Gastronomie – unter anderem auf Sylt, wo er zwei Stationen als Chef de Partie absolvierte, sowie in Potsdam als Junior Sous‑Chef. Diese Stationen haben seine Kochkunst entscheidend geprägt und ihm ein tiefes Verständnis für den Umgang mit hochwertigen Zutaten vermittelt.

Im Jahr 2019 legte er erfolgreich seine Meisterprüfung in Hannover ab. Anschließend übernahm er die Position des Chef de Cuisine im Filterhaus Werde an der Havel (Brandenburg), wo er seine Führungsqualitäten und sein kulinarisches Können weiter ausbauen konnte.

Seit dem Jahr 2021 führt Maximilian Schocke gemeinsam mit seiner Frau das Restaurant Schockes Küche im St. Laurentiushof in Birkweiler, Südpfalz – als Inhaber und Küchenchef. Leider haben wir Maximilian Schocke nicht kennengelernt. Der Meister blieb in der Küche und schaute nicht zu seinen Gästen, um die Huldigung entgegenzunehmen.

Maximilians Kochphilosophie lässt sich für mich beschreiben: klare Geschmacksbilder, vielschichtig und intensiv. Er schafft ambitionierte, moderne Gerichte aus exzellenten Zutaten, die möglichst regional und saisonal bezogen werden. Dabei legt er Wert auf Präzision und Raffinesse, etwa bei der perfekt konfierten Fjordforelle, die mit einer Mispel-Reduktion, eingelegtem Mispelfruchtfleisch, Forellenkaviar und Linsen serviert wird – ein Paradebeispiel seiner filigranen Handschrift. Fjordforelle haben wir allerdings nicht bekommen.

Ein zentraler Baustein von Schockes Angebot ist das “Maximum” Menü – ein Setmenü mit fünf bis acht Gängen, das auf Wunsch auch vegetarisch gestaltet werden kann.
Die Küche von Maximilian Schocke wurde in kurzer Zeit zu einer Top-Adresse in der Südpfalz. Der Laurentiushof ist nicht nur ein kulinarischer Geheimtipp, sondern ein Ort, an dem Tradition und Innovation zusammenfinden. Schocke legt großen Wert auf hochwertige Produktqualität und eine moderne Menüführung – seine Kreationen heben sich deutlich von der regionalen Traditionsküche ab.

Für mich überzeugt die Küche durch präzise, vielschichtige Aromen, regionale und saisonale Zutaten und eine ruhige, fokussierte Küchengestaltung. Genuss auf hohem Niveau, getragen von Leidenschaft, Kreativität und handwerklicher Exzellenz.

Wir wählten das sieben Gang Menü. Es begann mit mehreren Grüßen aus der Küche.

Balfego Thunfisch mit Rohrbacher Zucchini | Escabeche | Wassermelone

Wildgarnele von der Algarve mit Ajo Blanco | Sizilianische Mandel

Saibling „Ikejime“ mit La Goonery Puy-Linsen, Liebstöckel | Champignon

Portugiesischer Calmar und Ochsenschwanz mit Erbsen | Ndujaschaum

Burrweiler Landei und Wintertrüffel mit Kohlrabi | Piemonteser Haselnuss | Vin Jaune

Sommerliche Challans Ente mit reduzierter Entenessenz | Pekannuss | Essigkirsche Pfeffer

Seeteufel „Petit bateau“ mit Garnelewürze | Spitzkohl aus Kandel | XO-Sauce | Schnittlauch – Bergamottensauce

Rohmilchkäse vom Brett

Und nochmal ein Gruß aus der Küche.

Sturm im Wohnzimmer

3. Februar 2009

burg

Ein Sturm ist durch die Burg gefegt. Mauerteile sind abgebrochen, Türme sind eingestürzt und liegen zerborsten im Burghof. Edle Ritter und Bogenschützen wurden in Massen dahingerafft. Waffen, Ausrüstung, Fässer sind verstreut. Ein Angriffsturm hängt schief an einem Fachwerkhaus. – Unser Wohnzimmer sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hat. Dabei sind doch nur die roten Drachen der Drachenritter über die gegnerische Burg gekommen und haben alles kurz und klein geschlagen.

Eine Ausnahme? Nein, nicht wirklich. Mein Sohn hat mit seinen Playmobil-Figuren gespielt und alles in die Schlacht geworfen, was er so hatte. Da macht es auch nichts, wenn in der Ritterburg auch die Feenwelt seiner Schwester auftaucht oder ein Sheriff aus dem wilden Westen neben einem Baukran der Moderne steht. Es ist die Ansicht des Spielers, was passt und was nicht. Sohnemann ist auf jeden Fall in seine Playmo-Welt versunken und spielt begeistert mit dem Plastik aus Franken.  Unterstützt wird es durch gerippte CDs, die über iTunes laufen: Das Hörspiel: Die Playmos: Dinos greifen an, ist derzeit ein Renner. Selbst ich kann schon einige Dialoge fehlerfrei mitsprechen. Also Sohn liebt Playmobil.

Genauso wie sein Vater übrigens. Ich war und bin auch ein Playmo-Fan. Bei mir begann es um 1974/75 als meine Eltern mit eine Ritterausstattung kauften. Ich wollte zu Beginn keine Figuren, was sich kurz darauf als blöde Entscheidung entpuppte. Ich wollte Ritterzubehör: Bänke, Tische, Waffenständer, Hellebarden, Schwerter und ich glaube, Schilder waren auch dabei. Teile von dem Zeug haben wir noch heute und es kommt in der aktuellen Ritterwelt des Sohns zum Einsatz. Spielzeug, das Generationen einsetzen.

Bei mir begann es mit Ritter, dann kamen Bauarbeiter hinzu – später natürlich die klassische Berufe wie Feuerwehr und Polizei. Ich machte einen Abstecher in den wilden Westen, zum Camping und landete irgendwann auch bei britischen Garden des 18. Jahrhunderts. Mit Wachhäuschen und Gewehr mit Bajonett waren sie eine Zeitlang meine Lieblingsfiguren. Ganz hohes Ansehen hatte bei mir übrigens ein Kamerateam. Es hatte eine weiße Fernsehkamera, die auf einen blauen Ständer befestigt war. Leider wurde die Kamera in jugendlichen Leichtsinn etwas schief beklebt. Ich denke, dieses TV-Team war der Auslöser meiner späterer Journalistenkarriere.

Heute müssen die Playmos aber ruhen. Gestern habe ich im Twitter der Bild gelesen, dass der Playmobil-Erfinder Hans Beck im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Trauer ist bei den Figuren angesagt, wenn der Papa  von ihnen gegangen ist. 2,2 Milliarden Figuren wurden gefertigt und ich habe das Gefühl, ein Großteil davon steht in unserem Wohnzimmer. Firmeninhaber Horst Brandstätter hatte den gelernten Möbeltischler und passionierten Modellbauer 1958 aus über 20 Bewerbern ausgewählt und es war die richtige Entscheidung. Die Playmo-Welten haben mich begleitet und auch meinen Sohn. Und wenn meine Kinder mal Kinder haben sollten, werde ich ihnen als Opa auch Playmo schenken. Vielleicht auch Ritter, damit dann das Wohnzimmer meiner Kinder genauso wie ein Saustall aussieht, wie das meinige jetzt.